Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Tagbuch der Blokade der Festung Stralsund und deren Folgen.[]

Geführt von einem unterrichteten Augenzeugen bis zum 19. April 1807. [1]

Vorerinnerung.[]

Das XV. Stück der Nordischen Miscellen j. J. lieferte, S. 235. u. ff., im Aprilmonat zwar schon ein ähnliches Tagbuch. Allein es ist zu unvollkommen, zu mager, zu unrichtig. Daher man es der Wahrheit und Geschichte schuldig zu seyn geglaubt hat, hier ein genaueres, ein reichhaltigeres zu geben. Der Verfasser, auch ein Bewohner Stralsunds, schrieb nichts nieder, als was er selbst sah, oder aus den lautersten Quellen schöpfte.

September 1806.[]

Der König begab sich den 12. Sept. v. J., unerwartet von Greifswald, wo er seit der Rückkehr aus dem Lauenburgschen beständig sein Hauptquartier gehabt hatte, ohne Stralsund zu berühren, nach Hohendorff 1), von wo er gegen Abend an Bord des bei Barhöft 2) ihn schon erwartenden Postschiffes ging. Wegen Sturmes aber mußte er gegen Morgen umkehren, und kam nicht eher, als den 14., bald nach 6 Uhr früh in See, worauf er am 15. Morgens, kurz vor 7., jedoch nicht bei Ystadt, sondern bei Trälleborg, 3) landete, und unverzüglich zur Königin nach Beckaskoy, 4) abging.

1) Ein Rittersitz des Freiherrn Klot, genannt Trautvetter, fünf Viertelmeilen von Stralsund, im Amte Franzburg und Kirchspiel Mohrdorff.
2) Eine Zoll- und Lootsenstätte auf der nördlichsten Landspitze Pommerns, zwei Meilen links von Stralsund, wo die nach Ystadt auslaufenden Postfahrzeuge zuweilen ein Paar Stunden zu ankern, diensames Wetter abzuwarten, und dann sofort in See zu stechen pflegen.
3) Ein Marktflecken in Schonen, westwärts von Ystadt. In der Regel dürfen die Stralsunder Postjagden, ohne besondere Erlaubniß des Generalgouvernements, nirgends, als letzteren Orts, einlaufen.
4) Der Wohnsitz des Chefs des Schonenschen Karabinierregiments, welches gegenwärtig der General, Baron Toll, besitzt.

Den Oberbefehl der Armee übertrug er dem General-Gouverneur, Freiherrn von Essen, wiewohl der, unter diesem kommandirende, Baron Gustav Moritz Armfelt, älterer Generallieutenant war. Die geheimen Antriebe dazu müssen wichtig gewesen seyn. Das Publikum suchte sie in der größeren Kaltblütigkeit, ruhigeren Besonnenheit und mehreren Mäßigung des Ersteren. Genug, der Letztere war nie Militairgouverneur von Pommern oder Stralsund, wozu ihn auswärtige Zeitungsschreiber machten, am allerwenigsten aber kommandirender General der Pommerschen Division der Schwedischen Armee, wie er hiernächst im Preußischen Pommern selbst sich nannte.

Die Streitkräfte, welche der König dem Freiherrn von Essen hinterließ, betrugen, die schwache, damals wenig geübte, ruhig noch in ihren Heimorten befindliche Pommersche Landwehr ungerechnet, etwa 8000 Mann von verschiedenen Waffen, wozu sich nach und nach noch fünf Infanteriebataillone, nebst einiger Fußartillerie und Kavallerie aus Schweden sammelten, so daß das Ganze, mit Einschluß der Landwehremannschaft, zuletzt die Zahl von 15000 Köpfen erreichte.

Die Verhaltungsvorschriften und der Wirkungsplan, die der König seinem Stellvertreter ertheilte, waren Anfangs zwar ein tiefes Geheimniß zwischen diesem und jenem. Gleichwohl gar lange verbleiben beide es nicht. Daß mit der genannten Stärke nicht zugleich im Felde zu handeln, und Stralsund gehörig besetzt zu erhalten stände, begriffen wir Alle sehr bald. Lediglich konnte es also nur auf Vertheidigung der Festung irgend einen feindlichen Angriff abgesehn seyn; und dahin deuteten wirklich auch die gesammten Schritte des kommandirenden Generals, wie unvermerkt sie schon geschahen.

Mittlerweile waren die Preußen bei Auerstädt und Jena geschlagen. Immer aber zeigte sich kein Hannibal vor unseren Thoren. Es schien sogar, man scheue uns. 5) Indessen ward am 29. Oktober die Festung vorläufig in den Belagerungsstand erklärt, und die höchsten Militairbehörden fingen an, augenscheinlicher, sorgsamer, eilender, wie bisher, von allen Seiten zu Werke zu gehen. Doch beschränkten sie ihre Vorschritte einstweilen hauptsächlich auf stärkeres Verpallisadiren, Anlegung noch mehrerer Außenschanzen, hinlängliches Decken der Gränzen, Aufgebot der Landwehr, Verproviantirung, der Stadt sowohl, als der Königlichen Magazine, auf wenigstens vier Monate, und Abführung aller Pommerschen Schiffsgefäße bis auf die kleinsten Böte nach Rügen, damit solche dem kommenden Feinde nicht in die Hände fallen, und von ihm für gute Prisen erklärt, oder sonst nachtheilig gebraucht werden möchten. Als endlich aber das Korps des Prinzen von Hohenlohe bei Prenzlau, so wie das des Generals Blücher in Lübeck kapitulirte und letzteren Ortes auch das Schwedische Leibgrenadierregiment in französische Kriegsgefangenschaft gerieth; da ging ihre Regsamkeit immer weiter, und keine Vorsichtigkeitsmaaßregel, die in Belagerungsfällen üblich zu seyn pflegt, blieb außer Acht. Selbst die allmälige Demolirung der uns so nützlichen Vorstädte 6) trat ziemlich früh ein. Ja, ein Theil unserer Kriegsbaumeister rieth sogar zu vierzehn Fuß hohen Vormauern aller durch die Stadtmauer auf den Wallgang führenden Pforten und Fenster, um uns vor jeder Art von Ueberraschung dadurch so viel mehr zu sichern; gerade, als ob die künftigen Eroberer, nachdem sie die gesammten Werke überstiegen haben würden, zu allerletzt noch bedürfen könnten, sich durch dergleichen Oefnungen den Eingang in die Stadt zu bahnen.

5) Im Ernste glaubten das manche Zeloten.
6) Dieser, hier Dämme genannt, waren drei. Sie enthielten über 1600 Bewohner, die sämmtlich Garten- und Feldbau trieben, und die Stadt reichlich mit Gartengewächsen, Gemüßen, auch Obst und Milch versahen. Der Werth ihrer Besitzungen ward vor der Verwüstung obrigkeitlich auf 211372 Reichsthaler geschätzt. Fürs erste blieb den meisten dieser thätigen Menschen nichts, als der Bettelstab.

Den ersten Besuch machten uns die ranzösischen Truppen im Anfange des Novembermonats bei der Gelegenheit, als sie das letzte Häuflein Preußen in unserer Gegend, das unweit Anklam kapitulirt, die eingegangenen Bedingungen aber gebrochen hatte, und jetzt über Loitz, Gützkow, Grimmen, Wolgast sich nach der Insel Uesedom zu retten suchten, verfolgten. Ausgehungert und halb nackt, wie sie anlangten, nahmen die Bewohner jener Städte diese Flüchtlinge gastfreundlicher auf, als die Klugheit rieth, und mußten solches den nacheilenden Ueberwindern mit einer Kontribution von beinahe fünftausend Reichsthalern entgelten. Auch hörte man von Plünderungen und anderen Excessen hin und wieder auf dem platten Lande. Sicherer aber rührten diese von Preußischen Marodeuren her, die, selbst in und um Anklam, Ueckermünde u. s. w., mit Officieren an der Spitze, der Zeit ihr Wesen trieben. Seitdem vernahm man von Franzosen weiter nichts Bestimmtes, als daß sie sich im Preußischen Pommern immer stärker anhäufeten.

Januar 1807.[]

Am 28. Januar, mit Tages Anbruch, gingen sie unter dem Reichsmarschall Mortier, man sagte 12000 Mann stark, bei Anklam und Meyerkrebs 7) endlich über die ausgetretene, seit etlichen Tagen gefrorne Peene, 8) besetzten Greifswald, 9) und drangen bis Milzow (nicht Mülzow) 10) vor, wo der Marschall Abends sein Hauptquartier nahm. Unsere Vorposten zogen sich unter beständigem Scharmuziren, insonderheit bei Kiesow, 11) ingleichen bei Elmenhorst, 12) gegen 9 Uhr in die Festung zurück, und brachten einige verwundete Gefangene mit. Von unserer Seite blieb der Husarenlieutenant Eklund in französischen Händen. 13)

7) Der diesseitige Gränzpaß vor Loitz.
8) Nicht erst Abends zwischen 6 und 7 Uhr; wie es in den Miszellen, S. 235., heißt, sondern schon bald nach Mittag, kam hier davon die Nachricht an.
9) Eine Hamburger Zeitung meldete, sie hätten die Stadt erstürmt. Dieser Ausdruck ward hier sehr bekrittelt. In der That aber war er richtigste, denn die Infanterie drang größtentheils nicht durch die Thore, sondern über die gefrornen Stadtgräben, Brustwehren und Wälle, jetzt eine Promenade der Einwohner, von der unsere im Ort liegende Jäger auf sie feuerten, ein. Wäre dies unterblieben, dagegen aber die Stadt von beiden Seiten bis zum Steinbecker Thor umgangen: so hätten sie das ganze retirirende Korps von Stralsund abgeschnitten, und gefangen gehabt.
10) Landgut des Hrn. von Hochwächter, anderthalb Meilen von Stralsund, im Amte Grimmen und Kirchspiele Brandsheym.
11) Landgut und Kirchdorff des Hrn. von Wittmütz im Amte Greifswald, an der Landstraße nach Anklam.
12) Königl. Domainengut und Kirchdorff im Amte Grimmen, anderthalb Meilen von der Festung.
13) Ueber diesen Rückzug erschien in Schwedischer Sprache ein weitläuftiger Bericht den Freiherrn Armfelt, der ihn von Stralsund aus zu decken suchte, im Druck. Man darf nicht glauben, er habe den Schlachtrelationen im letzten Finnischen Kriege (S. Freimüthige Bemerkungen über den Preußischen Staat von einem Russen, 1806., S. 120.) geglichen, wo der General Armfelt auch kommandirte.

Am 29. bewerkstelligte der Generallieutenant Baron Armfelt, mit reitender Artillerie, Husaren, Dragonern und Jagern bei Andershoff 14) eine Recognoscirung, welche ein ziemlich lebhaftes Engagement zur Folge hatte, das bis gegen Abend dauerte, und uns einen Todten von der Artillerie nebst etlichen Verwundeten kostete. In der Franken Vorstadt ward mit Niederreißen der noch übrigen Gebäude fortgefahren. 15) An diesem Tage hörte der Postgang aus und nach Pommern auf, indem die Festung sich bereits von allen drei Landseiten eingeschlossen fand.

14) Nicht Arenshoff; Landhaus und Ackerwerk des hiesigen Klosters zum Heiligengeist, eine gute Viertelmeile von der Stadt im Kirchspiel Voigdehagen, sonst der Sommeraufenthalt des Generalgouverneurs von Essen, jetzt das Hauptquartier des Generals Grandjean.
15) Bisher hatte die Reihe bloß diejenigen getroffen, welche innerhalb 350 Ellen, Schwedischen Maaßes, von den äußersten Pallisaden lagen.

Am 30. still. Am 31. Nachmittags, traf der Holländische Kapitain Baths als Parlementair 16) vom General Grandjean ein. Sein Anbringen war von keiner Bedeutung. Der Lieutenant Clairfelt machte das Gegenkompliment.

16) In den Miszellen, S. 236., werden, fälschlich, zwei angegeben. Mit verbundenen Augen, das versteht sich von selbst.

Februar 1807.[]

Am 1. Februar, früh, eiseten sich einige Kanonenschalupen aus dem Hafen, und versuchten, Vormittags von 9 bis 11 Uhr, in Gegenwart Sr. Excellenz, des Generalgouverneurs und des Freiherrn Armfelt, unter dem Oberstlieutenant Hammerfelt die Wirkung ihres Feuers gegen Andershoff, wobei die, aus Jägern, Husaren und Fußartillerie bestehende, Franken Retranchementsbesatzung mit den gegenseitigen Tirailleuren plänkelte.

Am 2. Nachmittags, schossen vier Kanonenschalupen eine die Nacht vorher bei Andershoff, unbemerkt, aufgeworfene französische Schanze nieder. 17)

17) Es kamen deren nach und nach mehrere, nicht nur gegen die Festungsfronten und Flanken, sondern vorzüglich auch an der östlichen Strandseite, zu Stande. Nach dem Urtheil unserer Ingenieure waren sie äußerst vollendet, und so dauerhaft gearbeitet, daß es mehr Zeit und Mühe kostete, sie zu vernichten, als vielleicht erforderlich gewesen seyn mochte, sie anzulegen.

Am 4. ward die Knieper Vorstadt gleichmäßig in Brand gesteckt, und in der Nikolaikirche wurden, vermuthlich zum erstenmal seit ihrer Erbauung, Patronen gemacht. Nachmittags um 2 Uhr kam der Oberstlieutenant la Brou, Mitglied der Ehrenlegion, als Parlementair an, und ward nach Verlauf von einer guten Viertelstunde zurückgeschickt. Sein Antrag betraf Auswechselung der gegenseitig gemachten Gefangenen.

Am 5. ging der Oberstlieutenant, Baron Boye, früh um 9 Uhr, als Gegenparlementair, mit der diesseitigen Genehmigung des Auswechselungsgeschäftes nach Mitzow, und kehrte Nachmittags um 3 Uhr zurück.

Am 6. besuchte Sr. Excellenz die französischen Verwundeten im Lazareth.

Am 7. früh, fielen vor dem Franken Retranchement einige Schüsse zwischen den Patrouilleurs. Um 2 Uhr Nachmittags ging der Oberstlieutenant Boye abermals nach Milzow, um dort drei kriegsgefangene Schweden entgegen zu nehmen. Bald darauf kam ein französischer Officier, der eben so viele blessirte Franzosen empfing.

Am 8. um halb 8 Uhr früh, Jägergeplänkel bei Hainholz. 18) Weiterhin machten die Kanonenschalupen den zweiten Versuch auf die wiederhergestellte Batterie bei Andershoff, aber ohne Erfolg. Nebenzweck war, einer nach Ystadt bestimmten Postjagd fortzuhelfen, die wegen flachen Wassers die Westseite Rügens nicht umseegeln konnte. Allein auch das Schlug fehl, und ein Landwehrnist auf den Schalupen ward dabei erschossen. Abends geriethen die Patrouillen bei Papenhagen 19) an einander.

18) Ein der Stadt gehöriges Ackerwerk, hart an der linken Seite des Knieper Dammes.
19) Sommerwohnung des Rittmeisters von Parsenow, ebenfalls gleich neben der Knieper Vorstadt.

Am 9. Patrouillenneckereien vor dem Franken und Knieper Thore, wobei 2 Jäger vom Engelbrechtenschen Regiment leicht verwundet wurden.

Am 10. früh, sollten Papenhagen und der sogete Schubbesche Hof 20) in Grunhute in Brand geschossen werden, indem diese beide Punkte es insonderheit waren, von welchen aus der Feind unsere Vorposten bei Nacht und gegen Morgen beunruhigte. Letzteres glückte vollkommen, obwohl die feindlichen Jäger es lebhaft zu hindern suchten. Mit Papenhagen konnte es nur Nachmittags erst ganz geschehen. Einer unserer Artilleristen ward dabei blessirt.

20) Der Stralsund zunächst liegende Theil ersagten Domanialguts im Amte Franzburg und Kirchspiel Pütte.

Am 11. völlig ruhig.

Am 12. scharfes Vorpostengefecht vor dem Franken Retranchement, das von früh um 9. bis gegen 11 Uhr dauerte. Wir bekamen verschiedene Todte und mehrere Verwundete. Die Zahl der letzteren gab man zu etlichen 30 an.

Am 13. bei der Wachparade wurden 49 Medaillen unter diejenigen Mannschaft vertheilt, welche sich den 28., 1 und 12 besonders auszeichnete. Die Kanonenschalupen arbeiteten Vor- und Nachmittag, aber fruchtlos.

Am 14. still. Der Major von Essen, der Rittmeister von der Lancken und der Lieutenant de Frese vom Elfsborgschen Bataillon wurden wegen Wohlverhalten bei Kirsow, Elmenhorst und Andershoff zu Rittern des Schwerdtordens geschlagen.

Am 15. ruhig.

Am 16. ward das Bataillon Südermanland, nebst einer Eskadron Husaren, 4 schweren Kanonen und 2 Haubitzen unterm Obersten von Kardell nach Rügen verlegt, weil man eine Landung auf dieser wichtigen Insel, den Schlüssel zur Festung, und jetzt ihrer alleinigen Speisekammer, immer stärker besorgte. Ein Glück für uns war, daß diesmal, wie gewöhnlich im Winter, der Strand nicht fror, und also über Eis dahin nicht zu gelangen stand. Sonst wäre sie unfehlbar schon genommen gewesen.

Am 17. Nachts liefen 8 Kanonenschalupen, unter lebhaftem, aber unschädlichem, Feuern der feindlichen Strandbatterien bei Neuhoff 21) aus, und nahmen ihre Station bei Palmerort, der südlichsten Landspitze Rügens. In der Frühstunde fielen einige Schüsse zwischen den Vorposten der Franken Front. Der Ueberrest des Tages verstrich ruhig.

21) Landgut des Oberstlieutenants von Normann auf Niederhoff, im Amte Grimmen und Kirchspiel Brandshagen, anderthalb Meilen von Stralsund, Rügen auf der ganzen Küste zunächst gegenüber.

Am 18. gleichfalls ruhig.

Am 19. Vorpostengefecht vor der Tribseer und Knieper Front, wobei ein Jägerofficier vom Engelbrechtenschen Regiment am Arme schwer verwundet ward, und mehrere Schüsse in den Mantel bekam. Gegen Mittag zeigte sich, der Feind arbeite an Approchen hinter Garbodenhagen. 22) Drei Kanonenschüsse von der Tribseer Außenwerken vertrieben ihn darauf.

22) Wassermühle, unweit der ehemaligen Tribseer Vorstadt, in der Nachbarschaft von Grünhufe. Im gemeinen Leben spricht man wohl Garpenhagen, schreibt jedoch nie so.

Am 20. Rekognoscirungsscharmützel bei Papenhagen, wo 4 unserer Jäger verwundet wurden, auch endlich feindliche Kavallerie erschien, da denn die Papen- und von Essenbastionen dem Spiel ein Ende machten. Zugleich kanonirte unsere, vor Prosnitz 23) auf Rügen angelegte Batterie die französischen Schanzen bei Neuhoff (nicht Niederhoff). Mit welcher Wirkung, das ward nicht bekannt.

23) Adelicher Hof der Familie von Schmiterlöw gehörig, im Kirchspiel Poseritz, dem Gute Neuhoff in Pommern gerade gegenüber, und von diesem nur durch einen schmalen Kanal geschieden.

Am 21. gegen Mittag, sollte von den Unserigen der Papenhagensche Busch weggehauen werden, worüber zwischen den deutschen Jägern und der feindlichen leichten Infanterie ein ziemlich hitziges Handgemenge entstand, auch von den Tribseer und Knieper Werken stark gefeuert ward. Der Oberst Norby vom Wendischen Artillerieregiment und ein reitender Artillerist blieben auf der Stelle. Etliche Jäger wurden verwundet. Von der Franken Seite kam ein Deserteur 24) in die Stadt, der die Stärke des Feindes auf 3 Regimenter Linieninfanterie, 2 Regimenter leichter Infanterie, jedes von 2000 Mann, 1 Regiment holländischer Husaren, 1 Dragonerregiment und 1 Regiment Jäger zu Pferde, jedes zu 1000 Mann, berechnete.

24) Ihrer waren überhaupt während der Einsperrung etwa 30, meistens Holländer, oder vielmehr von diesen angeworbene Preußen. Sie wurden so, wie sie kamen, nach Schonen geschickt, von dort aber mit einem Passe und einer kleinen Gabe hiernächst in die übrige weite Welt entlassen. Der, von dem hier Rede ist, war, national-charakteristisch genug, entwichen, weil ein Officier, mit dem er in Wortwechsel gerieth, ihm mit dem Stock drohete, und seine, wie er sagte, dadurch beleidigte Ehre keine Genugthuung im Wege Rechtens erhielt.

Am 22. früh von 9 bis 10 Uhr, Jägerplänkelei zwischen dem Tribseer und Franken Thore.

Am 23. ruhig.

Am 24. ward Oberst Norby sehr feierlich begraben. Abends gingen Kanonenschalupen und Jäger ab, um 120 auf dem Dars, 25) der Angabe nach zum Matrosenpressen und Pallisadenhauen, gelandete Franzosen zu vertreiben.

25) Halbinsel, nordwestlich über der Stadt Barth, die durch einen schmalen Landstrich mit Mecklenburg zusammenhängt. Sie ist eine landesherrliche Domaine, hat schöne Waldungen, viel Wild, aber einen schlechten Kornboden, und wird fast von lauter Seefahrern bewohnt, die größtentheils ziemlich wohlhabend sind.

Am 25. um der Festung Alles ruhig.

Am 26. Nachmittags, kehrten die Schalupen zurück, die auf dem Dars zwar keinen Feind getroffen hatten, dagegen aber 27., den Abend vorher als Schutzmannschaft in Barth überraschten Franzosen, worunter 4 Officiere waren, mitbrachten. 26) Ein Elfsborgscher Jäger ward ausgewechselt.

26) Ob es der Klugheit gemäß war, sind ihrer zu bemächtigen, gehört hieher nicht. Die französische Generalität soll es dem Kriegsgebrauch zuwider gefunden haben, und die Stadt mußte ihr dies, wie es hieß, ohne Vorbewußt und Ordre des kommandirenden Generals gewagte, Unternehmen mit einer Schatzung von eilftausend Reichsthalern büßen.

Am 27. ging der Lieutenant Ryson, als Parlementair, nach Andershoff.

Am 28. ruhig. Bei Mönchgut 27) kam die Kutterbrig, Delphine, mit Vorräthen und Lazarethbedürfnissen von Schonen an.

27) Halbinsel an der Südostseite Rügens und Domaine. Neben ihr ankern gemeiniglich Kriegs- und andere größere Fahrzeuge, die in die Pommerschen Häfen nicht einlaufen können.

März 1807.[]

Am 1. März geschah von der Tribseer Front unter dem Obersten Tavast, der am Fuß leicht verwundet ward, mit Jönköpingschen und Westmanländischen Jägern, reitender Artillerie, einem Infanteriebataillon und einem kleinen Trupp Husaren, um den Feind zu rekognosciren, so wie von Garbodenhagen zu vertreiben, ein Ausfall, der mehrere Stunden dauerte, und durch Kanonenfeuer von der Festung unterstützt ward. Wir hatten dabei 6 Todte und 43 Verwundete. Vor der Franken Front zeigte sich der General Grandjean mit einem starken Korps; allein es kam zu nichts Ernstlichem.


Am 2. ruhig. Der Obristlieutenant Boye ging um 11 Uhr mit dem, bisher hieselbst eingeschlossen gewesenen, diesseitigen Marschkommissair Schulz nach den Vorposten ab, um solchen zu seinen Amtsverrichtungen zurückzuliefern. Aus Kolberg langten seewärts zwei preußische Officiere an, die Gewehre einkauften. Sie schnitten von der Schlacht bei Preußisch-Eylau, zum Nachtheil der Franzosen, mächtig auf. Ein unbefangener Schwedischer Seeofficier aber, der um Neujahr aus nach Danzig und Königsberg verschickt worden war, kam bald darauf zurück, und stellte die Sache in einem ganz anderen Lichte dar.

Am 3. ebenfalls still.

Am 4. wurden die gesammten Mörser um die Festung probirt, welches bis gegen Abend fortdauerte.

Am 5. Von den in Barth gemachten Kriegsgefangenen wurden 1 Unterofficier und 15 Gemeine gegen eben so viele der Unsrigen ausgewechselt.

Am 6. Ein im Franken Retranchement aufgepflanzter Zwölfpfünder feuerte auf die feindlichen Werke. Von den französischen Jägern geschahen einige 30 Schüsse auf unsere Vedetten, ohne jedoch ihnen Schaden zu thun.

Am 7. wiederum etliche Schüsse auf unsere Vedetten, wodurch bloß ein Dragonerpferd getödtet ward. Ein Parlementair brachte einen Brief vom Marschall an Sr. Excellenz, den Bürgermeister Schulze und den Rathmann Hackstock betreffend, die bei dem Ueberfall vom 25. v. M., aus Uebereilung eines diesseitigen jungen Officiers, in Barth verhaftet, und mit nach der Festung geführt worden waren, jetzt aber zurückgefordert wurden.

Am 8. schickte man sie den gegenseitigen Vorposten zu. Gegen Abend rückte eine feindliche Patrouille, aus 1 Unterofficier mit 3 Mann bestehend, so nahe an das Franken Retranchement, daß sie von unseren Jägern angerufen werden konnten, die, als sie keine Antwort bekamen, Feuer gaben, und den Unterofficier erschossen. Der Major von Yhleu ging mit den hier noch befindlichen drei kriegsgefangenen französischen Officieren nach Ystadt hinüber.

Am 9. durchaus ruhig.

Am 10. eben so. Unsere Kavallerie zog sich von Rügen in die Festung. Die Bürgerschaft verrichtete zum erstenmal Wachendienst, sowohl in der Stadt, als im Retranchement und in den Tenaillen und Ravelinen.

Am 11. hatte man einen starken Ausfall vor, der jedoch unterblieb, weil man beim Ausrücken in der Dämmerung den Feind, zu überlegen, in Bereitschaft fand. 28) Der berüchtigte preußische Partheigänger von Schill traf über Rügen aus Kolberg ein.

22) Nach dem Tagbuche in den Miszellen, S. 238., soll das Vorhaben durch einige, Tages von der deutschen Garnison desertirte Soldaten verrathen worden seyn. Allein theils entwich am genannten Tage, und mehrere zuvor schon, kein deutscher Soldat, theils war der General von Essen nie der Officier, dessen Pläne früher, als im Augenblick der Ausführung, zur Kenntniß des gemeinen Mannes gelangten. Glaublicher scheint daher, daß die ganze ungewöhnliche Regsamkeit, welche die Nacht vom 10. auf den 11. in der Stadt herrschte, die Gegenwart de.. Bürger in den Außenwerken, das Ueberschiffen der Kavallerie am hellen Tage den gewandten Franzosen nicht entgingen, ihnen verdächtig vorkamen, und sie zeitiger, als uns, auf die Beine brachten.

Am 12. wurden die feindlichen Werke, bei Andershoff sowohl, als Neuhoff, von der Prosnitzer Schanze und Kanonenschalupen beschossen. Gegen Abend kamen vom Reichsmarschall für die verwittwete Kammerherrin von Behr-Neyendank und den aus Sachsen nach Rügen geflüchteten, verabschiedeten preußischen General von Thadden, die aus dem Lande zu reisen wünschten, Pässe an, wovon sie den folgenden Tag Gebrauch machten.

Am 13. kehrten aus Rügen das Bataillon Nerike und Wärmland, ein Bataillon vom Thalregiment und zwei Landwehrebataillone hieher zurück. Abends lief Nachricht ein, bei Rügen sei Kavallerieverstärkung und Proviant angelangt.

Am 14. suchte der Feind unsere sämmtlichen Vedetten abzuschneiden, welches ihm aber mißglückte. Nachmittags um 2 Uhr marschirte der Oberst von Kardell, unter Leitung des Freiherrn Armfelt, bei regenhaftem Wetter mit einer ziemlichen Stärke aus, um bei Kleinkedingshagen (nicht Köthenhagen) 29) eine französische Redoute zu stürmen, und zu vernichten. Das Bataillon Elfsborg, die Skaraborgschen und deutschen Jäger, nebst der reitenden Artillerie leisteten, was von entschlossenen Truppen irgend zu erwarten stand. Allein das Unternehmen scheiterte, vorzüglich des schlüpferigen Lehmbodens wegen, der dem Soldaten, aller Anstrengungen ungeachtet, nicht verstattete, die Brustwehre hinanzuklimmen, nachdem es uns an Todten, Verwundeten und Gefangenen gegen 300 Mann gekostet hatte. Unter den ersteren befanden sich der Oberstlieutenant Bökmann und der Kapitain Unge, vom Elfsborgschen Bataillon; unter den Blessirten 4 Officiere und 2 reitende Artillerieunterofficiere. Quetschungen bekamen der General Armfelt nebst 6 Officieren von verschiedenen Korps und Graden. Gefangen wurden der Kapitain Schwarzenhoff, schwer verwundet, und der Lieutenant Cederskjöld, von den Elfsborgern, die bei dieser Gelegenheit vorzüglich litten. Gegen 7 Uhr, Abends, waren die Truppen, von französischen Jägern zu Fuß und zu Pferde bis zum Glacis verfolgt, wieder in der Stadt. Den Rückzug deckte das Greifswalder Landwehrebataillon unterm Hofmarschall von Platen, dem jüngeren, außerordentlich brav.

29) Ein die Stadtfelder vor dem Knieper Thor begränzendes Landeigenthum der Familie von Homeyer, im Kirchspiele Prohn.

Am 15. Nachmittags, überbrachte ein Parlementair Briefe vom Lieutenant Cederskjöld aus Greifswald, wie auch Nachricht vom Kapitain Schwarzenhoff.

Am 16. ruhig.

Am 17. bekamen Schwarzenhoff und Cederskjöld einen Theil ihrer Effekten zugeschickt.

Am 18. und 19. vollkommen ruhig.

Am 20. früh, ward eine unserer Vedetten erschossen. Der Oberst Boudet lieferte die Schwerdtordenskreutze des Obristlieutenants Bokman und des Kapitains Unge, nebst abermaligen Briefen von unseren, in Greifswald gefangenen Officieren ab.

Am 21. ruhig.

Am 22. und 23. von feindlicher Seite ruhig. Unsere Artillerie übte sich im Bomben- und Granatenwerfen. Den ersten Tag ging ein preußischer Kourier, aus Kolberg kommend, von hier über Schweden nach England.

Am 24., 25., 26., 27., 28. und 29. fortdauernde Stille. Wir schmeichelten uns, das Osterfest ungestört zu feiern. Die Rechnung war aber ohne den Wirth gemacht.

Am 30., bald nach 7 Uhr, rapportirten die Frontchefs, der Feind zeige sich auf allen Punkten zahlreicher, wie je. Vielleicht rekognoscirte er blos. Inzwischen die ganze Stadt gerieth in Furcht und Bewegung. Die Lermtrommeln wirbelten durch die Gassen. Infanterie, Kavallerie, Jäger, reitende und fahrende Artillerie sammelten sich, und eilten den Thoren zu. Zwischen 10. und 11. hörte man sogar ein Paar Kanonenschüsse. Bald darnach aber kehrten die Truppen in ihre Quartiere zurück, weil man, sich mit dem Feinde einzulassen, nicht rathsam gefunden hatte.

Am 31. wieder ruhig.

April 1807.[]

Am 1. April schlug endlich die Stunde unserer Erlösung. Schon seit mehreren Tagen war von einem kraftvollen Hauptstreich gesprochen, um, wo möglich, den Feind zur Aufhebung der Blokade zu müssigen, indem man wissen wollte, ein Theil seiner Truppen sei nach Stettin marschirt. Daß es uns aber gelingen würde, in drei Tagen ihn ganz und gar aus dem Lande zu treiben, ahnete von uns Laien Niemand. Und doch geschah es wirklich. Den genaueren Hergang begreift die Anlage unterm Buchstaben A. 30) der hier einige, vielleicht nicht überflüssige, erläuternde Bemerkungen folgen.

30) Zugleich erhellet auch daraus, daß die, in den Miszellen, S. 239., vorkommende Namen, Lissa und Behrhagen, Ackerwerke, ungefähr eine halbe Meile von der Stadt, Lüssow und Voigdehagen gelesen werden müssen.

Das gesammte achte Armeekorps, wie die französischen Truppen bei uns sich nannten, war seit kurzem zur nachdrücklicheren Belagerung der hinterpommerschen Festung Kolberg entboten. Einige Regimenter hatten den Zug dahin schon angetreten. 31) Der Ueberrest brach gerade auf, als unsere Kolonnen am 1. April, beinahe 5000 Mann stark, ausfielen.

31) Der Reichsmarschall Mortier selbst ging am 30. März von Greifswald ab.

Ein weniger kaltblütiger und bedachtsamer Anführer, als der Freiherr von Essen, hätte wahrscheinlich diese Begünstigung des blinden Ungefährs minder Klug benutzt. Ihm hätte vielleicht das plötzliche hineilen der Franzosen zu anderen Bestimmungen Flucht gedünkt. Er hätte panischen Schrecken, Furcht vor seiner Ueberlegenheit daraus erträumt, wäre brausend ihnen nachgerückt, theilweise über die hergefallen, um sie zu vernichten, und hätte sie dadurch vermogt, überall Halt zu machen, sich in irgend eine feste Stellung zusammenzudrängen, dort, sicher vor den Kanonen Stralsunds, vereinigt, hartnäckigen Widerstand zu leisten u. s. w., ihn selbst hingegen der Wahl zu unterwerfen, entweder umgangen, und abgeschnitten zu werden, oder, unnütz geschwächt, den Weg nach der Stadt, wie bisher immer, zurückzumessen. 32) So aber handelte der ruhigere Essen nicht. Er durchblickte das Ereigniß sofort, wie es war, folgte mit weiser Mäßigung den Feinde Schritt für Schritt, suchte nicht, sich gehässig an ihm zu reiben, sondern nur, ihn im beständigen Retiriren zu erhalten, Gefangene zu machen, Vorräthe zu erbeuten, 33) blos da, wo es nicht vermieden werden konnte, förmlichere Kraftäußerung anzuwenden, und solcherweise, nach und nach, mit möglich geringster Wagniß ihn über die Gränze zu begleiten, welches ihm denn auch meisterhaft gelang.

32) Dies wäre vor Voigdehagen, wo die zweite Kolonne sich mit dem Feinde zu tief einließ, beinahe der Fall geworden, hätte Tawast sie nicht, gerade zu rechter Zeit noch, befreiet.
33) Die Zahl der ersteren gab man über 1000., den Werth der letzteren zu wenigstens 200,000 Reichsthalern an. Was die Blokade und der Rückzug überhaupt den Franzosen an Menschen kostete, läßt sich unmöglich bestimmen. Selbst unsere Einbußen wurden nur selten genau bekannt. Die stärksten aber zogen unstreitig nicht der Feind, sondern die Hände unwissender Aerzte in den immer voll gepfrop ften Lazareten uns zu.

Am 3. April, früh Morgens, gingen beide Kolonnen über die Peene.. Der General von Essen errichtete sein Hauptquartier in Demmin, der Baron Armfelt das seinige in Anklam. Diese Stellung war völlig geeignet, nicht nur unser Pommern, das von der mecklenburgschen Seite nichts zu fürchten hatte, zu decken, und sich wechselseitig die Hand zu bieten, sondern auch die Begebenheiten abzuwarten, so wie, im Fall feindlicher Annäherung, sich hinter den Fluß zurück zu ziehen. Allein letzterer, wie es scheint, irre geführt von Kolberg aus, wo man, um Luft zu bekommen, den Franzosen eine Diversion im Rücken wünschte, schmeichelte sich, unter preussischer Mitwirkung über Wollin und Uesedom, das vormalige Eigenthum Schwedens, Stettin, leicht überrumpeln, ja, im künftigen Frieden wohl gar es zurückgewinnen zu können, und verlängerte, um dies zu erzielen, seine Operationslinie bis Ueckermünde, wodurch es eich isolirte, und den Vortheil verlohr, im Nothfall von der ersten Kolonne zeitig genug unterstützt zu werden. Der Erfolg davon war, daß er am 16. April, sehr früh, bei Ferdinandshoff; einer den Schweden, im siebenjährigen Kriege schon, fatalen Position, vom Marschall Mortier angegriffen, auseinander gesprengt, und nach Anklam gejagt ward, wo der Freiherr von Essen, welcher bis dahin von der Peene noch immer sich nicht entfernt hatte, eben nur eintreffen konnte, um die verwundeten beiden Anführer, Armfelt und Vegesack, entgegenzunehmen, die geschlagene Kolonne, so viel sich thun ließ, zu sammeln, mit den Truppen über den Fluß zurückzugehen, und sie von Zythen 34) bis Greifswald, wo er sein Hauptquartier aufschlug, sich zu verlegen. Nun schloß er am 17. zu Schlatkow 35) mit dem gegenseitigen Feldherrn auf unbestimmte Zeit, mit Vorbehalt zehntägiger Aufkündigung, einen Waffenstillstand, den er, man sagt, lediglich der persönlichen Achtung zu danken hatte, die der Marschall für ihn hegte, und langte am 19, wieder in Stralsund an.

34) Hof und Kirchdorf eines Hrn von Homeyer, im Amt-Greifswald, unweit Anklam diesseits der Peene.
35) Besitzung und Kirchdorf des Landraths von Wolfradt, im Amte Greifswald.

Uebrigens, um gerecht zu seyn, konnte man nicht anders, als die Tugend des Feindes im Allgemeinen loben. Der humane, menschenfreundliche Reichsmarschall bewies dem Lande bei jeder Gelegenheit alle mögliche Schonung, und erwarb sich dadurch die Liebe und Verehrung der Einwohner in eben so hohem Grade, als er beide beständig noch im Hannöverschen genießt. Das Nemliche muß man von den unter ihm kommandirenden Generalen und Officieren, so wie von dem würdigen Kommissaire Ordonnateur en Chef, Herrn Monnay, sagen. Ja, selbst der gemeine Soldat ahmte diese Beispiele nach. In Dörfern, wie auf Höfen, welche ausgezehrt waren, theilte er seine Portionen gutmüthig mit seinem Wirthe, half solchem bei seiner Arbeit, schützte sein Eigenthum und seine Person. Freilich auch Ausnahmen gab es hin und wieder. Aber sie waren selten, und wurden, so bald sie zur Kenntniß der Oberen kamen, streng beahndet, außer in dem Fall, der häufig auftrat, wo der Kläger den Unfug motivirte. Mehr kann man doch im brennenden Kriege von seinem Gegner nicht fordern. Eigene Truppen und Bundesgenossen machen es vielleicht kaum so.


Tagebuch eines Einwohners von Stralsund, während der Blocade.[]

[2]

Den 28. Januar. Heute Abend zwischen 6 und 7 Uhr kam hier die Nachricht an, die Franzosen wären über den Anklammer Damm in das Land gefallen, und unsere auf dem dortigen Posten stehenden Husaren seien bis Greifswald zurückgedrängt worden. Um 9 Uhr kamen die Husaren hier an, und brachten einige verwundete Franzosen mit ein.

Den 29. Januar. Heute früh rückte die reitende Artillerie, nebst einigen hundert Mann Jäger, Husaren und Dragoner aus; sie scharmutzierten mit den vorgedrungenen Franzosen, und kamen gegen Abend wieder in die Stadt. Die Franzosen blieben eine halbe Meile von hier zwischen Arenshof und Brandshagen.

Den 30. Januar. Die Franzosen ziehen sich mehr herum, und machen Miene, sich in dem Umkreise von einer Meile zu verschanzen.

Den 31. Januar. Der Marschall Mortier hat sein Hauptquartier zu Mülzow, eine Meile von hier; heute sind zwei Parlementaires mit verbundenen Augen in der Stadt gewesen.

Den 1. Februar. Heute in der Frühe brachen sich 6 Kanonierschaluppen durch das Eis, und nahmen ihre Stellung gegen das französische Lager. Der Feind hatte bereits einige Batterien aufgeworfen und war noch in voller Beschäftigung, als von den Schaluppen auf sie gefeuert wurde. Die Franzosen verließen den Platz und die angefangenen Werke wurden von der zugleich ausgerückten Artillerie zerstört; die Franzosen zogen sich nun etwas zurück von der Stadt.

Den 3. Februar. Heute ward reitende Artillerie nach Rügen geschickt, um das Vorhaben der Franzosen, welche Miene machen, dahin überzusetzen, zu erschweren.

Den 4. Februar. Heute Morgen näherten sich die Franzosen schon der Knieper-Vorstadt; sobald aber unsere Vorposten Lärm machten, zogen sie sich zurück. Gestern und heute wurden die zum Theil noch nicht abgebrochenen Häuser der Vorstädte gänzlich niedergebrannt. Es ist ein fürchterliches Schauspiel, die schönen Häuser und Gärten so in Flammen zu sehen. -- Die Lage der Stadt wird nun immer bedrängter, wir sind von der Landseite gänzlich eingeschlossen.

Den 8. Februar. Heute sollte eine Postjacht von hier nach Ystadt abgehen. Da aber das Wasser über den Gellen zu niedrig war, so sollte sie ihren Weg über den Ruden nehmen. Es ward eine Schaluppe voraus geschickt, um zu sehen, ob das Fahrwasser auch etwa mit Eis belegt wäre. Eine hinter Andershof befindliche Batterie der Franzosen feuerte auf diese, und einem Matrosen ward der halbe Kopf weggeschossen. -- Die Postjacht blieb zurück.

Den 11. Februar. Da die Franzosen sich in dem auf der sogenannten Stadtkoppel belegenem Hause, und in dem bei der Knieper-Bleiche befindlichem Gehöfe, Papenhagen genannt, bei Nachtzeit aufhielten und unsere Vorposten des Morgens durch ihre Jäger beunruhigen ließen, so sind selbige heute Morgen durch unsere reitende Artillerie, Jäger und Husaren daraus vertrieben, und die Gebäude in Brand geschossen worden. Es ließen sich auf den ersten Schuß etwa 200 Franzosen vor den in Flammen stehenden Häusern sehen; sie mußten sich aber wegen des unserer Seits unterhaltenen Kartätschenfeuers mit Verlust zurückziehen. Einer unserer Artilleristen ward am Knie verwundet.

Den 12. Februar. Heute frühe geschah ein Ausfall. Die Franzosen wurden aus ihrer beim Köpfelberge aufgeworfene Verschanzungen verdrängt; wir hatten einige zwanzig Verwundete und 2 Todte.

Den 16. Februar. Auf die eingegangene Nachricht, daß die Franzosen Fahrzeuge von Wollgast, Greifswald, als auch die Lotzen vom Ruden hatten requiriren lassen, und zugleich in Anklam Fahrzeuge in Bereitschaft setzten, ist in der Voraussetzung, sie wollen eine Ladung auf Rügen bewerkstelligen, ein Bataillon Schweden, nebst einer Escadron Husaren und etwas Artillerie dahin geschickt worden.

Den 21. Februar. Fast täglich haben Plackereien auf den Vorposten statt. Heute Nachmittag sollten die Franzosen aus dem dicht vor der Stadt belegenem Vogelsangschen Busch vertrieben werden. Unsere Artillerie war bei der Vogelstange. Bei dieser Gelegenheit ward unser Oberst Norby, von der Wendischen Artillerie, mit einer Flintenkugel durch den Kopf geschossen und blieb auf der Stelle todt. Auch hat die nach Rügen geschickte Artillerie die bei Niederhof aufgeworfene französische Schanze, welche die zwischen Pommern und Rügen segelnden Schiffe bestreichen konnte, zum Schweigen gebracht. -- Das Fahrwasser zwischen Pommern und Rügen ist an dieser Stelle nicht sehr breit, so daß unsere Kanonen auf das jenseitige Ufer wirken konnten.

Den 26. Februar. Vorgestern kam hier die Nachricht an, daß 150 Franzosen von Barth aus nach dem Dars übergesetzt hatten, um Pallisaden zu schneiden. Es wurden von hieraus vier Kanonier-Schaluppen nebst einem Commando Infanterie dahin gesandt, allein die Franzosen hatten sich schon Tages vorher wieder von da zurück gezogen. Unser Commando setzte in der vorigen Nacht bei Barth ganz in der Stille an's Land, nahm die in Barth als Sauvegarde gelegenen 20 Mann Franzosen und 3 Officiers gefangen, und brachte sie heute Nachmittag zu Wasser hier ein. Der Zulauf von Menschen bei dieser Gelegenheit war unbeschreiblich groß. –

Den 1. März. Heute Morgen machten unsere Leute einen Ausfall aus dem Triebseer Thor, um die Franzosen aus ihrer Schanze bei Garpenhagen zu vertreiben. Die Plackerei dauerte über drei Stunden, wir hatten einige und zwanzig Verwundete und 2 Todte. Des Abends kamen einige französische Deserteurs, sie gaben den Verlust der Franzosen auf 6 Todte und mehrere Verwundete an. Da diese kleinen Scharmützel stets auf der Stadtweide vorfallen, so kann man alles von hier, aus verschiedenen hohen Häusern und Gebäuden, mit ansehen. Die Ausfälle von hier aus geschehn gewöhnlich mit ein paar hundert Mann Jägern, einige Husaren und 4 Kanonen.

Den 11. März. Gestern Nachmittag bezogen die Bürger zum erstenmal die Wachen in der Stadt, auch gaben sie des Abends Piketwache, weil heute früh ein Hauptausfall geschehen sollte, mit allem in der Festung entbehrlichen Militair. Die ganze Nacht war alles in Bewegung. Der Feind sollt in aller Stille überfallen werden. Um sechs Uhr ward ausgerückt: aber man fand schon die Franzosen in mehreren Colonnen aufmarschirt, die unsrigen erwartend. Dieser Ausfall soll von einigen, Tages vorher von unserer Deutschen Garnison desertirten, Soldaten verrathen worden seyn. Es wurde also nichts unternommen, und unsere Truppen kehrten wieder in die Stadt zurück.

Den 13. März. Heute kam ein Bataillon Wermeländer und ein Bataillon Dalecarlier hier an.

Den 14. März. Heute Nachmittag um 2 Uhr geschah wieder ein Ausfall aus dem Knieper Thor, um die französische Schanze bei Köthenhagen zu stürmen; sie ward nicht genommen, und wir verlohren an Todten und Verwundeten an 150 Mann, besonders haben die Jäger vom Elfsburgischen Regiment gelitten, ihr Oberstleutenant blieb bei dieser Gelegenheit. (Bis hieher das Tagebuch.)

- - - - - - - - - -

Von diesem Tage an bis zum 30. März ist bei Stralsund nichts mehr vorgefallen. Die beiderseitigen Vedetten standen ungefehr eine viertel Meile von der Stadt sehr nahe bei einander, ohne sich zu beunruhigen. Man sieht aus dem obigen Tagebuch, daß zu einer förmlichen Belagerung der Stadt von Anfang an keine Anstalten getroffen worden sind; nur einzelne Schanzen wurden aufgeworfen, um zu verhindern, daß die Garnison die Cantonnements der französischen Truppen nicht beunruhigte. Schon in dem 65sten Bulletin der großen Armee, vom 10. März, wird das 8te Corps als blos auf Observation in Schwedisch-Pommern seiend, angeführt, und es schien nun eine andere Bestimmung erhalten zu haben. Die französischen Infanterie-Regimenter zogen von dieser Zeit an eines nach dem andern ab, und zuletzt folgte ihnen der Marschal Mortier selbst mit der Cavallerie. Vorher hatte er bei einer Recognoscirung nahe an der Stadt noch eine Unterredung mit dem Schwedischen Adjutanten, Herrn von Boie, welche länger als eine halbe Stunde dauerte. Es blieben also nur noch einige tausend Mann, größtentheils Holländer, in den Verschanzungen vor der Festung zurück. Am 30. März verließen diese die Redoute bei Köthenhagen, die am 14. vergeblich von den Schweden war angegriffen worden, hielten aber noch die von Garpenhagen besetzt. Am 31. blieb es stille als die Schweden aber am 1. Ap. in großer Macht aus der Festung rückten, mußte auch diese, so wie die bei Lissa, dem Köpfelberge, Andershof und Vehrhagen successive geräumt werden. Die bei Lisse hielt sich am längsten. An diesem Tage wurden 11 Gefangene eingebracht. Die Franzosen setzten nun ihren Rückzug nach der Peene fort. In den folgenden Tagen wurden noch mehrere Gefangene eingebracht, es ist aber zu keiner Action gekommen.


Bericht von Freiherrn von Essen an Sr. Königl. Majestät.[]

Unterthäniger Bericht an Sr. Königl. Majestät von Einem der Herren des Reichs, dem General-Gouverneur u. s. w., Herrn Freiherrn von Essen, über die Vertreibung der französischen und holländischen Truppen von Stralsund und aus des Königes deutschen Staaten, wie auch während derselben von den schwedischen Truppen am 1sten, 2ten und 3ten April errungenen Vortheile.

In Rücksicht der, sowohl durch ausgeschickte Kundschafter, als von sicheren Korrespondenten im Lande, erhaltenen Nachrichten, daß der Feind nach und nach mehrere theils Kavallerie, theils Infanteriehaufen aus dem schwedischen Pommern detaschirt habe, befahl ich an eben den Tage, dem 1sten dieses, da mein letzter unterthäniger Rapport abging, daß folgende Truppen in zwei Kolonnen aus der Festung marschiren sollten, um den Feind zu zwingen, seine Verschanzungen zu verlassen, wie auch ihn zur Räumung des schwedischen Pommerns zu nöthigen. Die eine Kolonne ward unter meinem Befehl vom Brigadechef u. s. w., Freiherrn Tawast, kommandirt. Sie marschirte um 7 Uhr früh durch das Knieperthor aus der Festung, und bestand aus 8 Eskadronen Mörnerscher Husaren, 2 sechs- und 2 dreipfündigen Kanonen reitender Artillerie, dem Upländischen, Jönköpingschen und Thalbataillon, jedwedes 350 Mann stark, nebst deren Jägerdivisionen, jeder 60 bis 70 Mann, und 1 Bataillon Ihrer Majestät, der Königin Leibregiments von 400 Mann und 100 Jägern. Ueberdem folgten jeder Kolonne 10 Pionniere, 3 Wägen mit Brückenmaterialien und Arbeitsgeräthe, auch 3 Wägen für Blessirte. Die zweite Kolonne ward unter des Herrn Generallieutenants u. s. w., Freiherrn Armfelt Befehl von dem Brigadechef u. s. w., Freiherrn Vegesack kommandirt. Sie formirte sich früh um 8 Uhr in der Tribseer Tenaille, und bestand aus einem Detaschement von 1 Officier und 20 smälandschen Dragonern, 6 sechspfündigen Kanonen fahrender Artillerie nebst 1 Haubitze, dem Staraborgschen, Südermanlandschen, Nerikewermelandschen Leib- und Westgothischen Thalbataillon, nebst derselben Jägerdivisionen und 1 Bataillon des von Engelbrechtenschen Regiments mit dessen Jägern, alle von gleicher Stärke, wie die der ersten Kolonne. Die erste Kolonne zog über Kedenhagen, Platenberg, Kleinkordshagen auf dem Wege nach Born und Pütte fort, welcher letztere Paß von Jägern, Husaren und dem Bataillon Upland besetzt ward, worauf solche den Anhöhen längs dem borgwalder See folgte, bis sie in die Nähe von Lüssow kam, welches die feindlichen Truppen noch inne hatten. Rechts vom Freienlande auf der Seite nach Born ward eine Brücke geschlagen. Der Oberstlieutenant, Freiherr Cederström, welcher die Avantgarde kommandirte, nahm den Weg von Kleinkordshagen links, und marschirte in gleicher Höhe mit dieser Kolonne, so wie der des Herrn Generallieutenants u. s. w., Freiherrn Armfelt, von der grünhufer Seite gegen Lüssow, das der Feind noch nicht besetzt hielt, und ziemlich hartnäckig vertheidigte, welches daselbst ein heftiges Feuer veranlaßte, das endlich auch den Feind, mittlerweile die Kolonne des Brigadechefs u. s. w., Freiherrn Tawast, ihn tournirte, zur Retirade nöthigte, da er denn Lüssow verließ, und sich nach Lüdershagen zog, allwo ein starkes feindliches Jägerfeuer uns gleichfalls aufhielt, bis die Artillerie beider Kolonnen zu agiren anfing. Jetzt zog der Feind sich allgemach auf Voigdehagen zurück, wo die Kolonne des Herrn Generallieutenants u. s. w., Freiherrn Armfelt, ihn von vorn angriff, indeß die des Brigadechefs u. s. w., Freiherrn Tawast, auf der linken Flanque vordrang, und den Feind tournirte, obwohl er sich durch seine Jäger und Tirailleure in dem Gehölz lange zu behaupten suchte, das aber durch ein ununterbrochenes Traubhagelfeuer unserer Kanonen gesäubert ward, wobei der Feind viel Volk verlohr. Nachdem Voigdehagen von unsern Truppen eingenommen worden war, gab der Feind zu gleicher Zeit seine vor der Festung gehabten Batterien und Verschanzungen auf, da denn der Oberst u. s. w., von Kardell, mit dem Bohuslehn- und Westmanlandschen Bataillon, nebst 2 Kanonen reitender Artillerie, aus der Festung marschirte, um des Feindes Schanzen bei Andershoff auf unserer linken Flanque einzunehmen, und in Verbindung mit der Kolonne des Herrn Generallieutenants u. s. w., Freiherrn Armfelt, avancirte, indem sich der Feind auf den Anhöhen zwischen Voigdehagen und Teschenhagen etablirt, und dort eine Batterie von 4 Kanonen und 2 Haubitzen formirt hatte, die durch unaufhörliches, eine gute Stunde fortdauerndes Feuern mit Kugeln und Granaten, uns zwangen, die Kavallerie und Infanterie sich unter die Anhöhen zurückziehen zu lassen, während unsere Kanonen beständig auf die Batterie des Feindes spielten, und eine seiner Piecen demontirten. Der Kapitain Gerber kommandirte unsere Artillerie nebst den Lieutenanten Pancheen und Kobes mit ausgezeichneter Herzhaftigkeit und unermüdetem Eifer, brachten auch, nachdem blos der Adjutant Georgii vom Uplandschen Regimente, 2 Mann vom nemlichen Bataillon, 1 Pionnier und 2 Pferde blessirt worden waren, das feindliche Feuer völlig zum Schweigen. Bei der Kolonne des Herrn Generallieutenants u. s. w., Freiherrn Armfelt, wurden die Fähnriche der Jäger vom Königl. Elfsborg- und Nerike- Wermelandschen Bataillon, Braun und Warberg, ingleichen 14 Mann von dem Jägerkorps verwundet.

Es ist glaublich, daß des Feindes Verlust sehr groß gewesen seyn müsse, indem ein Officier eines holländischen Regiments geäußert, es seyen von dem Regiment nur 24 Mann übrig geblieben. Kurz darauf schien der Feind seine Position zu verlassen, und sich nach Teschenhagen zu retiriren, warf aber seine Tirailleure gegen unsere rechte Flanque, und war im Begriff, sich eines mit Gebüsch bewachsenen Sumpfes zu bemächtigen, welches jedoch durch 2 Kompagnien vom Uplandschen Bataillon unterm Befehl des Majors und Ritter Härd verhindert ward, die sogleich gegen des Feindes linke Flanque detaschirt wurden, und ein beständiges Jägerfeuer machten, da er sich denn allmählig zurückzog, und meine Kolonne in Marsch gesetzt ward, die linke Flanque des Feindes zu beunruhigen. Bald nachher zeigte sich, der Feind rücke wiederum vor. Die Kolonne machte deshalb von Neuem Halt, und mehrere Kanonenschüsse fielen von beiden Seiten, worauf der Feind seinen Rückzug fortsetzte. Zur nemlichen Zeit ward von Weitem eine Bagagekolonne von 70 bis 80 Wagen bemerkt, die unter Kavallerie und Infanteriebedeckung gleichfalls abzog. Ein Bataillon Infanterie schien aber vorzumarschiren, welches uns hinderte, sie durch Kavallerie verfolgen zu lassen. Da sowohl die Jägertruppen, als die Artillerie beinahe vier Stunden unaufhörlich gegen den Feind agirt hatten; so bekamen gesammte Truppen Befehl zu ruhen. Lieutenant de Maré vom Königl. Jönköpingschen Regiment ward mit einer Kompagnie, so wie Lieutenant von Platen mit 25 Husaren detaschirt, Seemühl zu besetzen, und bis Steinhagen und Richtenberg zu patrouilliren, wo etliche Gefangene gemacht, und ein kleines Magazin nebst der Beckerei genommen wurden. Nach Verlauf zweier Stunden, ungefähr um 2 Uhr Nachmittags, setzten die Kolonnen ihren Marsch fort. Die des Herrn Generallieutenant u. s. w., Freiherrn Armfelt, nahm nach Teschenhagen und weiter nach Brandshagen, wohin das Hauptquartier nebst einem Theil der Kolonne verlegt ward, den Weg, und poussirte ihre Vorposten und Patrouillen gegen Rheinberg. Der Ueberrest ging unter dem Befehl des Brigadechefs u. s. w., Freiherrn Vegesack, nach Arendsee. Meine Kolonne brach nach Elmenhorst auf, wohin sie sowohl, als mein Hauptquartier verlegt ward. Auf allen dahin zusammenstoßenden Wegen wurden Feldwachen ausgesetzt, auch ward auf Arendsee patrouillirt, um zwischen den beiden Kolonnen Kommunikation zu behalten. Diesen Tag machte beide Kolonnen zusammen 41 französische Gefangene, die theils in den Dörfern umhergestreift, theils sich in den Städten aufgehalten hatten. Der Major und Ritter von Essen ward mit zwei Schwadronen Husaren, 1 dreipfündigen Kanone und 100 Jägern vom Königl. Thalbataillon nach Zarremdorf detaschirt, und bemächtigte sich des dortigen Magazins, welches, so wie auch das in Brandshagen, mit Brantwein, Brod, Roggen, Waitzen, Heu, Hafer und Essig angefüllt war. Sie wurden unter militairische Bewachung gesetzt, bis, da es jetzt im Lande an Pferden gebricht, zum Transport derselben nöthigen Fuhren herbei geschafft werden können. Mehrere Gewehre und andere Waffen wurden auch genommen. Eine Division Kanonenschalupen war nach Wieck detaschirt, welche die feindlichen Truppen beschoß, die sich von Greifswald nach Anklam retirirten.

In alle umher liegende Dörfer wurden fleißig Patrouillen geschickt, um Gefangene zu machen, und Nachricht von dem Rückzuge des Feindes zu verschaffen, der mit der Hauptstärke nach Greifswald geschah. Der größte Theil der Bagage und Ammunitionswägen aber ging nebst höchstens 400 Mann Infanterie über Grimmen nach Loitz und so weiter nach Demmin ab.

Am 2ten April, früh um 5 Uhr, setzte meine Kolonne nach gehörig geschehenen Rekognoscirungen ihren Marsch von Elmenhorst nach Grimmen fort, wo ich vom Marsch der Kolonne des Herrn Generallieutenants u. s. w., Freiherrn Armfelt, der nach Greifswald fortgesetzt ward, Rapport erwartete. Mittags um 12 Uhr marschirte ich mit der Kolonne nach Loitz, wo ich Abends um 6 Uhr ankam, nachdem die Avantgarde unterm Befehl des Majors von Essen zwei Stunden vorher in die Stadt gerückt war, und die Pässe besetzt hatte. Die Truppen wurden sowohl in der Stadt, als auf den umliegenden Höfen, und mein Hauptquartier in ersterer verlegt. Die Brücke bei der Stadt war in vollkommenen Stande, und die Zugbrücke an unserer Seite aufgezogen, die Brücke bei Meienkrebs auf unserer Seite aber zerhauen. Unterwegens wurden von den Husarenpatrouillen in den Dörfern verschiedene Gefangene gemacht. Um die Aufmerksamkeit des Feindes nicht auf Meienkrebs zu ziehen, wurden daselbst keine Feldwachen aufgestellt, sondern es patrouillirte dann und wann bloß ein Husar nach der Brücke hinunter. In Loitz empfing ich Abends bei meiner Ankunft allda sichere Nachricht von der Stärke der in Demmin vorhandenen feindlichen Truppen, die ungefähr 7 bis 800 Mann, theils holländischer Truppen, betrug, nebst mehreren Magazinen von Heu, Hafer, Reiß, Brodt u. s. w.

Am 3ten dieses, Morgens um halb 5 Uhr, bekam ich Rapport vom Herrn Generallieutenant u. s. w., Freiherrn Armfelt, er sei den Tag vorher, Vormittags um halb 10 Uhr, in Greifswald eingerückt, nachdem die Brücke vor dem Steinbecker Thore reparirt, die Stadt vom Rittmeister und Ritter von der Lanken mit seiner Husarenschwadron genau untersucht, und meistens vom Feinde geräumt befunden worden, doch wurden, außer dem ganzen Krankenhause, 6 Officiere und 20 Soldaten zu Gefangenen gemacht. Der Kapitain und Ritter von Schwarzenhoff von Königl. Elfsborgschen Bataillon, nebst allen Schwedischen Uebelblessirten, die daselbst seit dem 14. März gewesen, wurden wiedergenommen. Außerdem sind gegen 1000 Gewehre, 200 Paar Pistolen, ein bedeutendes Magazin u. s. w., das man, zu inventiren, noch nicht Zeit gehabt, zu Greifswald in unsere Hände gefallen. Wegen Entlegenheit dieser beiden, mit den Bewegungen des Feindes gleich beschäftigten Kolonnen haben völlig detaillirte Rapporte noch nicht einkommen können.

Am 3ten April, Morgens um 8 Uhr, marschirte ich mit meiner Kolonne nach Demmin ab, nachdem ich den Major von Essen mit 2 Schwadronen Husaren, 2 Kanonen reitender Artillerie und 200 Jägern vorher dahin, so wie den Oberstlieutenant u. s. w., Freiherrn Cederström, mit anderthalb Schwadronen Husaren, dem Uplandschen Bataillon, 100 Jägern und 1 dreipfündigen Kanone von der reitenden Artillerie abgehen lassen, um den Weg von Anklam und Friedland zu besetzen. Die Jäger wurden, um der Artillerie und Kavallerie folgen zu können, auf Wägen fortgeschafft. Der Brigadechef, Freiherr Tawast, und der Major von Essen rückten in die Stadt, und passirten queer durch mit Husaren, mittlerweile alle Gassen durchsucht, so wie die Stadtthore besetzt wurden. Die Jäger führte der Oberadjutant, Major von Bassewitz, und verfolgte den Feind außen vor der Stadt auf dem Wege nach Mecklenburg, wo der französische Kommandant nebst der hiesigen Garnison, 2 Officieren und 127 holländischen Soldaten, nach einem schwachen Widerstande gefangen genommen wurden, indem sie völlig in die Flucht getrieben waren. Kleinere ausgeschickte Husarendetaschemente brachten immer und oft Gefangene, sowohl von holländischen, als französischen Truppen, ein. Drei Husaren machten allein 104 Gefangene, die auf dem Wege nach Neukahlden waren. Der Rittmeister Geyer ward nach Darguhn detaschirt, wo 168 Gefangene, mehrere hundert Kapotröcke, Gewehre, Säbel, und 130 Fässer mit Reiß genommen und hieher geführt wurden; 150 Kränke im dortigen Lazareth, eine Menge von Siechhausgeräthen und verschiedene Aerzte wurden zurück gelassen. Der Brigadechef u. s. w., Freiherr Tawast, detaschirte den Oberstlieutenant, Cederström, eine feindliche Bagagekolonne zu nehmen. Der Oberadjutant, Oberstlieutenant, Freiherr von Krassow, folgte dieser Expedition, wo 2 Officiere und 207 Soldaten gefangen, überdem aber genommen wurden: 37 Ochsen, 1500 Paar Schuhe, 50 Grenadiermützen, 300 Paar Gamaschen, 2 Trommeln und mehrere Gewehre xc. Da keine vollkommen specificirte Angabe dessen, was bis jetzt in unsere Hände gefallen, verfaßt werden können, indem täglich mehrere Male Gefangene ankommen, und Effekten hergeführt werden; so kann ich die Summe alles Genommenen nicht genau bestimmen. Eine so allgemeine Freude, als durchgängig in Demmin herrschte, wie ich mit der Kolonne einmarschirte, kann nicht lebhaft genug beschrieben werden. Die Einwohner sind hier im Ganzen vom Feinde ziemlich hart behandelt.

Der, dessen guter Dispositionen, Bravour, Kälte und Besonnenheit ich nie ausgezeichnet genug erwehnen kann, ist der Brigadechef, u. s. w., Freiherr Tawast.

Der Oberstlieutenant, Freiherr Cederström, der Major von Essen, die Rittmeister Geyer und von Platen, als auch die übrigen Befehlshaber sowohl, wie Soldaten, haben sämmtlich so viel unerschrockenen Muth, Ordnung und Geistesgegenwart beweisen, daß ich, ohne selbst die größten Vorwürfe zu verdienen, nicht unterlassen dürfte, vor Ew. Königl. Majestät meine aufrichtigste Zufriedenheit unterthänigst darüber auszudrücken, so tapfere Streiter angeführt zu haben, und ihnen dadurch das ehrenvolle Zeugniß zu ertheilen, dessen sie sich so sehr verdient gemacht.

Heut, Vormittags um halb 9 Uhr, hat der Herr Generallieutenant u. s. w., Freiherr Armfelt, sich der Stadt Anklam bemächtigt, bei welcher Gelegenheit 2 Officiere und 150 Soldaten zu Gefangenen, und auch folgende Kriegsbeuten gemacht worden sind, nemlich 60 Wagen, worunter 27 mit Ammunition, 230 Gewehre, 80 Säbel, einige Reservevorsteller, 2 Bagagewägen, Trommeln, sammt ansehnlichen Magazinen und Vorräthen xc., über welches alles noch kein ausführlicher Rapport in Unterthänigkeit hat erstattet werden können, doch wird der Herr Generallieutenant u. s. w., Freiherr Armfelt, allerehestens mit vollständigen unterthänigen Bericht des dabei Vorgefallenen einkommen.

Heut Vormittag sind im hiesigen Postkomtoir mit der Post von Rostock unter Addresse des Generalintendanten beim achten französischen Armeekorps in Greifswald aus Schwerin angekommen 1995 Fredd'or und ungefähr 3000 Rthlr. R⅔tel, bei dem Postkomtoir entnommen, und zur Kriegskasse des Feindes gehörig, an das Feldkomtoir abgeliefert sind.

Welches Alles Ew. Königl. Majestät in Unterthänigkeit zu rapportiren, ich die Gnade habe.

Hauptquartier Demmin, den 4. Apr. 1807.
H. H. v. Essen.
H. G. Melin.
(Die Fortsetzung folgt.)


Litterarische Anzeigen.[]

[3]
Tagebuch der Blokirung von Stralsund und deren Folgen, geführt von einem unterrichteten Augenzeugen xc. Leipzig, 1808. Bei Heinrich Gräff. (1 mk. 8 fz.)

Alles, was dazu gehört, um eine genaue Uebersicht der Belagerung zu erhalten, findet man in dieser Schrift sehr genau und angenehm vorgetragen. Nur ein unterrichteter Augenzeuge konnte uns über manches Ausschluß geben, was ausserdem schwerer zu erklären seyn würde, denn Stralsund gehörte zu den Festungen, die man gewöhnlich unüberwindlich nannte. Mittelst des Grundrisses der Stadt und Festung wird diese Beschreibung um so deutlicher.


Quellen.[]

  1. Neue Feuerbrände. Herausgegeben von dem Verfasser der vertrauten Brief über die innern Verhältnisse am Preussischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II. Ein Journal in zwanglosen Heften. Amsterdam und Cölln, 1807. Bei Peter Hammer.
  2. Nordische Miszellen. Siebenter Band. Hamburg, bei A. Bran. und in Commission bei B. G. Hoffmann, 1807.
  3. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
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