Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Dalmatien.[]

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Dalmatien, eine große Landschaft, von dem adriatischen Meere, Croatien, Bosnien, Servien und Albanien begränzt, enthält mit Inbegriff der dazu gehörigen Inseln 312, nach andern gegen 400 Quadratmeilen. Ein gebirgiges, aber gesundes und an Getraide, Wein, Oel, edlen Baumfrüchten, Schafzucht und Fischfang sehr gesegnetes Land, welches theils den Venetianern, den Türken, der Republik Ragusa und Oesterreich, als König von Ungarn, unterwürfig war, nachher aber größtentheils zum Königreich Italien gehörte. Die Einwohner, meistens Morlachen, sind fast alle der griechischen Kirche zugethan, wiewohl in den Städten die catholische Religion die Oberhand hat; die herrschende Sprache ist Slavonisch. Durch den Presburger Frieden trat Oesterreich 1805 Dalmatien an den Kaiser Napoleon ab, welcher es dem italiänischen Königreiche beifügte, aber sich das Recht vorbehielt, einen Französischen Lehns-Herzog von Dalmatien zu ernennen, welcher 100,000 Franken Einkünfte bezog. Er ernannte hierzu den Marschall Soult. Da die Franzosen in dem folgenden Jahre auch Ragusa mit seinem Gebiete besetzten, welches diese südlichen Besitzungen von den nördlichen trennte; so wurden sie Herren der ganzen langen Strecke von Dalmatien und gränzten an die Montenegriner und das Gebiet des türkischen Pascha von Scutari auf der Ostseite. Im Jahre 1810 wurde das ganze Land zur zweiten militärischen Division der Illyrischen Provinzen geschlagen. Das eigentliche, ehemals Venetianische, Dalmatien nebst den Inseln und Cattaro, enthält auf 330 Quadratmeilen 390,000 Einwohner, und Ragusa 56,000 Seelen auf 36 Quadratmeilen. Zufolge der großen Ereignisse im Herbste 1813 drangen die Oesterreicher auch in Dalmatien wieder vor, eroberten am 6. Dec. Zara nach einer lebhaften Belagerung und nahmen das ganze Land wieder in Besitz. Einst war dieses Land der Schauplatz der größten welthistorischen Begebenheiten; die Kriege der Römer mit dem mächtigen Gentius, König der Illyrier, und mit den Aetoliern; die Schlacht bei Kynoskephalä, die den Sturz der macedonischen Monarchie vorbereitete, die Schlacht bei Actium, die zwischen Augustus und Antonius die Herrschaft der Welt bei Actium, die zwischen Augustus und Antonius die Herrschaft der Welt entschied: alle diese großen Ereignisse geschahen auf Dalmatiens Boden. Hier genoß Diokletian, der Kaiserwürde entsagend, der ruhe nach einer thätigen Regierung in seinen Gärten zu Salona, und Spalatros Ruinen zeugen noch von seiner ehemaligen Größe. Zu Durazzo (das alte Dyrrhachium) geschahen die Landungen eines großen Theils der Kreuzfahrer, und von hier aus ward die Eroberung von Constantinopel durch die Venetianer und durch Balduin von Flandern vorbereitet. Venedig in Besitz dieses herrlichen Landstrichs, war zufrieden seine Flotten daraus zu bemannen; man kennt die Dulzignotten als die kühnsten Matrosen. Aber das Volk verwilderte und lebt jetzt armselig unter dem Druck seiner alten Gebräuche; der ungebauten Boden ist geworden, wie der Mensch, der auf ihm lebt. Die Städte sind verfallen und zu elenden Dörfern herabgesunken, die Seehäfen versandet, die Flußbahnen zu ungesunden Sümpfen geworden; der Bergbau, der noch unter Nero's Zeiten auf Gold und andere edle Metalle betrieben wurde, beschränkt sich auf einige Eisengruben, und die berühmten Brüche des Tragurischen Marmors sind jetzt unbekannt.


Zeitungsnachrichten.[]

1806.[]

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Konstantinopel, 4. April.

Der franz. Geschäftsträger, Hr. Ruffin, hat bei dem Reis-Effendi eine Conferenz gehabt, worin er eine Note übergeben haben soll, in welcher der Kaiser der Franzosen und König von Italien als Oberherr des Venetianischen Gebieths, alle diejenigen Besitzungen im türk. Dalmatien, Albanien u. s. w. zurückfordert, welche zu der ehemahligen Republik Venedig gehört haben. Dabei ist auch, wie es heißt, die 7 Insel-Republik mit einverstanden, weil Corfu eben so wie die übrigen Inseln dieser Republik, mit Venedig ehemahls verbunden waren. Nach dieser Conferenz sind im Divan mehrere geheime Berathschlagungen gehalten worden.

[3]
Nürnberg, 9. Mai.

Der kais. Gen. Bradi, welcher als Commandirender in Dalmatien angestellt war, ist in Wien eingetroffen und versichert, daß es in jener Provinz zwischen den Franzosen und Russen noch zu keiner Feindseligkeit gekommen sey.

[4]
Frankreich.

In Folge eines K. K. Decrets soll unter dem Vorsitz des Generalproveditors von Dalmatien eine Commission von reichen Gutsbesitzern und Ingenieurs niedergesetzt werden, welche Entwürfe zur Austrocknung der Moräste in Dalmatien und Albanien, zur Fortsetzung der Strasse von Zara nach Knim, bis an die Gränze von Sing und Imachi, zum Bau einer neuen Strasse längs der Küste, und einer andern nach Bosnien, mit beygefügten Kostenanschlägen zu überreichen hat. -- Vermöge eines andern Decrets soll die bürgerliche und peinliche Justizverwaltung in Dalmatien und Albanien auf den Fuß der in Italien organisirt werden. An die grössern Orte kommen Friedensrichter, nach Zara, Spalatro und Cattaro 3 Gerichtshöfe erster Instanz, nach Zara ein Appellationsgericht, und nach Spalatro ein Handelsgericht Der Cassationsrecurs geht an das Italienische Ober-Cassationsgericht. Alle Gesetze wegen Unveräusserlichkeit gewisser Güter, und alle Fideicommisse werden abgeschafft.


1808.[]

Frankreich. [5]

Paris vom 25. Sept. Durch ein Dekret vom 17. d. wird in Dalmatien die Errichtung eines Bißthums vom griechischen Ritus, eines solchen Kapitels und Seminariums, mit einer Dotazion von 30,000 Fr. verordnet. Ueber die übrigen Bedürfnisse der griechischen Kirche in Dalmatien soll ein Synod berichten, der im Laufe des Monats November nach Zara zusammenberufen werden soll.


1812.[]

London, den 8ten August. [6]

(Aus dem Times.)

Man hatte zu Malta Briefe aus Dalmatien, nach welchen zu Ragusa 3000 und zu Kattaro 2000 Franzosen angekommen sind, welche in die benachbarten Dörfer vertheilt wurden. Auch bilden die Franzosen ein Lager bey Karzola auf der Ebene von Barda, das angeblich 12,000 Mann stark werden wird. Die Montenegriner hätten wohl Ursache auf diese Bewegungen aufmerksam zu seyn; vermuthlich werden die französischen Anführer die Türken zu bereden suchen, daß sie sich mit ihnen gegen die Montenegriner vereinigen sollen, Das nothwendige Resultat dieses Bündnisses wäre, die Franzosen zu Herren von Morea zu machen.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Bamberger Zeitung. Nro. 128. Donnerstag, 8. Mai 1806.
  3. Bamberger Zeitung. Nro. 131. Sonntag, 11. Mai 1806.
  4. Wiener Zeitung. Nro 83. Mittewoche, den 15. October 1806.
  5. Wiener-Zeitung. Nro 82. Mittwoch, den 12. Oktober 1808.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 228. Sonnabend, den 21. September/3. Oktober 1812.
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