Erzkanzler, im H. Römischen reiche waren ehemals die 3 Kurfürsten von Maynz, Trier und Cöln. (S. Reichserzkanzler).
Durch die allgemeinen Entschädigungen im J. 1802 und schon durch den Frieden von Luneville; sind die Staaten dieser Kurfürsten völlig zertrümmert worden, und nur der ehemalige Kurfürst von Maynz blieb für Deutschland der einzige Erzkanzler und geistliche Kurfürst des Reichs. Von seinen alten Besitzungen ließ man ihm das Fürstenthum Aschaffenburg, fügte das ehemalige Hochstift und jezige Fürstenthum Regensburg nebst der Stadt Regensburg und den in derselben enthaltenen unmittelbaren Reichsstiftern, dann noch die Grafschaft Wetzlar dazu, und ließ diese drey sehr von einander entlegene Stücke, welche auf 40 Quadratmeilen gegen 100,000 Menschen enthalten und 650,000 Gulden Einkünfte liefern als den künftigen Kurstaat gelten, ohne daß der Titel der Kurwürde auf einem einzelnen dieser Länder ruht. Der erzbischöfliche Stuhl aber ist auf die Domkirche zu Regensburg gegründet.
Der Kur-Erzkanzler schreibt sich im Allgemeinen: N. N. von Gottes Gnaden, Erzbischof, des H. R. Reichs Erzkanzler und Kurfürst, Fürst zu Aschaffenburg und Regensburg, Graf zu Wetzlar xc. Er hat im Fürstenrathe 2 Stimmen, eine für Regensburg, die andere für Aschaffenburg.
Die ehemaligen Maynzerlehen in Deutschland, welche Landeshoheit haben, bleiben auch für die Zukunft Lehen des Fürstenthums Aschaffenburg. Seine Metropolitangerechtsame erstrecken sich nun über ganz Deutschland, mit Ausnahme der zusammenhängenden Oesterreichischen und Preussischen Lande. Manche Punkte sind aber noch nicht völlig in das Reine gesezt. -- Da ihm eine Million Gulden als Einkünfte bestimmt sind, so sollen die an dieser Summe fehlenden 350,000 Gulden durch die Schiffahrts-Oktroy ergänzt werden.
Die Einrichtung für die neuen Staaten wurde so getroffen, daß in jedem der beyden Fürstenthümer ein Minister als Gouverneur steht und ihm ein Staatsrath beygegeben ist; jedes von beyden hat seine eigne Landesdirektion, und Aschaffenburg ist noch insbesondere der Sitz des allgemeinen Oberappellations-Gerichts und einer Universität, deren 4 Mitglieder der Juristenfakultät zugleich Ober-Appellationsräthe sind. In der Grafschaft Wetzlar ist ein Ober-Policey- und Finanzdirektor und eine Appellationsinstanz; ausser beyden der Stadtrath, abhängend von der Landesdirektion von Aschaffenburg.
Zur Residenz des mit Weisheit und Menschenliebe regierenden Kurfürsten Karl Theodor Anton von Dalberg ist in den Sommermonaren Aschaffenburg, die übrige Zeit Regensburg bestimmt.
Quellen und Literatur.[]
- Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.