Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Aus dem Protokolle der Volksgesellschaft von Metz, die Bedrückungen des Volksvertreters Duquesnoy bey dieser Gemeinde betreffend.[]

[1]
Als rechtschaffene, anerkannte Vaterlandsfreunde in Angelegenheiten des Staats zu ihm kamen, sagte er zu dem einen: "dein Blick mißfällt mir;" zu dem andern: "du siehst aus wie ein Bischof, du kannst kein Vaterlandsfreund seyn;" zu dem dritten: "du bist ein Spitzbube!" Dann setzte er hinzu: "Ich bin mit unbegränzten Vollmachten nach Metz gekommen. Der Gemeingeist taugt hier nicht, ich will ihn in den Gang bringen. Es sollen mir nicht vierzehn Tage ins Land kommen, so lasse ich hier und zu Nancy fünf bis sechshundert Personen niederschießen."

"Im Provianthause zu Metz kam Feuer aus. Duquesnoy, dessen Ankunft der Gemeinde noch nicht bekannt war, that wirklich seine Schuldigkeit, und begab sich auf die Brandstelle, verabsäumte aber sich zu erkennen zu geben, und die vorgeschriebene Tracht eines Volksvertreters auf Sendung anzulegen: da doch in diesem Augenblick alles darauf ankam, dem Haufen zu befehlen, und schnellen Gehorsam zu erhalten. Er erschien bey dem Brande nur in Reisekleidern. Das ist aber noch sein geringstes Versehn. In diesem gefahrvollen Augenblicke mißhandelte und verhaftete er alle Bürger, die ihm aufstießen, und erregte, da ihn seine Amtstracht nicht kenntlich machte, durch Fußstöße und Faustschläge Aufsehn: als ob solche Thätlichkeiten einen Volksvertreter auszeichnen müßten. Thevenin, dem er zuerst begegnete, bekam Schläge und mußte ins Gefängniß. Der Bürger Joly, Friedensrichter, hatte die seiner Amtsführung zukommende Schaumünze umgehängt, sah auf Ordnung, kurz, stand auf seinem Posten, mußte aber fort, und ins Gefängniß. Auch einen Landmann ergriff Duquesnoy beym Kragen, und prügelte ihn weidlich durch. Ein junger Mensch von sechzehn Jahren schien das zu mißbilligen. Duquesnoy ließ den Bauren los, fiel über den Burschen her, warf ihn mit einem Schlage zu Boden, und ließ ihn durch die Wache fortschleppen. Darauf stieß er auf einen andern Bürger, Namens Gamont, und sagte: "Du siehst mir aus wie ein Aristokrat: Ins Loch!" Dümont, Hauptmann beym zweyten Pariser Bataillon war krank, und hatte seit zwey Tagen spanische Fliegen aufgelegt, ward aber nicht besser behandelt. Duquesnoy war einmahl im Schimpfen und Schlagen begriffen, und schlug ihn in den Rücken. Dümont wandte sich um, und wollte Vorstellungen seines Zustandes wegen machen, da bekam er einen zweyten Stoß in den Magen, und ward ins Gefängniß geschleppt. Ich würde kein Ende finden, wenn ich alle Gewaltthätigkeiten erzählen wollte, die sich Duquesnoy zu Metz, und auf seinen andern Sendungen, erlaubte. Es ist wahr, die Zeugen sagen aus, er sey gerade in einer Weinlaune gewesen, in der er sich eigentlich vor Freybürgern nicht hätte sollen blicken lassen.

"Unterdessen ward, durch die Thätigkeit der Bürger jedes Alters und Geschlechts, die einen musterhaften Eider bewiesen, die Feuersbrunst in einer Viertelstunde gelöscht. Darauf ging Duquesnoy nach Hause, und setzte eine Verfügung auf, wodurch er allen Bürgern eine Geldstrafe von vierzigtausend Livres auflegte, die unter die Ohnehosen der Gemeinde, welche bey dem Brande zugegen gewesen waren, vertheilt werden sollten, und gab zur falschen Ursache dieser Verfügung an: die Reichen wären daheim geblieben.

"Die Verfügung ward angeschlagen. Die Ohnehosen sahen solche aber als eine Beschimpfung ihrer Bürgerliebe an, und verschmähten mit Unwillen einen Sold, der ihrem Betragen alle Verdienstlichkeit genommen hätte."

Rechtsgültige Beweise dieser Thatsachen wurden gedruckt, und dem vormahligen Wohlfahrtsausschusse durch Abgeordnete überreicht. Hätte selbiger darüber berichtet: so würde der Convent nicht ermangelt haben, den Duquesnoy zu tadeln, und zurück zu berufen. Dadurch wäre andern Ungerechtigkeiten und Thätlichkeiten vorgebeugt, welche die Ungezogenheit dieses neuen Verres sich erlaubte. Aber der vormahlige Ausschuß begünstigte offenbar alle Volksvertretet, die sich auf ihren Sendungen am tauglichsten bewiesen, einen Ekel vor Revolution beyzubringen.


Der Prozeß gegen Ludwig XVI.[]

[2]

In der tiefen Ueberzeugung der Missethaten und Verbrechen des Tyrannen, stimme ich für den Tod.


Quellen.[]

  1. Revolutions-Almanach von 1796. Göttingen, bey Johann Christian Dieterich.
  2. Gallerie der hingerichteten, gefangenen, oder sonst verunglückten französischen Konventsmitglieder und andrer Revolutionsmänner seit Ludwigs des Unglücklichen Tode; in Verbindung des, von der erstern am Verdammungstage ihres Monarchen, über denselben ausgesprochnen, Endurtheils. Hannover, im Verlage der Helwingschen Hof-Buchhandlung. 1794.
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