Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Drittes Französisches Armeebülletin.[]

Hauptquartier Burghausen, den 30. April.

Der Kaiser traf am 27. um 6 Uhr Abends zu Mühldorf ein. Se. Majestät schickte die Division des Generals v. Wrede nach Laufen an der Salza, um wo möglich das Korps zu erreichen, welches der Feind in Tyrol hatte, und welches sich in Gewaltmärschen zurückzog. General v. Wrede langte am 28. zu Laufen an, stieß auf die feindliche Arrieregarde, nahm ihr Gepäck, und machte eine beträchtliche Anzahl Gefangener. Inzwischen hatte der Feind noch Zeit über den Fluß zu setzen, und die Brücke zu verbrennen.

Am 27. traf der Herzog von Danzig zu Wasserburg, und am 28. zu Altenmark ein. Am 29. setzte General Wrede mit seiner Division seinen Marsch nach Salzburg fort; drey Stunden vor der Stadt fand er die Vorposten der feindlichen Armee. Die Bayern verfolgten sie, mit dem Degen in den Rippen, und drangen untermischt mit ihnen in Salzburg ein. General Wrede versichert, die Division des Generals Jellachich sey ganz zerstreut. So ist also dieser General bereits für die schändliche Proklamation gestraft, wodurch er den Tyrolern den Dolch in die Hände gab.

Die Bayern machten 500 Gefangene; man fand in Salzburg ziemlich ansehnliche Magazine.

Am 28. mit Anbruch des Tages kam der Herzog von Istrien zu Burghausen an, und stellte eine Avantgarde auf den rechten Innufer auf. Am nämlichen Tage traf der Herzog von Montebello zu Burghausen ein. Der Graf Bertrand machte die nöthigen Anstalten zur Wiederherstellung der vom Feinde verbrannten Brücke.

Das vom Schmelzen des Schnee's herrührende Anwachsen des Flusses verzögerte dieselbe etwas, und man brachte den ganzen 29. mit der Arbeit zu. Am 30. wurde die Brücke endlich fertig, und die Armee ging hinüber.

Am 28. kam ein Detaschement von 50 Jägern zu Pferd, unter Anführung des Eskadronschefs Margaron zu Dittmaning an, wo es ein Bataillon von der berühmten Landwehr fand. Bey seiner Annäherung warf sich dasselbe in einen Wald. Der Eskadronschef Margaron ließ es auffordern, und nach einer langen Berathschlagung übergaben sich 1000 Mann von diesen furchtbaren Milizen, die in einem dichten, und für die Kavallerie unzugänglichen, Walde standen, an 50 Jäger. Der Kaiser wollte sie sehen; sie flößten Mitleiden ein; sie waren von alten Artillerieoffizieren angeführt, schlecht bewaffnet und noch schlechter gekleidet.

Die Oesterreicher stellten sich anfangs, als ob sie den Bayern schmeicheln wollten, aber sie änderten bald ihr Betragen. Der Landrichter von Mühldorf wurde von ihnen verhaftet und erschossen. Ein Bürger von Mühldorf, Namens Stark, der sich vom Könige von Bayern für die im letzten Kriege seinen Truppen geleisteten Dienste ein Ehrenzeichen verdient hatte, wurde verhaftet, und nach Wien vor Gericht geführt. In Burghausen kam die Gattin des Landrichters, Grafen v. Armansperg, zur Kaiser, und bat, ihr ihren Mann wieder zu verschaffen, den die Oesterreicher nach Linz, und von da nach Wien geführt haben, ohne daß man seitdem etwas von ihm hörte. Die Ursache dieser übeln Behandlung war, daß er 1805 gewisse, an ihn gemachten Requisizionen nicht befolgt hatte. Darin bestand das ganze Verbrechen, das die Oesterreicher ihm so lange nicht vergessen konnten, und wofür sie sich auf eine so unbillige Art rächten.

Unstreitig werden die Bayern eine Geschichtserzählung von allen, durch die Oesterreicher gegen sie verübten, Plagen und Gewaltthätigkeiten bekannt machen, um das Andenken davon auf ihre Nachkommen zu bringen; wiewohl vermuthlich dies das letztemal ist, daß die Oesterreicher Frankreichs Bundsgenossen beleidigt haben. Sie zettelten in Tyrol und Westphalen Intriken an, um die Einwohner zum Aufruhr gegen ihre Fürsten zu reizen.

Sie stellen zahlreiche Armeen auf, und theilen sie in Korps, marschiren in Doppelschritt, um die Französische Armee nachzuahmen; machen Bülletins, Proklamationen, Tagsbefehle, ebenfalls um die Französische Armee nachzuahmen.

Die Stadt Schärding, welche der Herzog von Rivoli besetzte, hat stark gelitten. Die Oesterreicher zündeten bey Ihrem Abmarsch ihre Magazine an, und verbrannten die Hälfte der Stadt, die doch ihnen zugehörte. Ohne Zweifel hatten sie eine Ahnung, und dachten an das Sprichwort: Was heute nein ist, kann es morgen nicht mehr seyn!


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Quellen und Literatu.r[]

  • Wiener-Zeitung. Verlegt von den v. Ghelenschen Erben. Nro. 41. (1809)
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