Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Die Franzosen räumen Berlin.

Der 4. März 1813.

Da nach den fürchterlichen Unfällen, welche die französ. Armee in Russland trafen, auch Murat die Trümmer derselben verlassen hatte, übernahm der Vice-König von Italien Eugen den Oberbefehl derselben. Er wusste nichts besseres zu thun, als sich mit dem grössten Theile seiner Macht nach Magdeburg zu ziehen, um sich am Ufer der Elbe bis zur Ankunft der neuen Verstärkungen, welche Napoleon herbeiführte, zu behaupten. Eine Folge dieses Rückzugs war die Räumung des bisher so hart mitgenommenen Berlins, welche am 4. März geschah. Sogleich rückten die Russen unter Czernitschew in die verlassene Stadt ein.


Friedrich Wilhelm's Einzug in Berlin.

Wer hätte an jenem unglücklichen 26sten October 1806 von Berlin's Einwohnern, der damals den Eroberer Napoleon durch's Brandenburger Thor einziehen sahe, geahnet, sieben Jahr später werde Friedrich Wilhelm einen Sieges-Einzug hier halten, nachdem Napoleon geschlagen, der alte Preußische Ruhm wieder erobert worden, so wie alle verlorne Provinzen? Nur die sind in Berlin zu beklagen, welche den 23sten October 1813 nicht erlebt haben.

Berliner Blätter enthalten Folgendes aus Berlin vom 26sten October.

"Nachdem Se. Majestät der König in allerhöchstem Wohlseyn, zur unbeschreiblichen Freude ihrer treuen Unterthanen den 23sten Abends um 5 Uhr, aus Leipzig siegreich in Potsdam eingetroffen waren und sich am folgenden Morgen nach Charlottenburg verfügt hatten, hielten Hochdieselben von da aus, Sonntag den 24sten gegen 12 Uhr, in Begleitung eines zahlreichen Gefolges, Ihren Einzug in Berlin, um für die errungenen Siege mit unter Ihrem Volke Gott öffentlich zu danken. Bei'm Brandenburger Thore bis zum Palais, stand die Infanterie und Cavalerie in Spalier. Se. Maj. wurden aus allen Fenstern und von den zahlreich unter den Linden versammelten Einwohnern mit unaufhörlichem Jubel begrüßt, Blumen und Kränze entgegengestreut, und ein Lebe hoch! über das andere erschallte. Se. Maj. stiegen vor der Domkirche ab, und brachten dem Allerhöchsten Ihren Dank für die sichtbare göttliche Huld und Gnade, für den errungenen Sieg und das gerettete Vaterland. Se. Maj. wohnten mit allen hier anwesenden Prinzessinnen des Königl. Hauses, und den höchsten und höhern Staatsbehörden dem Gottesdienste, dem Tedeum, der Predigt des Hofprediger Stosch bei und ließen sich bei'm Anfang des Dankgebetes nach der Predigt zuerst mit der ganzen Königl. Familie, allen Behörden, und der gesammten Gemeinde auf das Knie nieder. Die Rührung Sr. Maj. bei'm Einzuge sowohl, als vornehmlich an der heiligen Stätte, war sichtbar. Nach dem Gottesdienst verkündigten im Lustgarten, 101 Kanonenschüsse der Stadt das geendigte Dankfest und die Gegenwart unsers allertheuersten Monarchen."
"In allen Kirchen, selbst in allen Militär-Lazarthen, war feierlicher Gottesdienst. Auf dem Opernplatze war ein großer Theil des Militärs, das nicht in der Garnisonkirche Platz gefunden, zum Gottesdienst versammelt. Auch hier wurde von allen Kriegern und den zahlreich umstehenden Zuhörern kniend ein feierliches Dankgebet gehalten."
"An den Kirchthüren wurde für die verwundeten Krieger reichlich gesammelt. Reine ungeheuchelte Andacht, ächte Menschenliebe, thätiges Mitleiden, sind die Hauptzüge Berlin's, im Anfange des neunzehnten Jahrhunderts."


Quellen und Literatur.

  • Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
  • Kurzer Umriß der Begebenheiten auf dem festen Lande von Europa, in den Jahren 1813 und 1814 zur Befreiung von der Französischen Tyrannei; nebst kritischen Bemerkungen, von einem Engländer. Weimar, im Verlage des Landes - Industrie - Comptoirs. 1814.
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