Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Nachrichten von der großen Armee.

Dreyzehntes Bulletin.[]


Smolensk, den 21sten Aug. [1]

Der Verlust des Feindes in der Schlacht von Mohilow, welche der Fürst von Eckmühl [xxx] am 23sten Jul. gegen den Fürsten Bagration [xxxx] gewonnen hat, scheint allerdings beträchtliche gewesen zu seyn. Wir fügen hier den Bericht des Prinzen von Eckmühl über diese Schlacht bey.

Zu Dünaburg hat der Herzog von Tarent statt der 8 angegebenen Kanonen deren 20 vorgefunden. Er ließ mehrere Schiffe an das Land ziehen, welche mit 40,000 Bomben und anderer Geschützmunition beladen waren. Von dem Feinde selbst war eine unermeßliche Menge von Kriegsmunition vernichtet worden. An den Festungswerken von Dünaburg und Drissa veroffenbarte sich die Unwissenheit der Russen in dem Fortificationswesen.

Se. Majestät haben dem Fürsten von Schwarzenberg das Commando über Ihren rechten Flügel mit dem 7ten Corps der Armee anvertraut. Fürst von Schwarzenberg ging auf den General Tormassow los, erreichte ihn am 12ten und schlug ihn in die Flucht, er ertheilt dabey den östreichischen und sächsischen Truppen die größten Lobsprüche, und hat bey dieser Veranlassung eben so viele Thätigkeit als Talent an den Tag gelegt. Der Kaiser hat für die Officiere dieses Corps, welche sich besonders ausgezeichnet haben, Avancements und Belohnungen begehren lassen.

Am 8ten hatte die große Armee folgende Stellungen eingenommen:

Der Prinz Vicekönig befand sich mit dem 4ten Corps zu Suraj und besetzte durch Vorposten Vely, Usviath und Porietsch.

Der König von Neapel befand sich zu Nikulino und hielt mit der Cavallerie Inkowo besetzt.

Der Marschall Herzog von Elchingen, welcher das 3te Corps commandirt, war zu Liozna.

Der Marschall Prinz von Eckmühl befand sich mit dem 1sten Corps zu Dubrowna. Das 5te Corps, von dem Fürsten Poniatowsky commandirt, war zu Mohilow.

Das Hauptquartier befand sich zu Witepsk.

Das 2te Corps, von dem Marschall Herzog von Reggio commandirt, stand an der Drissa.

Das 10te von dem Herzoge von Tarent commandirte Corps war bey Dünaburg und Riga.

Am 8ten rückte 12,000 Mann feindliche Cavallerie gegen Inkowo vor, und griffen die Division des Generals Sebastiani an, welcher gezwungen wurde, sich eine halbe Stunde weit zurückzuziehen, womit er übrigens den ganzen Tag zubrachte, und dem Feinde eben so vielen Schaden zufügte, als er selbst erlitten hat. Bey dieser Gelegenheit wurde eine Voltigeurcompagnie des 24sten leichten Infanterieregiments, welche zu dem Bataillon dieses Regiments gehörte, das mit der Cavallerie eine Stellung im Walde behaupten sollte, gefangen genommen. Unser Verlust beläuft sich auf 200 Mann Todte und Blessirte, jener des Feindes wird sich auf die nämliche Summe belaufen.

Am 12ten brach die feindliche Armee von Smolensk auf, und zog sich in verschiedenen Richtungen langsam und zögernd gegen Porietsch und Nadra heran.

Am 10ten hatte der Kaiser beschlossen, dem Feinde entgegenzugehen und Smolensk zu erobern. Er nahm seinen Weg auf dem jenseitigen Ufer des Borysthenes. Der König von Neapel [xxx] und der Marschall Herzog von Elchingen [xxx] verließen Liozna, begaben sich nach dem Borysthenes, an der Mündung der Beresina Khomino gegenüber, wo sie in der Nacht vom 13ten auf den 14ten Brücken schlugen.

Der Vicekönig [xxx] verließ Suray und begab sich über Janawitzky nach Rasaßna, wo er am 14ten ankam.

Der Prinz von Eckmühl sammelte am 13ten sein ganzes Corps zu Dubrowna.

Der General Graf von Grouchy zog das 3te Cavalleriecorps am 12ten zu Rasaßna zusammen.

Der General Graf Eble ließ am 13ten bey Rasaßna 3 Brücken schlagen.

Das Hauptquartier verließ Witepsk und traf am 13ten zu Rasaßna ein.

Der Fürst Poniatowsky [xxx] verließ Mohilow und kam am 13ten zu Romanow an.

Am 14ten mit Tagesanbruch ging der General Grouchy auf Liadie los, vertrieb daselbst 2 Cosakenregimenter, und vereinigte sich mit dem Cavalleriecorps des Generals Nansouty.

Am nämlichen Tage traf der König von Neapel [xxx], von dem Marschall von Elchingen [xxx] unterstützt, zu Krasnoi ein. Die 27ste feindliche Division, 5000 Mann Infanterie stark, die durch 2000 Pferde und 12 Kanonen unterstützt wurde, stand vor dieser Stadt. Sie wurde von dem Herzoge von Elchingen [xxx] angegriffen und in einem Augenblicke aus ihrer Stellung vertrieben. Das 24ste leichte Infanterieregiment griff die kleine Stadt Krasnoi mit dem Bayonette und mit Unerschrockenheit an. Die Cavallerie machte bewunderungswürdige Angriffe. Der General Bordesoult und das 3te Chasseurregiment zeichneten sich aus. Die Wegnahme von 8 Kanonen, worunter 5 12Pfünder und 2 Haubitzen und 14 bespannte Pulverwagen, 1500 Gefangene, ein Schlachtfeld mit mehr als 1000 russischen Leichnamen bedeckt, waren die Vortheile dieses Gefechtes von Krasnoi, wo die russische aus 5000 Mann bestehende Division die Hälfte ihrer Leute verlor.


Se. Maj. hatten am 15ten Ihr Hauptquartier bey dem Posten Kovonitnia.

Am 16ten Morgens wurden die Anhöhen von Smolensk besetzt; die Stadt bot unsern Augen eine Ringmauer von 4000 Toisen im Umkreise, 10 Schuh dick und 25 hoch, mit Thürmen untermischt, dar, wovon mehrere mit Kanonen von schwerem Caliber besetzt waren.

Auf dem rechten Ufer des Borysthenes bemerkte und wußte man, daß die umgangenen feindlichen Corps in aller Eile auf der Stelle zurückkehrten, um Smolensk zu vertheidigen. Man wußte, daß die feindlichen Generale von ihrem Herrn wiederholte Befehle hatten, eine Schlacht zu liefern und Smolensk zu retten. Der Kaiser recognoscirte die Stadt und ordnete seine Armee, die am 16ten in Schlachtordnung stand. Der Marschall Herzog von Elchingen [xxx] hatte den linken Flügel, der sich an den Borysthenes anlehnte; der Marschall Prinz von Eckmühl [xxx] das Centrum, der Fürst Poniatowski [xxx] den rechten Flügel; die Garde wurde im Centrum, der Vicekönig [xxx] auf dem rechten Flügel als Reserve aufgestellt, und die Cavallerie des Königs von Neapel stand auf der äußersten Spitze des rechten Flügels; der Herzog von Abrantes hatte sich mit dem 8ten Corps verirrt und ein falsches Manövre gemacht.


Am 16ten und den halben Theil des Tages am 17ten verhielt man sich beobachtungsweise. Das Gewehrfeuer dauerte auf der Linie fort. Der Feind hielt Smolensk mit 30,000 Mann besetzt, und der Rest seiner Armee bildete sich in schönen Positionen auf dem rechten Ufer des Flusses, der Stadt gegenüber, welche mit demselben durch 3 Brücken in Verbindung stand. Smolensk wird von den Russen als eine feste Stadt und als das Bollwerk von Moskau betrachtet.

Am 17ten um 2 Uhr Nachmittags sah man, daß der Feind noch nicht herausgekommen war, daß er sich Smolensk befestigte und die Schlacht verweigerte, daß der feindliche General ungeachtet der erhaltenen Befehle und der schönen Stellung, die er nehmen konnte, seinen rechten Flügel an Smolensk und seinen linken an den Borysthenes angelehnt, unentschlüssig war; der Kaiser begab sich daher auf den rechten Flügel, und befahl dem Fürsten Poniatowski [xxx], eine Frontveränderung zu machen, mit dem rechten Flügel vorzurücken und denselben an den Borysthenes zu stellen, indem er eine der Vorstädte mit Posten und Batterien besetzte, um die Brücken zu zerstören und die Communication der Stadt mit dem rechten Ufer zu unterbrechen. Während dieser Zeit erhielt der Fürst von Eckmühl Befehl, die beyden Vorstädte, welche der Feind auf 200 Toisen von der Festung verschanzt hatte, und von 7 oder 8000 Mann Infanterie und schwerem Geschütz vertheidigt wurden, angreifen zu lassen. Der General Graf Friant hatte Befehl, die Berennung zu vollenden, indem er seinen rechten Flügel an das Corps des Fürsten Poniatowski, und seinen linken an den rechten des Angriffs, welchen der Fürst von Eckmühl [xxx] machte, anlehnte.

Um 2 Uhr Nachmittags hatte die Cavalleriedivision des Grafen Bruyeres die Cosaken und die feindliche Cavallerie verjagt, und besetzte die Bergfläche, welche sich der Brücke oberhalb am meisten nähert. Es wurde eine Batterie von 60 Kanonen auf dieser Fläche errichtet, und mit Kartätschen auf denjenigen Theil der feindlichen Armee geschossen, der auf dem linken Ufer des Flusses geblieben war, welches die Massen der russischen Infanterie bald nöthigte, diese Position zu verlassen.

Der Feind errichtete hierauf 2 Batterien von 20 Kanonen bey einem Kloster, um die Batterien zu beunruhigen, welche dasselbe beschoß, so wie auch diejenigen, welche auf die Brücke feuerten. Der Prinz von Eckmühl vertraute den Angriff der Vorstadt rechts dem General Morand [xx], und jenen der Vorstadt links dem General Grafen Gudin an. Um 3 Uhr begann die Kanonade, um 4½ Uhr fing ein lebhaftes Gewehrfeuer an, und um 5 Uhr nahmen die Divisionen Morand und Gudin die verschanzten Vorstädte des Feindes mit kalten und seltenen Unerschrockenheit weg, und verfolgten denselben bis an den bedeckten Weg, welcher mit russischen Leichnamen besäet war.

Auf unserm linken Flügel griff der Herzog von Elchingen [xxx] die Stellung an, welche der Feind außerhalb der Stadt hatte, bemächtigte sich derselben und verfolgte den Feind bis an das Glacis.


Um 5 Uhr wurde die Communikation der Stadt mit dem rechten Ufer des Flusses sehr beschwerlich, nur noch einzelne Menschen konnten hin- und herkommen.

Es wurden 3 Batterien 12Pfünder zum Brescheschießen gegen die Mauern gerichtet, die erste um 6 Uhr des Abends von der Division Friant, die beyden andern von den Divisionen Morand und Gudin. Der Feind wurde durch das Canonenfeuer aus allen seinen Posten und Thürmen vertrieben. Der Artilleriegeneral Graf Sorbier zerstörte den Gebrauch des feindl. bedeckten Weges durch Reihenbatterien, welche ihn bestrichen.

Als der feindl. General wahrnahm, daß man der Stadt mit Ernst zusetzte, ließ er die 4 in derselben befindl. Divisionen durch 2 Divisionen u. 2 Gardeinfanterieregimenter verstärken. Aus dieser vereinigten Kraft bestand die ganze Hälfte der russ. Armee. Das Treffen währte die ganze Nacht hindurch, die 3 Breschebatterien feuerten ohne Unterlaß; 2 Compagnien Mineurs wurden an die Wälle beordert.

Während dieser Zeit stand die Stadt in Flammen, und in einer schönen Augustnacht bot die Stadt Smolensk den Franzosen den nämlichen Anblick das, wie den Einwohnern von Neapel ein Ausbruch des Vesuvs.

Nach 1 Uhr des Nachts verließ der Feind die Stadt und ging über den Fluß zurück. Die ersten Grenadiere, welche um 2 Uhr mit Sturm eindrangen, fanden keinen Widerstand mehr, der Platz war geräumt, 200 Canonen und Mörser von großem Caliber und eine der schönsten Städte Rußlands befanden sich in unserer Gewalt, und dieses zwar im Angesicht der ganzen russ. Armee.

In dem Treffen von Smolensk, welches man mit sehr gutem Fuge eine Schlacht nennen kann, weil darin von beyden Seiten 100,000 Mann gefochten haben, verloren die Russen 4700 Mann, die auf dem Schlachtfelde blieben, 2000 meistens verwundete Gefangene und 7 bis 8000 Blessirte. Unter den Todten befinden sich 5 russ. General. Unser Verlust besteht in 700 Todten und 3100 bis 3200 Blessirten. Der Brigadegen. Grabowski wurde getödtet, die Brigadegenerale Grandeau und Dalton wurden blessirt. Alle Truppen wetteiferten mit einander an Unerschrockenheit. 200,000 Menschen können es bezeugen, daß man auf dem Schlachtfelde gegen einen getödteten Franzosen 7 bis 8 todte Russen fand, und, dennoch waren die Russen in den Tagen am 16. und 17. durch ihre Verschanzungen und durch das Gewehrfeuer aus ihren Schießscharten gedeckt.

Am 18. hat man die Brücken über den Borysthenes, welche die Russen abgebrannt hatte, wieder hergestellt. Noch konnte man über das Feuer in der Stadt nicht Herr werden, ungeachtet die Sappeurs am 18. den ganzen Tag mit größter Thätigkeit dagegen arbeiteten. Die Häuser sind mit todten oder sterbenden Russen angefüllt.

Von den 12 Divisionen, woraus die große russ. Armee bestand, wurden 2 in dem Treffen bey Ostrowno aufgerieben, 2 andere in jenem bey Mohilow und 6 in der Schlacht bey Smolensk, so daß in allem nur noch 2 Divisionen und die Garde sich in einem completen Zustande befinden.

Die Züge von Muth, welche der Armee zur Ehre gereichen, und wodurch sich so viele Soldaten in der Schlacht von Smolensk ausgezeichnet haben, enthalten Stoff genug zu einem eigenen Berichte. Noch in keinem Feldzuge hat die franz. Armee so viel Unerschrockenheit gezeigt, als in dem gegenwärtigen.


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Quellen.[]

  1. Leipziger Zeitung Nr. 179. Sonnabends den 12. September 1812.
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