Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Frankenthal.[]

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Frankenthal, Stadt, ehemals in dem Umfang des Pfälzischen Oberamts Neustadt; jezt der Hauptort eines Cantons im Französischen Departement des Donnersbergs, Bezirk Speyer. Ihr erstes Aufkommen verdankt sie einer Colonie von Niederländern, die wegen der Spanischen Verfolgung ihr Vaterland verlassen hatten, und 1562 von Kurfürsten Fridrich III. hier aufgenommen wurden. Unter Friedrich IV. und V. wurde diese Stadt ansehnlich befestigt; aber in dem 30jährigen Kriege erfuhr sie sehr widrige Schicksale und blieb von 1623 - 1633 und zuletzt von 1635 - 1652 in der Gewalt der Spanier. Im Französischen Krieg von 1688 ward sie gänzlich zerstört und erholte sich nur langsam, bis endlich der Kurfürst die wirksamsten Anstalten machte, um sie wieder empor zu bringen. Dadurch nahm die Bevölkerung so zu, daß sie von 1,000 Seelen, die man noch 1768 zählte, im Jahr 1777 schon über 3,000 und 1785 bis auf 3,888 steig. Im Jahr 1801 zählte man 3,459 Einwohner. Die Stadt enthält nun 448 bürgerliche Häuser, katholische, reformirte und lutherische Kirchen, ein Pädagogium, eine Porcellainfabrik, reiche Stof- und Seiden- auch Tuch- und Wollenzeugmanufakturen, eine wohleingerichtete Färberey, eine Englische Feilenfabrik, und verschiedene andere Fabriken, welche aber, so wie die Stadt selbst, durch den letzten Krieg sehr gelitten haben. Es geht zu Beförderung des Commercii von hier ein Canal mit 3 Schleusen in den Rhein.


Von Reisenden.[]

Heinrich Clauren.[]

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[1791]

Mainz. d. 6. Octob. 1791.

Den 4ten October brachen wir von Mannheim auf: unser Weg führte uns über das schöne Städtchen Frankenthal, dessen Wohlhabenheit sich von der Betriebsamkeit des dortigen Handlungsfleisses herleitet: man zählt allein drey Fabriken, 1) eine Porcellain-, 2) Schnallen- und 3) Nadelfabrick, und sechs Manufackturen, als 1) eine Strumpf-, 2) Band-, 3) Zeug-, 4) Seiden-, 5) Gold- und 6) Tuchmanufacktur, deren Produckte als französische oder englische verfahren werden, je nachdem die Käufer wollen betrogen seyn.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Carls vaterlaendische Reisen in Briefen an Eduard. Leipzig, bey J. S. Heinsius und Sohn. 1793.
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