Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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NB Bern


Freyburg.[]

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Freyburg, eine sehr bergige Stadt mit 6,000 Einwohnern in der Schweiz, und die Hauptstadt des Cantons dieses Namens, am Flusse Sanen, welcher sie in zwey Theile theilt, deren einer niedrig, der andere aber hoch liegt. In jenem wird deutsch, in diesem französisch gesprochen. Die Befestigung ist alt und weitläufig. Das schönste Gebäude ist das Jesuitencollegium mit der prächtige Kirche. Die Stadt und der Canton ist katholisch. Die vornehmste Nahrung besteht in den Viehweiden, und in den guten Käsen, die hier gemacht und weit verführt werden. Seit der Reformation residirt auch der Bischof von Lausanne daselbst. Im Jahr 1737 erlitte die Stadt großen Schaden, als der Bliz in einen Pulverthurm schlug, darinn 750 Tonnen Pulver lagen.


Von Reisende.[]

Friedrich Heinrich von der Hagen.[]

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[1816]

Kurz vor der Abfahrt von Bern hatten wir zum erstenmal eins von den Festen, deren Begehung wir unter uns ausgemacht haben, um auch so noch mit der Heimat verbunden zu sein, und gleichsam mit ihr anzuklingen: es feiert nämlich jeder die Jahrstage seiner Lieben und Freunde. Dießmal war es ein würdiges fünfzigjähriges Amtsjubileum, das an dem heitern Morgen bei einigen Flaschen Burgunder und Champagner, uns recht fröhlich machte. Ungern trennten wir uns aber hier von unserm vierten Reisegefährten v. R., welcher sich durch den blauen Himmel in die Berge locken ließ, und mit einigen guten Engländern, den besten die wir noch angetroffen, dahin zog. Wir führen aber gen Freiburg, durch fruchtbare und wohlangebaute, doch eben nicht ausgezeichnete Gegenden, viel Berg ab und auf, über das Flüßchen Sengen, nicht weit am Schlachtfelde bei Laupen vorüber, häufig die immer mehr verklärten und sich hinter einander verschiebenden Schneegebirge schauend, und manchmal schon die Entfernung von ihnen bereuend. Die Gegend von Freiburg verdiente aber auch wohl schönes Wetter.

Die Stadt liegt auf einer ähnlichen, durch die sich krümmende Sane gebildeten Halbinsel, wie Bern, steigt aber noch steiler auf dem Felsenufer empor, und ihr Thurm droben ist der höchste in der Schweiz. Zu arbeiten gab es hier nichts, wir besahen als bis Abend die Stadt, stiegen auf den Thurm, der wirklich 365 Stufen hat (ich habe sogar noch 2 mehr gezählt), sahen die große alte Linde, welche ein aus der Siegesschlacht bei Murten heimkehrender gesetzt hat, und auf dem Markte eine Laube bildet, und wanderten hinaus vors Thor auf einen angenehmen Spaziergang, der schöne Aussicht auf die Stadt zurück hat. Im Dunkel traten wir nochmals in die nahe und stäts offene Kirche: es war schauerlich schön darin bei der einzigen Lampe im Hintergrunde. Sie ist mit dem Thurm in Gothischer Bauart, und die Vorhalle der Thür unter dem Thurm schön und reich mit Bildsäulen verziert.

In einer Darstellung des jüngsten Gerichts, über der Thüre, werden die Seelen von den Engeln in einer Waage gewogen (wie auf dem Danziger Bilde), und der Teufel klammert sich daran, sie zu sich herunter zu ziehen. Doch ist der ganze Bau zu nakt und sind die Zierraten zu flach und dürftig; der Thurm, dem noch die Spitze fehlt, ist nicht durchsichtig genug und verjüngt sich nach oben nicht genug; jedoch mehr, als der Landshuter, mit welchem er sonst Ähnlichkeit hat: und alles ist von bräunlichem Sandstein erbauet. Wir schauten von oben die Kuppe des Montblanc, dem wir nicht so nahe zu kommen wähnten, als wirklich noch geschehen ist. Den nächsten Morgen sehr früh ging es, noch bei halb heiterem Wetter, weiter auf Lausanne zu.

Freiburg ist katholisch, und hat schon halbfranzösischen Anstrich: der untere Theil der Stadt spricht auch durchaus Französisch, der obere Deutsch. Die Weiber sind häufig gepudert, mit ungeheuren Haarwülsten, die von falschem Haar oder Flachs unförmlich so aufgeschwellt werden, und bei den Geringen zugleich als Unterlage zum Tragen (das auf dem Kopf geschieht) dienen. -- Von einigen am Wege zwischen Himmel und Erde schwebenden kleinen schwarzen Männern ward uns berichtet, sie hingen wegen Blutschande und Nothzucht dort, und wurden uns nach manche ähnliche Geschichten aus dieser Gegend erzählt.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Briefe in die Heimat aus Deutschland, der Schweiz und Italien von D. Friedrich Heinrich von der Hagen, ordentl. Prof. an der Universität zu Breslau. Breslau. 1818. Verlag von Josef Max und Komp.
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