Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Frankfurt an der Oder.[]


Frankfurt an der Oder,[1] eine ansehnliche Handelsstadt in der Mittelmark Brandenburg, welche 12,000 Einwohner hat, die theils reformirt, theils lutherisch sind. Frankfurt an der Oder ist nach alter Art befestigt. Es sind jährlich drei Messen daselbst, um Reminiscere, Margaretha und Martini; auch hat die Stadt allein die Schifffahrt auf der Oder nach Breslau. Sehenswerth sind daselbst das Denkmal des berühmten Kleist (das demselben die Freimauerloge setzen ließ), das Denkmal Leopolds von Braunschweig, und in der Nachbarschaft das Schlachtfeld bei Cunnersdorf. Die Universität ist 1810 nach Breslau verlegt worden.


Von Reisende.[]

Carl Gottlob Küttner.

[1798]

[2]
Frankfurt an der Oder, obschon in Rücksicht auf ihren Handel und ihre Messen eine merkwürdige und wichtige Stadt, hat nur wenig Anziehendes für den Reisenden, der keine Bekanntschaft unter den Einwohnern sucht, unter denen sich manche interessante Menschen finden sollen. Wir gingen in den Gassen umher, und freuten uns der vielen großen und ansehnlichen Häuser und der Aussicht von der Brücke auf den Fluß. Unserm Kleist zu Ehren, der in meinen Augen noch immer einer unserer vorzüglichsten Dichter ist, besuchte ich das einfache Denkmahl, das ihm die Freymaurer auf dem Gottesacker haben setzen lassen; und mit dem nähmlichen Gefühle sah ich den Ort, wo der edle Prinz von Braunschweig retten wollte und ertrank. Die Stelle ist durch ein hübsches Denkmahl von weißem Marmor bezeichnet. Man führte und nachher in einer Kirche, wo ein Gemählde diese That verewigen soll. Es ist von Rode, welcher vergaß, daß die Menschen, die er da aufgestellt hat, darum, daß es gemeine Leute sind, nicht eben plump und grob gezeichnet werden mußten, und daß die Figur des Prinzen keinesweges dieses Contrastes bedurfte. Ohne den Leichnam des Letztern würde es einer Bauernscene aus der Niederländischen Schule gleichen. Uebrigens dünkt mich, daß sein graugrünes, unangenehmes Colorit in diesem Gemählde nach widerlicher auffällt, als in vielen andern, die ich von diesem Künstler gesehen habe. Da hier eine Universität ist, dachte ich, ich müßte doch die öffentlichen Hör- und Ceremoniensäle besehen. Ich ließ mir sie aufschließen: eine Mühe, die ich mir hätte ersparen können.


Kriegslasten.[]

[1806]

Frankfurt a. d. Oder, vom 8. Dez. [3] Durch unsere mittelmäßige Stadt von 660 Häusern und 10,000 Einwohnern sind binnen 6 Wochen über 150,000 Mann durchgegangen, welche insgesammt, nicht allein für die Zeit ihres Hierseyns, sondern auch für den weitern Marsch größtentheils von uns verpflegt worden sind. Ein Lazareth von 500 Mann kostet der Stadt täglich große Summen. In Ertragung der Lasten herrscht hier eine lobenswerthe Allgemeinheit. Keiner von den sonst Eximirten hat sich ausgeschlossen, Einquartierung zu nehmen. Die Geistlichen und Professoren, denen der Herr Marschall Davoust schriftlich Befreyung von Einquartierung zugesichert hat, haben von dieser Begünstigung keinen Gebrach gemacht, ungeachtet sie sich durch das Ausbleiben ihrer Besoldungen in Verlegenheit bestanden. Durch die Thätigkeit unsers Magistrats und die Bereitwilligkeit der Kaufmannschaft fehlt es uns noch nicht an den zu der ungeheuern Konsumtion nöthigen Lebensmittel. -- Aber wird es möglich seyn, der Erschlaffung zu begegnen, die auf diese Anstrengung bald erfolgen muß?


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Vermischte Nachrichten. [4]

Nürnberger Blätter melden: "Bey Frankfurt an der Oder wird von den Franzosen ein bedeutender Brückenkopf angelegt.


Berlin, den 13ten Juny.

Der kaiserl. königl. französische Marschall, Herzog von Belluno, hat nachgegeben, daß die Stadt Frankfurt an der Oder, während der Dauer der bevorstehenden Messe, vom 1sten bis zum 20sten July d. J., mit Einquartirung und Durchmärschen französischer und alliirten Truppen verschont bleiben soll, welches dem handlungstreibenden Publikum hiermit bekannt gemacht wird.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Reise durch Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen und einen Theil von Italien, in den Jahren 1797. 1798. 1799. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, 1804.
  3. National-Zeitung der Deutschen. 2tes Stück, den 8ten Januar 1807.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 137. Freytag, den 7. Juny 1812.
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