Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Batavia.

[1]
Batavia, 124 Gr. 53 Min. 46 Sec. O. L., 6 Gr. 10 Min. 33 Sec. S. B. die Hauptstadt der Insel Java und vormals der Sitz des General-Gouverneurs und des hohen Raths von Ostindien, der Mittelpunkt aller Macht und alles Handels der Holländer in Ostindien. Sie liegt am Flusse Jakkatarg, der sie in vielen mit Bäumen bepflanzten Canälen durchschneidet, hat einen Umfang von zwei Meilen, eine steinerne Mauer, zwanzig schnurgerade Straßen und in der Stadt selbst 1993 und in den meist von Chinesen bewohnten Vorstädte 3277 Gebäude. Die schönsten sind: das Rathhaus, der Palast des Oberstatthalters, das Hospital, Spinnhaus, Waisenhaus, chinesische Hospital, die chinesische Halle, eine große Herberge für Fremde xc. 117,000 Einwohner, worunter 10,000 Europäer (3300 Officianten mit ihren Familien) 68,000 Javaner, 23,000 Chinesen, eine Gesellschaft der Künste und Wissenschaften, viele Schulen xc. Handel, Hafen und vor demselben mehrere Inseln, z. B. Unrust (Unruh) mit großen Schiffswerften; Kuiper mit Packhäuser und angelegten Dämmen zur Landung der Schiffe xc. In der umliegenden Gegend wechseln Zuckerrohr und Reißfelder, Küchen- und Baumgärten mit den prächtigsten Landhäusern ab. Seitdem die Holländer im J. 1617 sich der Niederlassungen der Engländer auf der Insel Java bemächtigt hatten, waren sie in ungestörtem Besitze derselben geblieben. Sie verdanken diese Sicherheit außer ihren Vertheidigungsmitteln besonders dem ungesunden Clima von Batavia, welches Ursach war, daß der einzige ernstliche Versuch der Engländer im J. 1799 scheiterte. Erst im J. 1811 wurde die Unternehmung wiederholt, und diesmal gelang sie. Die Seemacht befehligte dabei der Comodore Broughton, die Landmacht Sir Sam. Achmuty. Gouverneur von Batavia war General Jansens, welchen Napoleon kurz vorher statt des Generals Daendels zu diesem Posten ernannt hatte. Dieser, von den Rüstungen der Engländer unterrichtet, hatte nach Verbrennung der Magazine Batavia verlassen und sich mit seiner disponiblen Kriegsmacht nach dem Fort Cornelis gezogen, so daß die Engländer am 9ten August die Stadt ohne Widerstand in Besitz nehmen konnten. General Jansens hielt sich im Fort Cornelis bis zum 26sten, wo es die Engländer mit Sturm nahmen, leistete noch in verschiedenen Positionen Widerstand und unterzeichnete endlich am 18ten Sept. eine Capitulation, vermöge welcher er die Colonie übergab.


Der grosse Kirche in Batavia.


Die Eroberung von Batavia.

[2]
Die englischen Ministerialblätter haben die Eroberung, oder vielmehr die Besetzung von Batavia im Laufe des Jahres 1811 als eine Unternehmung geschildert, die mit vielen Schwierigkeiten verbunden gewesen sey. Wenn sie hierunter die natürlichen verstehen, so ist dieß wahr, denn schon die bloße Landung kann nur sehr schwer geschehen. Wenn sie aber, um ihren leichten Sieg zu vergrößern, von der furchtbaren Militärmacht dieser Colonie reden, so wird die Übertreibung sehr leicht bemerkt. Wir haben zwar keine bestimmten Angaben über die Stärke der Garnison von Batavia in der letzten Zeit. Wir wollen aber einen Augenzeugen erzählen lassen, wie die militärische Lage der Dinge in einem früheren Zeitraume gewesen ist, wo man sich ebenfalls auf einen Angriff der Engländer gefaßt hielt.

Die Garnison bestand damahls, das heißt im Jahre 1805,

aus 240 Mann französische Hülfstruppen.
-- 600 Mann Holländer.
-- 2400 Mann Landtruppen, worunter etwa
-- 200 Mann Europäer, als Officiers, Unterofficiers und Grenadiers.
-- 400 Mann Jäger zu Fuß (Eingeborne.)
-- 600 Mann Artilleristen, ebenfalls Eingeborne.
-- 100 Mann leichte Artillerie detto.
-- 200 Mann Kavallerie, (Europäer.)
Zusammen aus 4540 Mann .

Der Obercommandant aller dieser Truppen war der Brigadier Sandolroy, ein Schweizer von Geburt, und den Franzosen höchst abgeneigt; der zweyte Chef war Mr. Vaugine, ein Franzose, und Oberster des Regiments der Landtruppen, der mit allen Dienstdetails beauftragt war. Commandant der Artillerie war ebenfalls ein Franzose, der Oberste d'Ormancey d'Hormris. Noch hatte Batavia ein Ingenieurs-Corps, das fast ganz aus Europäern bestand. Es waren zwey Franzosen und sehr viel Deutsche und Holländer darunter, die Stärke dieses Corps kenne ich nicht.

Von jenen sämmtlichen Truppen befand sich nur ein Bataillon Landestruppen zum gewöhnlichen Dienste in der Stadt. Der Überrest war der Ungesundheit von Batavia und den Küsten wegen, in den höhern Gegenden in der Nähe casernirt. In den Küstenbatterien befanden sich nur kleine Artillerie-Detaschements. Unter den Landestruppen herrsche eine sehr starke Desertion; die Rekruten liefen täglich zu vierzig bis sechzig Mann davon. Viele davon schifften sich auf den Piroguen, die man längs der Küste findet, wieder nach Madura ein; andere flüchteten sich in das Königreich Bantam, dessen Gränze nur zwey Lieuen von Batavia entfernt ist, und das allem heillosen Gesindel zum Asyle dient. Der Rest ward nur mit Mühe, und bloß durch Vermittlung ihrer zu Batavia residirenden Fürsten zusammengehalten.

Zwischen dem Obercommandanten und den übrigen Stabsofficieren herrschte beständige Disharmonie. Bey seinem sonderbarer Character und seinen antifranzösischen Grundsätzen setzten sie durchaus kein Zutrauen in ihm. Eben so fehlte es aber auch gänzlich an militärischem Geiste und militärischer Aufmunterung. Da nähmlich die Regierung bloß mercantilisch war, hatte der geringste Compagnie-Beamte einen höhern Rang, als der Officier, und sah sich für den Herrn des Militärs an. Die Officiersstellen wurden an die ersten besten Avanturiers vergeben, denen nachher das Avancement bis zu den höchsten Graden sehr leicht ward, und die, Reichthümer zu erwerben, als ihre einzige Bestimmung ansahen."

Wenn man die Bemerkungen dieses Augenzeugen (La Tombe Voyage aux Indes orientales, Vol. I. 236 ff.) mit Aufmerksamkeit gelesen hat, so wird man leicht geneigt zu glauben, daß solche Radicalfehler auch im Jahre 1811 ganz gewiß noch wirkend gewesen sind. In der That erhielten sich die Holländer von jeher mehr durch ihre Politik, als durch ihre Militärmacht in Batavia. Ihre Regierung war mild, ihre Hauptstärke in der Uneinigkeit der Landesfürsten, die von ihnen sehr geschickt unterhalten ward. Sie hatten sich ein solches Ansehen über dieselben verschafft, daß sich keiner dieser kleinen Könige auf seinen Throne befestigt glaubte, wenn er nicht von dem holländischen Generaldirector approbirt und gekrönt worden war. Fanden die Holländer, daß einer dieser Könige feindlich gegen sie gesinnt seyn könnte, so schlossen sie ihn von der Erbfolge aus, und hielten ihn in der Citadelle von Batavia in ewiger Gefangenschaft. Dieß war z. B. mit dem ältesten Sohne des Königs von Bantam der Fall, der in sehr enger Gewahrsam gehalten, und nichts weniger als königlich behandelt ward.


Zeitungsnachrichten.

[1806]

[3]
Admiral Pelew hat, nach der Zeitung von Baltimore, eine Expedizion gegen die Rhede von Batavia ausgeführt, wovon aber noch kein Offizialbericht angelangt ist. Nach dieser Zeitung erschien Admiral Pelew am 27. Nov. mit 7 Schiffen vor Batavia, und da seine Kanonen die am Ufer befindlichen holländischen Schiffe nicht erreichen konnten, so schickte er bemannte Böte und Schaluppen gegen sie ab, welche 18 Schiffe in Brand steckten, worunter 1 von 32, 1 von 20, 1 von 18 Kanonen, und ein Preussisches Handelsschiff. Die übrigen gehörten den Einwohnern von Batavia. Am 2. Dez. segelte Pelew wieder ostwärts nach der Küste von Java ab.


[1808]

[4]

Vereinigten Staaten von Amerika.

Eine Neuyorker Zeitung enthält Folgendes: "Durch das Schiff Thames von Batavia erfahren wir, daß die Eskadre von Sir Esward Pellew, die aus 2 Linienschiffen, 3 Fregatten und 2 Briggs, und 1200 Mann Truppen am Bord besteht, in dem Hafen von Ontrust vor Anker kam, und denselben in Besitz nahm. Zwey Holländische Linienschiffe und ein Ostindienfahrer fielen den Engländern in die Hände."


[1812]

London, den 19ten Februar. [5]

Die Komtesse d'Harcourt, die kürzlich von Batavia angekommen ist, hat unangenehme Nachrichten überbracht. Die Einwohner haben verschiedene Streitigkeiten mit unsern Truppen gehabt, und es ist von beyden Seiten Blut vergossen worden. Mit Bedauern fügen wir hinzu, daß man genöthigt gewesen, verschiedene Personen hinrichten zu lassen.


Quellen.

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. Dritter Jahrgang 1812. Wien, gedruckt und im Verlag bey Anton Strauß.
  3. Wiener-Zeitung Nro. 51. Sonnabend, den 27. Junius 1807.
  4. Wiener-Zeitung. Nro 60. Mittwoch, den 27. July 1808.
  5. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 58. Donnerstag, den 7. März 1812.
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