Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Braunschweig, Hauptstadt des Herzogthums Braunschweig, an der Oker, mit 2845 Häusern und ungefähr 30,000 Einwohnern, soll schon im Anfange des neunten Jahrhunderts von einem gewissen Bruno gegründet seyn; wenigstens scheint die Ableitung des Namens Braunschweig (Brunonis vicus), welche sich auch in dem plattdeutschen Brunswik erhalten hat, auf jenen Bruno hinzuweisen.

Vormals hatte diese Stadt wegen Aufrechterhaltung ihrer ansehnlichen Freiheiten vielen Streit mit den Herzogen. Sie ward aber im Jahre 1671 von Herzog Rudolph August erobert, steht nunmehr völlig unter der herzoglichen Botmäßigkeit, und ist seit 1754 die Residenz der braunschweigischen Regenten.

Die Stadt hatte sonst zwölf Kirchen, von denen jetzt zwei aufgehoben sind, und unter welchen sich eine reformirte und eine catholische befinden, so wie die Juden auch eine Synagoge daselbst besitzen. Braunschweig hat ferner zwei große Canonicatstifter, St. Blasius und St. Cyriacus, von denen jenes der erste Landstand ist. Unter den Gebäuden sind merkwürdig: das Schloß (ehemals der graue Hof genannt), welches während der französischen Besitznehmung mit sehr beträchtlichen Kosten und vielleicht auch nicht ohne Geschmack ausgebaut worden ist; das landschaftliche Gebäude (während der französischen Regierung die Präfectur), das große Opernhaus, der Dom (Burgkirche); das Zeughaus mit dem Museum; das viewegsche Haus u. s. w. Die bierbaumsche Gartenanlage auf dem Walle gewährt zwar eine etwas kleinliche, aber dennoch erfreuliche Ansicht, so wie der dieselbe umgebende englische Park vortheilhaft erwähnt zu werden verdient. Das Lustschloß Richmond vor dem Augustthore, welches nach dem Muster des Schlosses gleichen Namens bei London für die letzte verstorbene Herzogin erbaut wurde, hat, außer seiner angenehmen Lage an der Oker, in seiner beschränkten Einförmigkeit nichts Angenehmes.

Im Jahre 1745 ward zu Braunschweig unter Leitung des berühmten Jerusalem das Collegium Carolinum gestiftet, welches gleichsam den Uebergang zwischen Gymnasium und Universität bilden sollte und während vierzig Jahre geblüht hat. Auch gab diese Lehranstalt Veranlassung, eine Menge gelehrter nach Braunschweig zu ziehen, die späterhin eine Zierde der deutschen Literatur geworden sind, und der Stadt selbst im Auslande einen ausgebreiteten Ruhm verschafft haben. Unter der westphälischen Regierung 1808 wurde das Carolinum in eine Militärschule verwandelt; nach der Wiederbefreiung des Landes hat ihm aber der Herzog seine frühere Bestimmung, mit wesentlichen Verbesserungen, wieder gegeben.

Im Jahre 1534 erfand hier der Bildhauer und Bildschnitzer Jürgen die ersten Spinnräder, so wie der Bierbrauer Christian Mumme das bekannte und berühmte Getränk gleiches Namens.

Der Handel Braunschweigs, der in den letzten Jahren, die ungünstigen Zeitverhältnisse abgerechnet, sich noch stets vermehrt hat, wird durch die beiden Messen, die freilich in der letzten Zeit bedeutend verloren haben, sehr befördert. Den jährlichen Umsatz berechnet man ehemals auf zwei Millionen Thaler.


Quellen und Literatur.

  • Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
Advertisement