Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Declaration des Russisch Kaiserl. Hofes gegen Schweden.[]

[1]
Vormals überraschte Gustav III. Rußland durch den Krieg, indem er am 23sten Januar 1788, plötzlich in Finnland einbrach, und diesmal scheint der Nachfolger Gustavs, durch den Krieg von Seiten seines Schwagers auf dem Russischen Kaiserthrone überrascht, so deutlich und wiederholt ihm auch längst vorher erklärt war, daß derselbe erfolgen würde, wenn keine Aenderung des Systems von Schwedischer Seite einträte. Am 14ten Aug. 1790 war jener Krieg durch den Frieden von Wärelä beendigt, den Schwedischer Seits der Baron Gust. Moriz von Armfelt und Russischer Seits der General, Baron von Igelström unterzeichnete. *) Nach einem 17jährigen Frieden ist nun zwischen Rußland und Schweden der Krieg von neuem ausgebrochen, der diesmal entscheidende Folgen haben dürfte. Die Veranlassung zu dem Kriege, enthält nachstehende Kaiserl. Russische

Declaration:

Als der Kaiser die Gewaltthätigkeit erfuhr, welche sie England gegen Dännemark erlaubte, so ließ Er, mit Recht darüber aufgebracht, seinem Character getreu und auf das Wohl seines Reichs stets sorgfältig bedacht, dem Könige von Großbrittannien zu erkennen geben, daß Er bei diesem schmählichen Verfahren, bei diesem beispiellosen Raub nicht gleichgültig bleiben könne, den sich England gegen einen König, seinen Verwandten, seinen Freund und den alten Alliirten Rußlands, erlaubt hatte. *)

*) Qu‘il ne resteroit pas insensible à cet outrage, à cette spoliation sans exemple, que l'Angleterre venoit de se permettre contre un roi, son Parent, son Ami, et l'antique Allié de la Russie.

Se. Kaiserl. Majestät theilten diesen Entschluß dem Könige von Schwden in einer Note mit, die am 24sten Sept. des vorigen Jahrs, dem Ambassadeur desselben übergeben wurde.

Ein im Jahr 1780 zwischen der Kaiserin Catharine und dem Könige Gustav dem Dritten contrahirter Tractat, und ein zweiter, der zwischen dem Kaiser Paul und dem jetzt regierenden Könige geschlossen worden, **) enthielten die gegenseitige förmliche Verpflichtung: den Grundsatz aufrecht zu erhalten, daß die Ostsee ein geschloßnes Meer ist, und dies Meer und dessen Küsten vor allen Feindseligkeiten und Gewaltthätigkeiten zu bewahren und zu dem Ende alle in ihrer Macht befindlichen Mittel anzuwenden. Indem Se. Majestät diese beiden Tractaten erwägten, so hielten Sie sich nicht nur für befugt, sondern selbst für verpflichtet, von Schweden, dessen Cooperation gegen England zu reclamiren.

Der König läugnete die angeführten Verpflichtungen nicht ab; allein er verweigerte jede Cooperation, so lange die Französischen Armeen sich nicht von den Küsten der Ostsee entfernt hätten und die Häfen Deutschlands nicht dem Englischen Handel offen wären. *)

*) Et que les ports allemands ne seroient ouverts aus commerce anglais.

Es war die Frage davon, die von England begangene Gewaltthätigkeit, die ganz Europa aufgebracht hat, zu unterdrücken. Der Kaiser verlangte von dem Könige von Schweden dessen auf Tractaten gegründete Cooperation, und, statt aller Antwort, schlug ihm dieser Monarch vor, die Ausführung der erwähnten Tractaten bis auf einen andern Zeitpunct hinaus zu setzen, sich jetzt dahin zu verwenden, England den Handel aller Deutschen Häfen zu verschaffen, mit einem Wort, eben dem England zu dienen, gegen welches Vertheidigungs-Maaßregeln ergriffen werden sollen. Es ist folglich schwer, die Partheilichkeit des Königs von Schweden für England stärker zu beweisen, als es von ihm selbst geschieht.

Unterm 16ten November ließen Se. Majestät eine zweite Note übergeben, worin dem Könige in Erinnerung gebracht ward, daß Allerhöchstdieselben mit England gebrochen hätten und durch welche man den König von neuem um seine Cooperation ersuchte.

Diese Note blieb fast zwei Monate unbeantwortet, und die Antwort, welche endlich am 9ten Januar dem Ministerio Sr. Kaiserl. Majestät übergeben ward, trägt das Gepräge der vorhergehenden.

Weit entfernt, Sich über Seine Mäßigung Vorwürfe zu machen, ist es vielmehr dem Kaiser angenehm, bisher alle mögliche Mittel erschöpft zu haben, um Se. Schwedische Majestät zu dem einzigen, Ihren Staaten angemessenen System zu bewegen; der Kaiser aber ist endlich seinen Völkern, so wie der Sicherheit seines Reichs schuldig, die das höchste Gesetz ist, die Cooperation Schwedens mit Rußland und Dännemark gegen England nicht länger eine unentschiedne Frage seyn zu lassen.

Der Kaiser ist benachrichtigt, daß das Cabinet von St. James Dännemark durch Furcht wieder mit seinem System zu verbinden gesucht, und es bedroht hat, daß der König von Schweden Truppen nach Seeland senden würde, wogegen diesem der Besitz von Norwegen zugesichert werden sollte.

Da der Kaiser ferner erfahren hat, daß, wie Ihn der König ohne Antwort ließ, er insgeheim eine Allianz zu London unterhande te, so haben Se. Majestät eingesehen, daß das Wohl Ihres Reichs schlecht gesichert seyn würde, wenn, indem der Kampf zwischen England und Rußland anfinge, der König von Schweden, dieser Nachbar der Russischen Staaten, mit dem Anschein der Neutralität, die Gesinnungen seiner bekannten Ergebenheit für England eine Zeitlang bedecken wollte. Se. Kaiserl. Majestät können, die Lage Schwedens in Rücksicht Rußlands, nicht unbestimmt lassen und können folglich dessen Neutralität nicht verstatten.

Da die Dispositionen des Königs klar gewiesen sind, so bleibt also Sr. Kaiserl. Majestät nichts weiter übrig, als unverzüglich zu allen den Mitteln zu schreiten, welche die Vorsehung Ihnen anvertraut hat, um das Wohl Ihres Reichs zu sichern, und Sie thun dies dem Könige und ganz Europa kund.

Indem der Kaiser so die Pflichten erfüllet, die Ihm das Wohl seines Reichs auferlegt, ist er bereit, die zu ergreifenden Maaßregeln in eine Maaßregel der Klugheit zu verwandeln, wenn sich der König unverzüglich mit Rußland und Dännemark verbindet, um bis zum Seefrieden England die Ostsee zu verschließen. Er ladet selbst, und zwar zum letztenmal, mit aller Wärme wahrer Freundschaft den König, seinen Schwager, ein, *) nicht länger anzustehen, seine Verpflichtungen zu erfüllen und das System anzunehmen, welches dem Interesse der Nordischen Mächte angemessen ist.

*) Il invite même, pour la derniere fois le Roi, son Beau-Frere et avec toute la chaleur de la veritable amitié etc.

Was hat übrigens Schweden gewonnen, seitdem sein Monarch dem Interesse Englands ergeben ist?

Nichts würde den Kaiser mehr betrüben, als Schweden und Rußland vereinigt (desunies) zu sehen, und es hängt noch von Sr. Schwedischen Majestät ab, eine Parthei, aber auf der Stelle, zu ergreifen, welche die beiden Staaten in genauer Allianz und in völliger Eintracht erhalten wurde.

Gegeben zu St. Petersburg, den 10ten Februar 1808.

*) Man sehe diesen Friedensschluß im Jahrgange des Journals 1790, S. 985 ff.
**) Man sehe denselben im Jahrgange 1800, S. 222 xc. und 357 xc.


Declaration des Königl. Schwedischen Hofes gegen Rußland.[]

[2]
Wir haben im vorigen Stücke des Journals S. 291 die Russisch-Kaiserliche Declaration gegen Schweden mitgetheilt. Hier folgt nach dem bekannten System unsrer Partheylosigkeit die Schwedische Gegen-Declaration. Wir theilen sie, da unser Journal das historische Archiv der Tagsbegebenheiten ist, unverändert so mit, wie sie zu Stockholm in Französischer und Schwedischer Sprache und übersetzt in den Kopenhagener Zeitungen erschienen ist. Eine solche Mittheilung giebt Kennern Gelegenheit, das Ganze desto besser zu würdigen, und wir folgen hierin dem Beispiele, welches in Frankreich gegeben wird, wo man Actenstücke von der Gegenseite selbst zuerst mit jener Offenheit und Liberalität publicirt, die seine erhabne unsterbliche Kaiser Regierung charakterisiren. Die Gegen Erklärungen und Bemerkungen, die obige Declaration veranlassen dürfte, werden zu seiner Zeit mit gleicher Treue mitgetheilt werden.

Declaration:

"Russische Truppen haben einen feindlichen Einfall in das Schwedische Finnland gemacht. Die erste Kunde davon erhielt Se. Majestät durch einen Telegraphbericht, die zweite durch eine, Namens Sr. Majestät des Kaisers von Rußland in dieser Provinz ausgestreute Proclamation, welche Abtrünnigkeit und Aufruhr predigt. Feindseligkeiten, denen keine Kriegserklärung voran gegangen war, aus keinem alten Groll entsprungen, angefangen mit Bestechungen, geleitet durch einen Vaterlandsverräther (Georg Sprengporten) an der Seite des Obergenerals, sind an sich schon Handlungen, wovon es wenig Beispiele giebt, und die allgemeinen Abscheu erwecken müssen; wenn man ihnen aber das noch so neuerlich zwischen beiden Höfen geknüpfte Freundschaftsband entgegensetzt; wenn man sieht, daß sie hämischer Weise gegen die erprobte Aufrichtigkeit und Treue eines Alliirten gerichtet werden, so giebt es weder Gefühle noch Namen, die die Ungerechtigkeit derselben ausdrücken können. Sie stehen allein in der Geschichte; sie sind die Krone aller Greuel unsers Zeitalters!

Zu der Zeit, da der unterdrückten Fürsten und Staaten Schicksal die Theilnahme des Russischen Hofes zu erregen schein, da er die Gefahren zu ahnen anfing, die dem ganzen Europa drohten, wurden Se. Majestät durch gleichgestimmte Gefühle mit ihm in Verbindung gezogen, die auf das Zutrauen zu einem Nachbarn, einem Freund, einem unabhängigen Herrscher begründet waren. Se. Kaiserl. Majestät hatten Verbindungen angeknüpft, die dem gemeinschaftlichen Bedürfnisse heilsam waren; Sie hatten von Frankreich die Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten zu fordern; Sie hatten Macht, ihre und aller Rechte zu behaupten.

Der König verband sich mit dem Kaiser -- und nun findet er sich von ihm angegriffen, gerade weil er sein Bundesgenosse war. Nie konnte ein Fürst Bündnisse mit größerer Hoffnung ihrer Unverbrüchlichkeit eingehen. Der Kaiser war persönlich durch Frankreich hartnäckige Weigerung, einen geschlossenen und unterzeichneten Tractat zu erfüllen, und durch eine bei vielfachen Gelegenheiten bewiesenen Mangel an Achtung beleidigt. Gereizt war die Russische Nation, die man öffentlich als Wilde und Barbaren verschrie 1): was nur einer Regierung heilig seyn kann, vereinigte sich mit der gemeinsamen Sache. Wie konnte man anders als für unwiderruflich halten, was der Kaiser erklärt hatte; "Er wolle einen jeden Friedensantrag, er sey mehr oder minder vortheilhaft für ihn, verwerfen, der nicht mit des Russischen Namens Ehre, des Vaterlandes Sicherheit, der Bündnisse Hei igkeit und des gesammten Europas Ruhe vereinbar sey." 2)

Die Gegenwart hat schon darüber gerichtet, und die Folgezeit wird es noch mehr fühlen, ob diese großen Absichten durch den Tilsiter Friedenstractat erreicht worden sind. Der König blieb auf dem Kriegsschauplatz und, den Bedingungen der Convention 3) gerade entgegen, wurde Er weder von einem Waffenstillstand noch von einem Frieden unterrichtet, bis der Tractat abgeschlossen war.

Da die Mittheilung, mit einem unbestimmten Antrage, zu dem Frieden 4) mit beizutragen, verbunden, geschehen war, so ließen Se. Majestät aufs neue Vorschläge zu einem Waffenstillstand, der zu einer Bedingung des Friedenstratats hätte gemacht werden müssen, thun, aber sie bekamen eine verneinende Antwort. Se. Maj. befanden sich nicht im Stande, ihre Deutsche Provinzen zu vertheidigen, und waren gezwungen, sie zu räumen.

Nach diesem Verlust, dessen Grund in Rußlands Abtrünnigkeit lag, sahen Se. Maj. sich ganz vom Kriegsschauplatz entfernt, und suchten nun ihn ihrem Königreiche die Ruhe zu genießen, die dessen geographische Lage Ihnen zu versprechen schien. Sie hatten treulich ihre Verbindlichkeiten mit Rußland erfüllt, und erwarteten, daß man Ihnen, der Verschiedenheit der Systeme ungeachtet, für das Vergangene werde Gerechtigkeit wiederfahren lassen.

Der König hatte die Unternehmungen der Russischen Armeen mit seinen Kriegsschiffen unterstützt, hatte dem Kaiser seine Zeughäuser geöffnet; er hatte die heimlichen Anerbietungen, die Frankreich Regierung mitten in der Hitze des Kampfes that, da Rußlands Provinzen und Hauptstadt ganz entblößt waren, abgewiesen und sogleich mitgetheilt; worunter auch diese war, ihm, falls er mit Rußland brechen wolle, alle von Carl XII. verlornen Provinzen, sammt allen Umründungen, die Schweden sich wünschen könne, wieder zu verschaffen 5). Se. Majestät sind wol über aller Lob dafür erhaben, daß Sie so unmoralischen Reitzungen widerstanden; aber Sie erwarten, daß die Gewaltthätigkeiten, die eine von Ihnen mit so vielem Glimpfe behandelte macht gegen Ihre Staaten begeht, ein um so strengeres Urtheil finden werden.

Geheime Artikel des Tilsitter Tractats, die man sogleich ahnete und die das Russische Ministerium hernach selbst eingestand, fingen an sich nach und nach zu offenbaren. Das leere Hirngespinst, dessen sich die Französische Regierung zur Unterjochung des festen Landes bedient hat, die Gefahr vor dem Englischen Handel, ward dem Norden vorstellig gemacht, um auch dort die Unterdrückung und das Elend einzuführen, die von Hafen zu Hafen, von Staat zu Staat, sich bereits über das übrige Europa verbreitet hatten. Keine Regierung wird ihrer eignen Einsicht, ihrer eignen Erfahrung, keine Nation ihrer eignen Betriebsamkeit überlassen, kein Zwischenzustand wird erkannt zwischen Vasall und Feind.

Friedensverträge und Bündnisse, Bündnisse und Unterwerfungen sind einerlei, und von Paris aus werden den vermeintlich unabhängigen Alliirten, Systeme, Gesetze und Anordnungen vorgeschrieben, welche, das System der Oberherrschaft befördernd, angreifen, was in der Gesellschaft und unter ihnen selbst am heiligsten ist.

Solchergestalt bereitet man zu Petersburg schon im Herbst des verwichenen Jahrs einen Bruch mit England vor. Während man die Jahrszeit abwartet, wo solches mit Sicherheit geschehen konnte, that man dem Könige, vermittelst einer Note vom 6ten Oct. den Vorschlag, mitzuwirken, die Ostsee auf dieselbe Weise, worüber man 1780 eins war, fremden Kriegsschiffen zu verschließen. Se. Maj. ließen unterm 13ten Nov. erwiedern, es sey unmöglich den Frieden der Ostsee zu schützen, so lange die Französische Macht einen so großen Theil der südlichen Häfen derselben beherrschte, und dort ihr ausschließendes System ausübte.

Er lud folglich Se. Kaiserl. Maj. ein, die Franzosen erst dahin zu vermögen, solche zu verlassen, und als der nämliche Vorschlag am 27sten desselben Monats erneuert ward, als eine in der Convention von 1780 gegründete Verpflichtung, bewies man kurz, daß durch die Convention von 1801 zwischen Rußland und England, welcher der König auf die dringende Einladung Rußlands und unter der Garantie desselben beygetreten sey, Se. Maj. damals unmittelbar mit England Verpflichtungen getroffen, die Sie vernünftiger Weise nicht brechen könnten, so lange ihrerseits diese Macht die ihrigen erfülle; daß die auf die bewaffnete Neutralität gegründete Verpflichtungen, die Ostsee zu verschließen, mit jener wegfalle, und auf die gegenwärtigen Umstände um so weniger anwendbar sey, als die Dänische Flotte, auf die man dabei gezählt hatte, nicht mehr existirte, und die Engländer in spätern Zeiten die Fahrt durch den großen Belt entdeckt hätten; daß aber Schweden, wenn es gleich nicht durch eine Ausrüstung dazu beitragen könne, die Ostsee zu schützen, es übernehmen wolle, durch Unterhandlungen bei England zu bewürken, daß es kein Kriegsschiff dahin senden wolle, falls sich keine andre Macht rüstete, oder falls nicht andre Feindseligkeiten dasselbe nöthigten, als Hülfsmacht dahin zu kommen.

Verlangen wollen, daß Schweden Rußland zum Bollwerk dienen solle, nachdem es solchem gefallen hat, England herauszufordern, daß Schweden seine Flotte und seinen Handel aufopfern solle, um Kronstadt und Reval zu vertheidigen, das wäre doch in der That zu viel. Auch fingen die Rüstungen auf den Russischen Grenzen zugleich mit diesen Vorschlägen an. Der König sah ihnen ruhig zu, so lange man keine Beschwerde anführte und so lange die Vorschläge nichts Entscheidendes enthielten.

Uebrigens vermittelst einer Convention zu schützen, eine Aussicht auf Ruhe und Vortheile für Rußland und den ganzen Norden dar, welche man nicht ohne große Verantwortung unbeachtet lassen konnte. Freier, als während des ganzen Krieges, hätten die Russischen Häfen sich für einen Absatz ihrer Erzeugnisse geöffnet, desgleichen man bisher nicht gekannt. Annäherung beider Höfe gegen einander, Handelsthätigkeit, Ruhe nach einem unglücklichen Kriege, einige Beifallsäußerungen nach einem unglücklichen Frieden, dies aller enthielt das Anerbieten des Königs für den Kaiser. Solches geschah im vollen Vertrauen auf die Einwilligung Englands. Se. Maj. erwarteten die Bestätigung derselben, lange ehe die so gefürchtete Englische Flotte die Rache in die Ostsee tragen konnte.

Man drang auf Antwort: der Ambassadeur des Königs sollte das gemeinschaftliche Interesse am 15. Febr. in einer besondern, ihm versprochenen Audienz darstellen, als man die Communication der Ambassade mit Schweden mit Gewalt abschneidet und die Russ. Truppen mit folgenden Proclamationen (hier folgen die Russische Proclamationen an die Bewohner von Schwedisch-Finnland, eine andere an die Prediger an der Grenze 6) und noch eine an die Schwedische Armee 7)) in Finnland einfallen.

Nun beurtheile jede loyale Regierung, ein jeder tapferer und rechtschaffener Krieger, ein jeder getreue Unterthan, dieses Verfahren. Ein hinterlistiger Einfall in das Land eines friedlichen Nachbaren, welchem Ausruf zur Empörung vorangegangen ist, ist unerhört, sogar in diesen letzten Zeiten, die an Beispielen von Gewaltthätigkeiten und Ungerechtigkeiten so reich sind.

Das Russische mit Frankreich alliirte Reich ist nicht mächtig genug, um sich durch die Formalitäten des Völkerrechts einigem Widerstande in einer durch die Jahrszeit angeschnittenen Provinz auszusetzen. Es bedarf der Ueberraschung und Bestechung. Die Regierung sucht durch Verheißung der Freiheit das Volk in Masse zu erkaufen; der General will die Soldaten Stückweise erstehen, wie er auf den Märkten zu St. Petersburg oder Riga Leibeigne hat erhandeln können.

Getreue Bewohner Finnlands! Achtungswerthes Volk, Euer König hat während seiner ganzen Regierung, die Aufklärung, den Ackerbau und den Wohlstand eures Landes befördert, ein treuloser Nachbar droht euch in die vergangenen Jahrhunderte wieder zurück zu stoßen. Eure Nachbarschaft war ihm ein Vorwurf geworden, sein Schwerdt schwebt über euren Häuptern, seine blutige Hände sind nach eurem Eigenthum, seine Mordfackeln über eure Wohnungen ausgestreckt, seine Verheißungen bedeuten nichts, als seinen Wunsch, sich ohne Gefahr zu nahen. Betrübt über das Unglück des Kriegs, aber gestärkt durch das Bewußtseyn, die Ursach derselben nicht zu seyn, weiß Euer König, daß eure Herzen unverändert, euer Muth unerschüttert bleiben wird, bis er Seine und seines Alliirten Kraft anwenden kann, euch zu schützen und zu rächen.

Stockholm, den 11ten März 1808.

1) "Völker, die durch ihre Sitten und barbarischen Gebräuche den Haß aller gebildeten Nationen erwecken müssen. Tagsbefehl in Wien, den 23. Brumaire J. 14, 14ten Nov. 1805. Diese wilden Horden, deren verheerende Hülfe zum letztenmal von Europäischen Regierungen herbeygerufen werden soll (25. Bülletin der großen Armee vom 16 Nov. 1805) Herrschte die griechische Tiara von der Ostsee bis zum mittelländischen Meere, von einem Schwarm Fanatiker und Barbaren angegriffen sehen (Proclamation aus dem Hauptquartier zu Warschau, den 29sten Jan. 1807.)
2) Maifest vom 30sten August 1806.
3) "Haben die Feindseligkeiten einmal ihren Anfang genommen, so verpflichten sich beide hohe contrahirende Partheien aufs bestimmteste und förmlichste, nicht anders als nach gemeinschaftlicher Uebereinkunft, die Waffen niederzulegen, oder mit der Französischen Regierung den Frieden zu unterhandeln. Convention vom 2/14 Jan. 1805. Art. IX.
4) Brief des Generals Budberg an den Kammerjunker und Kabinetssekretär, Baron Wetterstedt vom 10ten Jul. 1807.
5) Anerbietungen wegen Norwegen, gelangt an einen Schwedischen Kriegsgefangenen Offizier im Nov. 1806 von Bernadotte. Desgleichen wegen Arrondissements durch den Französischen Minister Bourrienne an den Chargé d Affaires Netzel, am 14. Nov. 1806. Anerbietungen solcher Grenzen, die Schweden wünsche, da es ein Gegengewicht Rußlands seyn müßte, durch den General Grandjean an den Obersten Baron Tawast, d. 27 Nov. 1807.


Deutsche Noten zu der Schwedischen Kriegserklärung gegen Rußland.[]

[3]

[1808]

Die Schwedische Regierung hat ihrer Kriegserklärung gegen Rußland noch besondere Noten beigefügt. Die Erstern sowohl als die Letztern sind von vielen Deutschen sehr günstig aufgenommen worden. Man betrachtet dieses Dokument als eine Sache von Wichtigkeit und Behauptet sogar, Schweden habe dadurch die Russische Deklaration widerlegt, und das Recht stehe nun auf Schwedens Seite. Das ist was wir hier untersuchen, besonders aber auch unpartheiisch prüfen wollen, ob denn wirklich dieses Schwedische Dokument eine solche Lobpreisung verdiene, wie ihm von vielen Lesern zu Theil geworden ist. Man vergleiche beides mit einander, und urtheile, wenn man anders im Stande ist, sich von eingewurzelten Vorurtheilen loszumachen.

Die Erklärung Rußlands gegen Schweden legte die Beweggründe des nun begonnenen Kriegs an den Tag. Ich fürchte man hat diese Erklärung nicht gehörig gelesen noch weniger unpartheiisch geprüft, sonst müßte man doch so viel einsehen, daß der König von Schweden sich im Widerspruche mit den Grundsätzen des alten Schwedischen Kabinets und mit dem Interesse seines Volks gezeigt habe. In seinen Zaudern zu antworten, in der Beschaffenheit seiner Antworten selbst, sahe man schon den Anhänger der Englischen Regierung. Eine Unterhandlung, die kaum 6 Wochen erforderte, und 6 Monate hinaus gezogen wurde, bewieß Rußlands Geduld zur Genüge. Daß der König von Schweden sich vor dem Tilsiter Vertrag für verpflichtet hielt, seinen Bund mit Rußland und Preussen zu halten, eine Provinz aufzuopfern, zeigte Großmuth; er unterstützte damals eine gemeinschaftliche Sache und konnte bei einem gemeinschaftlichen Vertrag auf Entschädigung Anspruch machen. Als aber der Tilsiter Friede die ersten Mächte Europas vereinigte, wie konnte der König von Schweden darauf bestehen, Stralsund zu verlieren und die Insel Rügen und jede Hofnung, seine alten Besitzungen in Deutschland wieder zu erlangen? Wie konnte er, der für seine mächtigen Bundesgenossen wenig zu thun vermochte, es allein mit der ganzen Französischen Armee aufnehmen, von der blos eine Abtheilung genügte, ihn in eine Festung einzuschließen? Von dem Augenblicke an, da der Zweck des Landkrieges nicht mehr da war, lag es ihm ob, auch für seine Feinde, die Feinde seiner Bundesgenossen anzusehen.

Das Gegentheil war Tollkühnheit, es war Eigensinn und Halsstarrigkeit, die am wenigsten einem Regenten ziemt. Bei einem gemeinen Bürger könnte dergleichen Benehmen vielleicht Großmuth genannt werden, aber was an einem Bürger zuweilen für Ehrenvoll geachtet wird, das kann bei einem König thöricht seyn. Bei dem ersten mag sich die Tugend im Kampfe gegen das Schicksal zeigen, bei dem letzten ist es ein Verbrechen, gegen das offenbare Interesse seines Volks zu kämpfen. Der König von Schweden, der die Sache seiner Feinde in Schutz nehmen will, ohne den mindesten Beweggrund seine Staaten den Gräueln eines Einfalls Preis giebt, und auf sich selbst gewisses Unglück herab ruft, ohne eine vernünftige Hofnung zu haben, stellt keinesweges das Beispiel der Beständigkeit eines Helden, andern Nationen auf.

Dies alles vorausgesetzt, was mit der Vernunft sehr genau übereinstimmt, wollen wir die Schwedische Kriegserklärung selbst betrachten, und genau prüfen, ob Wahrheit und Vernunftgründe in solcher enthalten sind.

Der Kaiser von Rußland heißt es in dieser Erklärung, sei durch bewiesenen Mangel an Achtung von Frankreich vielfach beleidigt worden. Dieses will Schweden dadurch beweisen, daß in der 2ten Note einige Stellen aus Französischen Bulletins angeführt werden, darinn die Russen, wilde Horden, barbarische Völker genannt wurden. Man weiß, daß gewöhnlich die kriegführende Macht die Fehler seiner Feind aufzudecken pflegt, und so war es auch Frankreich nicht zu verdenken, wenn es tadelte, daß deutsche civilisirte Regierungen, wilde Russische Horden zur Hülfe nach Deutschland gerufen hatten. Der König von Schweden wird uns Deutsche doch nicht überreden wollen, daß die Kosaken, Kalmucken und wie die rohen Völker heißen, zu den civilisirten Truppen gehören? -- Wie könnte also der vernünftige Alexander dergleichen Aeusserungen übel aufnehmen? und in Kriegszeiten ist noch weniger daran zu denken, daß dergleichen für Beleidigung aufgenommen werde.

Der König beschwert sich, daß er von dem Waffenstillstande und Tilsiter Frieden nicht eher unterrichtet war, bis der Traktat abgeschlossen worden. Hat er denn vergessen, wie schnell dieser Waffenstillstand sowohl als der Friede abgeschlossen werden mußte, nach dem die Schlacht bei Friedland nichts weniger als glücklich für Rußland abgelaufen war? Da war wahrlich keine Zeit übrig, als die Engländer mit der versprochenen Hülfe ausblieben, und Rußlands Gränzen bedroht wurden, um erst mit den ohnmächtigen Schweden zu konferiren und diese um Rath zu fragen, ob sie den Frieden annehmen sollte oder nicht.

Rußlands Abtrünnigkeit, heißt es in dieser Erklärung, sei Ursache gewesen, daß der König gezwungen worden, seine deutschen Provinzen zu räumen. Das ist unwahr, und man kann dreist jeden auffordern, zu urtheilen, dem die damalige Kriegsgeschichte noch im Andenken ist. Es war damals als der Friede mit Rußland geschlossen war, für Schweden noch immer Zeit seine deutschen Provinzen zu retten, und Frankreich hat wahrlich dieser Regierung Zeit genug zur Busse gelassen, es hat sogar einen Waffenstillstand mit ihr geschlossen und die Hand zum Frieden geboten, aber ist es denn nicht bekannt, daß der König den Waffenstillstand ganz gegen alle Kriegssitte und Völkerrecht gebrochen hat, daß er die Französische Macht so lange gereitzt und geneckt hat, bis diese des Scherzes müde, ihn endlich aus seinen Deutschen Provinzen verjagte. Nur sich selbst, nicht Rußland hat der König diesen Vorfall zuzuschreiben.

Der König will sich sein unpolitisches Benehmen sehr hoch anrechnen, und erzählt, daß er alle Anerbietungen der Französischen Regierung ausgeschlagen. Daß dergleichen ihm gemacht worden, bezweifelt kein Mensch, er hätte nicht nöthig, dieses in Noten weitläuftig anzuführen, denn es ist sehr natürlich, daß damals als Frankreich mit einem so mächtigen Gegner, als Rußland war, zu thun hatte, es wichtig war, auch den kleinen Feind, der sich ihm in Rücken befand, zu gewinnen, um nicht nöthig zu haben, ein Armeekorps an der Pommerschen Gränze stehen zu lassen, und diesen zu beobachten. Es ist daher sehr natürlich, daß Frankreich Anerbietungen machte, und gewiß ist es, daß Schweden seine Deutschen Provinzen nicht blos erhalten, sondern vergrößern konnte, wenn es diesen Anerbietungen Gehör gab, daß man aber erzählt, ein Französischer General habe ihm Norwegen durch einen Kriegsgefangenen Schwedischen Offizier anbieten lassen, ist -- lächerlich. Dergleichen wichtige Gegenstand werden nicht durch gefangene Offiziere mündlich verhandelt, und hätte wirklich gedachter General so etwas gegen einen Schwedischen Offizier geäussert, was wäre es denn? Ein Anerbieten aus Politik, was zu halten der Kaiser keinesweges verpflichtet gewesen wäre.

Der König bekennt selbst, daß Rußland ihm aufgefordert habe, den Traktat von 1780 zu halten, und fremden Kriegsschiffen, die Ostsee zu verschließen, aber was antwortete er darauf? Läugnete er etwa zufolge dieses Traktats, dazu verpflichtet zu seyn? Das konnte er nicht, aber vier Wochen nachher verlangte er, Rußland sollte Frankreich erst vermögen, die südlichen Häfen zu räumen. Welche Foderung, und von wem? -- Schweden wußte recht gut, daß diese Foderung zu erfüllen, ausser Rußlands Macht sei, und so konnte der König leicht eine solche Bedingung machen. Noch auffallender ist das Argument: jener beschlossene Traktat ist nicht mehr von Gültigkeit, weil die Dänische Seemacht nicht mehr existirt, und diese Flotte von den Engländern geraubt worden. Eine so hinkende lächerliche Schlußfolge hat man schwerlich noch in einer Kriegserklärung gelesen, und unbegreiflich ist es, daß man dergleichen unzusammenhängende Phrasen für Beweißgründe aufnehmen kann.

Eben so ist es auch mit den Aeusserungen über die Proklamationen der Russischen Generale beschaffen, die sie bei ihrem Einmarsch in Finnland ergehen lassen, und die uns aufs neue in dieser Deklaration mitgetheilt worden. Sie enthalten nichts weiter als die gewöhnlichen Ermahnungen, sich ruhig zu verhalten und keine Feindseligkeiten zu unternehmen. Im ersten Falle sollen die Einwohner auf den Schutz der Sieger und im zweiten auf deren Strafe rechnen können. So lauten alle dergleichen Erklärungen, und man begreift nicht, wie der König in gedachter Proklamation etwas besonders und zwar zum Nachtheil der Russen finden konnte. Was der König den Einwohnern Finnlands am Schlusse erzählt, daß er nämlich während seiner Regierung, Aufklärung, Ackerbau und Wohlstand in diesem Lande befördert, ist das einzige Bemerkungswerthe in gedachter Kriegserklärung, und das alles muß selbst den Finnländern eine Neuigkeit seyn, die eben so wenig als die Ausländer von dem Wohlstand und der Aufklärung wissen, die während dieser Regierung, in Finnland verbreitet wurden, und in so ferne ist friedlich dieses Dokument bemerkungswerth, denn man erfährt, was zur Zeit noch unbekannt war. So ist also die ganze Deklaration, man mag sie betrachten, von welcher Seite man will, von gar geringen Gehalt, und sie kann nur denen wichtig vorkommen, die nicht gewohnt sind, eine Sache zu prüfen, oder aus Partheisucht nicht prüfen wollen.


Declaration des Russisch-Kaiserl. Hofes wegen der Arretirung des Russischen Gesandten zu Stockholm. Schwedisch Finnland wird für eine Russische Provinz erklärt.[]

[4]
Nachstehende Erklärung, wodurch eine große, in mancher Hinsicht für das Russische Reich wichtige Provinz mit demselben vereinigt wird, ist den fremden Gesandten zu St. Petersburg in Französischer Sprache mitgetheilt worden:

Declaration.

Der Kaiser hat alle Cabinette von Europa und seine eigenen Unterthanen von dem anhaltenden Bestreben benachrichtigt, mit welchem er bei dem Könige von Schweden seine auf Tractaten gegründeten Rechte geltend zu machen suchte, indem Er die Cooperation dieses Prinzen gegen England reclamirte. Nach diesem seit länger als einen Monat gethanenen Schritt, hat der Kaiser sehr ungerne erfahren, daß während Er sich so sehr bemühte, die Freundschaft zwischen Russland und Schweden zu erhalten, letztere Macht die Freundschaft Englands, seines Feindes, vorzog. Se. Kaiserl. Majestät hatten es weder dem Könige von Schweden, noch ganz Europa verhehlt, daß das Wohl Ihrer Völker erfordere, daß Sie von alle den Mitteln Gebrach machten, die die Vorsehung Ihnen nur verliehen hat, um sie zur Sicherung des Wohls Ihres Reichs zu gebrauchen. Ihrer eigenen Mäßigung getreu, hatten Se. Majestät noch erklärt, daß Sie bereit wären, die Maaßregel, wozu Sie geschritten, in eine Maaßregel bloßer Klugheit zu verwandeln, wenn der König von Schweden sogleich und ohne Zögerung seine Verbindlichkeiten erfüllte, und mit Ihnen und dem Könige von Dännemark dazu mitwürkte, die Ostsee den Englischen Flotten zu verschließen. Das Stillschweigen, welches der König beobachtete, die Anzeigen, die öffentliche Blätter von einem Tractat enthielten, welcher Subsidien, eine Flotte und einen Theil der Truppen Großbrittanniens zur Disposition dieses Monarchen stellen wird -- alles verkündigte die Gesinnung dieses Prinzen gegen Russland; alles zeigte, daß der Kaiser vergebens eine günstige Wendung in den Gesinnungen des Königs erwarte, und daß es Zeit sei, daß Se. Majestät ein- für allemal Ihre Unterthanen vor den Uebeln sicherten, die man insgeheim gegen selbige verabredete. Se. Maj. sehen sich nunmehr genöthigt, den Character Ihrer Maaßregeln zu verändern. Sie haben die Nachricht erhalten, daß Ihr Gesandter zu Stockholm (Herr von Alopeus, der jüngere) am 20sten Februar (3ten März) auf Befehl des Königs daselbst in Arrestationsstand gesetzt; daß die ganze Russische Gesandtschaft gleichfalls auf dessen Befehl in einem Hause eingeschlossen worden; daß sich jener Monarch erlaubt hat, die Archive und die Correspondenz der Gesandschaft versiegeln zu lassen und daß die gesammte Mission von Militairmacht bewacht wird. Sie haben demnach gegen ein Attentat zu reclamiren, das gegen die Prärogativen und die Würde Ihrer Krone begangen worden, und es ist die Sache aller Mächte, nicht bloß die Ihrige. Das zu Stockolm residirende diplomatische Corps hat dieses so wohl eingesehen, daß es auf der Stelle gegen dieses überall, außer bei den Türken beispiellose Attentat protestirt hat. Se. Majestät konnten Repressalien gebrauchen. Sie haben es aber lieber Ihrem Ministerio vorgeschrieben, in Hinsicht des Schwedischen Ambassadeurs, (Baron von Stedingk,) der sich noch zu St. Petersburg befindet, die zuvorkommendste Sorgfalt zu verdoppeln und dahin zu sehn, daß er nach Belieben abreisen könne, ohne weder hier noch auf seiner Reise die geringste Schwierigkeit oder Unannehmlichkeit zu erfahren. Der Kaiser benachrichtigt jetzt alle Mächte Europa's, daß er von diesem Augenblicke an das bisherige Schwedische Finnland, welches Ihre Truppen nur in Folge verschiedener Gefachte haben einnehmen können, als ein durch seine Waffen eroberte Provinz ansieht, und daß er sie auf immer mit seinem Reiche vereinigt. *) Se. Majestät erwarten von der Vorsehung, daß sie ferner Ihre Waffen in diesem Kriege segnen und Ihnen beistehen werde, von den Grenzen Ihres Reichs alle diejenigen Uebel zu entfernen, denen die Feinde Russlands dasselbe auszusetzen bemüht waren.

Gegeben zu St. Petersburg, den 16ten März 1808.

Am 2ten April trat der Schwedische Ambassadeur, Baron von Stedingk, von St. Petersburg die Rückreise nach Schweden an.

*) L'empereur informe maintenant toutes les puissances de l'Europe, que dès ce moment il regarde la partie de la Finlande jusqu'aujourd'hui réputée Suédoise, et que ses troupes n'ont pu occuper qu'a la suite de divers combats, comme une province conquise par ses armes, et qu'il la réunit pour toujours à son empire (Man vergleiche hiermit dasjenige, was bereits der Graf von Buxhövden in der obigen Proclamation beim Einrücken in Finnland an die Einwohner erklärte.)


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Stockholm, vom 7. Brachmonat. [5]

Vorgestern Abend ist hier die Nachricht angekommen, daß die Rußis. Scheerenflotte, so wie eine grosse Flotte von 30. Segeln, ausgelaufen, und ihre Station in Alsland Haf, gegen die Schwedische Seite zu, genommen. Die Russen beschäftigen sich mit genauen Messungen der Tiefe in den dortigen Schwedischen Gewässern.


1806.[]

Schweden. [6]

Ein unterm 18. Jul. von Stralsund erlassenes Schreiben von dem Herrn v. Alopeus, Russisch-Kaiserl. Minister am Königlich-Schwedischen Hofe, an den in Hamburg befindlichen Russisch-Kaiserlichen Generalconsul, Hrn. Stender, giebt die bestimmte Versicherung, daß alle Russische Schiffe, die nach dem hergebrachten Seerecht Russisches Eigenthum sind, von den Schwedischen Kriegsschiffen gewiß respectirt werden, und daß im entgegengesetzten Falle durch ihn (den Hrn. Minister) aufs kräftigste dagegen protestirt werden würde. Sie können indessen nicht in Preussische Häfen einlaufen, so lange selbige von Schweden blokirt gehalten werden.


1807.[]

Großbrittanien. [7]

Mit der hier angekommenen letzten Schwedischen Post hat man die Nachricht erhalten, daß am 22. Nov. eine Russische Depesche zu Helsingborg eingetroffen sey, in Folge welcher der König von Schweden dem Bunde gegen uns beytreten dürfte.


1808.[]

Politische Notizen. [8]

Schweden ist von Rußland aufgefordert worden, vor dem 10ten Januar dem großen Bunde gegen England beizutreten, widrigenfalls 60000 Mann bereit stünden unverzüglich in Finnland einzurücken.

Dänemark. [9]

Briefe aus Stockholm vom 14. Febr. die man zu Hamburg erhalten hatte, beschrieben die dort über den Bruch mit Rußland herrschende Bestürzung als sehr groß. Alle Truppen haben Marschordre nach den Gränzen erhalten; in den Zeughäusern wurde Tag und Nacht gearbeitet, und die Scheerenflotte ausgerüstet. Die Bestürzung wurde noch durch die hinzukommende Besorgniß vor einem Bruch mit Dänemark vermehrt.

Vermischte Nachrichten. [10]

Am 29sten Oct. 1799 war zwischen dem Kaiser Paul I. und jetzigen Könige von Schweden durch die Barons xc. von Stedingk und Toll und durch die Grafen von Rostopsin und von Panin zu Gatschina ein Freundschafts- und Vereinigungs-Tractat geschlossen. Er sollte bis zum October 1808 dauern. Die Umstände haben seine Dauer verkürzt, und einen Krieg herbei geführt, von dem sich eine neue Epoche in der Schwedischen Geschichte datiren dürfte.


Quellen.[]

  1. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
  2. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
  3. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  4. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
  5. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 26. Brachmonat, 1793. Num. 51.
  6. Wiener Zeitung. Nro. 64. Sonnabend, den 9. August 1806.
  7. Wiener-Zeitung. Nro 3. Sonnabend, den 9. Januar 1808.
  8. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  9. Wiener-Zeitung. Nro 22. Mittwoch, den 16. März 1808.
  10. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
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