Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Tagebuch der Nord-Armee.[]

[1]

1792.[]

October.

21. Beurnonville langt an der Spitze seiner Truppen auf der Rückkehr aus Champagne unter Valenciennes an.


Labourdonnaie wird Obergeneral der Armee.
25. Tourcoing und Roubais werden von dem Feinde verlassen.
28. Der General Berneron rückt mit seiner Abtheilung in den Wald von Benissard.


Dumourier wird Obergeneral der vereinigten Nord- und Belgischen Armeen.
30. Gefecht zwischen Peruvels und Blaton.

November.

1. Die Armee unter Valencienes; der Vortrab vorwärts Quiévrain; die Abtheilung Harville zu Hon; Labourdonaie zu Sanghien.
2. Der Feind wird aus Lannoi geworfen.
3. Gefecht von Thulin.
4. Der Feind wird aus Montreuil, Thulin xc. vertrieben.
5. Angriff von Quaregnon; die Armee rückt auf Mons.
6. Die Franzosen greifen Menin an, und bemächtigen sich Pont-Rouge's, Warneton's und Commines's xc.
6. Schlacht von Jemappes.
6. Der General Labourdonnaie zu Hertain.
7. Einmarsch der Franzosen in Werwick und Mons.
8. Labourdonnaie zu Tournay; Berneron zu Ath; der Feind zieht sich auf Brüssel zurück.
9. Der General Berneron zu Hall.


Der General Stengel führt an Beurnonville's Stelle den Vortrab an; letzterer soll die Mosel-Armee befehligen.
11. Die Armee zu Enghien; Harville zu Braine-le-Comte; der Vortrab zu Hall.
12. u. 13. Bricht von Dünekirchen ein Heerhaufen auf, und bemächtigt sich Nieuport's, Ostende's und des ganzen, an der See liegenden Flanderns.
13. Gefecht von Sanct-Peterslau und Anderlecht.
14. Die Armee zu Anderlecht; Einmarsch der Franzosen in Brüssel.
16. Einnahme von Ypern und Furnes durch die Franzosen.
- -. Labourdonnaie marschirt nach Anvers.
17. Der General Stengel bemächtigt sich Mechelns.
18. Labourdonnaie nimmt Anvers ein. -- Gefecht von Leuze.
19. Die Amee campirt am Kurzenberge.
- -. Anfang der Belagerung der Citadelle von Anvers.
20. Einmarsch der Franzosen in Louvain; die Armee auf dem Pellenberge und längs des Waldes von Merendael.


Der General Miranda löst Labourdonnaie ab.
21. Die Franzosen nehmen die Festungen von Lille und Listenhök ein.
- - . Die Armee rückt nach Bautersen; die Abtheilung Harville nach Hohngarten; eine andere auf Oplinter. Harville marschirt von Judoigne nach Namur.
22. Gefecht und Einnahme von Tirlemont; die Armee zu Cumptich, Orsmael und Judoigne.
26. Die Armee zu Saint-Tron.
27. Gefecht von Rocour und Woirour; die Armee auf den Anhöhen von Lüttich; die Flanqueurs zu Herstall und Flemal.
28. Einmarsch der Franzosen in Lüttich; sie besetzen Spaa, Stavelot, Malmedy. Stengel zu Robermont; Miaczinsky zu Dalem. Der Feind hat sich hinter Herve gezeigt.
29. Zurückgabe der Citadelle von Anvers.

December.

7. Gefecht von Herve und Henri-Chapelle. Der Feind zieht sich auf Aachen und Jülich zurück.
8. Einmarsch der Franzosen in Aachen.
11. Der General Miranda bemächtigt sich Wesem's, Werth's und Ruremonde's. Der General Lamarliere fällt ins Clevische ein, erhebt Brandschatzungen und zieht sich auf Ruremonde zurück.
12. Die Französische Armee bezieht die Quartiere; der General Dampierre zu Aachen; Stengel an der Roer; Miaczinsky in der Gegend von Dalem; der Oberst Frescheville zu Eupen und der umliegenden Gegend.
- -. Der Vortrab der Armee der Ardennen zu Verriers, Limburg, Stavelot, Spaa, Malmedy. Die Armee in zwei Linien von Huy nach Lüttich und Saint-Tron, und von Robermont nach Herve xc. Miranda von Tongern nach Ruremonde. Der Feind zu Jülich und hinter der Ersst.


1793.[]

Unternehmen auf Holland, geleitet von dem Generale Dumourier.

Februar.

17. Die Armee cantonnirt von Bergen-op-Zoom bis auf eine Stunde von Breda. Sie ist in vier Heerhaufen getheilt.
Der Vortrab steht unter dem General Berneron.
Der rechte Flügel unter dem General d'Arçon.
Der linke Flügel unter dem Obersten Leclerc.
Der Nachtrab unter dem Obersten Tilly.
22. Der General Berneron vor Klundert und Wilhelmsstadt; Leclerc schließt Bergen-op-Zoom ein und Stenberg nimmt die Festung Blaw-Sloys ein.
Der General d'Arçon schließt Breda ein; Dumourier ist mit dem Nachtrabe zu Sevenberg.
23. Der Oberst Daendels bemächtigt sich der Nord-Schanze.
24. Der General d'Arçon greift Breda an, der sich den 27. ergiebt.
25. Der General Berneron nimmt Klundert ein, und fängt die Belagerung von Wilhelmsstadt an.

März.

1. Der General d'Arçon belagert Gertrudenberg, und bemächtigt sich am demselben Tage alle Außenwerke.
2. Der General Dumourier am Mördik; die Tuupen rücken von Roowert nach Swalurre. Die Holländische Armee, angeführt von dem Prinzen von Oranien, steht in der Gegend von Gorcum, am Stry, und auf der Insel Dortrecht.
3. Der General Flers langt mit sechs tausend Mann zu Rosendael an.
Die Abtheilung des linken Flügels steht zu Oudenbosch und Sevenberg.
4. Zurückgabe Gertrudenbergs; eine Abtheilung marschirt auf Heusden.


Dumourier reist nach der Armee von Belgien ab, und übergiebt den Oberbefehl dem General Flers.
10. Die Preußen rücken über Bois-le-Duc gegen die Franzosen vor.
11. Die Franzosen lassen in Gertrudenberg und Breda Besatzungen zurück. Gertrudenberg und Breda werden von den Preußen und Holländer angegriffen.
27. Der feind fordert Anvers auf; die Franzosen ziehen sich auf Dünkirchen, Cassel und Lille zurück.

Zweiter Feldzug.[]

April.

Dampierre ist Oberbefehlshaber.
6. Die Armee im Lager von Famars.
8. Die Armee im Lager von Famars und unter Bouchain.
9. Condé wird von dem Feinde eingeschlossen.
12. Ausfall der Besatzung von Condé.
14. Gefecht bei Condé.
15. Gefecht in dem Gehölze von Saint Amand.
16. Gefecht von Fresnes und Cugies.
16 - 17 Treffen bei Lannoi.
18. Der Feind wird gegen Flers zurückgeworfen; Einnahme von Lannoi und Roubais durch die Franzosen.
21. Der Feind wird auf die Vorposten von Maubeuge geworfen.
24. Der Feind versucht bei Jeumont den Uebergang über die Sambre.

Mai.

1. Gefecht zwischen Tournay und Menin.
1. Gefecht in den umliegenden Gegenden von Valenciennes.
6. Einnahme von Rousbrüghe und Proven, von den Franzosen.
8. Gefecht von Raismes und Vicogne.
- - Gefecht auf dem linken Flügel der Armee.
- - Gefecht bei Linger, Ronk wird von den Franzosen besetzt.


Lamarche wird vorläufiger Obergeneral.
23 u. 24. Gefecht zwischen Orchies und Bavai. Die Franzosen ziehen sich unter Bouchain zurück.
25. Gefecht bei Bousbeck, Ronk und Tourcoing.
27. Custines wird Obergeneral.
31. Veurne und Bulscamp werden mit vereinter Macht von den Franzosen genommen.

Junius.

10. Der Feind wird bei Templeuve geworfen.
13 u. 14. Der Feind öffnet unter Befehlen des Herzogs von York, der die Belagerung leitete, die Laufgräben vor Valenciennes.
20. Der Feind bemächtigt sich Chateau-Cambresis.
30. Gefecht von Capelle.
17 -- 25. Ausfälle der Besatzung in Valenciennes.

Julius.

2. Der Feind wird aus Pont-a-Marque, Pont-a-Rache und der Abtey Flines hinausgeworfen.
5 bis 6. Gefecht von Boussel und Neukirch.
5 auf 6. Der Feind wagt einen Sturm auf Valenciennes.
7. Scharmützel zwischen Bergen und Rousbrüghe.
11. Uebergabe von Condé.
- - Gefecht von Hantes und Douzois.
13 -- 14. Verlust und Wiedereinnahme von Saint-Amand durch die Franzosen.
16. Der Feind marschirt auf Cambray.
22. Gefecht von Comines und Tourcoing.
23. Der Feind schickt starke Streifparteien gegen Cambray und Oisy.
28. Uebergabe von Valenciennes.

August.

3.
Houchard wird Obergeneral.
6. 7 und 8 Der Feind zwischen Catelet und Cambray; fordert letztere auf, und schickt Truppen bis Bapaume zum Recognosciren aus xc.
9. 10. Einschließung von Cambray
10. Die Armee hinter der Scarpe zieht sich nach Arras zurück.
11. Feindlicher Lager zwischen Peronne und Saint-Quentin; die [[Einschließung Cambray's wird aufgehoben.
17. Gefecht im Walde von Normale.
18. Gefechte von Lincelles, Bondues und Blaton.
19. Quesnoy wird vom Feinde eingeschlossen.
- - Der Feind geht über die Lys; Gefecht.
20 bis 21. Gefecht von Ostcapelle; Bergen wird vom Feinde eingeschlossen.
22. Die Englische Armee marschirt auf Veurne und Gyvelde; Gefecht daselbst.
23 -- 24. Gefecht vor Quesnoy.
23. Die Englische Armee im Lager bei Rosendael und Lesserinchoucke; Dünkirchen wird von dem Herzoge von York eingeschlossen.
24. Die Besatzung von Dünkirchen macht einen Ausfall auf das feindliche Lager bei Rosendael.
24. Houchard rückt aus dem Lager von Mons-en-Pelve nach Menin und begiebt sich den 25. nach Cassel.
25. Bergen wird vom rechten Flügel umgangen; der Feind besetzt Bierne.
27 oder 29. Tourcoing wird von den Franzosen angegriffen.
- - Der Feind eröffnet die Laufgräben vor Dünkirchen.

September.

4. Die Umgebungen von Peronne werden vom Feinde verwüstet.
6. Gefechte von Poperingen, Rousbrughe und Utkirchen.
- - Gefecht von Ronk.
7. Gefechte von Bambecke und Roexpoede.
8. Gefecht zwischen Menin und Messnie.
8 bis 9. Schlacht von Hohnschotten; die Belagerung von Dünkirchen wird vom Feinde aufgehoben.
10. Quesnoy geht über; der Feind besetzte es den
11. 12. Gefecht im Walde von Normale.
- - Unfall der Franzosen zu Saulzoir.
13. Gefechte bei Werwick und Commes; Einnahme von Menin und Ronk durch die Franzosen.
- - Der General Beaulieu begiebt sich von Cysoing nach Heule und Courtrai.
15. Gefechte bei Besseghem und Nederbeck; die Franzosen ziehen sich über Werwick und Lille zurück.
19. Die Armee unter Houchard im Lager von Gaverelle.
- - Coburg marschirt auf Tournay, und Beaulieu auf Cysoing.
26. Gefecht auf der Linie von Lannoi nach Commines; Rückzug des Feindes.


Jourdan wird vorläufiger Obergeneral.
28. Der Feind geht über die Sambre, er bemächtigt sich Baschamps, Saint-Remi's, Jumont's, xc.

Octobr.

2. Maubeuge und das verschanzte Lager wurden vom Feinde eingeschlossen.
3. Ferrieres-la-Grande kömmt in Feindes Gewalt.
6. Einschließung von Landrecies vom Feinde.
6,7 Ausfall der Besatzung von Maubeuge; Coburg vor Maubeuge.
10. Die Franzosen im Lager von Arleux und in Cäsar's Lager.
11. Der General Clairfait läßt das Französische Lager recognosciren.
11. Die Französische Armee marschirt auf Avesne-le-Comte und Landrecies.
- - Der Herzog von York verläßt die Umgebungen von Menin, und kömmt den 16. October zu Anglefontaine an.
12. Gefecht im Gehölze von Tilleul.
13. Der Feind zieht sich von Berlaimont nach dem Dorfe Wattigny.
13. Die Armee unter den Befehlen Jourdan's marschirt gegen den Feind.
- - Ausfall der Besatzung von Maubeuge.
17, 18, Schlacht von Wattigny; der Feind geht in der Nacht vom 18 auf den 19. October über die Sambre zurück.
21. Die Franzosen bemächtigen sich Marchiennes.
22. Commines, Werwick, Menin, xc. gerathen in die Hände der Franzosen.
-- Die Franzosen marschieren auf Veurne; Gefecht von Bulscamp; Veurne wird von den Franzosen angegriffen und genommen; der Feind wird bis Nieuport verfolgt, welches den 23. October aufgefordert wird.
25. Das Hauptquartier der Armee ist zu Maubeuge.
26. Der Feind zieht sich von Cateau zurück.
- - Die Franzosen heben die Belagerung von Nieuport auf.
27. Mont-Cassel und Moucron werden vom Feinde genommen.
29 -- 30. Gefecht von Marchienne; der Feind nimmt Marchienne wieder ein.

Novbr.

7. Gefecht vorwärts Guise.
8. Der Feind geht über die Sambre und marschirt auf Baumont.
22. Die Hessen werden aus Watterlos hinausgeworfen.
27. Gefechte von Mechin und Leers.
28. Scharmützel beim Schlosse Beck.
29. Der Feind fouragirt in den Umgebungen von Landrecies und Quesnoy.

Decembr.

2. Der Feind wird von Werwick, Lachapelle und Houtem weggedrängt.
8. Die Franzosen rücken aus dem Lager von Guise nach Jeumont.
13. Die feindlichen Posten zu Flines und Pontarache werden überwältigt.
- - Der Feind wird gegen Cateau zurückgedrängt.
16. Angriff des Schwarzberges vom Feinde.

In diesem Monathe fallen noch verschiedne unbedeutende Gefechte vor.

1794.[]

Pichegru wird Obergeneral.

Jan.

28. Dem Feinde wird zu Bailleul die Fütterung weggenommen.

Febr.

28. Der Feind greift Flers an.

März.

18. Die bei Stenwoorde angegriffenen Franzosen drängen den Feind bis Poperingen zurück.

April.

6. Unternehmung der Franzosen jenseits der Lys.
18. Der Feind begiebt sich von Cateau nach Lachapelle. -- Gefecht von 13 Stunden. -- Der Prinz von Oranien schließt Landrecies ein.
21. Die Abtheilungen zu Guise, Landrecies, und Maubeuge drängen den Feind von Elreux, Venerol, Henape und Bohain zurück.
- - Rückzug einer Französischen Abtheilung nach dem Lager Cäsars.
24. Die Franzosen werden vor Cambray und Bouchain angegriffen und ziehen sich in das Lager Cäsar's zurück.


Charbonnier wird Obergeneral der Ardennen-Armee.
26. Allgemeine Schlacht auf der ganzen Linie von Dünkirchen bis Givet;


Vereinigung der Nord- und Ardennen-Armee.
27. Hauptquartier der Armee zu Courtrai.
- - Landrecies wird vom Feinde beschossen.
Beschießung Menin's durch den General Moreau.
28. 29. Gefecht vorwärts Courtrai.
30. Nach einem Gefechte nehmen die Franzosen Menin ein.

Mai.

1. Landrecies ergiebt sich dem Feinde.
- - Gefecht von Tournay.
10. Gefecht ebendaselbst.
11. Gefecht auf der Linie von Courtrai und Ingelmünster.
17. 18. Gefecht auf der Linie von Pont-a-Marque, Lannoi, Tourcoing, Roubais, Mouveau, xc.
18. Gefecht zwischen der Lys und der Schelde; der Feind räumt das Gebieth der Republik.
22. Gefecht zwischen Tournay und Oudenarde.

Junius.

1. Die Abtheilung Moreau vor Ypern.
4. Die Armee rückt gegen Pfaffenthal.
10. Der aus Rousselaer und Hooglede vertriebne Feind zieht sich nach Theile zurück.
12. Der General Moreau bei der Belagerung von Ypern; die Armee zwischen Rousselaer und Hooglede.
13. Gefecht von Hooglede und Rousselaer.
17. Uebergabe von Ypern.
20. Die Armee zwischen Courtrai und Deynse; Gefecht; die Armee zieht auf Genf zurück.
25. Die Armee zwischen Warregham und Crüyshautem.
27. Dieselbe zwischen Woorteghom und Huysse.
29. Der General Moreau bemächtigt sich Brügge's.
30. Die Armee zu Deynse.

Julius.

1. Dieselbe zu Brügge; der General Moreau zu Ostende.
3. Dieselbe, bei Saint-Joris-ten-Distele.
4. Dieselbe, zu Gent.
5. Oudenarde und Tournay werden von den Franzosen besetzt.
9. Die Armee bei Erembodeghem; ein Theil des Vortrabes rückt in Brüssel ein.
10. Die Armee zu Asche.
11. -- -- zwischen Brüssel und Mecheln.
13. Die Armee vorwärts Helwordt; der linke Flügel zu Honnbeck.
15. Die Armee bei Mecheln. -- Einnahme von Landrecies durch die Franzosen.
16. Die Franzosen fangen die Belagerung von Quesnoy an.
18. Der General Moreau bemächtigt sich Nieuport's.
23. Die Armee von Liers zu Heist-op-den Berg; die Engländer räumen die Stadt und Citadelle von Antwerpen.
27. Einschließung von Sluis durch den General Moreau.


Geschichte der NordArmee, vom Anfang des Krieges an bis izt.[]

[2]
Zur Erläuterung des diesem Hefte beigefügten drei Tafeln.

Erster Feldzug, vom Jahr 1792.[]

1. Tafel.

Immer war unter allen Armeen der Republik diese die wichtigste, die reichste an KriegsThaten, und, im lezten Feldzuge, weit die glänzendste. Mit ihr eröfnete sich zuerst der Krieg; zwei Jahre hindurch focht sie mit dem verschiedensten Glüke; die Feldherren wechselten, wie Gewinn und Verlust, bis endlich im dritten Feldzuge ein kaum selbst noch dem Namen nach bekannter Feldherr den Sieg ein für allemal an ihre Fahnen heftete, und das Ziel der Eroberungen, die sie mitten in der schmelzenden Hize eines der glühendsten Sommer gemacht hatte, mitten unter Eis und Schnee eines der starrsten Winter des Jahrhunderts an dem Ufer des NordMeers stekte. Im April 1794 war ihr HauptQuartier in Guise; und den 19ten Januar 1795 rükt ihre AvantGarde in Amsterdam ein. Einen Feldzug, wie diesen, hat noch keine Armee gethan.

Wir liefern hier in drei Tafeln die ganze bisherige Geschichte dieser Armee.

Man sah in Frankreich die Nord-Gränze mit Recht als den kritischen Punkt des ganzen Krieges an. Die unermeßliche Hauptstadt Paris, der Quellpunkt der ganzen Revolution, liegt so nahe dieser Gränze, die unstreitig Frankreichs stärkste Seite ist! Ein dreifacher Gurt von Festungen zieht sich um sie her, der als undurchdringlich betrachtet werden kan: so urtheilten wenigstens die beiden grosen Kenner, König Friedrich II, und der Britte Lloyd davon. "Hier" -- sagt Friedrich in seiner KriegsKunst -- "ist der Rachen des Löwen, der von einer dreifachen Reihe zermalmender Zähne starrt."

Nun ist dort, wo Frankreichs Stärke ist, gerade Oestreichs Schwäche: in Belgien. Dieses herrliche, Industrie- und Fruchtreiche Land liegt, von der HauptMasse der östreichischen Monarchie in ungeheurer Ferne, isolirt. Einst drohte auch Belgien mit Festungen, die durch Natur und Kunst zu den ersten in der Welt gehörten. Wer erinnert sich nicht von dem Ende des vorigen und dem Anfange dieses Jahrhunderts her an die in der Geschichte der Belagerungen berühmte Namen von Mons, Ypern, Tournai und so viele andern? Aber Kaiser Josef II, der in seinen Staaten durchaus Alleinherr seyn wollte, überdrüssig des BarrierenTraktats, wornach die Holländer das Recht hatten, in seinen belgischen Festungen ihre Truppen in Besazung zu legen, vernichtete fast alle diese ausnehmenden Werke des militairischen Genies und eines unsäglichen Kostenaufwands. Alle Festungen wurden geschleift; nur der Felsen Luxemburg und die Citadellen von Namur und Antwerpen behielten ihre Werke. Wo man also bisdahin in Belgien fast jeden schritt einzeln hatte erfechten müssen; über jede, noch so kleine Bewegung hatte chicanirt werden können, da fanden nun, in der weiten, Festungslosen Ebene, die freiesten Einfälle und Uiberschwemmungen statt. Vormals hatte eine Schlacht nur über die nächstgelegene Festung entschieden; izt hingegen konnte ein Tag von Gemappe und von Neerwinde das Schiksal von ganz Belgien bestimmen.

Und nie war das ofne Belgien mehr bedroht, als in der AnfangsEpoche dieses Kriegs. . . . Die Belgier, durch Josefs rasche Reformen aufgereizt, hatten sich, dich am Schlusse der Regierung des unglüklichthätigen Monarchen, förmlich gegen ihn empört. Um gleiche Zeit fieng der ungeheure RevolutionsVulkan in dem benachbarten Frankreich an, seine ersten Flammen zu werfen. Doch indeß man in diesem Reiche noch ausschliesend mit sich selbst, mit der alten Welt, die man zerstört hatte, und mit der neuen, die man erschaffen wollte, beschäftigt war, waren die Belgier durch die östreichische Waffenmacht wieder gezähmt worden. Aber nur äussern Ausbrüchen war vorgebeugt; wohin kein Bajonet reicht -- die Geister der Belgier gährten fort. Die nahen Franken hatten so gefällige Grundsäze aufgestellt. Die Belgier, die ohnehin der Mismuth reizte, entzündeten sich dafür; alles erschien noch im Rosenlicht; man konnte noch nichts von jenen Gräueln ahnen, die sich nachher so schreklich um die Fahne der fränkischen Revolution hersammelten. Ein groser Theil der Belgier war insgeheim für die neuen Grundsäze der Franken, die mit ihrer eigenen neuesten Praxis so genau zusammentrafen, mehr oder minder enthusiasmirt, und noch weit ungestümer, als sie, waren es die Lütticher, von den zweifelhaft war, ob sie mit mehr Heftigkeit ihren FürstBischof haßten, oder die neuen politischen Meinungen der Franken umschlangen.

Diese Stimmung der beiden Völker kannte man in Paris, und man zählte darauf, als man den Plan entwarf, wornach der den 20sten April 1792 beschlossene Krieg gegen Oestreich geführt werden sollte.

Frankreich hatte damals 3 Armeen: die NordArmee, unter Rochambeau; die CentralArmee, unter LaFayette; die RheinArmee, unter Lukner.

Nur die beiden erstern sollten Angrifsweise wirken: LaFayette sollte von Givet aus gegen Namur; Rochambeau von Valenciennes aus gegen Mons und Tournai vorrüken. Man hafte so den grosen Schlag schnell zu vollbringen, und Belgien zu erobern, ehe noch die östreichische Macht sich auf diesen fernen Punkt gesammelt hätte. Man glaubte mit Zuversicht, daß das Volk selbst, bei dem ersten Waffenglüke der Franken, auf eine entscheidende Art sich äussern würde.

Den Plan des Angrifs hatte der damalige Minister der auswärtigen Angelegenheiten Dumouriez, Kriegskenner durch Studium und durch Uibung, entworfen; es war derselbe, den er späterhin selbst an der Spize der NordArmee mit so grosem Erfolg ausführte.

Rochambeau war ein Feldherr von anerkannten Talenten. Er hatte im KriegsRath gegen den Offensiv Krieg gestimmt. Eben daher ertheilte der Minister den Generalen, die den Angrif bilden sollten, die Befehle dazu, nicht durch ihn, sondern unmittelbar.

Dieser Angrif erfolgte noch zu Ende des Aprils. Biron zieht gegen Mons; aber kaum ist er im Angesicht des Feindes, so sprengt ein ReuterRegiment vom SchlachtFeld hinweg, sein ganzen Heerhaufe geräth in Unordnung und eilt gegen Valenciennes zurük. Theobald Dillon zieht gegen Tournai: kaum stöst er auf den Feind, den er zu überraschen glaubt und der schlagbereit sein harret, so tönts in seinem Trupp: "Verrath! Rette sich, wer kan! und nun stäubt die schändlichste Flucht bis in Lille zurük. Dillon selbst wird gemordet; gemordet werden einige östreichischen Gefangenen, die man auf den Vorposten gemacht hatte. Die Feigen umtanzen brüllend die Leichname ihres Generals, und der wehrlosen Feinde, die das VölkerRecht vergebens unter ihren Schuz gestellt hatte . . . Dis war die erste KriegsWeihe einer Armee, die in der Folge so grose und kühne Plane ausführt.

Rochambeau, entrüstet über diese Schmach, legt das Commando nieder. Ihn ersezt Lukner.

Lukner hatte noch ganz die körperliche Thätigkeit eines Husaren; aber seine Ideen waren von jeher sehr beschränkt, und nach gerade auch verwirrt. Als HauptGeneral wußt' er die grose Maschine einer Armee, deren viele einzelne Theile ihn äusserst verlegen machten, nicht in Bewegung zu sezen; als Anführer der Avantgarde würde er sie bis an's Ende der Welt geführt haben. Er behandelte nun die NordArmee wie ein Freikorps. Noch war die östreichische Macht in Belgien nur sehr unbeträchtlich. Lukner, dessen Armee damals im Ganzen 50,000 Mann betrug, hätte nun immer noch den Anfangs bezwekten grosen Schlag thun können, um so mehr, da auch die CentralArmee unter LaFayette sich an ihn anschlos. Aber Alles, was er that, war, daß er die beiden, damals ofnen, Städte Menin und Courtrai besezte. Und selbst diese wurden bald wieder geräumt.

In Paris war nemlich um diese Zeit Alles in einer Spannung, welche nahe, grose Ausbrüche fürchten lies. Der König hatte die Jacobinschen Minister verabschiedet, den Schluß gegen die eidscheuen Priester, und einen andern Schluß, die Errichtung eines Lagers bei Paris betreffend, mit seinem Veto belegt. Die Jacobiner forderten nun schon laut seine Absezung. Man drang am 21sten Juni in die Thuilerien, und verlangte von ihm, die Waffen in der Hand, unter Drohungen und Verwünschungen, den Widerruf seines Veto.

An diesem zerreisenden Gewühle in der Hauptstadt nahmen die Armeen Theil. LaFayette glaubte das Schiksal Frankreichs entscheiden zu können. Er war im Genusse eines ausgezeichneten Rufs: lange schon hatte man ihn den "Washington der Franken," den "Helden beider Hemisphären" genannt; seine Armee betete ihn an; der graue Lukner vergas seines Vorrangs über ihn, und schmiegte sich ganz seinem Willen. LaFayette erklärte sich auf's stärkste gegen die Jacobiner. Die Generale sahen, staatsklug oder unentschlossen, dem Sturm entgegen; die Operationen der Armeen waren gelähmt.

Der Sturm kam näher. Die vereinte Masse der Preussen und Oestreicher wälzte sich gegen Frankreichs Gränzen heran.

Lukner zog nun den 12ten Juli, mit allen Truppen, die er im Lager von Famars hatte, gegen Mez. Er übertrug an Dumouriez, der beim Anfange des Krieges Minister der auswärtigen Angelegenheiten, dann, drei Tage, vom 13ten bis 16ten Juni, auch KriegsMinister gewesen, an diesem Tage verabschiedet worden, und mit dem Rang eines GeneralLieutenants in die NordArmee eingetreten war, das InterimsCommando dieser Armee, bis Arthur Dillon, als älterer GeneralLieutenant, bei derselben eintreffen würde. Im Lager von Famars lies er nur noch 4000 Mann zurük.

Den 22sten Juli kam Dillon bei der NordArmee an, und übernahm nun statt Dumouriez's das Commando. Die ganze Stärke der Armee war izt 28,000 Mann, die in den 3 Lagern von Pont-sur-Sambre, Maulde und Maubeuge vertheilt waren. Das erste commandirte Dillon, der es zuerst gewählt und angelegt hatte, selbst; das bei Maulde, welches 13,000 Mann stark war, stand unter Dumouriez.

Da auf solche Weise die NordArmee durch den Abzug von beinahe der Hälfte ihrer Truppenzahl ausser Stand zu einigen Unternehmungen war, erfolgte mittlerweile in Paris die grose Explosion, die man leicht hatte vorher sehen können, aber über deren Beschaffenheit und Folgen die Kalkule zum Theil so schreklich trügten. Am 10ten August, da bei den sämmtlichen Armee kaum eine VorpostenNekerei vorfiel, ward in Paris selbst, im Angesicht der Thuilerien, eine förmliche mörderische Schlacht geliefert -- die entscheidendste im ganzen Kriege. Sie galt den Sturz des Königthums.

Mit der Nachricht davon wurden sogleich Commissäre aus dem Schoose der NationalVersammlung an alle Armee abgeschikt. LaFayette statt aller Antwort, lies sie arretiren; der graue Lukner, influenzirt von ihm, äusserte sich gleichfalls zweifelhaft; auch auf Dillon wirkte sein Ansehen. . . Ganz anders im Lager von Maulde, wo Dumouriez commandirte. Hier schwur man ohne Bedenken der Nation; des Königs ward nicht mehr erwähnt.

Der Erfolg davon war: LaFayette an dessen Odem kaum noch das ganze Schiksal der Revolution zu hängen schien, muste nun wie ein VaterlandsVerräther flieh'n; Lukner und Dillon wurden suspendirt; Dumouriez ward zum HauptGeneral beiden Armeen, der Nord- und der Central-Armee, ernannt. Dis geschah am 19ten August.

Die Gefahr für Frankreich war nun auf's Höchste gestiegen. Das vereinte preussisch-östreichische Heer rükte nun wirklich über dessen Gränzen. Es riss alles vor sich hin. Schon am 23sten August fiel Longwy, von Ludwig XIV Frankreichs eisernes Thor genannt, und sogleich ward auch Verdun belagert.

Dumouriez reis'te am 26sten August aus dem Lager von Maulde zu LaFayette's Armee ab, um die Teutschen in ihrem Vordringen aufzuhalten. Er übertrug inzwischen das InterimsCommando der NordArmee an La Bourdonnaye. Doch sogleich ward dieses nach Paris abgerufen, um ein ZwischenLager, das sich dort bilden sollte, zu commandiren. Nun kam Moreton einstweilen an die Spize der NordArmee zustehen.

Aber bald sah Dumouriez sich genöthigt, diese Armee noch mehr zu schwächen; die Gefahr in Champagne, dem nunmehrigen HauptSchauplaze des Krieges, war zu dringend. Duval, mit dem ganzen Lager von Pont-sur-Sambre; Beurnonville, mit weit dem grösten Theil des Lagers von Maulde, zusammen 16,000 Mann von der NordArmee, wurden von ihm nach Champagne abgerufen. Moreton erhielt die Weisung, sich aus dem für so wenige übrigbleibende Truppen nun allzugedehnten Lager von Maulde in das ganze nahe, weit geschlossenere Lager von Bruille zu ziehen.

Aber da gerade Moreton mit der Räumung des Lagers von Maulde beschäftiget war, überfielen ihn die Oestreicher; seine Truppen wurden zersprengt, und warfen sich in die nachgelegenen Vesten. Nun war also weder Armee noch Lager im Norden.

Die östreichische Armee in Belgien unter dem Oberbefehl des Herzogs Albert von SachsenTeschen, war nicht über 25,000 Mann stark; doch unternahmen sie, bei der gänzlichen Entblösung des NordDepartements, zu Gunsten des coalirten Heeres in Champagne eine furchtbare Diversion zu wirken. Eine Stadt, wie Lille, die an 60,000 zählt und unter Vauban's studirteste Werke gehört, konnte durch einen Heerhaufen von 25,000 Mann nicht förmlich belagert werden: man wollte sie durch ein Bombardement ängstigen, um sie dadurch zur Uibergabe zu zwingen. Dis Bombardement nahm den 24sten September seinen Anfang; es war schreklich: aber der Muth der Einwohner blieb ungebeugt. Die Verwüstung in der Stadt nahm indeß mit jedem Tage zu.

Doch das ganze Glük des Feldzuges hatte sich nun mittlerweile in Champagne, wohin alle Schreken des Krieges sich zusammen gezogen hatten, entschieden. Dumouriez ward hier nicht von seinem Kalkul getäuscht. Felsenfest in seinem Lager von St. Menehould, sah er das vereinte teutsche Heer noch vor Ende des Septembers sich zurükziehen. Er fand sich izt an der Spize von 80,000 Kriegern. Ein Theil dieser gewaltigen Masse verfolgte den Rükzug der Teutschen. Mit einem andern Haufen von 12,000 Mann zog La Bourdonnaye eilig zur Befreiung Lille's heran. Herzog Albert hob nun am 8ten October die Belagerung dieser Veste auf, und schon am 11ten traf La Bourdonnaye unter ihren Mauern ein.

Die ganze Ansicht des Krieges hatte sich nun geändert. Bis dahin hatte man von der NordArmee nichts, als die verschiedenen LagerBeziehungen zu bemerken. Nun drängte sich der Krieg wieder mit volle Macht in diese Gegenden. Dumouriez selbst sammelte dort eine Armee von 70,000 Mann, um sein LieblingsProjekt auf Belgien auszuführen. Die Schlacht bei Gemappe, vom 6ten November, die erste förmliche Feldschlacht im ganzen Kriege, entschied. Schon am folgenden Tage war Dumouriez als Sieger in Mons. Vier weitere Gefechte bei Anderlecht, bei Tirlemont, bei Varoux und Herve vollendeten die Eroberung Belgiens. Am 14ten November zog Dumouriez in Brüssel, am 28sten in Lüttich, und am 8ten December in Achen ein.

Sein Plan war gewesen, noch bis an den Rhein vorzudringen; aber sein Heer war zu erschöpft von den ungeheuren Anstrengungen eines so thätigen Feldzuges. Er bezog am 12ten December die WinterQuartiere. Sein HauptQuartier war Lüttich; Dampierre hatte Achen, Stengel die Roer besezt. Oben stand Miranda von Tongern bis Rüremunde; unter Harville von Huy bis Givet.

Dis ist zusammengedrängt, die Geschichte des ersten Feldzuges der NordArmee, der Inhalt der ersten Tafel. Dieser Feldzug begann für die Franken so schmählich, und endete so ruhmvoll. Ganz Belgien, von Antwerpen bis Geldern, von Ostende bis Achen, war dessen Gewinn.

Zweiter Feldzug, vom Jahr 1793.[]

2 Tafel.

Bisher hatten die Franken im Nord mit den Oestreichern allein zu fechten gehabt. In diesem zweiten Feldzuge vom Jahr 1793 sehen wir sie hier in Handgemenge mit Oestreichern, Preussen, Holländern, Britten, Hanoveranern und Hessen.

Der NationalConvent, der nun gerade seiner Macht nichts unmöglich hielt, erklärte am 1sten Februar 1793 an den König von England und den Erbstatthalter der vereinten Niederlande den Krieg. Nichts schien leichter, als die Eroberung Hollands, wo der Erbstatthalter auf diesen Krieg gar nicht vorbereitet, und die ganze PatriotenPartei, ohne Vergleich die zahlreichste, den Franken wie ihren Rettern entgegensah.

Dumouriez, dessen Name nun schon nicht ohne Schreken genannt ward, entwarf sich den kühnsten Plan, um noch vor der eigentlichen Eröfnung des Feldzuges in Amsterdam zu seyn. Während Valence in Lüttich die belgische Armee, die dort herum noch in ihren Cantonirungen lag, commandirte, um auf dieser Seite die Bewegungen der Teutschen zu beobachten, belagerte Miranda mit 18 bis 20,000 Mann Mastricht, und Er selbst rükte mit nicht mehr als 13,700 Mann, die der Schreken aber bis auf 40 und mehrere Tausende vergröserte, mitten zwischen den Festungen Berg op Zoom, Breda u. a. hindurch, um ohne weiters über den BiesBosch zu sezen, und von da über Rotterdam, den Haag, Leyden und Harlem geraden Wegs auf Amsterdam loszugehen. Miranda, der inzwischen mit der Belagerung von Mastricht zu Ende gekommen seyn würde, sollte dann auf der andern Seite über Nymegen hinaufrüken, wo sodann Dumouriez herabwärts von Amsterdam in Utrecht sich mit ihm vereinigen wollte, und sie beide dann auf solche Art ganz Holland umwikeln würden.

Der Anfang schien der Ausführung dieses Plans sehr günstig. Miranda ängstete Mastricht mit einem HöllenFeuer, und vor Dumouriez fielen Breda, Klundert, Gertruidenberg. Aber diesen Lauf glänzender Unternehmungen hemmte plözlich der 1ste März.

Der östreichische Feldzeugmeister, Graf von Clairfait, hatte sich den Winter hindurch mit einer Handvoll Truppen, mit eben so viel Kenntniß als Muth, disseits des linken RheinUfers, zwischen diesem Strom und der Erfft gehalten. Nun, da das Gewicht des Krieges sich so viel schwieriger zeigte, als man Anfangs geglaubt hatte; da es die Wiedereroberung Belgiens galt -- bot Oestreich allen seinen Kräften auf, um sich das Glük des bevorstehenden Feldzuges zu sichern. Gewaltige Truppenzüge giengen an den NiederRhein ab. Der FeldMarschall, Prinz von Sachen Koburg, berühmt durch den Sieg, den er im lezten TürkenKriege bei Martinestie über den GrosVezier erfochten hatte, übernahm den OberBefehl über die Armee. . . . Zugleich sammelte sich, unter dem Herzog Friedrich von Braunschweig Oels, ein preussischer Heerhaufe in Westfalen, um dem bedrohten Holland zu Hülfe zu kommen.

Bei allen diesen Vorbereitungen herrschte in den fränkischen Cantonirungen an der Roer tiefe Sorglosigkeit. Plözlich sezt sich Koburg, in der Nacht vom 28sten Februar auf den 1sten März, in Bewegung, überrumpelt die Verschanzungen der Franken, die in wilder Zersprengung auseinanderlaufen, und rükte schon am 3ten März in Mastricht ein, dessen Belagerung Miranda eilig aufheben muß. Das fränkische Heer unter Valence zieht sich von Achen und Lüttich, wo den Oestreichern ein unermeßlicher Vorrath von Geschüz und Lebensmitteln in die Hände fällt, bis an Löwen zurük.

Zu gleicher Zeit war Herzog Friedrich von Braunschweig Oels über Rüremonde und Venlo gegen Herzogenbusch vorgerükt.

Alle Hofnung der Franken in dieser so plözlichen, so furchtbaren Katastrophe ruhte nun einzig auf Dumouriez. Ein Befehl des NationalConvents ruft ihn aus Holland zurük nach Belgien. Er bietet hier Alles auf, was Kühnheit und Genie vermag; aber die Schlacht bei Neerwinde, am 18ten März, entscheidet gegen ihn. Nun müssen die Eroberungen in Holland aufs schleunigste verlassen werden. Er selbst weicht nun in stetem Rükzuge, aus Löwen, Brüssel, Tournai, und ganz Belgien zurük, auf das fränkische Gebiete, in das Lager von Maulde und Bruille, nach St. Amand.

Die Oestreicher hatten diesen Rükzug nicht gestört -- denn Dumouriez hatte sich in eine geheime Uibereinkunft mit ihnen eingelassen. Der allzukühne Mann glaubte, daß er, selbst noch in seiner Niederlage, das Schiksal Frankreichs bestimmen könne. Er wollte sich mit ihnen vereinigen, um mit gewafneter Hand den NationalConvent aufzuheben, und wieder die Constitution von 1791 einzuführen. Der Convent hatte den KriegsMinister und vier Commissäre an ihn abgeschikt, die ihn vor die Schranken fodern, und im Weigerungsfall arretiren lassen sollten. -- Dumouriez lies sie selbst arretiren, und schikte sie, als Unterpfand seines festen Willens, an den östreichischen Feldherrn ab. Nun war die Empörung erklärt. . . . Er hatte ganz auf seine Armee, wenigstens auf die LinienTruppen, gezählt; aber ein Corps nach dem andern fiel von ihm ab. Der angebetete General muß endlich wie jeder andre Ausreisser, von Flintenschüssen und Verwünschungen verfolgt, zu dem Feinde flüchten. Nicht mehr als 1500 Mann folgten ihm.

Aber in welcher Lage lies er die fränkische NordGränze zurük! Alles in Verwirrung, in Mistrauen; die Armee geschlagen, desorganisirt, an Zahl und an Muth geschwächt; die Festungen schlecht versehen; dicht im Naken einen siegreichen Feind, dessen Truppen sich mit jedem Tage mehrten, der nun sogleich Conde und Valenciennes bedrohte.

Vergebens wagte Dampierre, dem nun das OberCommando über die NordArmee anvertraut ward, mehrere Treffen, um die freie Verbindung zwischen diesen Vesten herzustellen. Eine Kanonenkugel, die im Treffen vom 8ten Mai sein Bein zerschmetterte, machte dem Leben des tapfern Mannes ein Ende.

Ehe noch ein andrer HauptGeneral ernannt war, während La Marche das ZwischenCommando führte, grif die alliirte Armee (23sten Mai) unter dem FeldMarschall Prinzen von Koburg, dem Herzog von York und dem Erbprinzen von Oranien, die verschanzten Lager der Franken bei Famars und Ansin, die Vormauer von Valenciennes, an, und eroberte sie. Nun ward Valenciennes, eine der HauptVesten Frankreichs, mit ungeheurer Anstrengung belagert. Conde war ohnehin schon lange blokirt.

Das durch Dampierre's Tod erledigte Commando erhielt nun Custine, der Eroberer von Speier und Mainz.

Durch die Begünstigung des Glükes, ohne Schwierigkeit noch Gefahr, war Custine zum Rufe eines vorzüglichen Feldherrn gelangt: izt war er auf eine Schaubühne gerufen worden, wo er grose Talente entwikeln konnte -- aber nun erkannte man auch, wie sehr diese ihm gebrachen. Während er sich verschanzte und immer verschanzte, fiel den 10ten Jul. Conde, und den 28sten Jul. Valenciennes. Zu gleicher Zeit hatte auch am Rhein, wo er zuerst commandirt hatte, Mainz sich an die belagernden Preussen ergeben. Mangel an Muth oder an Talent ward nun als Verrath betrachtet -- Custine's Kopf fiel unter der Guillotine.

Ihm folgte Houchard, der erst in der RheinArmee gedient, dann die MoselArmee als HauptGeneral angeführt, und so eben erst bei dem durch die Uibergabe von Mainz abgebrochenen Versuche, diese Veste zu entsezen, sich ausgezeichnet hatte.

Nach der Eroberung von Valenciennes hatte York sich von Koburg getrennt, und war, unterstüzt von einem östreichischen Truppenkorps, in GewaltMärschen bis an die Gestade der NordSee, vor Dünkirchen gerükt, um diese Stadt, die von jeher Englands Eifersucht gewekt hatte, zu Land zu belagern, während ein englisches Geschwader sie vom Meer her bombardiren würde -- Houchard zog nun seine ganze Macht in SeeFlandern zusammen, und traf (8ten September) bei Hondscoote so gewaltig auf das Heer des FeldMarschalls Freitag, welches die Belagerung dekte, daß diese in stürmischer Eile, mit Hinterlassung eines ganzen ArtillerieParks, aufgehoben werden muste . . . Statt mit Lorbern geschmükt zu werden, fiel auch Houchard's Kopf unter der Guillotine, "weil er nicht, wie er gekonnt, alle Engländer umwikelt, oder in die NordSee gesprengt habe."

Den OberBefehl über die NordArmee erhielt nun Jourdan. Zuvor schon, während Houchard bei Dünkirchen geschlagen hatte, war auf der andern Seite die kleine Veste Quesnoi gefallen. Aber nun war, seit am 29sten Sept. die östreichische HauptArmee unter Koburg über die Sambre gesezt hatte, auch die wichtige Veste Maubeuge umschlossen worden. Jourdan kam ihr zu Hilfe. Die Schlacht bei Wattigny, die er (15 und 16ten Oct.) gegen Koburg lieferte, befreite Maubeuge.

Nun fielen noch, am Schlusse des Feldzugs, einige mehr oder minder bedeutende Treffen und Gefechte vor. Im Grosen aber schlos die Schlacht bei Wattigny diesen Feldzug. Die Franken hatten darin, sogleich im Anfang, wieder ganz Belgien verloren; ihre Lage schien damals in jeder Rüksicht verzweifelt: doch waren ihnen, bis zum Schlusse desselben, mehr nicht als 3 Festungen Conde, Valenciennes, Quesnoi entrissen worden; und der Schluß dieses zweiten Feldzuges lies schon das Schiksal des dritten ahnen.

Dritter Feldzug, vom Jahr 1794 und WinterFeldzug bis ins Jahr 1795.[]

3 Tafel.

Dieser dritte Feldzug ward mit ungeheurer Anstrengung von der Franken eröfnet. Pichegru, der, als am Schlusse des zweiten Feldzuges das niederrheinische Departement schon bis dicht an Strasburg hin von der östreichischen Armee unter Wurmser besezt, FortLouis erobert und Landau schon viele Monden hindurch blokirt war, den Befehl über die RheinArmee mit so entscheidendem Erfolg übernommen hatte, ward nun an die Spize der NordArmee gestellt. Die ArdennenArmee commandirte Charbonnier; die MoselArmee Jourdan. Diese drei Armeen sollten gemeinschaftlich zu einem eben so grosen als kühnen Plane zusammenwirken.

Dieser Plan war: rechts zwischen der Sambre und Maas, links von WestFlandern auf Einen Mittelpunkt (gegen Brüssel) vorzudringen, und so zugleich die drei verlornen Vesten Quesnoi, Valenciennes, Conde abzuschneiden, und im Rüken zu umwikeln; und die feindliche Armee durch das ungeheure Gewicht Einer vereinten Masse vor sich her zu drüken.

Die Eröfnung des Feldzuges war glänzend für die Alliirten. Unter des Kaisers Franz II eigener Anführung ward eine Schlacht bei Landrecies geliefert, welche die Eroberung auch noch dieser Veste nach sich zog. Hier, im Mittelpunkte, streiften die Vorposten der Alliirten schon bis gegen Peronne und St. Quintin.

Aber zu gleicher Zeit, da rechts die ArdennenArmee (26 April) über Beaumont vordrang, und sich mit dem rechten Flügel der NordArmee vereinigte, war links General Pichegru selbst (26 April) in WestFlandern eingefallen, wo keine hinlängliche Macht war, um einen solchen Einbruch abzuschlagen, und hatte Courtrai besezt. Alle andern Pläze rund herum, die mitlerweile zum Theil eilfertig wieder befestigt worden waren, wurden befeindt. Ein östreichische Heerhaufe unter Clairfait sollte WestFlandern retten. Aber die Macht der Franken wuchs dort verhältnißmäßig immer mehr an; alle Versuche, Pichegru'n zurükzudrängen, oder die von ihm bedrohten Orte zu entsezen, waren vergeblich.

Nun zog sich die HauptMasse der alliirten Armee, die bis dahin im Mittelpunkte der eroberten Festungen stehen geblieben war, an Tournai zurük. Durch ein groses, kühn-gedachtes Manövre sollte Pichegru (17 und 18 Mai) von allen Seiten in Courtrai umwikelt werden; aber die Colonnen unter dem Herzog von York wurden mit grosem Verlust geschlagen. Nun grif Pichegru die alliirte Armee unter des Kaisers eigner Anführung bei Tournai selbst an; eine mörderische Schlacht, worin man von beiden Seiten Wunder der Tapferkeit that, lies die Franken fest auf ihrem eroberten Standpunkt. Während in WestFlandern nach dem heftigsten Bombardement Ypern in die Gewalt der NordArmee fiel, belagerte die ArdennenArmee an der Sambre Charleroi, und bedrohte von dieser Seite Mons, und selbst Brüssel. Nun wandte sich die östreichische HeersMacht ganz an die Sambre hin. Aber Charleroi fiel den 25sten Jun., und Tags darauf gewann Jourdan, der nunmehr die ArdennenArmee commandirte, gegen Koburg die Schlacht bei Fleurus. Die östreichische Armee zog sich nun gegen Brüssel zurük; der grose Plan der Franken war erreicht; am 9ten Jul. trafen die Nord- und die ArdennenArmee, nunmehr Sambre- und MaasArmee genannt, zusammen in Ath ein, und zogen, vereint, noch am nemlichen Tage nach Brüssel. Die vier von den Oestreichern eroberten fränkischen Festungen Landrecies, Quesnoi, Valenciennes, Conde waren nun abgeschnitten, umwikelt. Ein TruppenKorps von der Sambre- und MaasArmee nahm sie wieder. Landrecies, und Quesnoi, nach kurzen Belagerungen; die furchtbare Festung Valenciennes fiel ohne Schuß; auf gleiche Weise ergab sich dann auch Conde.

Die NordArmee drükte nun über Ostende, Brügge, Gent vor. Der östreichische Heerhaufe in dieser Gegend, unter Clairfait, zog sich über Antwerpen zurük, und schloß sich an die östreichische HauptArmee unter Koburg an, die sich nun, von der Sambre und MaasArmee verfolgt, erst an die Maas, und zulezt (5 October) gänzlich über den Rhein zurükzog.

Die NordArmee, unter Pichegru, hatte izt nur noch die Engländer, Hannoveraner und Hessen, unter dem Herzog von York, und die Holländer unter dem ErbPrinzen von Oranien gegen sich, die sich nach Holland zurükwarfen, um es zu vertheidigen. Sie werden bei Herzogenbusch geschlagen, und diese Festung fällt; Nymegen wird auf eine selbst für Kenner unbegreifliche Weise verlassen; Grave wird belagert.

So steht die fränkische NordArmee an den Ufern der Waal und der Maas. Um Holland zu schüzen, war demselben inzwischen auch ein östreichischer Heerhaufe, unter dem Feldzeugmeister Baron von Alvinzy, den Rhein hinunter bei Arnheim zu Hilfe gezogen. Die Alliirten standen nun in Verschanzungen an den rechten Ufern der Waal und der Maas. Den Franken, am linken Ufer, fehlte es an Fahrzeugen, um übersezen zu können.

Das Glük tritt in's Mittel. Ein ausserordentlicher Winter schlägt über diese Ströme Brüken von Eis. Einer der glänzendsten Winterfeldzüge wird eröfnet: am 27ten December geht der linke Flügel und der Mittelpunkt der fränkischen Armee; am 10ten und 11ten Januar 1795 auch der rechte Flügel, während alles von Kälte starrt, troknes Fusses über die Waal und die Maas; Grave und Heusden fallen; die Linien an der Grep, der lezte haltbare Punkt, werden überwältiget. Nun ist, durch die reissende Schnelligkeit des Manövres, die holländische Armee, die sich nach Woerden hin zieht, von der englisch-hannöverschen, und dem östreichischen Heerhaufen, die sich über die Issel zurükziehen, abgeschnitten. Am 17ten Januar rüken die Franken in Utrecht, am 19ten in Amsterdam ein. An diesem Tage bricht die Revolution, die schon lange insgeheim organisirt war, in allen Städten Hollands aus; sie verbreiten sich wie durch einen Elekterschlag, im ganzen Umfang der Vereinten Niederlande. Uiberall empfängt man den Eroberer mit trunkener Freude, und schon in der ersten Hälfte des Februars haben schon alle Festungen, alle Provinzen capitulirt.

Dis ist der Innhalt der dritten Tafel, und alle drei Tafeln zusammen liefern, in gedrängter Uibersicht, die ganze KriegsGeschichte der NordArmee.

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Das eigentliche grose Tagwerk dieser Armee, das, wovon sie den Namen NordArmee führte, ist nun vollbracht: sie hat keinen Feind mehr gegen sich. Die ganze östreichische Macht hat sich gegen den OberRhein heraufgesenkt; die ganze englische Infanterie, bestehend in 26 Regimentern, aber ungeheuer geschwächt an Zahl, hat sich (18 April) in Bremerlehe nach England eingeschifft; die holländische Armee, die neu organisirt werden soll, und auf 36,000 Mann angegeben wird, würde nun, im Fall der Noth, vereint mit der fränkischen wirken; die Preussen sind, seit dem 5ten April, ausser Krieg mit den Franken.

Aus der zwischen Frankreich und Preussen besonders verabredeten NeutralitätsAbmarkung, die in diesem Hefte abgedrukt ist, ersieht man die Linie, welche die fränkische NordArmee und die preussischen Truppen in Westfalen scheidet. Der rechte Flügel dieser Armee geht bis Cleve. Im innern Holland ist es dermalen ziemlich leer von Truppen, der gröste Theil derer, die darin cantonirt waren, hat sich nach den äussersten Gränzen längs dem Meere hin gezogen; überall an den Küsten stehen, von Ferne zu Ferne, Posten, und sind furchtbare Batterien aufgeworfen. Der Zwek davon ist, die englischen Schiffe, die man häufig gewahr wird, und von denen man besonders für die SeeHäfen von Helvoetsluys, Vlissingen, den Texel xc. und die darin liegenden Schiffe fürchtet, in unschädlich.. Ferne zu halten.


Quellen.[]

  1. Geschichte von Frankreich, seit der Revolution von 1789. Aus zeitverwandten Urkunden und Handschriften der Civil- und Militär-Archive. Von F. Emmanuel Toulongeon. Münster, 1804. bei Peter Waldeck.
  2. Europäische Annalen Jahrgang 1795 von D. Ernst Ludwig Posselt. Tübingen in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1795.
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