Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Obersten von Neumann.[]


Schlesien. [1] Noch ehe Kosel (am 18. Jun.) kapitulirte, verlor diese Festung ihren tapfern Verteidiger, vormaligen Obersten von Neumann, dem die Achtung der Freunde und Feinde ins Grab folgte. Er stammte aus Preußen her, war am 29. Aug. 1739 zu Königsberg geboren, und studirte auf der dasigen Universität. Nach dem Tode seines Vaters, im Jahre 1760, folgte er seinem Triebe zum Militärdienst, und gieng, so gefährlich dieser Weg auch war, durch die russische Armee zum Korps des Generals von Kleist. Dieser machte ihn zu seinem Adjutanten. Gegen Ende des Krieges gerieth er, ohne sein Verschulden, in österreichische Gefangenschaft, und wurde nach Krems gebracht. Daß er sich im Kriege ausgezeichnet brav benommen haben muß, geht zur Genüge daraus hervor, daß nach hergestelltem Frieden, er, ein Bürgerlicher, im Regiment Rothkirch angestellt ward. Nach dem bayerschen Sukzessions-Kriege forderte er seinen Abschied. "Ich kann einen so guten, braven Offizier nicht aus der Armee verlieren", antwortete Friedrich der Zweyte, und erhob ihn in den Adelstand. In dem Feldzuge am Rhein stellte ihn Friedrich Wilhelm der Zweyte als General Quartiermeister bey der Armee des Herzogs von Braunschweig-Oels an. Er vertrieb bey einer Affaire den Feind aus zwey Dörfern, und erhielt dafür den Orden pour le merite. Im Jahre 1797 wurde er zum Regiment Courbiere als Kommandant versetzt, und im Jahre 1802 zum Kommandanten von Kosel ernannt. Im Februar des gegenwärtigen Jahres begann die Belagerung dieser Festung. Bey einer schwachen, zum Theil unsichern Besatzung, widerstand er muthig, und blieb unbesiegt. Als er aber eines Tages aus der Kasematte, in welcher er während der Belagerung wohnte, zu Fuß nach dem Gouvernementshause gieng, that er, wahrscheinlich mit dem rechten Fuße, einen Fehltritt. Er litt seitdem unsäglich an Krämpfen; es schlug am Fuße der kalte Brand dazu, und so starb er am 16. May dieses Jahres. Er sah dem Tode ruhig ins Antlitz, ließ sich bis zur letzten Lebensstunde, bey den größten körperlichen Schmerzen alles melden, ob er gleich den Obersten von der Artillerie von Puttkammer zum Vize-Kommandanten und seinen Nachfolger ernannt hatte, und starb mit dem Ausrufe: "Gott, warum läßt du mich nicht so lange leben, um nur meinen guten König noch einmal zu sehen!" bey seiner Beerdigung mußte ihm, seinem Wunsch gemäß, die tapfere Garnison der Rheinischdorfer Bastion die militärischen Ehrenbezeugungen machen. Ohngefähr einen Monat vor seinem damals noch unerwarteten Ende, hatte ihn der König durch ein Kabinetsschreiben vom 11. April, wegen seiner standhaften und einsichtsvollen Vertheidigung, belobt, und unter dem Schreiben mit eigener Hand hinzugefügt: "Als Beweis meiner vorzüglichen Zufriedenheit mit Ihrem klugen und standhaften Benehmen, avancire ich Sie hiermit zum Generalmajor, und erwarte, daß dieses zu Ihrer Ermunterung dienen wird." Die Glatzer Zeitung sagt bey diesem Anlaß: Seine Söhne erben, statt vergänglichen Reichthums (oft mit dem Vorwurf der Pflichtvergessenheit und Feigheit gepaart) einen selbst vom Feinde geehrten Namen, und die Soldaten-Tugenden, welche die preußische National-Ehre aufrecht erhalten.


Quellen.[]

  1. National-Zeitung der Deutschen. 35tes Stück, den 27ten August 1807.
Advertisement