Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Fossano.[]


Fossano,[1] volkreiche Stadt mit 14,000 Einwohnern am Fluß Stura und einem Kanal, welcher die Stura mit dem Po vereinigt, in Piemont, nebst einer schlechtbefestigten Citadelle; jezt im Französischen Departement der Stura, Bezirk Savigliano, der Hauptort eines Cantons. Sie hat den Namen von dem da befindlichen gesunden Wasser, und soll so viel heissen als Fons Sanus. Die Luft ist aber ungesund.


Von Reisende.[]

Aubin-Louis Millin [2]

[1811]

Es ist interessant nach Alba zu gehen, und ich würde jedem diesen kleinen Ausflug rathen, dem es darum zu thun ist, die Geschichte der Künste in Piemont kennen zu lernen. Man kömmt zuerst nach Fossano, das nur 6 Stunden von Savigliano entfernt ist. Diese kleine Stadt verdankt ihren Namen dem Quellwasser *) das hier überall hervorsprudelt, die Landschaft bewässert und Fabriken in Thätigkeit setzt. Man nannte sie früher Fons sana, italienisch Fonte sano, woraus sich durch Abkürzung das Wort: Fossano gebildet hat *). Sie wurde im 13ten Jahrhundert von den Einwohnern der benachbarten Dörfer gegründet, die während der Unruhen der Guelfen und Gibellinen aus ihren eingeäscherten ländlichen Wohnungen vertrieben wurden. Man findet daselbst alte Innschriften und Münzen. Sie hatte Kämpfe gegen die Einwohner von Saluzzo und Asti ausgehalten, und warf sich endlich, ermüdet von unaufhörlichen Streitigkeiten, im Jahr 1314 in die Arme Philipps von Savoyen Prinzen von Achaia. Emanuel Philibert gab ihr im Jahr 1560 den Titel einer Stadt, und die Erlaubniß ihrem städtischen Wappen die ehrenvolle Devise: Fidelitatis insignia beyzugestellen. Die Stadt hat 4 Thore. Ihr altes Schloß ist von dem Prinzen von Achaia erbaut worden *).

Die Cathedrale ist ein Gebäude von Guarini und eine der größten modernen Kirchen. Mulinari hat auf der einen Seite den heil. Juvenal, Patronen der Stadt, und sein treuer Freund Claret auf der andern Seite ein heiliges Abendmal dargestellt *). Die Kirche der Franziskaner verdient besucht zu werden. Man findet darinn einige antike Innschriften, die jedoch alle auf Grabmäler Bezug haben. In der Kapelle der Familie Tesauri befindet sich das Grabmal des Emanuel Tesauro, dessen historische Schriften und besonders dessen verschiedene Innschriften ich schon mehrmals anzuführen Gelegenheit hatte. Auch das Grab von Constanzo Operto, Ritter des Ordens vom heil. Johannes, der im Jahr 1535 gestorben ist, und mehrere andere Grabschriften edler Familien befinden sich hier.

Ein schönes Bild des Vorläufers Christi, in der Kirche von Sanct-Johann *), wird dem Mulinari zugeschrieben, allein diese Arbeit schient einem weit edlern und kühnern Pinsel ihr Daseyn zu verdanken.

Unterrichtete Männer von Fossano hatten sich im Jahr 1777 zu einer Academie vereiniget; diese neue Einrichtung wurde durch eine Medaille verewigt *): allein sie hat nur ihre gesellschaftlichen Gesetzen bekannt gemacht *).

Mehrere Familien rühmen sich eines sehr alten Adels. Man unterscheidet besonders die Edelleute des Platzes, gegen welche die übrigen Edelleute der Stadt einen langwierigen Proceß führten, um diesen das Recht, bey Prozessionen den Himmel tragen zu dürfen, streitig zu machen. Die Stadt hat mehrere Männer hervorgebracht, die sich durch Wissenschaften einen Namen zu machen wußten. Das Haus von Salmour hat sich besonders durch die Rechtswissenschaften berühmt gemacht. Graf Alexander Tesauro von Salmour hat ein Gedicht unter dem Titel: la Séréïde, heraus gegeben, das für die Zeit seiner Entstehung nicht ganz ohne Verdienst ist,

Giovenale Boetto, Maler und Kupferstecher ist einer der Einwohner der Stadt Fossano, die sich berühmt gemacht haben. Man kennt die Epoche seiner Geburth nicht genau. Seine vorzüglichste Arbeit ist ein Fresco-Gemälde, womit er den Saal des Palasts der Alessandriner, seiner Freunde, heutzutag dem Herrn Garbaldi gehörig, ausgeschmückt hat. Diese Arbeit ist in zwölf verschiedene Einfassungen abgetheilt, wovon sich 3 auf jeder Seite befinden. Jede Abtheilung hat ohngefähr sechs Palmen Höhe, und die Figuren haben ⅔ der natürlichen Größe, um im gehörigen Verhältniß mit der Größe des Saals zu stehen *). Er hat sich selbst mehrmals in verschiedenen Handlungen abgebildet; und man bemerkt wohl, daß er noch jung war, als er diese Gemälde verfertigte. Er erscheint darinn als Edelmann gekleidet, mit den Orden vom heil. Mauritius und heil. Lazarus. Er hatte den Grad von Tenente, waraus man schließen muß, daß er der Familie der Grafen Boeti angehört habe. Auch hat er sich mit glücklichem Erfolg der Kupferstecherkunst gewidmet. Herr Rignon zu Turin *) besitzt mehrere Abdrücke seiner Kupferstiche, auch findet man Zeichnungen und Kupferstiche von ihm, in dem Théâtre des Etats de la Maison de Savoie, das ich schon mehrmals anzuführen Gelegenheit hatte. Für die Baukunst hat er ebenfalls Talent bewiesen und das Jesuiter-Kloster zu Mondovi erbaut.

In der Kirche de la Madonna del Salice zu Fossano stellt ein Altar-Blatt, die Jungfrau mit St. Peter und St. Johannes dem Täufer vor, auf welchem man die Worte liest: Odinus Barottus Foss. Fecit. anno 1574. Man behauptet, daß dieser Barotti der Lehrer des Boetti gewesen sey, allein nach dem auf diesem Bilde befindlichen Datum ist es nicht wohl möglich, denn Boetti starb nach 1682.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Reise durch Savoyen und Piemont nach Nizza und Genua. Von A. L. Millin, Ritter des königlichen Ordens der Ehrenlegion, Mitglied des königlichen Instituts der Akademie der Innschriften und der schönen Wissenschaften, Aufseher des Medaillenkabinets, der Antiken und der geschnittenen Steine der Bibliothek des Königs xc. xc. Aus dem Französischen überstetzt und mit Anmerkungen begleitet von C. L. Ring, großherzoglich Badischem geheimen Referendär.
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