Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Fürst Adam Czartoryski.[]

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Czartoryski (Adam, Fürst) geb. den 1. December 1731, ehemaliger General von Podolien, nachher kaiserlich österreichischer Feldmarschall.

Biblioteka Narodowa w Warszawie.

So deutlich ihn seine hohe Geburt, sein unermeßlicher Reichthum, sein ausgezeichneter Verstand und seine ausgebreiteten Kenntnisse zu einem bedeutenden Einflusse in den stürmischen Ereignissen seines Vaterlandes berufen zu haben schienen, so hielt ihn doch das Geschick, das oft mit den Gaben der Natur und des Glückes spielt, immer in untergeordneten Verhältnissen. Nach August III. Tode war er unter den Mitbewerbern um Polens Thron, und die Stimme seinen Landsleute hätte ihn vielleicht darauf erhoben; aber Stanislaus Poniatowski, nach Petersburg gesandt, um diese Unterhandlungen einzuleiten, erhielt, wie man weiß, die polnische Krone von Katharina II. für sich selbst; seitdem befand sich die mächtige czartoryskische Familie nebst ihrem ganzen Anhang im Mißverständnisse mit dem neuen Souverain. Obschon der Fürst Czartoryski, nach der ersten Theilung seines Vaterlandes, wegen seiner weitläuftigen Besitzungen in Galizien in österreichische Dienste getreten war, so wendete er doch auf dem Landtage von 1789 und 1791 alles an, die Unabhängigkeit und Wiederherstellung einer dauerhaften Regierung in Polen bewerkstelligen zu helfen. Er war während dieses Zeitpunktes außerordentlicher Gesandter in Dresden, um den Churfürsten von Sachsen zur Annahme der Krone Polens zu bewegen; von hier begab er sich nach Wien und suchte um die Vermittelung und den Schutz des Kaisers gegen die Absichten Rußlands an. Da seine Bemühungen fruchtlos geblieben, und der König Stanislaus der Conföderation von Targowiza beigetreten war, zog sich der Fürst Czartoryski auf seine Güter und nach Wien zurück, wo er während der Unruhen von 1794 lebte, ohne unmittelbaren Antheil daran zu nehmen. Bei dem unglücklichen Ausgange derselben war er genöthigt, seine beiden Söhne an Catharinen II. zu schicken. Seitdem gewann der Großfürst Alexander, jetziger Kaiser, den jüngern Prinzen, Adam Czartoryski (geb. 14. Januar 1770), ältesten Sohn des Vorhergehenden, besonders lieb. Trotz der Stürme am Hofe, und trotz der Art Exil, in welches ihn Paul I. als russischen Gesandten an den sardinischen Hof verwies, eilte Alexander, treu seiner frühern Neigung, ihn nach seiner Thronbesteigung zurückberufen, und ernannte ihn bald darauf zum einstweiligen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, dessen Stelle ihm nach Woronzoffs Abgange förmlich übertragen wurde. Er begleitete den Kaiser Alexander auf seinen Reisen in Deutschland 1805. In demselben Jahre hatte der Kaiser von Oesterreich seinen Vater zum Feldmarschall ernannt. Im Jahre 1806 resignirte er und erhielt den Grafen von Budberg zum Nachfolger im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Im Jahre 1812 war der alte Fürst Czartoryski der erste gewesen, der in der Eigenschaft eines Marschalls des Reichstags die Conföderationsacte unterzeichnet hatte. Am 1. Dec. 1815 wurde er zum Woiwoden-Senator des neuen Königreichs Polen ernannt.


Czatorysky, k. k. österreich. Feldmarschall.[]

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Der 1. December 1731.

Fürst Adam Casimir Czatorysky-Sangusco, Ritter des goldenen Vliesses, des weissen Adlers-, der Stanislaus- und Andreas-Ordens, kais. österr. F. M., früher Inhaber des 4ten österreichischen Curassier-, später des 9ten Infanterie-Regiments, wurde am 1. December 1731 geboren.

Als Abkömmling des hohen Geschlechts der Jagellonen, Starost und General von Podolien war er nach König August III. Tode einer der Mitwerber um den polnischen Thron. Viele Stimmen der Nation waren für ihn. Allein Stanislaus Poniatowsky wusste sich die Krone zu verschaffen.

Fürst Czatorysky trat in österreichische Dienste, und da seine wiederholte Bemühungen, theils bei der Nation selbst, theils bei mehreren Mächten, die Unabhängigkeit und Wiederherstellung Polens zu erzielen, vergeblich waren, zog er sich auf seine Güter und nach Wien zurück. Im J. 1812 trat er wieder öffentlich auf, und unterzeichnete als Marschall des Reichstages der erste die Confoederations-Akte.

Beim Wiener Congresse, der über seines Vaterlandes Schicksal entschied, erschien der Fürst an der Spitze einer polnischen Gesandtschaft, und überreichte dem Kaiser Alexander die Grundlage der entworfenen Constitution. Der russische Monarch, der ihn und seine Familie bei jeder Gelegenheit sehr ehrenvoll auszeichnete, ernannte Czatorysky zum Senator-Palatinus des neuen Königreichs Polen.


Zeitungsnachrichten.[]

[1806]

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Rußland.

In der neuesten Petersburger Hofzeitung liest man: "In Sr. Kaiserl. Majestät dem dirigirenden Senat mit höchsteigenhändiger Unterschrift gegebenen, allerhöchst nahmentlichen Ucasen vom 17. Jun. ist enthalten. Im ersten: In Erwägung der allerunterthänigsten Bittschrift, die Uns von dem Geheimerath, Fürsten Czartoryski, eingereicht worden, entlassen wir denselben allergnädigst der Function des Ministerscollegen der auswärtigen Angelegenheiten, wobey er jedoch, wie zuvor, Mitglied im Staatsrath und im dirigirenden Senat, mit Beybehaltung der Aemter, die er im Fache der Volksaufklärung bekleidet, verbleiben wird. Im vierten: den General der Infanterie, Baron Budberg, ernennen wir allergnädigst zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
  3. Wiener Zeitung. Nro. 65. Mittewoche, den 13. August 1806.
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