Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Der Krieg in Nord-Teutschland, Preußen und Polen im Jahr 1807.[]

[1]

Sechster Abschnitt.

Von der Schlacht bei Pultusk bis zur Schlacht bei Preussisch-Eylau.

Januar.[]


2
Napoleon kommt von Pultusk nach Warschau zurük. Ein grosser Theil der Armee geht wieder auf das linke Ufer der Weichsel, aus Mangel an Lebensmitteln.
3
Die hessischen Insurgenten liefern zu Eschwege ihre Anführer aus, und gehen auseinander.
5
Capitulation von Breslau, unterzeichnet durch die Generale Hedouville und Vandamme französischer -- Thile, Kraft und Lindener preussischer Seits. Die Besazung (7000 Mann) marschirt am 7ten aus der Festung und ist kriegsgefangen. Das Bombardement hatte vom 10 December bis 3ten Januar gedauert.
6
Aufstand in Hanau, der durch die in der folgenden Nacht eingerükten französischen Truppen gedämpft wird.
10
Aufbruch des Grenadierkorps von Oudinot von Posen nach Warschau.
13
Kaiserliches Decret im Hauptquartier Warschau, daß die beim Marsfeld zu erbauende Brüke den Namen Pont de Jena erhalten solle.
Komierowski, General der Insurrektion von Pommerellen wird von dem preussischen Obersten von Stutterheim bei Bromberg gefangen.
14
Der zum Oberbefehlshaber des 10ten Armeekorps ernannte General Victor wird durch ein preussisches Streifkorps aus Colberg unter dem Lieutenant von Schill vom Dragonerregiment der Königin auf der Reise von Warschau nach Stettin bei Stargard gefangen, und im folgenden Monat gegen den General Blücher ausgewechselt. (Das erwähnte 10te Armeekorps wurde aus den Contingenten von Baden, Berg, Darmstadt, Hohenzollern, Isenburg, Nassau und Würzburg formirt.)
15
Napoleon ernennt die Mitglieder der provisorischen Regierung für preussisch Polen, und die Directoren der fünf Departements der Justiz des Innern, der Finanzen, des Kriegswesens und der Polizei.
Mortier verlegt sein Hauptquartier von Anklam nach Neubrandenburg.
16
Capitulation von Brieg, unterzeichnet durch den französischen General Lefebre, den bairischen General Deroy und den preussischen Commandanten Cornerut, nach einem viertägigen Bombardement. Die Besazung von 1550 Mann ist kriegsgefangen.
17
Der ehemalige hessische Sergeant Schumann, Haupturheber des Aufstands zu Eschwege, wird nach kriegsrechtlichem Spruch zu Cassel erschossen.
22
Die Darmstädter unter den Generalen Werner und Schäffer rüken in die Stadt Graudenz ein, und fangen die erste Blokade der Festung an, welche nur bis zum 29sten dauerte.
25
Treffen bei Mohrungen. Der Plan des General Bennigsen war, an die untere Weichsel und an die Oder vordringen, und Graudenz, Danzig und Colberg zu entsezen. Der Fürst von Pontecorvo vereinigte schnell seine in Elbing, Christburg, Tolkemit und Braunsberg liegenden Truppen, schlug die bennigsensche Avantgarde unter Markow und Anrep, bewürkte dadurch die Rettung seines Korps, die Vereinigung mit dem Neyschen Korps, und hielt die Vollführung des Bennigsenschen Plans so lang auf, bis Napoleon mit der Hauptmacht zur gänzlichen Vereitlung herbeikommen konnte.
Russischer Verlust, nach eigenen berichten: 500 Todte und Blessirte, unter den erstern der General Anrep; nach feindlichen: 1200 Todte, 300 Gefangene.
Französischer Verlust, nach eigenen Berichten: 100 Todte, 400 Verwundete; nach feindlichen: in den partiellen Gefechten bei Liebstadt, Mohrungen und Saalfeld einige 1000 Gefangene gemacht, 10 Kanonen erobert, und die ganze Equipage und Kanzlei des Marschalls weggenommen.
26
Kaiserliches Decret, aus den polnischen Truppen drei Divisionen ( jede zu 3 Brigaden, und jede Brigade zu 2 Infanterieregimentern), unter Joseph Poniatowski, Zajonczek und Dombrowski zu formiren.
27
Die französischen Behörden zu Coburg machen bekannt, daß das Land im Namen des Kaisers regiert und verwaltet werden sollte, weil der Nachfolger des am 9 December gestorbenen Herzogs in russischen Kriegsdiensten stehe, mithin sich im Kriegsstand mit Frankreich befinde.
Der französische General Faultrier (vom Artilleriecorps) wird durch eine preussische Streifparthei in Marienwerder gefangen.
28
Einmarsch des Corps von Mortier über die Peene bei Demmin und Anclam in Schwedisch-Pommern. Rükzug der schwedischen Truppen unter dem General Armfeld und den Obersten Mörner und Cardell nach Stralsund.
Damuy, französischer ältester Divisionsgeneral (er wurde es schon 1792) kommt als General-Gouverneur von Schlesien in Breslau an.
29
Die Darmstädter heben bei Annäherung des preussischen Corps von Lestocq und Rouquette die Blokade der Festung Graudenz auf, und ziehen sich gegen Thorn.
30
Napoleon reißt von Warschau über Przacznitz nach Ostpreußen ab.
31
Er kommt mit dem Grosherzog von Berg und der Reservecavallerie zu Willenberg an; das 1ste Corps (Pontecorvo) steht bei Strasburg, das 3te (Davoust) bei Mysiniez, das 4te (Soult) bei Willenberg, das 5te (Lannes) unter dem provisorischen Commando von Savary zu Brock, um das Essensche Corps am obern Bug zu beobachten, das 6te (Ney) bei Gilgenburg, das 7te (Augereau) bei Neidenburg, das 8te (Mortier) in Schwedischpommern, das 9te (Prinz Jerome) in Schlesien, das 10te (Lefebre) bei Thorn.
Der badische General Clossmann schlägt einen Angriff von 800 Preussen bei Massow in Pommern zurük.

Februar.[]


3
Treffen bei Bergfried. (an der Alle, zwischen Gutstadt und Allenstein.) Der Großherzog Joachim war den 1 Februar in Passenheim eingedrungen, und den 2ten mit dem Corps von Soult nach Allenstein gerükt, wo am 3ten auch die von Augereau und Ney ankamen, indessen Davoust nach Ortelsburg und Wartenburg vorrükte. Soult nahm die von 12 russischen Bataillonen vertheidigte Brüke von Bergfried, Ney das Gehölz weg, an welches sich der russische rechte Flügel lehnte. Die Nacht endigte diese partiellen Gefechte.
Russischer Bericht: Der Feind machte einen heftigen Angriff auf unsere linke Flanke, fand aber von dem bei der Brüke aufgestellten Uglizschen Musketierregiment und einem Bataillon des Tenginskischen einen kräftigen Widerstand. Da er jedoch seinen Angriff immer verstärkte, in überlegener Zahl zwischen Gutstadt und Allenstein über die Alle sezte, und uns von Königsberg abzuschneiden drohte, so verließ der Oberbefehlshaber seine Stellung bei Janow in drei Colonnen.
4
Fortsezung der Gefechte gegen die russische Armee in Ostpreußen. Der französische Vortrab kommt bis Deppen (am linken Ufer der Passarge, zwischen Allenstein und Morungen). Der bairische Oberst des Chevaux-legers-Regiment Kronprinz, Graf von Pappenheim wird in einem der heute gelieferten Gefechte getödtet.
5
Die russische Armee sezt ihren Rükzug zwischen der Alle und Passarge gegen Landsberg fort. Gefechte zwischen der Cavallerie des Großherzogs und der russischen Arrieregarde bei Watersdorf, und zwischen Ney und einer noch über der Alle stehenden russischen Colonne.
Nach russischen Berichten fiel am 4ten und 5ten nichts bedeutendes vor.
6
Der Großherzog Joachim läßt den Nachtrab der Russen bei Glandau und Hoff südwestlich von Landsberg) angreifen, der aus 12 Bataillonen, von mehreren Linien Cavallerie unterstüzt, bestand. Die Division Hautpoult haut 2 russische Infanterieregimenter zusammen; die Obersten, Fahnen, Kanonen und ein grosser Theil der Offiziere und Soldaten werden gefangen. Augereau nimmt Hoff weg.
Russischer Bericht: die Armee stand vor Landsberg; da das vom Feind angegriffene Corps des Generalmajors Barclay de Tolly durch 2 Infanterieregimenter und ein Detaschement Cavallerie verstärkt wurde, so wurde beim Einbruch der Nacht der Heftigkeit des Feindes Einhalt gethan. Um 10 Uhr Abends marschirte die Armee nach PreussischEylau ab.
Fürst Golizyn, Stabscapitän vom semenowschen Garderegiment wurde getödtet; Oberst Arssenjew von der preobrashenskischen Garde und der Oberst und Flügeladjutant des Kaisers, Koshin, gefangen.
Capitulation von Schweidniz, geschlossen zwischen dem preussischen Commandanten Obristlieutn. v. Hacke, und dem französischen General Vandamme. Die Festung soll am 16ten übergeben werden, wenn indessen kein Entsatz ankommt. Die Besazung ist kriegsgefangen. Schweidniz war seit dem 10ten Januar eingeschlossen und seit dem 3ten Februar bombardirt. Die Besazung bestand aus 4800 Mann, darunter nicht mehr als 143 brauchbare Kanoniere zur Bedienung von 248 Kanonen. Vom 11 Januar bis 4 Februar verlohr sie an Deserteurs 1700.
7
Treffen bei PreussischEylau.
Zwei Regimenter vom Corps von Soult nehmen die vor der Stadt liegende Anhöhe weg. Nach einem für beiden Theile mörderischen Gefechte werden die Russen aus einer Kirche und einem Kirchhofe in Eylau selbst getrieben (Abends um 10 Uhr), und die Corps von Soult und von Augereau lagern sich vor und auf beiden Seiten der Stadt.
Russischer Bericht: die am 6ten von Landsberg aufgebrochene russische Armee war nach Abzug der Detaschements 70,000, die französische, aus dem Corps von Augereau, Soult, Murat, Davoust, Ney und Bernadotte bestehend, 90,000 Mann stark. Sie folgte uns auf dem Fuße in immerwährendem Schlagen mit unserer Arrieregarde nach. Die Armee stellte sich hinter Eylau auf, die Stadt wurde von Barclay besezt, eine Anhöhe von Markow. Diese griff der Feind an. Drei seiner Colonnen wurden zerstreut und zu Grunde gerichtet. Da er sich aber immerdar verstärkte, so zog sich die Arrieregarde durch die Stadt, und schloß sich an das aus 7 Divisionen bestehende Hauptcorps an, be welchem GL. Tutschkow den rechten, GL. Graf Ostermann den linken Flügel, GL. Baron Sacken das Centrum, Fürst Bagration die Avantgarde, und GL. Fürst Gallizin die sämtliche Cavallerie commandirte.
Nachdem auch Barclay durch die Uebermacht aus Eylau gedrängt worden war, nahm die 4te Division die Stadt mit Sturm wieder ein, aber mit Anbruch der Nacht wurden sämtliche Truppen herausgezogen, um die ganze Macht auf der andern Seite zu versammeln, und sich zu seinem allgemeinen Angriff auf den folgenden Tag vorzubereiten.
Aufbruch des königlich-sächsischen Contingents unter dem General Polenz aus der Gegend von Dresden in 4 Divisionen über Bauzen, Görliz und Glogau zur großen Armee.
8
Schlacht bei PreußischEylau.
Die russische Armee unter Bennigsen und das mit ihr verbundene Corps des preussischen Generals von Lestocq macht der französischen den ganzen Tag hindurch den Sieg streitig, tritt aber am folgenden Tag den Rükzug hinter den Pregel an, um die nach einer langen Anstrengung nöthige Erholung zu genießen.
Französischer Verlust. Nach eigenen Berichten: 1900 Todte, 5700 Verwundete. Unter jenen die Generale Hautpoult, Dahlmann, Corbineau und Desjardins, unter diesen der Marschall Augereau, die Generale Bonardi-St. Sulpice, Heudelet und Lochet.
Nach russischen Berichten: 30,000 Todte 12000 Blessirte und 2000 Gefangene, und 12 weggenommene Adler (die Franzosen gestehen nur einen einzigen zu).
Russischer Verlust. Nach eigenen Berichten: 12000 Todte, 7900 Blessirte, darunter 9 Generale. Nach französischen: 7000 Todte (also hierin ist die feindliche Angabe noch milder, als die eigene) 16000 Verwundete, die nach Königsberg abgeführt wurden, ohne diejenigen, welche auf dem Schlachtfeld liegen blieben, 12 - 15000 Gefangene (mit Einschluß der vorhergehenden Gefechte) und 24 Kanonen.
Resultat: die Schlacht bei Eylau vollendet zwar nicht die Vernichtung der russischen Armee, aber die des russischen Plans, nach welchem man sich mit Danzig und Graudenz in Verbindung sezen und dadurch die französische Armee nöthigen wollte, ihre Stellungen bei Warschau und gegen Ostrolenka hin, und somit den größten Theil von Polen zu verlassen. Diese blieb bis zum 17ten Februar in den erkämpften Stellungen in die Nähe des Pregels stehen, ohne jedoch für dißmal sich an Königsberg zu wagen, worauf sie sich grossentheils in ihre Cantonnirungen hinter der Passarge zurükzog, und dagegen am 24sten das russische Hauptquartier von Königsberg wieder nach Landsberg vorwärts kam.
General Lefebre greift mit den Würtembergern und Baiern die festen Stellungen des Prinzen von Anhalt-Pleß bei Frankenstein, Warthe und Neurode an, vertreibt und verfolgt ihn bis Glaz und macht 300 Gefangene.


Siebenter Abschnitt.

Von der Schlacht bei Preussisch-Eylau bis zur Eroberung von Danzig.

11
Der Marschall Lefebvre schlägt ein preussisches Korps von 7 Eskadr. 1 Bat. unter dem General Rouquette bei Marienwerder. Die großherzogl. hessischen Truppen unter den Generalen Schäffer und Stosch nehmen zum drittenmal die Stadt Graudenz ein, und blokiren die Festung.
12
Der Marschall Massena kommt aus Italien in Warschau an, wo er das Kommando des 5ten Korps (Lannes) übernimmt.
14
15 französische Eskadrons, welche den rechten Flügel der russischen Position tourniren wollten, werden bei Guttenfeld (südöstlich von Königsberg) durch den Hetmann Platow und Fürsten Bagration aufgerieben (russischer Bericht. Die französischen Berichte ignoriren diesen Vorfall.)
15
Ein preussisches Korps von 1700 Mann, das von Glaz aus einen Versuch zum Entsaz von Schweidniz machen wollte, wird bei Wartha von einem Regiment Chevauxlegers und 3 Bataillons baierischer Truppen unter dem General Lefebvre mit Verlust von 350 Mann geschlagen.
16
Der russische General Essen wird durch den General Savary, einstweiligen Kommandanten des 5ten Korps, bei Ostrolenka mit Verlust von 1300 Todten, 1200 Gefangenen und 8 Kanonen geschlagen. Der russische General Bubberg wird getödtet, und Fürst Italisky, Sohn des Feldmarschalls Suwarow schwer verwundet. Französischer Verlust: 60 Getödtete, darunter der Brigadegeneral Campana, 4 - 500 Verwundete.
17
Napoleons Hauptquartier wird von Eylau zurük nach Liebstadt verlegt.
Die Besazung von Schweidniz zieht aus und strekt das Gewehr. Der Prinz Jerome marschirt an der Spize der würtembergischen Truppen in die Festung ein.
18
Die italienische Division des Generals Teulié und die Füseliers der Garde erobern die Stadt Naugard mit der dortigen preußischen Redoute (zwischen Kolberg und Stargard).
Das badische Truppenkorps unter dem GL. v. Cloßmann schlägt einen Angriff von 2000 Preussen auf die Stadt Stargard in Westpreußen durch ein zweistündiges nächtliches Gefecht ab.
19
Der russische Vortrab rükt nach dem Abzug der Franzosen wieder in Eylau ein.
20
Die große Armee vollendet ihren Rükzug vom Pregel an die Passarge, und bezieht nun folgende Stellungen: Das Korps von Pontecorvo in Braunsberg, Frauenburg, Mühlhausen, PreussischHolland und an den Ufern des frischen Haffs; Soult in Liebstadt, Mohrungen, Liebemühl; Ney in Guttstadt, Heilsberg, Allenstein; Davoust in Hohenstein und Gilgenburg. Lannes (izt Massena) am Narew. Das große Hauptquartier in Osterode. Das Korps von Augereau ist aufgelöst und den übrigen einverleibt. Die russisch-preußische Linie geht über Seeburg, Bischoffsburg, Bartenstein und Königsberg.
21
Ausfall aus Stralsund, in welchem der schwedische Oberste Norby getödtet wird.
23
Die polnischen und badischen Truppen unter den Generalen Menard (Interimskommandanten des 10ten Korps), Dombrowsky und Cloßmann dringen stürmend in Dirschau ein, welches durch 1500 Preussen aus Danzig besezt war, und schlagen hinter Dirschau noch ein preussisches Korps in die Flucht, welches dieser Stadt zu Hülfe kommen sollte.
Das hessische Städtchen Hersfeld, das wegen verübter Mordthat an einem französischen Offizier geplündert und zum Theil verbrannt werden sollte, entgeht diesem Schiksal durch das menschenfreundliche Benehmen des badischen Kommandanten und seines Detaschements.
25
Der französische General Liger-Belair schlägt eine russische Kolonne bei Peterswalde, zwischen Heilsberg und Gutstadt, und macht 400 Mann nebst ihrem Anführer dem GM. v. Korff zu Gefangenen.
26
7000 Mann vom Korps von Pontecorvo unter General Dupont treiben 10,000 Feinde (nach preussischen Berichten war das französische Korps viermal stärker, als das preußische unter dem GL. v. Plöz) aus Braunsberg mit Verlust von 9 Kanonen und 1500 Gefangenen. Braunsberg wird bald hernach wieder von den Preussen besezt (s. beim 8 März). Bennigsens Hauptquartier ist zu Landsberg, südwestlich von PreussischEylau.
AuswechslungsKonvention zu Osterode. 30 preußische Offiziere werden gegen eben so viele französische, und unter ihnen die Generale Blücher gegen Victor, und Tauenzien gegen Faultrier ausgewechselt.

März.[]


1
Eröffnung der ersten Parallele vor Neisse durch das würtembergische Belagerungskorps.
3
Allgemeiner Angriff der Franzosen auf die Vorposten der Russen, um ihren Nekereien ein Ende zu machen. Sie werden aus Guttstadt und von den Ufern der Passarge vorwärts Liebstadt und PreussischHolland vertrieben, worauf die französischen Truppen in ihre Kantonnirungsquartiere zurükkehren.
4
Der Kronprinz von Baiern übernimmt zu Warschau das Kommando der zum 5ten Korps der großen Armee eingetheilten zweiten baierischen Division.
6
Der preußische Oberst v. Stutterheim vertreibt die Franzosen aus Heilsberg.
8
Vergeblicher Angriff eines französischen Detaschements auf das von dem preußischen Obersten Malzan besezte Braunsberg (vergl. d. 10 März).
10
Das königl. sächsische Kontingent, zum zehnten Korps der großen Armee eingetheilt, kommt vor Danzig an. Die engere Blokade dieses Plazes beginnt heute durch Besezung der Vorstädte Ohra und Schottland.
Das Korps des GL. v. Plöz wird durch einen Theil des Korps von Pontecorvo mit großer Ueberlegenheit angegriffen, und nach einem heftigen Infanteriegefecht in den Straßen von Braunsberg genöthigt, diese Stadt zu verlassen und sich nach Heiligenbeil zurükzuziehen.
11
General Kalkreuth übernimmt das Kommando in Danzig.
14
Mislungener Ausfall des Obersten Cardell aus Stralsund.
20
Der französische General Schramm vertreibt das auf der frischen Neerung stehende Detaschement des General Rouquette und schneidet dadurch der Stadt Danzig die Kommunikation mit Pillau ab.
Napoleon verordnet (im Hauptquartier Osterode), daß die Konscribirten des Jahrs 1808 schon izt aufgegrufen, und daß aus denselben zu Lille, Mez, Rennes, Versailles und Grenoble 5 ReserveLegionen (jede zu 7680 Mann) errichtet werden sollen.

April.[]


1
Das französisch-holländische BlokadeKorps unter dem General Grandjean zieht von Stralsund ab, und diese seit dem 28 Januar eingeschlossene Festung wird einstweilen wieder frei. Schon in den lezten Tagen des MärzMonats war der Marschall Mortier mit dem größten Theil seiner Truppen aus Schwedischpommern gegen Kolberg abmarschirt. Die Garnison von Stralsund verfolgt den General Grandjean bis an die Peene und nimmt ihm (nach schwedischen Berichten) 1000 Gefangene ab.
3
Napoleons Hauptquartier wird von Osterode nach Finkenstein (näher an die Weichsel hin, zwischen Riesenburg und dem saalfelder See) verlegt.
Der Kaiser von Oesterreich läßt zu Warschau eine Note übergeben, worinn er Rußland, England und Frankreich zu Friedensunterhandlungen einladet, die allenfalls an einem Ort der österreichischen Monarchie unter seiner Vermittlung eröffnet werden könnten.
5
Die russischen Garden gehen unter der Anführung des Grosfürsten Konstantin über den noch festgefrornen Memelstrom zur bennigsenschen Armee.
Ein schwedisches Detaschement bringt in Rostok ein und nimmt die dort befindliche schwache holländische Besazung gefangen.
9
Zu Königsberg wird in Anwesenheit des russischen Kaisers, des Königs von Preussen, des Grosfürsten Konstantin und des Generals Bennigsen ein großer Kriegsrath gehalten.
12
Eroberung der preußischen Verschanzungen auf dem Hagelsberg bei Danzig durch 200 Sachsen und eine Kompagnie der NordLegion.
13
Der sächsische Oberst v. Hartizsch, unterstüzt durch ein französisches Infanterieregiment erobert die preußische Redoute vor dem OlivaThor und behauptet sie gegen einen heftigen Angrif der danziger Besazung.
16
Die bis in die Gegend von Stettin und Pasewalk vorgedrungene stralsunder Besazung wird durch den von Kolberg mit Verstärkung herbeigeeilten Marschall Mortier bei Belling und AltLossenow (zwischen Anklam und Pasewalk) geschlagen; sie verliert gegen 1200 Gefangene, und weicht bis Greifswalde zurük, eine Abtheilung unter dem Obersten Cardell entkommt zu Schiff von Ukermünde nach der Insel Usedom.
Anfang des Bombardements von Neisse.
17
Ein preussisches Korps von 2800 Mann aus Glaz und Silberberg greift das komponirte bairisch-würtembergische Korps unter dem General Lefebvre und den Obersten Bekers, Vieregg und Scharfenstein bei Frankenstein an und wird mit Verlust von 200 Todten und Verwundeten, 350 Gefangenen und 3 Kanonen geschlagen.
18
Waffenstillstand zu Schlatkow (zwischen Anklam und Greifswalde), geschlossen durch den Marschall Mortier und den schwedischen Generallieutenant v. Essen. Die Schweden versprechen, die Inseln Usedom und Wollin den Franzosen einzuräumen, keine Verstärkung nach Danzig und Kolberg zu senden, keine Ausschiffung fremder Truppen in SchwedischPommern zu gestatten, noch überhaupt den Truppen einer mit Frankreich im Krieg begriffenen Macht irgend eine Hülfe zu leisten. Die Peene und Trebel machen die Grenze beider Armeen. Nach einem Additionsartikel sollen die Feindseligkeiten nicht eher, als einen Monat nach der Aufkündigung wieder anfangen.
Warschauer Konvention, wodurch die Häuser Anhalt, Lippe, Schwarzburg, Reuß und Waldek in den rheinischen Bund eintreten.
22
Das seit 14 Monaten in Etrurien befindliche spanische Korps unter dem Marchese della Romana bricht über Verona, Roveredo und Augsburg nach den Ufern der Elbe auf.
24
Danzig wird von heute an aus 100 Vierundzwanzigpfündern und Mörsern beschossen. Das Hauptquartier des Generals Michaud (Befehlshaber des linken Flügels der Belagerungsarmee) ist zu Langfuhr, des Erbgroßherzogs von Baden (Centrum) zu Piezkendorf, des Generals Gielgud (rechter Flügel) zu Wonneberg, des Generals Gardanne (auf dem rechten Weichselufer) zu Heubude.
25
Ankunft der Division Boudet in Augsburg. Diese Division und die von Molitor marschiren aus dem Friaul nach der Elbe.
26
Im kaiserlichen Hauptquartier Finkenstein kommt ein persischer Gesandter (Mirza-Riza-Khan) an.
30
Die Würtemberger unter dem Obersten Neubronn und dem Oberstlieutenant Hügel erobern das Wasserfort und die andern Aussenwerke der Festung Neisse durch einen mit vieler Herzhaftigkeit und Ordnung ausgeführten nächtlichen Sturm.

Mai.[]


7
Eroberung der durch 1000 Russen und 5 Redouten vertheidigten Insel (des Holms) bei Danzig, wodurch der Festung die Kommunikation mit dem Fort Weichselmünde abgeschnitten, die Belagerungstruppen auf beiden Ufern der Weichsel in Verbindung gebracht und die Wasserseite der Stadt dem Bombardement ausgesezt wird. Ausser den französischen Truppen haben auch sächsische und badische zu dieser Unternehmung mitgewirkt.
9
Uebergang der Baiern und Polen unter General Lemarrois über die Narew bei Sierock.
12
König Gustav kommt von Malmoe über Ystadt zu Stralsund an.
13
Der Marschall Brüne kommt von Hamburg in Schwerin an, um das Kommando über das an der Elbe aus französischen, holländischen, spanischen und rheinischen Bundestruppen zu formirende Observationskorps zu übernehmen.
Vergeblicher Angriff von 7000 Russen auf den von der bairisch-polnischen Brigade des Generals Lemarrois vertheidigten Brükenkopf bei Sierock.
Der bairische Oberst von Pierron wird getödtet.
14
Gefecht bei Kanth zwischen 1400 Preussen aus Silberberg, die einen Ueberfall von Breslau im Sinne hatten, und einem sächsisch-bairischen Detaschement unter Lefebvre. Die von den Verbündeten anfangs erfochtenen Vortheile gehen durch das unerwartete Zurükweichen des sächsischen Bataillons Niesemeuschel wieder verloren, und die bairische Infanterie erleidet eine Einbusse von 100 Mann, die nebst 2 Kanonen gefangen wurden und von 150, die entweder vor dem Feinde blieben oder im schweidnizer Wasser ertranken.
15
Das am gestrigen Tage bei Kanth siegreiche preußische Korps wird bei Adelsbach durch den General Lefebvre, der Verstärkung an sich gezogen hatte, von neuem angegriffen, der Befehlshaber desselben, Major von Losthin mit 350 Mann gefangen und die gestrigen in Gefangenschaft gerathenen Baiern wieder befreit.
Der russische GL. Kamenskji, der am 12ten mit einer bedeutenden Truppenzahl von Pillau zu Schiff bei der Weichselmünde angekommen war, macht mit 7000 Mann in drei Kolonnen einen Angrif auf die von Marienburg herbeigeeilte Division Oudinot, um entweder den am 7ten weggenommenen Holm wieder zu erobern, oder auf einem andern Weg sich mit der Besazung von Danzig zu vereinigen. Er wird durch die Generale Oudinot, Gardanne und Schramm genöthigt, sich mit Verlust von 2500 -- 3000 Mann nach der Weichselmünde zurükzuziehen. Ein großer Theil der Erde des heutigen Tags gebührt den sächsischen Truppen.
Der preussische GL. Winning, kommandirender General des preussischen Truppenkorps in Schwedisch Pommern sichert durch eine zu Stralsund erlassene Proklamation alle preußischen Deserteurs, die bei ihm Dienste nehmen werden, Amnestie zu.
16
Eine russisch-preussische Division, welche von der frischen Neerung her gegen Danzig vordringen wollte, wird durch die Generale Beaumont und Albert mit Verlust von 900 Gefangenen und 4 Kanonen zurükgeworfen.
4000 Baiern unter der Anführung des Kronprinzen halten bei Pultusk den Angriff einer fast doppelt so starken russischen Kolonne mit vieler Tapferkeit aus. Bairischer Verlust 300, russischer 500 Mann.
17
Die englische Schaluppe Sally, welche die Kommunikation zwischen Danzig und dem Fahrwasser wieder herstellen wollte, wird durch das Musketenfeuer und die Batterien der Belagerer zum Rükzug genöthigt.
19
Eine englische Schaluppe von 22 Kanonen, welche einen Vorrath von Pulver und Kugeln nach Danzig führen sollte und auf den Sand gerathen war, wird durch das Musketenfeuer der Franzosen auf beiden Ufern der Weichsel zur Uebergabe genöthigt.
24
Kapitulation von Danzig, unterzeichnet von den Generalen Kalkreuth, Rouquette, Hamberger, preussischer Seits, Fürst Schtscherbatow russischer -- Drouet und dem Marschall Lefebvre französischer Seits, 51 Tage nach Eröffnung der Laufgräben. Die Besazung erhält freien Abzug unter der Bedingung, ein Jahr lang nicht gegen Frankreich und dessen Bundesgenossen zu dienen. Sie war noch 9000 Mann stark, darunter 4000 Kranke. Auf den Wällen und in den Zeughäusern wurden 980 Kanonen und in den Magazinen ansehnliche Mundvorräthe, besonders an Wein und Brantewein erbeutet. Durch 29,700 Bomben, Grenaden und Kugeln wurde an den Häusern (die Vorstädte ungerechnet) ein Schaden von 12 Millionen Franken angerichtet und 122 Personen vom Civilstande getödtet.


Achter Abschnitt.

Von der Eroberung von Danzig bis zum Tilsiter Frieden.

Mai.

25
Arthur Farquhar, Kapitain der englischen Fregatte Ariadne, beschießt die hamburgischen Hafenwerke, Schiffsmagazine und Häuser zu Cuxhaven, um sich wegen der durch die holländische Besazung geschehenen Wegnahme seines Boots zu rächen.
27
Der Marschall Lefebvre hält mit den französischen, polnischen, sächsischen und badischen Truppen seinen Einzug in Danzig.
Das russisch-preussische Korps des Generals Kamenskji, (8000 Mann) das noch im verschanzten Lager bei der Weichselmünde gestanden, schifft sich ein, um nach Pillau zurükzukehren. Die Weichselmünde wird von den Franzosen besezt.
28
Napoleon ernennt den Marschall Lefebvre durch eine zu Finkenstein ausgestellte Urkunde zum Herzog von Danzig.
29
Die französischen und verbündeten Truppen greifen die Schanze auf dem Wolfsberg bei Kolberg vergeblich an und verlieren dabei 600 Mann, darunter der General Teulié, Befehlshaber der italienischen Division, welcher tödlich verwundet wird.

Junius.[]


1
Kapitulation von Neisse, geschlossen durch den Gouverneur, GL. v. Steensen und den DivisionsGeneral Vandamme. Die Uebergabe ist auf den 16 Junius festgesezt, wenn bis dahin keine Hülfe erscheint, und die Besazung ist kriegsgefangen. Ihre Stärke wurde zu 5000 Mann (darunter nur 168 Artilleristen zur Bedienung von 350 Kanonen) angegeben.
Das Hauptquartier des Marschalls Brüne kommt nach Anklam.
Proklamation des Generals Blücher zu Stralsund, worinn er sich als Befehlshaber der unter dem Oberbefehl des Königs von Schweden stehenden preussischen Truppen ankündigt, und alle preußischen Krieger und Patrioten auffordert, sich, bewaffnet oder unbewaffnet, bei seinen Fahnen einzufinden.
3
Aufbruch der Division Dumonceau von Hamburg und aus dem Meklenburgischen nach Holland, wo man in diesen Tagen eine englische Landung erwartete.
4
Fruchtlose Zusammenkunft des Königs von Schweden und des Marschalls Brüne zu Schlatkow.
5
Bennigsen und der Großfürst Konstantin greifen die französischen Stellungen auf dem rechten Ufer der Passarge bei Gutstadt (Ney [xxx]) und die Brükenköpfe von Lomitten (Soult [xxx]) und Spanden (Pontecorvo [xxx]) an. Das Korps von Ney mußte sich nach Ankendorf zurükziehen, und verlor (nach russischen Berichten) den General Roger und 1000 Gefangene und 2000 Todte. Hingegen die beiden Brükenköpfe wurden durch die Generale Ferey und Frere behauptet, und die Angriffe derselben kosteten den Russen (nach französischen Berichten) über 5000 Todte und Verwundete. Pontecorvo selbst erhält bei Spanden eine nicht unbedeutende Wunde.
Napoleon reist aus dem Hauptquartier Finkenstein nach Deppen ab.
6
Zweites Gefecht zwischen den Russen und dem Marschall Ney (bei Ankendorf). Nach französischen Berichten sind 2000 Russen, 160 Franzosen getödtet, 3000 Russen, 200 Franzosen verwundet, 250 Franzosen von den Kosaken, die sich in den Rüken der Armee geschlichen hatten, gefangen worden. Nach russischen Berichten 60 Offiziere, 1500 Mann gefangen und 2 Kanonen erobert.
8
Napoleon kommt beim Ney'schen Korps zu Deppen an. Soult [xxx] rükt über die Passarge nach Wolfsdorf vor und greift die Division Kamenskji an, welche 700 Mann verliert. Auch das Corps von Mortier und die Garden gehen bei Deppen über die Passarge; Bennigsen [xxxx] und der Großfürst Konstantin treten ihren Rükzug an.
9
Der russische Nachtrab wird durch eine Division schwerer Cavallerie und drei leichte Cavallerie-Brigaden des Großherzogs von Berg [xxx] bei Glottau aus seinen Stellungen verdrängt, und die Franzosen dringen des Abends mit dem Degen in der Faust in Guttstadt ein.
10
Treffen bei Heilsberg, wovon sich beide Theile den Vortheil zuschreiben. Es scheint, daß die Franzosen mehrere vorliegende Stellungen eingenommen haben, wogegen die Russen die Hauptstellung bei Heilsberg behaupteten, und erst am Abend des folgenden Tags zu räumen anfiengen. Französischer Verlust vom 5 -- 12ten Junius 700 Todte, 2,200 Verwundete, 300 Gefangene, unter den Todten die Generale Roussel und Guyot (von der Garde), unter den Verwundeten die Generale Espagne und Du Taillis; russischer Verlust nach französischen Berichten 3 -- 4,000 Gefangene und 9 Kanonen. Französischer Verlust nach russischen Berichten 12 bis 13,000 Mann. Den eigenen Verlust geben die russischen Berichte nicht an, nennen jedoch die Generale Koschin und Warnek unter den Getödteten, und die Generale Doktorow, Werderewsky, Prinz Carl von Meklenburg, Fock, Passeck, Alsusjew und Duca unter den Verwundeten. Von der verbündeten Cavallerie haben sich das sächsische Cürassierregiment König, das bairische Chevauxlegersregiment Kronprinz, und das würtembergische Leibregiment Chevauxlegers sehr ausgezeichnet.
11
Napoleon ordnet die Corps der Armee (bis auf das von Pontecorvo, welches noch an der untern Passarge manövrirte, und das von Davoust, welches gegen PreussischEylau marschirte) zu einer entscheidenden Schlacht, die er den Russen anbietet. Diese bleiben aber in ihrem verschanzten Lager, und treten Abends 10 Uhr ihren Rükzug auf das rechte Ufer der Alle an, indem sie das ganze Land auf dem linken Ufer nebst ihren Verschanzungen, Magazinen und Verwundeten den Franzosen überlassen, welche am 12ten Morgens vier Uhr in Heilsberg einrüken.
8,000 Russen nöthigen den General Claparede vom Corps von Massena mit seinen 12 Compagnien das Lager bei Borki zu räumen und sich nach Norzowo zurükzuziehen.
Die Redoute Wolfsberg bei Colberg wird durch die französischen, italienischen und herzogl. sächsischen Truppen erobert, am 15 wieder verloren und zum zweitenmal eingenommen.
12
Massena nimmt die gestern verlornen Stellungen bei Ostrolenka wieder ein, und macht 5,000 Gefangene.
13
Die französische Armee rükt in verschiedenen Richtungen gegen den Pregel vor, der Grosherzog von Berg, unterstüzt durch Davoust, gegen Königsberg], Soult nach Krenzburg, wo er die Division von Lestocq zum Weichen bringt, Lannes nach Domnau, Ney und Mortier nach Lampasch, das Corps von Pontecorvo, izt von Victor geführt, und die Garden gegen Friedland. Die Russen räumen Bartenstein, und sezen ihren Rükzug nach Schippenbeil auf dem rechten Ufer der Alle fort.
14
Schlacht bei Friedland.
(Am Jahrstag des Siegs bei Marengo.) Die russische Armee war wieder auf das linke Ufer der Alle gegangen, lehnte sich mit dem linken Flügel an Friedland, und dehnte den rechten anderthalb Stunden lang aus. Ihren ersten Angriff hielt Anfangs der einzige Marschall Lannes von Morgens 2 bis 4 Uhr mit einer achtmal schwächeren Truppenzahl aus, bis Mortier, und später der Kaiser selbst mit den Corps von Ney, Victor und den Garden nebst der Cavallerie auf dem Schlachtfelde ankam, und um 5 Uhr Abends die Armee in Schlachtordnung stellte. Die um 1∫2 6 Uhr Abends angefangene Schlacht endigte sich mit der Niederlage der Russen, welche auf dem rechten Ufer der Alle über Allenburg nach Wehlau und dort über den Pregel giengen, indessen die französische Armee ihre Bewegungen auf dem linken Ufer fortsezte, um den Feind von Königsberg abzuschneiden.
Russischer Verlust Nach französischer Angabe 17,5000 todt; überhaupt vom 5 -- 15. 60,000 getödtet, ertrunken, verwundet und gefangen; 25 General todt, verwundet oder gefangen; 80 Kanonen erobert, -- nach russischem Selbstgeständniß 10,000 todt und verwundet; unter den Todten die Generale Pahlen und Masowskji, unter den Verwundeten Essen I., Steinheil, Suchin und Markow. Nur einige unbrauchbare gewordene Kanonen verloren, alle Feldstüke gerettet.
Französischer Verlust nach eigener Angabe 500 getödtet, 3,000 verwundet. Unter jenen der Artillerieoberste Desfourneaux, unter diesen die Generale Latour-Maubourg, Drouet und Brun.
Am nemlichen Tage dringt der Grosherzog von Berg in die Vorstädte von Königsberg ein, nachdem er dem Lestocqschen Corps 3 - 4,000 Mann und 6 Kanonen abgenommen.
15
Das Corps von Davoust kommt über Uderwangen am Pregel, Tapiau gegenüber, an, und geht ohne Widerstand auf Schiffen über den Fluß. Abends waren schon 30 - 40,000 Mann auf dem rechten Ufer, die Russen und Preussen fiengen an Königsberg zu räumen, und sich nach Labiau zu ziehen. Der Vortrab der sämmtlichen Colonnen der französischen Hauptarmee kommt bei Wehlau an, Napoleons Hauptquartier ist in Peterswalde, das von Bennigsen heute noch in Wehlau.
16
Soult rükt in Königsberg ein. Große Getreidemagazine, 160,000 von England und Russen geschikte Flinten, 200 aus Rußland gekommene Schiffe werden erbeutet; die Hauptarmee geht bei Wehlau über den Pregel. Bennigsen sezt seinen Rükzug nach dem Niemen fort, und vereinigt sich (den 17.) mit dem Corps von Lestocq bei Schillupischken, diesseits Tilsit.
Die preussische Garnison von Neisse, 6,000 Mann zu Fuß und 300 Reiter stark, marschirt aus, und strekt das Gewehr. In der Festung werden 328 Kanonen erbeutet.
17
Ney rükt in Insterburg ein, wo ihm eine bedeutende Zahl russischer Kranken in die Hände fällt.
18
Capitulation von Cosel, geschlossen in Abwesenheit des bairischen General Raglowich von dem Obristlieutenant von Dalwigk einer- und von dem preussischen Obersten Putkammer andererseits. Die Festung wird am 16. Julius übergeben, wenn bis dahin kein Entsaz erfolgt. Die Besazung ist kriegsgefangen. Die verheiratheten Soldaten dürfen nach Hause gehen.
19
Napoleon rükt in Tilsit an der Memel ein, welches Bennigsen und der Grosfürst Konstantin am nemlichen Tage verlassen hatten.
21
Waffenstillstand zu Tilsit, geschlossen zwischen dem Major-General der großen Armee, Fürsten von Neufchatel, einer- und dem russisichen GL. Fürsten Labanow von Rostow andererseits, auf einmonatliche Vorheraufkündigung, ratificirt von Napoleon zu Tilsit den 22., und von Alexander zu Tauroggen den 23. Junius. Die Scheidungslinie für beiden Armee geht von Ausfluß des Niemen in das kurische Haff, aufwärts längs dieses Flusses bis Grodno, dann am Bobrfluß hinab bis zu seiner Mündung in den Narew, hierauf am Narew aufwärts bis an die preussisch-russische Grenze.
Die ganze preussische Monarchie ist in die Hände Napoleons gegeben, mit Ausnahme eines 18 Meilen langen und 2 Meilen breiten Strichs von Altostpreussen mit der Stadt Memel, des südöstlichen Theils von Neuostpreussen, nemlich Bialystocker, und eines Theils vom Dombrowaer Kreis, und der noch nicht eroberten Festungen Graudenz, Pillau, Colberg, Silberberg und Glaz, und der Festung Cosel, welche zwar schon capitulirt hat, aber noch nicht übergeben ist.
23
Der Grosherzog von Berg und der Fürst von Neufchatel begeben sich als Friedensunterhändler auf das rechte Ufer des Niemen ins russische Hauptquartier.
24
Der preussische Feldmarschall Kalkreuth kommt in das französische Hauptquartier Tilsit.
Die Baiern unter dem General v. Siebein und die Würtemberger unter dem General v. Lilienberg erobern mit Tagesanbruch das unter den Kanonen von Glaz befindliche, durch 10 Redouten verschanzte und mit 3,000 Mann besezte preussische Lager mit Sturm. 1,500 Preussen werden getödtet oder gefangen, 13 Kanonen erbeutet. Verlust der Eroberer: 40 Todte, 200 Verwundete.
25
Capitulation der Festung Glaz, geschlossen im Namen des Prinzen Hieronymus Napoleon und des Grafen von Götzen, Bevollmächtigten des Königs von Preussen in Schlesien, durch den Fregattenkapitän und Adjutanten des Prinzen Hieronymus, Hrn. Meronnet, durch den Obersten und Festungscommandanten von Gleissenberg, und durch den Obristlieutenant v. Braun, Commandant des Schäferberges. Die Festung mit allen Forts und Aussenwerken wird am 26. Julius übergeben, wenn sie bis dahin keinen Entsaz erhält; und bleibt so lange von 8,000 Mann blokirt. Die Besazung ist kriegsgefangen, und strekt am 26. Julius das Gewehr.
Erste Zusammenkunft Napoleons und Alexanders auf einem Flosse im Niemen, Nachmittags 1 -3 Uhr, worauf sich beide Kaiser wieder in ihre Barken verfügten.
Französisch-preussischer Waffenstillstand, geschlossen zu Tilsit durch den Fürsten von Neufchatel und den Feldmarschall Kalkreuth, ratificirt von Friedrich Wilhelm zu Picktupöhnen und von Napoleon zu Tilsit am 26sten. Bedingungen: Der Theil der preussischen Armee, der sich zu Stralsund befindet, wird in keinem Falle an irgend einer Art von Feindseligkeiten gegen die französische Armee Antheil nehmen. In Colberg, Graudenz, Pillau, und den noch von preuss. Truppen besezten schlesischen Festungen bleibt alles in statu quo. Die preuss. Truppen in Schwedischpommern und in Schlesien stellen alle Rekrutirungen ein.
Die holländischen Truppen, die von der NiederElbe in Coevorden und Hardenberg angekommen waren, treten ihren Rükmarsch nach Teutschland an, da man nun mit Gewißheit weiß, daß die englische Expedition an Holland vorbeigesegelt ist.
26
Zweite Zusammenkunft Napoleons und Alexanders auf dem Niemen, bei welcher auch der König von Preussen zugegen ist. Der russische Kaiser begleitet den französischen nach Tilsit in dessen Quartier.
27
Der Fürst von Neufchatel meldet dem General Laval die günstigen Gesinnungen Napoleons für den Herzog von Meklenburg-Schwerin, vermöge welcher er wieder in den Besiz seiner Staaten einzusezen seye. Dem zufolge reiste der Herzog am 10. Julius von Altona ab, und kam am 11ten, nach sechsmonatlicher Abwesenheit, wieder in seiner Residenz an.
Ein bairisches Truppenkorps unter dem GL. Deroy rükt vor Silberberg. Die Nachricht vom Waffenstillstand, die am 2. Julius ankam, hemmte die weiteren Operationen desselben.
28
Dritte Zusammenkunft der drei Monarchen zu Tilsit, und wechselseitige Besuche derselben. Das Corps von Davoust manövrirt vor ihnen.
30
Die russische und preussische Garde werden von der französischen zu Tilsit bewirthet.
Die Feindseligkeiten vor Graudenz werden bei der Ankunft der Nachricht vom Waffenstillstande eingestellt.
Preussischer Gouverneur: General der Infanterie de l'Homme de Courbiere, (geb. 1733, dient der Krone Preussen seit 1756). Befehlshaber des Belagerunscorps, das aus darmstädtischen, würzburgischen, bergischen und polnischen Truppen bestand: Victor.

Julius.[]


2
Beendigung der Feindseligkeiten vor Colberg durch die Ankunft der Friedenscouriere.
Preussischer Commandant: Major Neidhardt von Gneisenau.
Befehlshaber des aus französischen, würtembergischen, herzogl. sächsischen, italienischen und polnischen Truppen bestehenden Belagerungscorps: Loison.
Der König von Schweden läßt dem General Grandjean zu Demmin den Waffenstillstand von Schlatkow aufkünden, und reist am folgenden Tag von Stralsund zur Armee nach Franzburg ab. Unter ihm commandiren die Generale und Brigadiers von Wrede, Graf Mörner, v. Tawast, v. Platen und Stael-von-Holstein.
Die erste Division der hannöverischen Legion unter dem GM. v. Drechsel, abgesegelt aus den Dünen am 19. Junius, kommt auf der Insel Rügen an.
6
Der russische Kaiser, der Großfürst Konstantin, der König, die Königinn und der Prinz Heinrich von Preussen, und der Kronprinz von Baiern speisen bei Napoleon zu Tilsit.
7
Tilsiter Friede, unterzeichnet von den Fürsten von Benevent, Kurakin und Labanow von Rostow. Hauptbedingungen: Napoleon giebt aus Achtung für den Kaiser aller Reussen an den König von Preussen zurük: den Theil des Herzogthums Magdeburg, der auf dem rechten Ufer der Elbe liegt, die Priegniz, Ukermark, Mittel- und Neumark, (mit Ausnahme des kotbusser Kreises) Pommern, Ober-, Nieder- und Neu-Schlesien, Glaz, das Königreich Preussen, wie es am 1sten Januar 1772 beschaffen war, nebst Ermeland, Pomerellen, die Insel Nogat, den nördlich vom Kulmer Kreis auf dem rechten Ufer der Weichsel und Nogat liegenden Distrikt und denjenigen Theil des Nezdistrikts, welcher nördlich von einer Linie liegt, die von Driesen über Schneidemühl und Waldau, und an den Grenzen des Bromberger Kreises bis an die Weichsel geht, endlich die Festungen Spandau, Stettin, Küstrin, Glogau, Breslau, Schweidniz, Neisse, Brieg, Cosel, Glaz, Graudenz, (welche leztere jedoch noch nicht erobert war).
(In Gemäsheit einer am 12. Julius zu Königsberg zwischen dem Fürsten von Neufchatel und dem Grafen von Kalkreuth geschlossenen Convention sollten Tilsit am 20., Königsberg am 25. Jul., das Land bis zur Passarge am 1. August, Altpreussen bis zur Weichsel am 20. August, der Rest von Altpreussen bis zur Oder am 5. Sept., ganz Preussen bis an die Elbe nebst Schlesien am 1. Oct., der zu restituirende Theil nebst Schlesien am 1. Nov. geräumt werden, wenn die dem Land aufgelegten Contributionen bezahlt oder dafür hinreichende Sicherheit geleistet seyn würde. Die Franzosen haben sich aber bis izt -- Anfangs Novembers -- noch nicht weiter, als hinter die Passarge zurükgezogen.)
Was am 1. Januar 1772 zum Königreich Polen gehörte, und seitdem an Preussen gekommen ist, wird dem König von Sachsen unter dem Namen des Herzogthums Warschau überlassen. Danzig mit einem nach jeder Richtung im Umkreise 2 Lieues betragenden Gebiet wird unabhängig unter preussischem und sächsischem Schuz. Der König von Sachsen erhält eine Militärstrasse durch die preussischen Staaten nach dem Herzogthum Warschau: Stipulation freier Schiffahrt auf der Weichsel, der Neze und dem Bromberger Canal.
Rußland erhält den südöstlichen Theil von Neuostpreussen, wovon gegen das Herzogthum Warschau hin die Bobra, die Narew, die Lisa und der Rurzek, und gegen Westgalizien der Bug die Grenze macht. (Die Kreise von Bialystock, Drohnczin, Surasz und Bielsk ganz, nebst Theilen der Kreise von Lomza und Dombrowa.)
Restitution der Herzoge von Coburg, Oldenburg und Meklenburg-Schwerin.
Annahme der russischen Vermittlung zum Frieden mit England.
Rußland anerkennt die Könige Joseph von Neapel und Ludwig von Holland, den rheinischen Bund, auch die noch künftig von Napoleon zu ernennende Mitglieder desselben, und namentlich den König Hieronymus von Westphalen. Es cedirt Jever an den König von Holland. Alle Feindseligkeiten zwischen Rußland und der Pforte hören auf, Rußland räumt die Moldau und Walachei, und nimmt Frankreichs Vermittlung zum Frieden mit der Pforte an.
(Das auch die Zurükgabe von Cattaro und der SiebenInseln an Frankreich unter denjenigen Friedensartikeln, die nicht sogleich bekannt gemacht wurden, befindlich gewesen, ergibt sich aus der nach wenigen Wochen erfolgten Einräumung derselben.)
Zurükgabe der Kriegsgefangenen in Masse und Wiederherstellung der Handelsverbindungen.
8
Die spanische Division Hermosillas, (die aus Toscana gekommen), geht bei Altenburg über die Elbe nach der pommerschen Grenze.
9
Friede zu Tilsit zwischen Frankreich und Preussen, unterzeichnet von dem Fürsten von Benevent, dem Feldmarschall Grafen von Kalkreuth und dem Geheimenrath von der Golz.
Rükgabe der Länder und Festungen (wie im französisch-russischen Friedens-Instrument) Preussen erkennt die Könige Joseph von Neapel, Ludwig von Holland, Hieronymus von Westphalen und den rheinischen Bund. Es thut Verzicht auf alle seine Staaten zwischen dem Rhein und der Elbe und auf alle ehemalige polnische Länder, die es nach dem 1. Januar 1772 erworben hatte, mit Ausnahme derjenige Distrikte, die ihm durch das französisch-russische FriedensInstrument gelassen worden sind. Es erkennt den König von Sachsen als Herzog von Warschau, tritt an Rußland den im französisch-russischen FriedensInstrument bezeichneten Theil von Neuostpreussen ab, schließt bis zum Seefrieden den Engländern seine Häfen, so wie allen aus England oder den englischen Kolonien kommenden Schiffen. Rükgabe der Kriegsgefangenen in Masse. (Diese belaufen sich preussischer Seits auf 58 Generale, 5,179 Oberofficiere, 123,000 Unterofficiere und Gemeine.)
Die Berechnung des preussischen Territorialverlusts s. in den Europ. Annalen 1807. Achtes Stük. S. 199.
Napoleon reist von Tilsit ab. er kam über Königsberg (10.), Posen (14.), Dresden (17.), Frankfurt am Mayn (24.), zu St. Cloud am 27. Julius an. Zwei Stunden vor ihm hatte auch Alexander seine Rükreise nach St. Petersburg angetreten.


Journal der Kriegsoperazionen der Russisch-kaiserl. Armee, unter dem Oberbefehle des Generals Beningsen.[]

[2]
Fortsetzung des Auszuges aus dem Journale der Kriegsoperazionen der Russisch-kaiserl. Armee, unter dem Oberbefehle des Generals Beningsen, vom 7. (19.) bis 11. (23.) März.

Den 7. (19.), 8. (20.) und 9. (21.) hatte das Hauptquartier und die Armee die gehabten Stellungen beybehalten. Der Generallieutenant Platow berichtete am 7. (19.), daß er, in Folge des ihm von dem Gen. Baron Beningsen gegebenen Befehls, den Feind von den Seiten von Ortelsburg und Willenberg anzugreifen, nachdem er mit den Kosakenregimentern Passenheim passirt sey, und von dem Feinde Nachricht eingezogen, den Generalmajor Ilowaiskoi 5 mit 4 Regimentern über Ortelsburg, um den Feind in dem Dorfe Klein-Schömanen anzugreifen, den Obersten Karpow 1 ebenfalls mit vier Regimentern rechts nach dem Orte Cothe zum Angriff des Feindes, und den Major Balabin 2 mit der Hälfte des Atamans-Regiments nach dem Ort Balden detaschirt, den Major Seliwanow 2 mit seinem Regimente aber nach dem Orte Kosno abgefertigt habe, um die rechte Flanke des ganzen Detaschements zu decken. Dem Generalmajor Ilowaiskoi 5, dem Obersten Karpow 1, und dem Major Balabin war jedem besonders der Befehl gegeben, den Feind des Morgens um 6 Uhr anzugreifen; der Generallieutenant Platow selbst aber war mit der Hälfte seines Atamans-Regiments in Passenheim stehen geblieben, um, wenn es nöthig wäre, den Obersten Karpow 1 oder den Major Balabin zu unterstützen. Der Generalmajor Ilowaiskoi 5, der das Regiment des Truppen-Aeltesten Ilowaiskoi 10 voraus marschiren ließ, und mir den übrigen Regimentern zur Verstärkung blieb, schlug den Feind bey dem erwähnten Dorfe Klein-Schömanen, machte 300 Mann auf dem Platze nieder, und nahm einen Offizier und 87 Gemeine gefangen. Der Oberst Karpow 1 fiel ebenfalls zu der ihm bestimmten Zeit über eine Brigade Konföderirten, die unter dem Befehle des Generals Zajonczik stand, her, schlug dieselben vollkommen, tödtete 700 Mann auf dem Platze, und machte 9 Offiziere und 208 Gemeine gefangen. Der Verlust von unserer Seite war sehr unbedeutend. Der Generallieutenant Platow berichtete durch einen Rapport vom 8. (20.), daß der von ihm detaschirte Major Balabin 2 mit der Hälfte des Atamans-Regiments bey dem Orte Kurken auf eine Parthey vom Korps des Marschalls Davoust gestossen, selbige angegriffen, eine ansehnliche Zahl Feinde auf dem Platze niedergemacht, und einen Offizier und 24 Gemeine gefangen genommen hat. Der Feind, durch solche unvermuthete Angriffe bestürzt, war stark allarmirt worden. Drey aus Jurburg angekommene Garnisonbataillons waren unter dem Kommando des Generalmajors Fürsten Schtscherbatow über Königsberg und Pillau nach Danzig kommandirt worden, um die dortige Garnison zu verstärken. Den 10. (22.) waren die Truppen und das Hauptquartier noch in der bisherigen Stellung.

Auszug der Fortsetzung aus dem Journal der Beningsenschen Armee vom 11. (23.) März bis zum 2. (14.) April.

"Der Generallieutenant Platow berichtet vom 9. (21.) März, daß der Feind, welcher des Morgens mit nicht geringer Zahl von Infanterie und Kavallerie den Weg nach Ortelsburg verfolgte, von dem Regiment des Trupppen-Aeltesten Grekow 18, zu welchem der Generalmajor Ilowaiskji 5 mit 2 Regimentern zur Verstärkung gestossen war, angegriffen worden. Das feindliche Detaschement wurde geworfen, und war gezwungen, sich nach Willenberg zurückzuziehen, wohin es auch verfolgt wurde. Bey dieser Gelegenheit hat der Feind nicht wenig an Getödteten verloren; gefangen genommen wurden: 2 Offiziere und 30 Gemeine, und überdies auch 5 Pohlnische Konföderaten. Zugleich berichtet er in demselben Rapporte, daß eine aus dem Orte Wutriten von ihm abgefertigte Streifparthey auf eine feindliche Patrouille gestossen, selbige angegriffen, einige auf dem Platze niedergemacht, einen Theil derselben gefangen genommen, und die Uebrigen über die Alle zurückgetrieben hat. Den 11. (23.), 12. (24.) und 13. (25.) März war das Hauptquartier noch zu Bartenstein."

"Vom 28. März bis 1. April (. bis 13. April) verblieb das Hauptquartier zu Bartenstein. Der Generalmajor Fürst Schtscherbatow, welcher das Detaschement Russischer Truppen in Danzig kommandirt, berichtete, daß der Feind am 21. März (2. April) in der Nacht das Retranschement, genannt die Kalkschanze, welches am Ufer der Weichsel liegt, und von Preussischen Truppen vertheidigt wurde, genommen habe. Da aber dieser Posten für die Festung sehr wichtig ist, so entschloß sich der Befehlshaber der Truppen in Danzig, General Kalkreuth, denselben dem Feinde auf den andern Tag wieder abzuschlagen, und übertrug dem Generalmajor Fürsten Schtscherbatow die Ausführung dieses Unternehmens. Fürst Schtscherbatow detaschirte den Oberstlieutenant Dumaschew mit dessen Bataillon, welches mit einem Bataillon Preussischer Infanterie und einigen Jägern, eben so auch mit einem Detaschement Kosaken und Preussischer Kavallerie verstärkt wurde. Der Oberstlieutenant Dumaschew griff mit seinem Bataillon das Retranschement mit gefälltem Bajonet stürmend an, und brachte dem von dort fliehenden Feinde eine so fürchterliche Niederlage bey, daß nur wenige sich retten konnten. In diesem Sturmmarsche bemächtigten sich unsere Truppen noch über die Kalkschanze hinaus zweyer wichtiger Posten, welche auch in Brand gesteckt wurden. Das Preussische Bataillon, welches dem Unserigen zum Soutien diente, hatte dasselbe auf das Beste unterstützt. Der Generalmajor Fürst Schtscherbatow erwähnt der Tapferkeit des Oberstlieutenants Dumaschew und des Bataillons desselben mit ausgezeichnetem Lobe. Der Verlust des Feindes an Getödteten ist sehr groß; das ganze Feld, welches unsere Truppen passirten, war mit feindlichen Leichen besäet. Durch die Kosaken wurden gefangen genommen: 1 Offizier und 22 Gemeine. Unserer Seits sind getödtet: 2 Unteroffiziere und 14 Gemeine; verwundet, und zwar größtentheils leicht, sind: 1 Offizier, 2 Unteroffiziere und 49 Gemeine, auch sind 3 Kosaken getödtet und 9 verwundet. Der Verlust der Preussischen Truppen übersteigt den Unserigen nicht. Der Generallieutenant Platow berichtete vom 30. März (11. April), daß vom Donschen Truppenkorps der Oberst Tschernosubow 4 den Feind, welcher aus 1500 Mann Infanterie und 3 Eskadronen Kavallerie bestand, und auf dem Wege nach Mischenz marschirte, verfolgt, und, nachdem er denselben in dem Dorfe Gamidry eingeholt, über denselben mit Piken hergefallen, ihn geworfen, 35 Mann auf dem Platze niedergemacht, und 41 Mann gefangen genommen hat. Unserer Seits wurde niemand getödtet, und wir hatten nur einige Verwundete."

Fortsetzung des Auszuges aus dem Journale der Kriegs-Operazionen der Armee unter dem Oberbefehle des Generals Baron von Beningsen, vom 2. bis zum 7. (14. bis 19.) April.

Vom 2. bis 6. (14. bis 18.) April verblieb das Hauptquartier zu Bartenstein. Der General-Lieutenant Platow berichtete vom 3. (15.) d. M., daß am 1. April der Feind mit einer ansehnlichen Zahl von Infanterie, 3 Kanonen, und einem Theil Kavallerie des Morgens gegen 9 Uhr auf dem Wege von Willenberg gegen Ortelsburg im Anmarsch sey, und anfange unsere Avantposten mit Ungestüm zu drängen; auch rückte zugleich ein anderes Detaschement unter dem Kommando des Generals Kraßizky, welches dem erstern an Zahl noch weit überlegen war, über die Dörfer Burdungen und Waplen gegen Passenheim an. Sobald der Generallieutenant Platow von den Vorposten Nachricht von dieser Bewegung des Feindes erhalten hatte, so ertheilte er sogleich dem Generalmajor Ilowaiskji 5, welcher mit 4 Kosakenregimentern bey Ortelsburg stand, den Befehl, sich daselbst zu behaupten, und zur Verstärkung dieser Regimenter wurde der Oberst Ißajew 2, der Oberstlieutenant Ilowaiskji 3, und das Atamans-Regiment beordert, zu ihnen zu stossen. Ortelsburg war vom Feinde besetzt. Der Generalmajor Ilowaiskji 5, erwartete die Regimenter, welche nicht nahe waren, und attakirte nach Ankunft derselben den Feind von 2 Seiten, und vertrieb ihn aus Ortelsburg. Der Feind zog sich auf demselben Wege, auf dem er nach Ortelburg gekommen war, wieder nach Willenburg zurück, nachdem er nicht weniger als 100 Mann an Getödteten verlohren hatte. Unserer Seits ist 1 Kosak getödtet, und 2 sind verwundet. Der Oberst Ißajew und der Oberstlieutenant Ilowaiskji, welche sich dem Feinde 5 Werste von Passenheim entgegensetzten, und ihn aufhielten, unterhielten ein Ununterbrochenes Feuer mit demselben. Als aber das Atamans-Regiment sich ihnen näherte, fiel der Oberst Ißajew mit 3 Regimentern über die feindliche Kavallerie her, warf sie, und brachte derselben eine starke Niederlage bey. Bey dieser Gelegenheit sind dem Feinde getödtet: 1 Major, einige Offiziere und über 100 Gemeine; gefangen genommen sind: 1 Offizier, 1 Unteroffizier und 1 Gemeiner. Unserer Seits sind 4 Kosaken verwundet. Der Feind zog sich sodann nach dem Orte Rudam zurück. Der Generallieutenant Platow lobt die weise Disposizion, und die Tapferkeit des Generalmajors Ilowaiskji 5, und des Obersten Ißajew ausgezeichnet. Am 5. (17.) April. An diesem Tage ward die Russische Armee durch die Allerhöchste Ankunft Sr. Maj. des Kaisers bey derselben beglückt. Der Generallieutenant Platow berichtete, daß eine am 4. (16.) vom Regiment Ilowaiskji 8, aus Passenheim abgefertigte Streifparthey, in der Gegend des Ortes Cothe auf eine feindliche Patrouille gestossen, und selbige gefangen genommen hat."

Fortsetzung des Auszugs aus dem Armee-Journal vom 6. bis 15. (18. bis 27.) April.

"Am 5. (17.) April kamen die Truppen der ersten Division, welche mit Ausschluß eines Theils derselben, unter dem Befehle Sr. Kaiserl. Hoheit, Großfürsten Konstantin Pawlowitsch stehen, in der Gegend um Schippenbeil an, und wurden daselbst in Kantonierquartiere verlegt. Den 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13. und 14. (19. - 26.) April verblieben das Hauptquartier und die Truppen in derselben Posizion. Am 14. (26.) April erhielt, wegen der Krankheit des General-Lieutenants Essen 1, der General-Lieutenant Tutschkow 1 das Kommando über das Essensche Korps. Vom 3. bis 14. (15. bis 26.) hatten sich 43 Französische Ausreisser bey unserer Armee eingefunden."

Fortsetzung des Auszuges des Kriegsjournals der Benningschen Armee vom 15. (27.) bis 24. April (6. May).

"Die Truppen und das Hauptquartier waren noch immer in ihrer vorigen Stellung. Am 15. (27.) ward die 5., aus 4 Musketierregimentern bestehende Division, welcher noch ein Kosakenregimente beygegeben wurde, unter dem Kommando des Generalmajors Asufjew 3, zu dem Preussischen Korps des Generallieutenant v. L'Estocq abbeordert. Der Generallieutenant Platow berichtete vom 22. April (4. May), daß am 21. (3.) des Morgens um 8 Uhr der Feind, gegen 3000 Mann stark, von Willenberg gegen Ortelsburg vorgerückt sey, und anfange, unsere Vorposten stark zu drängen. Der Generalmajor Ilowaiskji 5, welcher von diesem feindlichen Unternehmen benachrichtigt worden war, gieng ihm daher mit 4 Kosakenregimenter entgegen, fiel eine Werst vor Ortelsburg mit Ungestüm über ihn her, und zwang ihn, mit einem Verluste von 60 Mann zu retiriren; unserer Seits wurden 2 Kosaken leicht verwundet. Zu eben derselben Zeit marschirte ein starkes feindliches Detaschement, welches aus Infanterie, Kavallerie und aus 6 Kanonen bestand, unter dem Kommando des Generals Zayonczik von der Seite der Dörfer Ruda, Malga, Cotha, Omulew-Ofen und Willendorf mit Heftigkeit gegen Passenheim vor, welches unsere Truppen besetzt hielten. Der Generallieutenant Platow detaschirte, sobald er hievon Nachricht erhielt, unverzüglich das Atamans-Regiment unter dem Kommando des Regiments-Kommandeurs Majors Balabin dem Feinde entgegen, und gab demselben das Regiment des Oberstlieutenants Ilowaiskji 8, zum Soutien, selbst aber blieb er mit einem Jägerregiment, 3 Eskadronen vom Pawlogradischen Hussarenregiment, 2 Kanonen von der Donschen reitenden Artillerie, und einem geringen Theil von Kosaken vor Passenheim stehen, um mit denselben den Feind aufzuhalten, und ihn von Passenheim abzuschlagen; auch detaschirte er, um, wenn der Feind von Allenstein her vordringen sollte, nicht abgeschnitten zu werden, die Regimenter Jefremow und Seliwanow nach der Gegend von Allenstein, rechts von Passenheim; bald darauf erhielt er den Bericht, daß von Seite von Allenstein nichts vom Feinde zu befürchten war, daß der Feind von Ortelsburg zurückgetrieben sey, und von den Kosaken verfolgt werde, beorderte der Generallieutenant Platow den Obersten vom Pawlogradischen Regiment, Baron Rosen, mit 3 Eskadronen vom Pawlogradischen Hussarenregiment und 2 Kosakenregimentern, nähmlich dem Atamans- und dem Regiment Ilowaiskji 8, den Feind zu attakiren. Der Oberst Rosen warf sich mit solcher Heftigkeit auf den Feind, daß er ihn augenblicklich zum Weichen brachte; er war gezwungen, zu retiriren, und ward bis nach dem Orte Jedwabno verfolgt, dennoch aber konnte der Oberst Rosen, wegen der geringen Zahl seiner mit sich habenden Truppen, und wegen der grossen Ueberlegenheit des Feindes, demselben keine grosse Niederlage beybringen; indessen verlor der Feind nicht unter 100 Mann an Getödteten, auch wurden 1 Offizier und 13 Gemeine gefangen gemacht, von denen der Offizier und 4 Mann an ihren erhaltenen Wunden kurz darauf starben. Unserer Seits sind schwer verwundet: 2 Uradniks und 1 Hussar; leicht verwundet sind: 1 Chorunshji, 5 Kosaken und 1 Hussar. Der Generallieutenant Platow rekommandirt besonders den Generalmajor Ilowaiskji 5, der den Feind jederzeit aufhält und zurückwirft; den Obersten Baron Rosen, als einen tapfern und einsichtsvollen Offizier; den Oberstlieutenant Ilowaiskji und den Major Balabin 2, welche ihren Untergebenen stets Beyspiele der Tapferkeit geben. Der Generalmajor Fürst Schtscherbatow berichtete vom 5. April (17.) aus Danzig, daß der Feind in der Nacht vom 3. (15.) auf den 4. (16.) zwischen der Stadt und der Weichselmünde ein Retranschement aufgeworfen, und sich daselbst befestigt habe. Am 4. (16.) des Morgens, beschloß man, das erwähnte Retranschement wegzunehmen, und die Truppen rückten zur Ausführung dieses Vorhabens aus. Ein Bataillon Russischer Truppen marschirte voraus, und der Feind wurde aus dem Retranschement verdrängt. Allein die Franzosen, welche alle ihre Truppen zusammenzogen, auch eine sehr vortheilhafte Stellung hatten, und deren Bewegungen vom Walde gedeckt waren, vertheidigten sich, da sie uns an Zahl weit überlegen waren, sehr hartnäckig. Nach einem heftigen Treffen mußten die Preussischen und unsere Truppen weichen. Die bey Holm aufgeführten Batterien vertheidigten unsere Bewegungen sehr glücklich, und tödteten dem Feinde sehr viele Leute. Unserer Seits sind bey dieser Gelegenheit getödtet: 2 Kapitain und 16 Gemeine; Verwundet sind 50 Gemeine; Preussischer Seits ist der Verlust nicht geringer. Der Generalmajor Fürst Schtscherbatow berichtete vom 12. (24.), daß der Feind, welcher die Festung Danzig blokirt, um Mitternacht aus 30 Stück Geschütz die Kanonade eröffnet, und bis um 4 Uhr Morgens damit fortgefahren hat. Gegen 1500 Bomben, Granaten und Kugeln wurden in die Festung geworfen, wodurch zwar mehrere Häuser beschädigt wurden, jedoch kein einziges in Brand gerathen ist. Einige Einwohner wurden in den Häusern und den Strassen getödtet; dennoch aber verlieren die Einwohner den Muth nicht. Bey Abfertigung des Kuriers aus Danzig mit diesem Berichte, hatte der Feind die Kanonade wieder erneuert, sie war aber nicht so heftig als vorher."

Fortsetzung des Journals der Russischen Armee unter dem Oberbefehle des Generals Baron Benningsen:

"Von dem Generallieutenant Tutschkow ist den 1. (13.) May folgender Bericht eingegangen: "Am 30. April (12. May) setzte der Feind, 4000 Mann stark, bey Sierock über den Narew-Fluß; er marschirte in zwey Kolonnen, und rückte hauptsächlich auf dem Wege nach Wischkow mit Heftigkeit vor. In Folge dessen erhielt der Generalmajor Lewis, der sich nach Ostrow zurückgezogen hatte, nachdem er mit dem Astrachanschen Grenadierregimente, unter dem Kommando des Generalmajors Fock 1 verstärkt worden war, Befehl, gegen den Feind vorzurücken, während dem Generalmajor Grafen Witgenstein, um eine Diversion zu machen, der Befehl ertheilt worden war, mit dem ihm anvertrauten Detaschement bey Ostrolenka über die Narew zu gehen, und die linke Flanke der feindlichen Truppen, welche gegen das Korps des Generallieut. Tutschkow agirte, zu attakiren. Graf Witgenstein entsprach diesen Absichten vollkommen, und attakirte den Feind in den Befestigten Posizionen bey Drzansew, Kriuky und Klein-Bjelobreg auf das tapferste, schlug ihn vollkommen, machte über 200 Mann auf dem Platz nieder, nahm dem Feinde 2 Kanonen mit den Patronen und Pulverkasten ab, und machte über 60 Mann gefangen. Unserer Seits ist der Verlust sehr gering. Durch diese Diversion in Furcht gesetzt, zog sich der Feind, welcher bey Sierock über die Narew gegangen war, wieder eiligst über den Fluß zurück, und ließ diesseits des Flusses zur Deckung des Brückenkopfs bloß ein starkes Detaschement nach."

Fortsetzung des Journals der Russischen Armee unter dem Oberbefehle des Generals Baron Benningsen:

"Am 4. (16. May) lief von dem Generallieutenant Platow in Bartenstein (wo am 8. (20. May) noch das Hauptquartier war) der Bericht ein, daß er in Folge des ihm gegebenen Befehls, den bey Allenstein stehenden Feind zu beunruhigen, in der Nacht vom 30. April auf den 1. May (12. 13.) mit dem 1sten Jägerregiment, 3 Eskadronen vom Pawlogradschen Hussarenregiment, dem Attamanns-Regiment, dem Regiment des Oberstl. Ilowaiskji 8, dem des Truppen-Altesten Jefremow 3, und 2 Kanonen von der Donschen reitenden Artillerie, nachdem er von diesen Regimentern die nöthige Mannschaft für die Vorposten nachgelassen, ausgerückt, und um 5 Uhr des Morgens mit denselben bey Allenstein angekommen sey. Auch der Generalmajor Ilowaiskji 2 war aus Wartenburg ausgerückt, und mit dem Regimente seines Nahmens, dem Regiment des Oberstl. Ilowaiskji 9, und dem des Truppen-Aeltesten Sulin 7, von welchen er den nöthigen Theil für die Vorposten nachgelassen, desgleichen mit einem Bataillon vom Bjeloserskischen Musketierregiment und mit 2 Kanonen von der reitenden Artillerie, fast zu einer Zeit bey Allenstein angelangt. Der Feind empfieng ihn vor dem Städtchen mit einer grossen Zahl von Infanterie, und mit einer überlegenen Macht von Kavallerie; die Scharfschützen vor sich habend, eröffnete er aus vielem Geschütze eine starke Kanonade, und unterhielt ein heftiges Flintenfeuer. Aber durch die Tapferkeit der Russischen Truppen, und durch die geschickte Wirkung der Donschen reitenden Artillerie, unter dem Kommando des Flügeladjutanten, Oberstlieutenants Fürsten Golizyn, so auch durch das heftige Gewehrfeuer der Jäger, der Infanterie und der abgestiegenen Freywilligen von den Hussaren und Kosaken, ward er mit einem nicht unbedeutenden Verluste in das Städtchen zurückgetrieben. Um diese Zeit bekam der feind von der einige Werste von dem Städtchen in zwey Orten verlegten Truppen Verstärkung; sie rückten in 4 Kolonnen an, und mochten, dem Anscheine nach, gegen 5000 Mann stark seyn. Ohne in das Städtchen einzurücken, bildeten sie hinter demselben die feindliche Reserve, auf welche unser Geschütz mit dem größten Erfolg wirkte. Während unsere Vorderjäger und die abgestiegenen Kosaken ein glückliches Gewehrfeuer unterhielten, kam der Generalmajor Knorring mit 2 Bataillons Infanterie und 8 Kanonen von der reitenten Artillerie bey dem Detaschement des Generallieutenant Platow gegen 10 Uhr des Morgens an. Es wurde nun eine Batterie von 12 Kanonen aufgepflanzt, und von derselben eine heftige Kanonade sowohl auf den Feind in dem Retranschement als auf die feindlichen Kolonnen eröffnet. Der Feind operirte seiner Seits mit vieler Artillerie, und beschoß unsere Jäger und die abgestiegenen Kosaken mit Kanonenkugeln und Kartätschen, auch unterhielt er aus dreyen Verschanzungen dicht vor dem Städtchen ein heftiges Gewehrfeuer. Dies Treffen mit dem Feinde dauerte von 6 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends, zum vollkommenen Nachtheil desselben. Wegen der weit überlegenen Stärke des Feindes war es nicht möglich einen Sturm auf die feindlichen Verschanzungen zu unternehmen, auch war dies gar nicht die Absicht des Generallieutenants Platow. Nach zuverlässigen Nachrichten hat der Feind in diesen Treffen an Getödteten verloren: 1 Obersten, über 10 Offiziere, und gegen 300 Gemeine, auch hat er keine geringe Anzahl an Verwundeten. Die feindlichen Truppen kommandirte der Marschall Davoust in diesem Treffen. Unserer Seits sind geblieben, 4 Kosaken und Jäger, und verwundet sind, der Chef vom ersten Jägerregiment, Oberst Baron Rosen, durch eine Kontusion, 1 Major und 1 Lieutenant, desgleichen 39 Mann von unterm Range. Der Generallieutenant Tutschkow berichtete, daß, da er am 1. (13.) May von dem Generalmajor Lewis den Rapport erhalten, daß der Feind seinen Posten bey Sierock mit 1200 Mann Bayerischer Infanterie, und einigen Hunderten Pohlnischer Kavallerie verstärkt habe, er dem Generalmajor Lewis den Befehl ertheilt, den Feind ohne Zeitverlust zu attakiren, welches auch mit vollkommenen Erfolge von demselben ausgeführt worden. Dies feindliche Detaschement wurde total geschlagen, über 300 Mann, worunter auch der kommandirende General Lemorois gerechnet wird, blieben auf dem Platze, und 3 Offiziere und 107 Gemeine wurden zu Gefangenen gemacht. Unserer Seits haben wir an Getödteten und Verwundeten gegen 100 M. Der Generalmajor, Graf Kamenskji, welcher sich mit einem Detaschement bey Danzig befindet, berichtete, daß er am 3. (15.) May eine starke Rekognoszirung gegen den Feind gemacht habe, welcher sich zwischen der Festung Danzig und der Weichsel stark verschanzt, und die Anhöhe bey der Weichsel, der Holm genannt, besetzt hatte. Unsere Truppen bewiesen auch bey dieser Gelegenheit ausserordentliche Tapferkeit; der Feind in seinem im Walde am rechten Ufer der Weichsel aufgeführten Retranschement wurde zu wiederholten Mahlen geworfen, und in dem Retranschement wurden einige Kanonen vernagelt. Nach dieser Rekognoszirung kehrten unsere Truppen wieder in die Festungswerke nach der Weichselmünde zurück."

Die Petersburger Hofzeitung Nr. 45 enthält nachstehende Fortsetzung des Auszuges aus dem Journale der Kriegs-Operazionen der Armee unter dem Oberbefehle des Generals, Baron Benningsen, vom 17. (29.) bis 23. May (4. Jun.):

"Die Stadt Danzig, welche sich so lange Zeit gegen die an Zahl so sehr überlegene feindliche Macht, welche die Stadt belagerte, vertheidiget hat, hat sich endlich ergeben müssen. Es ist bekannt, mit welcher Tapferkeit die Besatzung von Danzig unter dem General Kalkreuth, und besonders das Detaschement Russischer Truppen, welches unter dem Kommando des Generalmajors, Fürsten Schtscherbatow, einen Theil der Besatzung ausmachte, operirt hat, und wie viele Male der Feind, unerachtet seiner überlegenen Macht, mit empfindlichem Verluste zurückgeschlagen worden; allein der Mangel an Pulver in der Festung, da schon alle Kommunikazion mit derselben abgeschnitten war, nöthigte den General Kalkreuth eine Kapitulazion abzuschliessen, nach welcher der ganzen Besatzung zugestanden worden, mit den sämmtlichen Waffen, der Bagage und mit den Kriegs-Honneurs aus der Stadt zu marschiren. In Folge dieser Kapitulazion ist die Besatzung, worunter auch drey Garnisonbataillons unter dem Befehle des Oberstlieutenants Dumaschew, und drey Kosakenregimenter unter dem Kommando des Oberstlieutenants Popow 5 begriffen sind, als welche das Detaschement des Generalmajors Fürsten Schtscherbatow ausmachten, aus der Stadt ausmarschirt. Da inzwischen der Generalmajor, Graf Kamenskji, welcher mit dem unter seinem Befehle stehenden Detaschement in Neu-Fahrwasser stand, von dem General Kalkreuth vermittelst der Telegraphen die Nachricht erhielt, daß die Kapitulazion schon abgeschlossen sey, und daß den kommenden Tag die Stadt werde übergeben werden, so schiffte er in der Nacht auf den 15. (27.) May die Truppen nebst der Preussischen Garnison, welche sich in diesem Fort befand, ein, und gieng, nachdem er alle metallene Kanonen, Ammunizion und Geräthschaften mitgenommen hatte, nach Pillau ab, wo er auch den andern Tag ankam. Am 16. (28.) wurden die Truppen wieder ans Land gesetzt, und jetzt marschirt der Generalmajor, Graf Kamenskji, mir denselben nach Königsberg, nachdem er zwey Musketierregimenter, nebst einem Preussischen Detaschement und Artillerie, zur Vertheidigung der Retranschements auf der Nehrung, in Pillau nachgelassen hat. Am 17. (29.) attakirte der Oberste Tschernosubow 4 vom Donschen Truppenkorps, mit dem Regimente seines Nahmens und dem des Oberstlieutenants Karaßow, bey dem Dorfe Pölten die feindliche Avantgarde, welche 200 Mann Infanterie, und 2 Eskadronen Kavallerie stark, aus Willenberg ausgerückt war, und den Weg nach Mischenz verfolgte, trieb dieselbe bis selbst zu ihren Kolonnen zurück, griff sodann auch hier den Feind auf beyden Flanken an, zwang ihn zum Rückzuge, und verfolgte ihn bis Willenberg. Der Verlust auf feindlicher Seite war nicht gering; unserer Seits sind 5 Kosaken verwundet. Am 18. (30.) näherte sich eine feindliche Parthey von 500 Mann Infanterie und 50 Mann Kavallerie dem Dorfe Jedwabno; sie wurde hier von unserer Patrouille entgegen genommen, welcher über dieselbe herfiel, und sie zwang zu retiriren. Unserer Seits wurde 1 Kosak verwundet. In dieser Zeit hatten sich 21 feindliche Ueberläufer bey unserer Armee eingefunden. -- Das Korps des Generallieutenants Tutschkow ist, da er selbiges wegen der ihm zugestossenen Krankheit nicht kommandiren kann, dem Generallieutenant, Grafen Tolstoi, anvertraut, und an dessen Stelle der Generallieutenant, Fürst Gortschakow, bestimmt. Am 21. May (2. Jun.) ward das Hauptquartier nach Heilsberg verlegt. Von dem Generallieutenant Platow ist der Bericht eingegangen, daß am 19. (31.) May der Chorunshji Agapow, welcher von dem Dorfe Noraiten ausgeschickt war, um auf dem Wege nach Cothen zu patrouilliren, nachdem er das Dorf Dlushez passirt, erfahren habe, daß in dem Dorfe Jedwabno nur 20 Mann Feinde befindlich seyen; er gieng daher unverzüglich dahin, und fiel, nachdem er sich dem Dorfe genähert, über das feindliche Piket her, und machte 5 Mann auf dem Platze nieder. Um diese Zeit rückte der in diesem Dorfe sich verborgen gehaltene Feind, 800 Mann Infanterie und 4 Eskadronen Kavallerie stark, aus dem Dorfe, attakirte theils mit Kavallerie das Kommando von Agapow von zwey Seiten, und schnitt demselben den Weg, auf welchem er gekommen war, nach dem Dorfe Dlushez ab. Wegen der grossen Ueberlegenheit der feindlichen Macht zog sich nun Agapow durch einen Morast nach dem Walde nach Burdungen hin, zurück, und hielt den Feind in seinem Ungestüm auf. Da inzwischen der in Passenheim stehende Oberstlieutenant Ilowaiskji 8 von Agapow die Nachricht erhalten hatte, daß er vom Feinde stark gedrängt werde, so detaschirte er demselben sogleich zur Unterstützung den Truppen-Aeltesten Sulin 7 mit 300 Kosaken. Sobald sich Sulin Burdungen genähert hatte, befahl er dem Jessaul Kolobrodow auf das eiligste mit 100 Kosaken vorwärts zu sprengen, sich mit Agapow zu vereinigen, sodann mit dem Feinde ein Gewehrfeuer zu unterhalten, und denselben nach dem Dorfe hinzuziehen, wo Sulin sich mit den übrigen zum Losschlagen fertigen 200 Kosaken verborgen hielt. Der Feind warf sich mit Heftigkeit auf dies Kommando; sobald man aber denselben bis nach dem Punkte hingebracht hatte, wo Sulin sich befand, so nach dieser letztere den Feind mit den Piken entgegen, warf ihn, und verfolgte den in Unordnung fliehenden Feind bis über Jedwabno hinaus nach dem Walde, wo es nun nicht mehr möglich war, ihn weiter zu verfolgen. Bey dieser Gelegenheit sind dem Feinde nicht weniger als 70 Mann getödtet, viele sind verwundet, und ein Gemeiner, welcher sich nicht ergeben wollte, ist mit Wunden bedeckt, gefangen genommen. Unserer Seits ist 1 Kosak getödtet, und 1 Urädnik und 1 Kosak verwundet. Am 23. May (4. Jun.) ward das Hauptquartier nach Arensdorf verlegt."

Auszug aus dreyen Berichten des Oberbefehlshabers der Armee, Generals Baron Benningsen:

Erster. Vom 24. May (5. Jun.) 1807 vom Schlachtfelde bey Guttstadt. "Ich habe das Glück, Ewr. kaiserl. Majestät zu berichten, daß der Marschall Ney heute mit seinem Korps geschlagen ist, und der General Roger, einige Offiziere, und gegen 1000 Soldaten gefangen genommen worden sind. Unser Verlust ist unbedeutend; geblieben sind weniger; aber leider sind verwundet der Generallieutenant Graf Ostermann und der Generalmajor Somow, ersterer ins Bein, und letzterer in den Arm. Der Angriff geschah nach der Ewr. kaiserl. Majestät bekannten Disposizion; während der Schlacht, welche auf der linken Seite der Alle Statt fand, atatkirte der Generallieutenant Fürst Gortschakow Guttstadt, und nahm es, machte 150 Mann darin zu Gefangenen, und erbeutete ein feindliches Magazin. An diesem Tage hat der Feind gegen 2000 an Getödteten verloren. Die Truppen Ewr. kaiserl. Majestät verfolgten den Feind gegen 4 Meilen; morgen mit Tagesanbruch werden sie ihn noch weiter verfolgen."

Zweyter. Vom 25. May (6. Jun.) vom Schlachtfelde zwischen Depin und Heiligenthal. "Heute früh Morgens um 3 Uhr giengen die Truppen Ewr. kaiserl. Majestät wieder vorwärts. Sobald sie in Ankendorf angekommen waren, wo der Marschall Ney mit seinem Korps in einer vortheilhaften Posizion in Schlachtordnung stand, ließ ich ihn von zwey Flanken angreifen, während Fürst Bagration das Dorf Heiligenthal überfiel. Der Feind war gezwungen, auf allen Punkten zu weichen; er wurde bis zur Passarge zurückgetrieben. Der Feind hat grossen Verlust erlitten, unter andern ist der General Dufahi gefährlich verwundet. An diesen beyden Tagen haben wir gegen 60 Stabs- und Oberoffiziere, und wenigstens 1500 Gemeine zu Gefangenen gemacht, und 2 Kanonen erobert. In der Folge werde ich nicht unterlassen, Ewr. kaiserl. Majestät die umständlichen Berichte von diesen Schlachten zu übergeben. Gestern kommandirten Se. kaiserl. Hoheit Großfürst Konstantin Pawlowitsch zur Unterstützung des Generallieutenants Doktorow das Leibgarde-Jägerregiment; es hat so ausgezeichnet operirt, daß es die Verwunderung der ganzen Armee auf sich gezogen hat. Der Oberste, Graf Saint Priest, hat eine Wunde ins Bein erhalten, sein Bruder, der Sekondlieutenant Graf Saint Priest, ist geblieben, eben so auch der Kapitän Wulf und der Lieutenant Ogon-Dogonowskji. Graf Strogonow hat gestern mit dem Atamans-Kosakenregimente, welches der Generallieutenant Platow unter dessen Befehl gegeben hat, eine ausgezeichnete Heldenthat gethan. Er setzte schwimmend über die Alle, attakirte augenblicklich den Feind, schlug ihn, machte wenigstens 1000 Mann auf dem Platze nieder, und nahm 4 Stabsoffiziere, 21 Oberoffiziere und 360 Gemeine gefangen."

Dritter. Ankendorf, vom 26. May (7. Jun.) "Die Kette unserer Avantgarde erstreckt sich längs der Passarge. Das Hauptquartier kommt nach Glotau. Heute haben die Kosaken einen wichtigen Dienst geleistet: dreyhundert derselben setzten schwimmend über die Passarge zwey Meilen hinter dem Feinde, und erbeuteten 40 Fuhren mit Pulver, Bomben und Granaten, nachdem sie die feindliche Konvoy theils niedergemacht, theils gefangen genommen hatten. Da es ihnen nicht möglich war, diese Fuhren über die Passarge zu bringen, so vernichteten die diesen sämmtlichen Kriegsbedarf, vermittelst eines Steges, den sie auf eine gewisse Entfernung mit Pulver bestreueten, und dasselbe am andern Ende anzündeten, wodurch in einem Huy alle Fuhren in die Luft gesprengt wurden. Das entsetzliche Krachen der Explosion bewirkte bey beyden Armeen einen grossen Allarm."

Bericht des Oberbefehlshabers der Armee, Generals Baron Benningsen, vom 29. May (10. Jun.), vom Schlachtfelde bey Heilsberg, um Mitternacht:

"Heute gegen Mittag attakirte Bonaparte mit seiner ganzen Macht die Armee Ewr. kaiserl. Majestät in der Posizion an der linken Seite der Alle, wo sich bloß Fürst Gortschakow und Graf Kamenskji, welche diesen Morgen vom General L'Estocq daselbst angekommen waren, befanden. Einige Zeit vor dem Angriffe hatte ich noch des Morgens den Fürsten Bagration nach Lahna detaschirt, welcher sogleich nach seiner Ankunft daselbst von solch einer überlegenen feindlichen Macht angegriffen wurde, daß er genöthigt war, sich zurückzuziehen. Ich ließ von der andern Seite einen grossen Theil der Truppen vorrücken, und dieselbe Posizion nehmen, während 14 Bataillons, worunter 9 Garde-Bataillons und ein Theil Kavallerie begriffen waren, in Reserve blieben. Das Feuer wurde nun auf allen Punkten eröffnet, und der Feind war bald gezwungen zu retiriren, und das Schlachtfeld dem tapfern Kriegsheere Ewr. kaiserl. Majestät, welches sich an diesem Tage mit neuem Ruhme gekrönt hat, zu überlassen. Jetzt kann ich den Verlust noch nicht mit Genauigkeit bestimmen, aber es muß von beyden Seiten sehr ansehnlich seyn; auch kann jetzt die Zahl der genommenen Gefangenen, und der dem Feinde abgeschlagenen Kanonen und Fahnen nicht angegeben werden. Eine mit zugestellte Fahne, nehmlich des 55. Regiments, lege ich hierbey zu den Füssen Ewr. kaiserl. Majestät. Der Feind wurde eine ganze Meile vom Schlachtfelde verfolgt. Zum größten Leidwesen sind in dieser Schlacht geblieben: die Generalmajors Koshin und Warnek; verwundet sind: der Generallieutenant Doktorow, die Generalmajors Werderewskji, Prinz von Meklenburg, Fock, Passek, Alßusjew und Duca. Die Schlacht dauerte vom Mittag bis um 11 Uhr Abends. Die tiefe Finsterniß der Nacht verhinderte uns, den Feind weiter zu verfolgen. Es bleibt nun zu wissen übrig, ob Bonaparte uns morgen aufs neue zu attakiren unternehmen wird? Von den Gefangenen weiß man, daß seine ganze Reserve von 20 Bataillonen und die Garde ebenfalls an der Attake Theil genommen haben, und eben so, wie seine übrigen Regimenter, geworfen worden sind."

Bericht von den letzten Kriegs-Operazionen zwischen der Russisch-kaiserlichen und der Französischen Armee:

"Den andern Tag nach dem über die Franzosen erfochtenen Siege bey Heilsberg, nehmlich den 30. May (11. Jun.), blieb die Russische Armee in ihrer vorigen Stellung, in der Erwartung, ob der Feind nicht eine neue Attake unternehmen werde; allein die Französische Armee begnügte sich schon damit, daß, indem sie sich links zog, sie unsere rechte Flanke umgieng, und der Marschall Davoust, nachdem er den Wald passirt war, seine Truppen und Scharfschützen ins Feuer zu führen begann. Der en Chef kommandirende General Benningsen verstärkte dagegen seine rechte Flanke, stand vier Stunden hintereinander in Schlachtordnung, und bot dem Feinde eine Schlacht an, ward aber von demselben nicht angegriffen. -- Die Französische Armee setzte ihre Bewegung links fort, und kam dadurch auf den Weg nach Königsberg durch Landsberg, weswegen der General Benningsen dem Generalmajor Grafen Kamenskji unverzüglich den Befehl ertheilte, mit seinem Korps in Vereinigung mit dem Generallieutenant Lestocq zu marschiren, selbst aber rückte er mit der ganzen Armee nach Bartenstein, nachdem er vorher befohlen hatte, das kleine Magazin in Heilsberg zu vernichten. Am 31. May (12. Jun.) bestätigte sich durch einen aufgefangenen Französischen Kurier die feindliche Richtung nach Königsberg. Die Russische Armee setzte ihre Bewegung längs der Alle fort, und nahm das Hauptquartier zu Schippenbeil. Den 1. (13.) Juny ward die ganze Reserve und ein Theil Kavallerie nach Friedland detaschirt. Drey Französische Kavallerieregimenter, die zuvor dort angekommen waren, wurden geschlagen und vertrieben. Auch unsere ganze Armee zog sich nach Friedland. -- Der 2. (14.) Juny war der Tag einer blutigen Schlacht. Um 5 Uhr des Morgens eröffnete der Feind die Attake. Nach Versicherung der Gefangenen bestanden die feindlichen Truppen bloß aus dem Korps des Generals Oudinot; allein bald zeigte sich die ganze Französische Armee in überlegener Macht. Unsere Truppen behaupteten standhaft die von ihnen eingenommene Posizion, und schlugen die heftigen Angriffe alle mannhaft zurück; ganze feindliche Kolonnen wurden aufgerieben, wobey auch eine Fahne erobert wurde. Vierzehn Stunden dauerte die Schlacht, und die sämmtlichen Anstrengungen des Feindes scheiterten an der Standhaftigkeit und dem Muthe der Russischen Krieger; allein um 7 Uhr des Abends erneuerten frische und starke feindliche Kolonnen, unterstützt von Kavallerie, die Attake, warfen sich mit ausserordentlicher Heftigkeit im Sturm-Marsch auf das Zentrum der Armee, und brachten es zum Wanken. Unsere Truppen zogen sich über die Alle, und verfolgten den Weg nach Allenburg. Unser Verlust in dieser Schlacht erstreckt sich an Getödteten und Verwundeten bis auf zehntausend Mann. Unter der Zahl der erstern befinden sich die Generalmajors Baron Pahlen und Masowskji und der Oberst Kern, unter den letzteren der Generallieutenant Essen 1, und die Generalmajors Steinhell, Sukin und Markow. Der feindliche Verlust muß gleichermassen sehr groß seyn. -- Den 3. (15.) Juny marschirten unsere Truppen von Allenburg nach Wehlau, und nahmen die Posizion auf dem rechten Ufer des Pregels. Da nun zwey aufs neue formirte Divisionen zu unserer Armee in Anmarsch waren, und sich schon dem Niemen (Memel) näherten, so entschloß sich der en Chef kommandirende General Benningsen, nach Tilsit hinauf zu rücken, um sich mit denselben zu vereinigen. Unterdessen hielt der Feind diese Bewegung nicht nur nicht auf, sondern verhinderte auch die Vereinigung des Korps des Generallieutenants Lestocq mit der Armee nicht, so schwierig sie auch war. Die grosse Anstrengung desselben und der ausserordentliche Verlust bey Friedland erlaubten ihm keine neue Unternehmungen; es fielen bloß einige Gefechte mit der Arriergarde vor. -- Den 6. (18.) Juny näherte sich unsere Armee der Stadt Tilsit, und nachdem vorher alle schwere Bagage passirt war, setzte sie endlich selbst über, und nahm ihre Stellung auf der grossen Ebene, Tilsit gegenüber, auf der rechten Seite des Niemen (Memel). Nachdem sie diese vortheilhafte Stellung genommen hatte, und die Vereinigung mit den neuen schon herankommenden Truppen erwartete, fertigte der Oberbefehlshaber einen Parlementär nach der feindlichen Armee ab, mit dem Antrage, daß die Kriegs-Operazionen auf eine Zeit eingestellt werden möchten, in Folge dessen ein von der feindlichen Armee abgefertigter Parlementär zu wissen gab, daß man zu Unterhandlungen bereit sey.

Vorfälle bey dem Korps des Generallieutenants v. L'Estocq.[]

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Vorfälle bey dem Korps des Generallieutenants v. L'Estocq, vom 15. (27.) bis 23. Febr. (7. März):

"Aus dem Hauptquartier Allenburg. Den 15. (27.) Febr. blieb das Korps bis auf kleine Abänderungen der Vorposten unverändert stehen. Es wurden verschiedene Rekognoszirungen von mehreren Punkten aus vorgenommen, und mehrere Gefangene gemacht. Am 16. geschah eine Expedizion gegen die feindlichen Vorposten auf dem rechten Ufer der Alle in Allenau. Selbige wurde von dem Majors v. Wedel und v. Ziethen kommandirt, und bestand aus 6 Preussischen Eskadrons und dem Grenadier-Bataillon des Russischen Regiments Wiburg. Man fand Kloschenen unbesetzt, hingegen in Allenau einen feindlichen Posten von Infanterie und Kavallerie. Die Spitze der Hussaren wartete die ihr folgende Infanterie nicht ab, warf sie mit Ungestüm auf den Feind, trieb ihn durchs Dorf, und warf ihn bis gegen Friedland zurück. Als hierauf unsere Infanterie hier ankam, tirallirte solche den Feind mit vieler Kontenance. Der Endzweck der Expedizion war erreicht, man besetzte Allenau mit einer Eskadron Hussaren, und einer Kompagnie vom Wiburgischen Regiment. Zu gleicher Zeit war ein Kommando des Hussaren-Regiments v. Pleß, auf dem linken Ufer der Alle gegen Friedland vorgedrungen, und hatte den gegenüber stehenden Feind zurückgedrängt. Unser Verlust bestand an diesem Tage aus 1 Mann von der Infanterie, 3 Hussaren und 4 Pferde blessirt, und 2 Pferde todt. Der Verlust des Feindes läßt sich nicht genau bestimmen, jedoch war er nach allem Anschein grösser; die Stärke desselben, die sich zeigte, betrug ungefähr 500 Mann. Am 17. (1. März) wurde Friedland von unseren Truppen besetzt; mehrere Nachrichten stimmten überein, daß sich vom Feinde alles gegen Bartenstein wendete. Das Korps blieb daher in seiner Kantonirung bey Allenburg ungestöhrt, nur einzelne Detaschements und Patrouillen giengen zur Observirung desselben nach, und brachten einige 30 Mann Gefangene ein. Die am 18. Febr. (2. März) früh eingegangenen Rapporte bestätigten zwar den Rückzug des Feindes nach Bartenstein, indessen hatten unsere Patrouillen doch nicht weiter als bis Wicken kommen können, weil sie dabey auf die feindlichen Vorposten gestössen waren. Der General v. L'Estocq beschloß daher, mit dem Hauptkorps sogleich bis Friedland vorzugehen, und in dieser neuen Stellung die weitern Befehle des kommandirenden Generals en Chef, Freyherrn v. Beningsen Exzell. zu erwarten. Den 10. (3. März) blieb man in derselben unverändert stehen, theils weil die Verpflegung dieses Korps diesen Stillstand durchaus erforderlich machte, theils auch, um der Division des Generals Sedmorazkji, welche den 18. die Gegend von Angerburg erreichen sollte, Zeit zu ihrer Annäherung zu lassen, und die Vereinigung derselben mit der Hauptarmee zu erleichtern. Man erfuhr, daß sich der Feind bis auf 1/4 Meile diesseits Bartenstein zurückgezogen habe; hierauf rückten die Vorposten bis in diese Gegend vor, und es wurden dabey mehrere Gefangene eingebracht. Den 20. (4. März) marschirte das Korps nach Domnau. Bald nach der Ankunft daselbst wurde von den Vorposten des linken Flügels der Abzug des Feindes von Bartenstein gemeldet; die letzten Truppen wurden von den unserigen bis auf eine beträchtliche Strecke verfolgt, und von der bereits angefangenen Vernichtung der Brücke verjagt; Bartenstein wurde von uns besetzt, mehrere Gefangene eingebracht, und der Feind zog sich nach Heilsberg zurück. Den 21. (5. März) wurden die leichten Truppen des Korps noch mehr vorgeschoben, und mit einiger Infanterie und Kavallerie verstärkt. Der Major v. Arnim vom Kuirassierregiment vak. v. Baillodz, hatte mit seiner Eskadron bey Bischoffstein an diesem Tage eine sehr rühmliche Affaire, wo er sich nicht allein gegen 600 Mann feindlicher Kavallerie, welche 1000 Mann Infanterie zum Soutien hatte, behauptete, sondern auch Gefangene machte. Den 22. (6. März) marschirte das Korps, nachdem es sich mit Brod und Fourage so viel als möglich versehen hatte, vom Domnau nach der Gegend von Bartenstein, woselbst auch das Hauptquartier genommen wurde. Die Avantgarde unter dem Obersten v. Stutterheim, sollte Heilsberg und beyde Ufer der Alle okkupiren, und ihre Vorposten mit der Russischen Avantgarde unter dem General Platow in Verbindung setzen. Heilsberg so wie Guttstadt und Bischoffstein waren nach allen eingegangenen Nachrichten noch vom Feinde besetzt; indessen war die Avantgarde des Korps durch Infanterie und Kavallerie verstärkt worden, und nun stark genug, um selbst etwas mit Nachdruck unternehmen zu können. Der Feind in Heilsberg war ein Regiment Infanterie und 600 Mann Kavallerie stark. Der Oberst v. Stutterheim griff ihn ohne weitern Verzug mit 150 Füsilier und 4 Eskadronen an, und warf ihn aus der Stadt heraus; er versuchte zwar, sich wieder hinter derselben zu setzen, allein nachdem die beyden Grenadierbataillons Fabecki und Schlieffen nebst 1 Kanone herangekommen waren, so fand er es dienlich, sich durch die Flucht in Sicherheit zu setzen. An diesem Tag verließ der Feind Bischoffstein aus freyen Stücken; es wurde von dem Detaschement des Majors v. Arnim besetzt, und er erhielt nun den Befehl, in Verbindung mit dem General Denißow, in der Direkzion auf Seeburg den Feind so weit als möglich zu verfolgen. Am 23. (7. März) sollte mit dem ganzen Korps bis in die Gegend von Heilsberg vorgerückt werden. Indessen erhielt der Generallieutenant v. L'Estocq vom kommandirenden General den Befehl, daß das Korps an diesem Tage bis Heilsberg, den andern Tag nach Wormditt marschiren sollte, um sich mit dem Korps der Generals v. Plötz zu verbinden. Nachmittags wurde der erstere Marsch nach der Gegend von Heilsberg exekutirt, und die Avantgarde kam eine und eine halbe Meile davon größtentheils auf dem linken Ufer der Alle zu stehen.

Fortsetzung der Vorfälle bey dem Korps des Generallieutenants v. L'Estocq vom 24. Febr. (8. März) bis inkl. 6. (18.) März.

"Am 24. Febr. (8. März) brach das Korps wieder auf, konnte aber der schlechten Wege halber nicht weiter als bis auf 1 Meile diesseits Wormditt kommen; das Hauptquartier wurde nach Specwarten gelegt; der Feind stand in Guttstadt und der Gegend. Der Major v. Arnim vom Kuirassierregiment vakant v. Baillod, rapportirte aus Sensburg, daß er den Feind am vorigen Tage aus Sensburg delogirt habe, wozu der Lieutenant v. Müller vom Kuirassierregiment vak. v. Wagenfeld durch sein rasches und kühnes Vorgehen sehr viel beygetragen hatte; der Feind wäre darauf größtentheils auf Bischoffsburg, und ein kleiner Theil auf Wartenburg zurückgegangen. Das Plötzsche Korps marschirte am diesem Tage aus der Gegend von Hoppenbruch nach der von Heiligenbeil; die Vorposten-Brigade dieses Korps, unter dem Obersten v. Malzahn, welche bis Braunsberg vorrückte, hatte dabey eine sehr rühmliche Affaire gegen den sehr überlegenen Feind. Es bestand derselbe nehmlich aus dem 2. Hussaren-, dem 9. leichten und 32. Linien-Infanterieregiment. Der Oberst v. Mahlzahn hatte dagegen nur die beyden schwachen Füsilier-Bataillons v. Bülow und v. Wolfradt, und das 2. Bataillon v. Pritwitz Hussaren, unter dem Major v. Roche-Aymont. Beym Einrücken der Brigade in Braunsberg wurden die jenseits postirten Feldwachen der Hussaren vom Feinde angegriffen, und durch Uebermacht zum Weichen gebracht. Der Major v. Roche-Aymont eilte sogleich mit dem 2. Bataillon v. Pritwitz vor, und dem Feind entgegen. Er traf dessen Avantgarde bereits in der Vorstadt, griff ihn sogleich an, und warf ihn zurück. Die beyden Füsilier-Bataillons folgten rasch nach. Es entstand ein hitziges Gefecht, wodurch der Feind gezwungen wurde, sich mit bedeutendem Verlust über Zagern nach Groß-Tromp zurückzuziehen. Der Preussische Verlust bestand in 7 Todten, 18 Blessirten und 30 Pferden, wovon nur 3 gefangen wurden. Der feindliche Verlust dagegen beträgt allein, nach dem, was uns darüber bekannt gemacht worden ist, 31 Todte und an Gefangenen 2 Offiziers, 9 Gemeine und 3 Pferde. Sieben schwer und mehrere leicht Blessirte nahm der Feind mit sich, und mithin muß sein Verlust mehr als doppelt so groß als der Preussische gewesen seyn. Am 25. Febr. (9. März) marschirte das v. L'Estocqsche Korps nach der Gegend von Wormditt. Es wurden die Brücken der Passarge mit den gehörigen Detaschements besetzt. Bey Spanden fand man Widerstand, der Feind war über 1000 Mann stark, die erste Division des Korps marschirte auf, und es kam zum Kanonen- und kleinen Gewehrfeuer. Da man indessen nicht die Absicht hatte, die Brücke gewaltsam zu okkupiren, so begnügte man sich, ein gemischtes Detaschement zur Beobachtung derselben verdeckt aufzustellen, und die übrigen Truppen giengen in ihre Quartiere zurück. Der Verlust der Preussen bey dieser Affaire war unbedeutend, der des Feindes läßt sich nicht ganz genau bestimmen. Den 26. Febr. (10. März) früh entstand ein Tiralliren bey der Brücke von Sporhenen, welches aber bald in ein Artillerie-Feuer übergieng. Der Feind schoß aus 2 Kanonen und 1 Haubitze. Von den Preussen rückte die halbe reitende Batterie v. Bredow aus Albersdorf vor, und kanonirte den Feind; das Grenadier-Bataillon v. Fabecki diente der Batterie als Soutien. Das Feuer hörte jedoch von beyden Seiten bald wieder auf, weil die Passarge beyde Theile von einander trennte, und der Verlust der Preussen bestand in 2 Todten und einige Blessirten. Die Nachrichten, die man an diesem Tage erhielt, stimmten dahin überein, daß man es mit dem ganzen Bernadotteschen Korps, welches in der Schlacht bey Preussisch-Eylau nicht zugegen gewesen, und mithin sehr an Truppenzahl überlegen seyn mußte, zu thun hatte. Es war daher sehr daran gelegen, sich vor einem entscheidenden Gefecht, erst mit dem Korps des Generals v. Plötz zu verbinden. Diesen Tag Abends erhielt man nun leider die Nachricht, daß Braunsberg schon vom Feinde besetzt, und das Plötzsche Korps zurückgedrängt worden sey. Alles deutete dahin, daß der Feind eine grosse Stärke in jene Gegend hingezogen haben müsse, und die schnelle Vereinigung mit dem Plötzschen Korps, war um so dringender. Das v. L'Estocqsche Korps marschirte also den 27. Febr. (11. März) nach Plaswig; die Uebergänge über die Passarge waren gehörig besetzt, der Marsch wurde durch nichts unterbrochen. Bey Alken wurde der zunächst an der Brücke gelegene Krug, durch das Russische Geschütz in Brand gesteckt; der Feind zog sich im vollen Lauf zurück; eben so wenig wurde auch auf andern Punkten von ihm Widerstand gezeigt. Den 28. (12. März) fiel bey dem v. L'Estocqschen Korps nichts von Bedeutung vor. Der Feind hatte in der Nacht zuvor die Brücke bey Braunsberg abgebrannt, und sich nach der Altstadt zurückgezogen. Das Plötzsche Korps rückte diesen Tag aus der Kantonirung bey Bladlau wieder nach Heiligenbeil vor. Den 1. (13. März) veränderten beyde Preussische Korps ihre Stellung; sie wurden wieder innig vereint, und nach der neuen Ordre de Bataille in die Quartiere verlegt. Das Hauptquartier des Generallieutenants v. L'Estocq kam nach Peterswalde. An diesem Tage traf die Russische Division des Generallieutenants v. Tutschkow in und bey Mehlsak ein, um nach der Intenzion des kommandirenden Generals en Chef, Freyherr v. Beningsen Exzellens, mit dem v. L'Estocqschen Korps gemeinschaftlich zu operiren. Den 2. (14.) März verblieb das Korps in seiner Stellung bey Plaswig. Bey den Vorposten des rechten Flügels ereignete sich ein Vorfall, der einen neuen Beweis liefert, wie wenig der Feind die bisher unter gesitteten Völkern gebräuchlichen Formen einer gewissen Loyalität beobachtet. Eine Patrouille Blücherscher Hussaren sah bey dem Dorfe Alt-Passarge in der Ferne einen feindlichen Trupp von 24 Mann Infanterie und Kavallerie, welcher sich übers Eis näherte. Der Patrouille legte sich ins Versteck, nahm den Zeitpunkt war, wo der Trupp so in die Nähe kam, daß sie sich zur rechten Zeit auf ihn stürzen konnte, und bekam durch diesen kühnen und unerwarteren Angriff einen Obersten, einen Trompeter und 4 Gemeine gefangen; die übrigen entwischten. Sobald die Infanterie sich entdeckt sah, gab sie Feuer; die Kavallerie hatte den Säbel gezogen, und nach diesen Symptomen zu urtheilen, war allerdings wohl sehr bestimmt zu glauben, daß man wohl feindliche Absichten im Begriff hatte, und es war daher nichts natürlicher, als daß man unserer Seits diesen Koup ausführte. Höchst sonderbar war es deßhalb, als der Oberst nach seiner Gefangennehmung Parlamentair zu seyn vorgab, und vom Divisions-General Dupont von Braunsberg herüber geschickt seyn wollte, um einen Kartell zwischen den Vorposten zu schliessen, die sich ganz und gar nicht beunruhigten. Die Absicht war wohl sehr leicht zu begreifen, und bestand sehr wahrscheinlich darin, daß man sich erkundigen wollte, ob nicht auf dieser Seite, durch Hilfe des Eises, unsere Vorposten tournirt werden konnten, und im Falle diese Gegend nicht gehörig beobachtet worden wäre, so hätte man die Vorposten-Brigade des Obersten Wietsbizki, welche in der Gegend von Grunau stand, zu überfallen und aufzuheben gesucht. Unbegreiflich ist es daher, daß man Französischer Seits diesen Bruch der Kriegsgesetze unterstützte, und die Befreyung des Obersten verlangte, der doch sehr rechtmässig gefangen war. Es wurde indessen der Anmuthung nicht gewillfahret, er erfolgte nicht zurück, weil er sich, wenn er auch vielleicht die Bestimmung als Parlamentair gehabt hätte, doch der Rechte desselben durch sein feindseliges Benehmen verlustig gemacht hatte, und wurde in Kriegsgefangenschaft nach Pillau abgeschickt. Den 3. (15.) März stand das Korps nach der Verordnung des Russisch-kaierl. kommandirenden Generals, Freyherrn v. Beningsen, zwischen Mehlsak und Heiligenbeil in Kantonirung. Am Vormittag lief die Nachricht von den Vorposten des rechten Flügels ein, daß der Feind mit 4 Bataillons und einiger Kavallerie bey Braunsberg auf Kähnen, die mit Brettern belegt waren, die Passarge passirt hätte, und auch bis zum Gehölze gegen Grunau vorgedrungen sey. Die Vorposten-Brigade des Obersten v. Wiersbizki hatte sich dieserhalb etwas zurückziehen müssen, indessen war wegen des wenigen Nachdrucks, mit dem der Feind agirte, zu vermuthen, daß er bloß eine Demonstrazion hatte machen wollen, und dies bestätigte sich aus mehreren Nachrichten, die man in Bezug hierauf von andern Posten weiter oberhalb des Flusses erhielt. Der Feind hatte die Passarge bey Alken und Sporthenen passirt, und Wormditt besetzt, welches die Russen geräumt hatten. Die Truppen wurden daher so dislozirt, daß man auf jedes Unternehmen des Feindes vorbereitet, und zugleich im Stande war, in Verbindung mit den Russischen Truppen, wenn es nothwendig seyn sollte, weiter links zu agiren. Gegen Abend wurde vom Feinde gegen die Vorposten-Brigade des Obersten Wiersbizki scharmuzirt, war aber nicht von bedeutenden Folgen. Am 4. (16.) des Morgens wurden alle gewöhnlichen Anstalten getroffen, um dem Feinde, wenn er unruhig werden sollte, mit Kraft entgegen wirken zu können. Die Bewegungen des Feindes in Guttstadt und Allenstein bewogen den kommandirenden General v. Beningsen, die Russische Hauptarmee bey Frauendorf, in der Gegend von Heilsberg zu konzentriren, weßhalb die Russischen Truppen aus der Gegend von Mehlsak abgerufen wurden. Das Korps des Generallieutenants v. L'Estocq blieb nun in dieser Gegend zurück, um die rechte Flanke der grossen Armee zu decken. Der feind verhielt sich bey Braunsberg nicht allein ganz ruhig, sondern es zogen sich auch in der Nacht die nach der Altstadt übergegangenen Truppen wieder nach der Neustadt zurück, worauf die Vorposten-Truppen wieder ihre vorige Stellung an der Passarge einnahmen."

Fortsetzung der Vorfälle bey dem Korps des Generallieutenants v. L'Estocq vom 17. (29.) bis 22. März (3. April).

"Den 17. (29.) März rückte das Korps gewisser Absichten wegen aus seiner Kantonnirung mit Tages Anbruch aus, und auf die ihm angewiesenen Punkte. Der Feind war des Morgens mit ungefähr 200 Mann nach Wuhsen vorgerückt, zog sich aber bey der Annäherung unserer Truppen sogleich wieder zurück. Sobald sich unsere Kolonnen der Passarge näherten, rückten die feindlichen Posten und ihre Soutiens aus, und man konnte daran ungefähr seine Stärke beurtheilen, welche von Lomitten an bis zur Plaswicher-Mühle höchstens etwa 2500 Mann zu betragen schien, wobey aber an mehreren Orten die Mühe bemerklich wurde, welche er sich gab, stärker zu erscheinen. Am Nachmittag rückten die Truppen in die ihnen angewiesenen Quartiere ein, und kamen zwischen Wormditt und Mehlsack zu liegen. Auch am 18. (30.) veränderte das Korps noch hin und wieder seine Quartiere, um jeden etwanigen feindlichen Angriff desto gelegener entgegen zu können. An den folgenden 4 Tagen geschahen keine wesentlichen Veränderungen in der Postirung des Korps. Der Feind verhielt sich durchgehends ganz ruhig, nur allein am 21. März (3. April) kam er seit dem 17. (29.) zum erstenmahle wieder nach dem Dorfe Wuhsen, um zu plündern, und den unglücklichen Einwohnern auch noch das Wenige zu nehmen, was ihnen übrig geblieben war. Das Unangenehmste war dabey, daß die Lage des Dorfes sich hiezu eignete, und man die Plünderung desselben durchaus nicht verhindern konnte. Es bestätigten sich die Nachrichten vom Feinde, daß er längs der Passarge nur kleine Detaschements ausgesetzt habe, davon die bey Lomitten, Spanden, und diesseits Braunsberg als Hauptposten anzusehen waren. In und bey Braunsberg sollen 2 Infanterieregimenter und 3 sehr schwache Kavallerieregimenter stehen. Die hergestellte Brücke war nur so eingerichtet, daß Fußgänger und einzelne Reiter mit Mühe herüberkommen konnten. Auf dem rechten Ufer der Passarge war in den Schanzen kein Geschütz befindlich; auf dem linken Ufer hatte der Feind abgesägte Baumstämme auf Hinterwägen zum Blendwerk in die Scharten gebracht; aber hinter der Stadt sollen noch, wie es heißt, 12 Kanonen, und 6 mit Kähnen beladene Wägen stehen. Mittelst letzteren erbaute er am 21. (3. April) auch eine Schiffbrücke, soll sie aber am Abend wieder abgebrochen haben. Die Besatzung plazirte sich öfters mit dem größten Theil des Abends hinter der Stadt, und kehrte erst mit Tagesanbruch wieder dahin zurück. Bey Spanden war die Brücke völlig wieder hergestellt, und auch einiges Geschütz in den dort befindlichen Brückenkopf herüber gebracht worden. Dieser bestand aus einer geschlossenen Redoute, die sich zu beyden Seiten mit einer Brustwehr-Linie an die Ufer der Passarge anschloß. Vor dem Graben war ein Verhack angelegt, und in demselben eine Reihe Pallisaden. Der einzige Eingang war durch Spanische Reiter verschlossen."

(Die Fortsetzung folgt.)


Fortsetzung der Vorfälle bey dem Korps des General-Lieutenants v. L'Estocq vom 23. bis 31. März (4. - 12. April).

"In diesen Tagen fiel zwischen den beyderseitigen Armee-Korps an der Passarge nichts von Erheblichkeit vor, und sowohl die Preussischen als Französischen Vorposten verblieben in der bisherigen Stellung, ohne sich im mindesten zu beunruhigen. Eben so wenig geschah in der Kantonirung des von L'Estocqschen Korps irgend eine bedeutende Abänderung, ausser dem, war zur Bequemlichkeit und Erleichterung für die Truppen als durchaus nothwendig erachtet wurde, und denen Erweiterungen der Quartiere im Rücken des Armee-Korps, welche die täglich eintreffende Hilfs- und Ersatz-Mannschaften erforderlich machten. Das Dorf Wuhsen blieb, fortwährend von beyden Theilen unbesetzt, nachdem der Feind alle Häuser rein ausgeleert, selbst die Kirche nicht verschont, und die armen wehrlosen Einwohner auf eine unter gesitteten Völkern beyspiellose grausame Art ausgeplündert hatte. Doch nicht Wuhsen allein erfuhr dies grausame Schicksal: Mangel und Elend war in denen vom Feinde besetzten Gegenden durch Plünderung und Gewaltthätigkeit überall auf den höchsten Grad gestiegen, und die Drohung beym Abmarsch, auch noch das übrig gebliebene Wenige vollends zu verheeren und einzuäschern, bewies die Gefühllosigkeit unserer Feinde, und brachte die unglücklichen Bewohner zur Verzweiflung. In der Nacht vom 27. zum 28. März (8. und 9. April) wurde auf der linken Flanke das Korps der Kosakenposten in Sommerfeld angegriffen und durch die Uebermacht verdrängt; am folgenden Morgen zog sich der Feind aber wieder zurück, und die Stellung der beyderseitigen Vorposten blieb unverändert. Alle Nachrichten, welche man von der Stellung des Feindes auf dem linken Ufer der Passarge eingezogen hatte, stimmten dahin überein, daß das Bernadottsche Korps im Allgemeinen keine wesentliche Abänderung erlitten hatte. Ein Theil desselben sollte in und bey Holland in enger Kantonirung liegen, ein kleiner Theil in Frauenburg, ein anderer, besonders Kavallerie, bey Elbing, und die übrigen Truppen wären längs der Passarge in der Nähe des Flusses auf den Dörfern vertheilt. Den 28. schienen die meisten der Posten an der Passarge durch andere Truppen abgelöst werden zu seyn, wogegen sich die alten Besatzungen zurückgezogen hatten. Bey Braunsberg waren nach erhaltenen Nachrichten den 28. (9. April) zwei Regimenter Insurgenten zur Verstärkung angekommen; an eben diesem Tage sollen 6 Stück Geschütz in die Schanze am Mehlsacker Thor gebracht worden seyn. In den übrigen Schanzen hingegen sollte kein Geschütz stehen. Indessen geschahen nach der einmal vom Feinde üblichen Art, hierin tägliche Abänderungen, von denen aber, da sie einmal bekannt sind, keine Notiz mehr genommen wird. Am 29. (10. April) wurde von den Vorposten gemeldet, daß der Feind in der Nacht bey Braunsberg sehr unruhig gewesen sey, und eine fertige gewordene Brücke wieder abgenommen habe. Auf dem rechten Flügel des Bernadottschen Korps wurden keine weiteren Veränderungen wahrgenommen, als daß der Feind bey Lomitten, innerhalb der dortigen Verschanzung noch einen neuen Abschnitt anlegte. Das Soultische Korps stand noch immer wie bisher mit einem Theile in und bey Liebstadt, mit einem andern zwischen der Passarge und der Alle vereinzelt, und ein Theil desselben sollte den 26. (7. April) gegen Guttstadt zu marschirt seyn, um den rechten Flügel der Französischen Armee bey Allenstein zu verstärken. Wahrscheinlich wurden diese Bewegungen nach dem rechten Flügel durch die glücklichen Gefechte veranlaßt, welche der Hetmann Platow, in der rechten Flanke und beynahe im Rücken des Feindes bey Allenstein, Hohenstein und Ortelsburg geliefert hatte."

Fortsetzung der Vorfälle beym L'Estocqschen Korps vom 1. (13.) bis 10. (22.) April.

"Soviel man bemerken könnte, hatte der Feind in den letzten Tagen des März alle seine Posten längs der Passarge, und zum Theil auch zwischen der Alle und Passarge durch frische Truppen abgelöst. Er verhielt sich übrigens ganz ruhig, ausser daß er den 4. (16.) und 5. (17.) mit einem starken Kommando von Infanterie und Kavallerie aufs neue eine Fouragierung im Dorfe Wuhsen unternahm. Ausserdem vermied derselbe mit grosser Behntsamkeit alle Feindseligkeiten; unsere Patrouillen näherten sich ihm auf eine sehr geringe Entfernung, ohne dabey nur im mindesten von ihm beunruhigt zu werden. Eine gewisse Aengstlichkeit, die er marquirte, bewies, daß er von uns angegriffen zu werden befürchtete: denn er vermehrte seine Posten, patrouillirte häufiger, und suchte, wie gewöhnlich, durch beständige Hin- und Hermärsche seine Stärke scheinbar darzustellen. Nach allen eingegangenen Nachrichten hatte sich die Stärke des Feindes mehr vermindert als vermehrt, und die ganze Stärke desselben, längs seiner Postirung an der Passarge bis Braunsberg, mochte nicht viel über 4000 Mann betragen, worunter nur sehr wenig Kavallerie war. Ueberhaupt ist sowohl vom Bernadotteschen, als Soultschen und Neyschen Korps der größte Theil der Kavallerie rückwärts verlegt worden, wozu wahrscheinlich der Mangel an Fourage Gelegenheit gegeben hat, welcher so groß ist, daß selbst von den zurückgebrachten Vorräthen wieder Transporte herbeygezogen werden mußten. In Liebstadt und Morungen sollten nur wenige Truppen stehen. In Liebstadt war, nach den letzten Nachrichten, noch das Hauptquartier des Marschalls Soult und das des Marschalls Ney in Guttstadt. Weder auf dem linken Flügel des Feindes längs der Passarge, noch auf seinem rechten Flügel nach Guttstadt und Allenstein hin, bemerkte man in diesen Tagen irgend eine Bewegung von besonderer Wichtigkeit; eine Fouragierung ausgenommen, welche der Feind am 7. (19.) sowohl von Allenstein aus nach Hochwalde, als auch zu gleicher Zeit von Lomitten über Oldersdorff gegen Wormditt machte. Die Expedizion wurde, erhaltener Nachrichten zufolge, von den Kosaken von Ilowaiskji vereitelt; die gegen Wormditt endigte sich gleichfalls zum Nachtheil des Feindes. Der Feind drang um 3 Uhr des Morgens mit 3 bis 400 Mann durch den Wald von Olbersdorff vor; er glückte ihm, die Kosaken und Preussische Feldwache, vom Kommando des Rittmeisters v. Busch, vom schwarzen Hussarenregiment, zurückzudrängen; als aber der Rittmeister dem Feinde mit 80 Pferde entgegenrückte, und 20 Pferde ihm seitwärts des Waldes in die rechte Flanke detaschirte, so kehrte er unverrichteter Sache wieder um. Durch das Flankenmanöver sah er sich von dem Wege über Olbersdorff abgedrängt, und war deshalb gezwungen, seitwärts von diesem Orte zurückzugehen, wodurch derselbe dann auch von der wahrscheinlich sonst erfolgten Plünderung verschont blieb. Ueberhaupt verdankte bey dieser Gelegenheit die Stadt und Gegend von Wormditt, der Entschlossenheit des Rittmeisters v. Busch und seinem geschickten Manöver gegen eine weitüberlegene Anzahl von Truppen, die Rettung. Unser Verlust bestand in 1 Pferd todt, und 1 Mann und 1 Pferd blessirt. Der Verlust des Feindes ist nicht gering gewesen, denn man sah, wie er mehrere Verwundete mit sich fortschleppte. Die Stellung des feindlichen Korps war, nach allen darüber erhaltenen Nachrichten, noch immer wie bisher verblieben. Der Marschall Bernadotte hatte den 5. (17.) April sein Hauptquartier noch zu Schlobitten; die Stärke seines Korps wird mit Einschluß eines Theils der Soultschen Kavallerie auf 15 bis 20,000 Mann geschätzt, davon ungefähr ein Drittheil, meistens Infanterie, längs der Passarge, der übrige Theil in und bey Preussisch-Holland, theils von Holland gegen Elbing, Marienburg und Morungen in Kantonirung steht. Es bestätigt sich, daß bereits vor 14 Tagen ein Theil der Soultschen und Neyschen Kavallerie durch Osterode, nach der Gegend von Löbau, zurückgegangen ist. Auch scheint es, daß sich der Feind immer mehr und mehr von Guttstadt und von seinem rechten Flügel gegen Osterode zurückzieht. Die Anzahl seiner Truppen zwischen der Alle und Passarge, in der Gegend von Guttstadt und Liebstadt, scheint nur noch 4 bis 5000 Mann zu betragen. Das Hauptquartier des Marschalls Ney soll seit Ausgang März, von Guttstadt nach Dietrichswalde an der Passarge zurückverlegt worden seyn. In der Stellung des Preussischen Korps wurden den 10. (22.) April einige Aenderungen vorgenommen, welche durch die nunmehr erfolgte bedeutende Retablirung des Korps veranlaßt worden sind."

Fortsetzung der Vorfälle beym L'Estocqschen Korps.

"Den 13. (25.) und 14. (26.) April geschah keine wesentliche Veränderung bey dem Korps; eben so wenig wurden dergleichen beym Feinde bemerkt. Ein grosses armirtes Preussisches Schiff, welches nebst 2 anderen kleinen Schiffen den 11. (23.) unweit des Ausflusses der Passarge angekommen war, verlor sich den 12. (24.) ausser Gesicht, und wie man bald nachher erfuhr, war es ihm gelungen, das Fahrwasser bey Elbing, durch Versenkung alter Fahrzeuge zu sperren, so daß dadurch das Auslaufen feindlicher Schiffe, deren bereits mehrere zu armiren angefangen seyn sollte, verhindert wurde. Den 14. (26.) kam ein zweytes grosses armirtes Schiff an die Stelle des ersteren bey der Passarge an, und als auch dieses seine Fahrt weiter fortsetzte, langte den 16. (28.) wieder ein drittes an, nebst einigen anderen kleinen Schiffen, welche als Kanonenböte die grössern begleiten. Ausser der Anordnung der im Haff stazionirten Preussischen Schiffe, wurden zur Vertheidigung der Küste, gegen einen feindlichen Versuch, gehörig starke Infanterie-Posten, mit der erforderlichen Anzahl von Artillerie ausgesetzt, und denselben starke Kavallerie-Soutiens gegeben, damit sie im Stande waren, den Feind mit dem gehörigen Nachdruck zu empfangen. Die Anzahl der zu diesem Zweck bestimmten Truppen wird ungefähr gegen 10,000 bis 12,000 Mann geschätzt, und ist mehrentheils von den Truppen genommen, welche sich bisher noch rückwärts und in Anmarsch sich befanden."

Fortsetzung der Vorfälle beym L'Estocqschen Korps:

"Den 14. (26.) April kamen Se. Majestät königl. Hoheit, der Prinz Wilhelm, Bruder Sr. Majestät des Königs, bey der Armee an, um dem Feldzuge beyzuwohnen. Der Feind verhielt sich fortwährend ganz ruhig, ausser daß er den 15. (27.) und 16. (28.) einen grossen Theil seiner, längs der Passarge postirten Infanterie und Kavallerie, durch andere Truppen ablöste, und öfters, seiner Gewohnheit gemäß, hin und her marschirte. Er zeigte fortwährend an verschiedenen Orten eine gewisse Aengstlichkeit angegriffen zu werden. In Neu-Passargendorf, wo bis dahin nur gewöhnlich einige 30 Mann die Wache gehabt hatten, bemerkte man den 17. (29.) des Morgens eine Verstärkung von ungefähr 100 Mann, die übrigens unsere, diesseits der Passarge, nahe dabey stehenden Posten, nicht beunruhigen. Die Patrouillen des Feindes giengen häufiger als sonst, er vermehrte seine einzelnen Posten, und fuhr fort sich hin und wieder zu verschanzen, besonders bey Alken, wo er ein verschanztes Lager für 2 bis 3000 Mann auf dem linken Ufer der Passarge zu Stande gebracht hatte. Eben so ruhig, wie an der Passarge, verhielt sich auch der Feind zwischen der Passarge und Alle, an der Linie von Liebstadt auf Guttstadt, wo man ebenfalls keine bedeutende Veränderungen in seinen Quartieren und seiner Stellung bemerkte. Die meisten der auf dieser Linie gelegenen Orte waren noch besetzt; eine Meile rückwärts stand wenig, und um Morungen fast gar nichts vom Feinde. Mehr schien er sich dagegen auf dem rechten Flügel bey Allenstein und Hohenstein verstärkt zu haben. Die größte Stärke des Feindes sollte immer noch zwischen Osterrode, Löbau, Lauterburg xc., das Gros der Kavallerie zwischen Strasburg und Rehden stehen. Den 19. (1. May) allarmirte der Feind wieder von Wolfsdorf her die Vorposten der Kosaken: als jedoch ein Kosakenregiment aus Vogtsdorf zum Soutien heranrückte, zog er sich sogleich eilfertig wieder zurück. Aus einigen Märschen des Feindes im Rücken seiner Postirung ließ sich vermuthen, daß seine größte Besorgniß nach dem rechten Flügel hin gerichtet war. Den 16. (28.) sollten 3 Infanterie-Regimenter bey Deppen die Passarge passirt, und ihren Weg nach Guttstadt fortgesetzt haben. Mehrere der rückwärts an der obern Passarge gestandenen Truppen sollten gegen Allenstein und Hohenstein hin marschirt seyn, zwischen der Alle und Passarge schien blos nur noch ein Theil des Neyschen Korps zu stehen, der größte Theil davon in und um Guttstadt, der Zwischenraum bis an die Passarge war nur schwach besetzt. Zwischen Alken und Spanden hatte der Feind seine Vorposten verstärkt, wahrscheinlich weil er hier einen Uebergang befürchtete. Bey Braunsberg sah man den 20. (2. May) einige hundert Mann Infanterie auf dem Wege von Frauenburg ankommen, auch sollte mehrere Artillerie nach Braunsberg gebracht worden seyn, indessen fuhr der Feind fort, die strengste Defensive zu beobachten, und schien ganz und gar nicht geneigt, aus derselben heraus treten zu wollen. Nach den Aussagen aller Ueberläufer, soll dem Feinde die Verpflegung äusserst schwierig werden. Indessen ist dies auch nicht anders möglich, da seine eigene Verwüstungen des Landes jene Folgen erzeugen, und frühzeitigen Mangel an Subsistenz herbeyführen mußten. Es sind die gewaltthätigsten Anstalten zur Herbeyschaffung der Lebensmittel und Getreid-Vorräthe aus dem Unter- und Oberlande getroffen; aller dieser Anstrengungen ungeachtet, soll aber dem grossen Bedarf nur sehr kärglich abgeholfen worden seyn."

Fortsetzung der Vorfälle beym Lestocqschen Korps:

"Der Feind machte in den Tagen vom 25. bis 27. April (7 - 9. May) längs der Passarge und der Linie seiner Posten, von der Passarge zur Alle, keine Bewegung von einiger Wichtigkeit. Das 4. Hussarenregiment, von der Division des Generals Dupont, wurde den 25. Apr. (7. May) in der Gegend von Zagern und Fehlau, von den grünen Hussaren abgelöst, und marschirte nach Braunsberg. Ausser denselben bestand die Garnison der Stadt in dieser Zeit, aus einem leichten und zwey Linien-Infanterieregimentern, nebst 10 Kanonen, davon 7 Stück diesseits der Stadt in den Schanzen, die übrigen 3 Stück jenseits der Stadt, auf dem Wege nach Preussisch-Holland, aufgefahren waren. Zusammen konnte diese Besatzung etwa 3 bis 4000 Mann betragen. Von Braunsberg bis Lomitten waren die Posten in ihrer bisherigen Stärke geblieben, ungeachtet der häufigen Hin- und Hermärsche, womit der Feind uns zu täuschen suchte. Beym v. Lestocqschen Korps geschah hiernach ebenfalls keine Veränderung, indem sämmtliche Posten so ausgesetzt waren, daß keine vor ihrer Fronte gemachte feindliche Bewegung ihrer Aufmerksamkeit entgehen konnte. Auf dem linken Flügel des Korps rückte den 25. April (7. May) Abends ein Russisch kaiserl. Infanterieregiment, mit 6 Kanonen, in Wormditt ein. Von Pillau erhielt man die Nachricht, daß den 24. Apr. (6. May) die neue Ausfahrt, welche sich der Feind bey Elbing zu verschaffen gesucht hatte, ungeachtet des geleisteten Widerstandes, glücklich gesperrt worden war. -- Der Feind verhielt sich fortwährend ruhig in seinen Kantonirungen an der Passarge, ausser daß er zuweilen auf unsere Patrouillen feuerte. Es wurde weder eine bedeutende Verstärkung noch Verminderung seiner Truppen bemerkt, denn obgleich er bey seinen Truppen, das Gerücht wegen angekommener Verstärkungen auszusprengen suchte, um ihre Lage in ein günstigeres Licht zu stellen, so war es dennoch gewiß, daß ausser einigen hundert Mann Italienischen Truppen und etwas Infanterie vom Korps des Marschalls Mortier aus Pommern, keine weiteren Verstärkungen bey dem feindlichen Armee-Korps angekommen waren. Bey Lomitten fuhr der Feind fort, an seinen Verschanzungen zu arbeiten. In der Chaine seiner Posten geschah keine Veränderung, ausgenommen, daß er seit einigen Tagen den Posten an der Pfahlbude, beym Braunsberger-Kanal, des Nachts verstärkte. Ueberall beobachtet er die strengste Defensive. Unsere Schiffahrt auf dem frischen Haff blieb völlig ungestöhrt vom Feinde. Er machte zwar einige Versuche, Truppen und Lebensmittel nach der Nehrung herüber zu schiffen, allein unsere armirten Schiffe verhinderten jede seiner Unternehmungen. Den 1. (13.) May bestand unsere Flotte bereits aus 16 armirten Fahrzeugen, davon ein Theil längs dem Strande des Haffs und an der Nehrung stazionirt war, der andere Theil im Haff selbst kreuzte. Der Feind soll daran arbeiten, sowohl in Elbing als Frauenburg auch seiner Seits Schiffe zu armiren und auslaufen zu lassen; indessen ist bey den getroffenen Maßregeln zu erwarten, daß diese Absicht dem Feinde nie gelingen werde."


Englische Parlamentsnachrichten.[]

[4]

[1808]

Die Sitzung vom 11ten im Oberhause ist äusserst interessant gewesen, und hier wollen wir den Lesern das Vorzüglichste mittheilen: Lord Grey machte die Motion, daß die Minister wegen Vorlegung der Korrespondenz zwischen der Englischen Regierung und den Höfen von Wien und Petersburg anzuhalten, auch suchte er die vorigen Minister gegen den Vorwurf, im letzten Landkrieg ihre Alliirten verlassen zu haben, zu rechtfertigen. Graf Moira unterstützte die Motion des Lord Grey und sagte unter andern: Er habe viel über die wahrscheinlichen Ereignisse des letzten Feldzugs nachgedacht, und niemals nur die Möglichkeit eines glücklichen Erfolgs finden können, eine unbedeutende Expedition oder eine blosse Diversion von unsrer Seit hätte einen Mann, wie Bonaparte, wohl niemals in Verlegenheit setzen können. Lord Hutchinson habe, vom Anfange des Feldzugs an, stets erklärt, daß er wenig oder gar keine Hofnung habe, daß die Operationen der alliirten Mächte, ein günstiges Resultat haben könnten. Die Schlacht von Eylau, die man als einen Sieg der Alliirten habe geltend machen wollen, sie entschieden zum Vortheile der Franzosen gewesen. Bonaparte, der sich besser, als irgend ein andrer Feldherr, auf militairische Anordnungen verstehe, habe zu jeder Zeit eine bedeutende Macht zu seiner Verfügung gehabt, deren Stellung jeder Englischen Armee immer im Rücken gewesen wäre, und ihre Aufreibung unvermeidlich gemacht hätte; er lasse zwar gerne dem ausdauernden Muthe der Rußischen Armee völlige Gerechtigkeit wiederfahren, allein, seines Dafürhaltens, sei sie nicht im Stande gewesen, mit den Franzosen sich zu messen.

Aus dieser Aeußerung sieht man, daß die Engländer weniger auf ihre Kräfte sich eingebildet, als selbst die Deutschen, die damals die Meinung hatten, eine Landung der Engländer in irgend einen Hafen der Ostsee, würde der Sache einen ganz andern Ausschlag gegeben haben.


Quellen.[]

  1. Europäische Annalen Jahrgang 1807. Tübingen in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1807.
  2. Wiener-Zeitung Nro. 35. Sonnabend, den 2. May 1807. ff.
  3. xxx
  4. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
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