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Erzstift Salzburg (1350 - 1803).

Statistische Merkwürdigkeiten des Erzbißthums und Fürstenthums Salzburg.[]

(Von zuverläßiger Quelle.)

Nach mathematischer Berechnung liegt Salzburg zwischen dem 29*,7' und 31*, 34' Ostlänge von Ferro, und zwischen 46*, 41' und 48*, 2' Nordbreite. Das Klima ist mehr zur Kälte als Wärme geneigt, weil die hohen Gebürge, die das Land von dreyen Seiten einschließen, fast immer mit Schnee bedeckt sind, und kalte Witterung verursachen. In den Sommer-Monaten nimmt die Luft, wie in den meisten Bergländern, einen sehr hohen Grad der Wärme an. Nur der kleinere Theil des Landes, der außerhalb des Gebürges liegt, ist größtentheils eben und sehr fruchtbar. Auch innerhalb des Gebürgs findet man viele breite und fruchtbare Thäler. Die meisten Gebürge werden bebaut, und ihre Gipfel sind mit den besten Viehweiden versehen. Denn nur wenige Länder in Teutschland treiben die Viehzucht mit größerm Vortheile. Der große Ueberfluß an Hornvieh wird nach Baiern verkauft. Die Pferde sind groß und stark und werden auch in beträchtlicher Menge erzeugt. Zu Hallein sind ungemein wichtige Salzwerke, die seit 1587 dem Landesfürsten alleine, vor Erzb. Wolf Dietrichs Zeit aber auch dem Domkapitel, einigen Klöstern und Familien des Landes gehörten. Das Salz wird theils im Lande verbraucht, theils Kraft besonderer Receße, nach Baiern und Oesterreich verführt. -- Andere Mineralien sind: Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Bley, Schwefel, Vitriol, Kobolt und Galmey. Man verfertigt für den ausländischen Handel viel Meßing und Stahl. Auch Salpeter wird im Lande gesotten. Marmor von mancherley Farben, ist im Ueberfluß. Baiern und Oesterreich ersetzen den Mangel an nöthigen Getreide. Wein wächst gar nicht im Lande.

Es giebt im Salzburgischen gegen 35 größere und kleinere Seen, worunter der Aber- oder Wolfanger-See der größte ist. Der Zeller-See ist wegen seiner großen Krebse berühmt. Die Salza oder Salzach, die Saale, Ens und Muer sind die vornehmsten Flüße. Ersterer wird zu Hallein schifbar.

Die Größe des Landes beträgt, nach neuester Berechnung, 237 Quadrat-Meilen, und die Volks-Zahl 241,000 Menschen. Immer sehr ansehnlich für ein Bergland! Und sie würde noch größer seyn, wenn nicht der bigotte Erzbischof Leopold Anton Graf von Firman im Jahre 1732, 40000 Protestanten um ihrer Religion willen hätte aus dem Land ziehen lassen.

Das ganze Erzbißthum enthält 9 Städte, 25 Markt-Flecken und über 600 Dörfer. Die Einkünfte des Erzbischofs betragen steigend und fallend 2½ bis 3 Millionen Gulden; deren vornehmste Quellen die Steuern und Abgaben der Unterthanen, die Salz- und Bergwerke sind. Die Landeshauptstadt und Residenz, Salzburg, hat 13,7000 Einwohner.

Die Regierungsform dieses Erzbißthum ist landsässig, wie in allen übrigen Staaten des teutschen Reichs. Der Fürst-Erzbischof besitzt die Landeshoheit mit allen Rechten und Vorrechten, die damit verbunden sind, als Gesetzgeben, Münzprägen xc. Da er aber zugleich ein Mitglied des teutschen Staatskörpers ist, so erkennt er den Römisch-Teutschen Kaiser für sein Oberhaupt, und ist schuldig, nebst seinen eignen Gesetzen vornemlich die, welche das ganze teutsche Reich betreffen, zu handhaben. Er wird nach dem Tode seines Vorgängers, oder wenn der Erzbischöfliche Sitz auf irgend eine Art erledigt ist, vom Domkapitel gewählt, das aus 24 gut stiftmäßigen Gräflichen Personen besteht. Das Salzburgische Domkapitel ist eines der ansehnlichsten in Teutschland. Die vornehmsten Glieder desselben sind, der Probst, Dechant, Senior, Oblajarius und Scholaster; dazu kann man die 4 Bischöfe und Reichsfürsten zu Gurk, Chiemsee, Sekau, und Lavant zählen. Außer diesen hat es insgemein noch andere Glieder von hohem Range, und es sind nur wenige Erz- und Hochstifte in Teutschland, die nicht Salzburgsche Domherren zu Vorstehern hätten. Die ansehnlichen Einkünfte des Domkapitels fließen größten Theils aus liegenden Gütern, die es inner- und außerhalb Landes besitzt, und durch seine Beamten verwalten läßt.

Die Erzbischöflichen hohen Collegien oder Raths-Versammlungen, sind die geheime Conferenz, oder der geheime Rath, das Consistorium oder der geistliche Rath, der Hof- und Justiz-Rath, die Hofkammer und der -- Kriegsrath. Ueber einige dieser Collegien sind Domherren als Präsidenten gesetzt. Einige sind andern untergeordnet, z. B. das Postamt, das Erbausfergen oder Salzausführungs-Amt, (welches seit 1278 die Herren Gutrather von Alten-Gutrath und Buchstein, seit 1655 die Hereen Kammerlohr von Weichingen, seit 1694 die Freyherren Dücker von Haslan auf Urstein und Winkel, und seit 1713 die Freyherren Auer zu Winkel und Gold von Lampoding bekleiden;) -- das Waldmeisterey-Commissariat, das Maut-Amt xc. Das Bergwerks-Collegium ist nunmehr in eine Berg-Deputation verwandelt, und diese, so wie das Münz-Amt, gewissermassen der Kammer einverleibt. Auch die auswartigen Herrschaften stehen unter einer besondern Deputation. --

Nach der besondern Landesverfaßung und Regierung, wird das ganze Erzbißthum in Districte eingetheilt, die man Pfleggerichte nennt, deren es 42 giebt. Sie werden durch Pfleger, Landrichter, Vicedome und Hauptleute verwaltet, und gehören dem Landesfürsten in Ansehung der Landeshoheitlichen Rechte, und größtentheils auch nach den grundherrlichen Rechten. Die löbliche Landschaft besteht aus dem Prälaten- Ritter- und Bürger-Stande. Zum ersten gehören der Bischof von Chiemsee, das Domkapitel, der Abt zu St. Peter in Salzburg, der Abt zu Michael-Baiern, der Probst zu Höglwärth und die Aebtißin am Nonnberg. -- Der Ritter- oder Adelstand, ist vor Alters sehr zahlreich gewesen, aber nach und nach sehr klein geworden. Zum Bürgerstande gehören die Städte und Marktflecken. Die Städte, allgemein genommen, sind wohlhabend. Auch die Bauern befinden sich zum Theil so wohl, daß der Lohn ihrer Arbeit ansehnlich wächst. Sie dienen im Nothfall zur Beschützung des Landes, sind fast alle mit Feuergewehr versehen und treffen sehr gut. Aus ihnen werden die stehenden Landtruppen geworben, welche jetzt zusammen etwas über 1000 Mann betragen. Ueberdies leisten sie alle Landesherrliche Frohnen und Steuern.


Quellen und Literatur.[]

  • Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1793. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. Hamburg, auf den Post-Aemtern und in der Hoffmannschen Buchhandlung 1793.
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