Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Zeitungsberichte.[]

(Oesterreichischer Beobachter.)

Die Frankfurter Zeitung enthält Folgendes aus Brüssel vom 7. März:

Am 2. d. fiel zwischen den Alliirten und einem Theile der französischen Besatzung von Courtray, auf dem Wege von Courtray nach Avelghem ein Gefecht vor, worin die Franzosen gänzlich geschlagen wurden und 10 Kanonen verloren. General Borstel hat nun Courtray und Menin wider besetzt, und Ypern wird schwerlich mehr langen Widerstand leisten.

Die Gegend um Antwerpen herum hat sehr viel gelitten. Kein Baum ist mehr dort zu sehen. Alles, was den Belagerten die freie Aussicht benehmen konnte, ist verschwunden. So haben sie den größten Theil der Häuser von St. Willibord und von Borgerhout niedergerissen. Die schönen Landhäuser umher sind niedergebrannt.

Aus den Dörfern, die von den Alliirten nicht besetzt waren, holten die Belagerten bisher viel Vieh in die Festung. Alle Bettler und Leute, die sich nicht ernähren können, werden aus der Stadt fortgeschafft. Eben so ist man mit den Ordensschwestern verfahren.


Die Frankfurter Zeitung enthält aus Brüssel vom 15. März folgende officielle Nachrichten:

Schon in den ersten Tagen d. M. hatte der Divisionsgeneral Maison alle seine disponibeln Truppen versammelt, um in Brabant einzudringen. Sein Plan war auf nichts geringeres abgesehen, als sich mit der Garnison von Antwerpen in Verbindung zusetzen, und dann mit derselben vereinigt nach Brüssel vorzudringen, und auf diese Stadt die ganze Last der Unterdrückung und plagen aller Art zu wälzen. Der Feind besetzte mit überlegenen Streitkräften Menin und Courtray, und rückte am 5. mit ungefähr 7000 Mann und 30 Kanonen auf Audenaerde los, welchen Ort der preußische Oberst v. Hobe höchstens mit 2000 Preußen und Sachsen besetzt hielt. General Maison befand sich an der Spitze der feindlichen Armee, und rückte in geschlossenen Colonnen im Sturmschritte gegen die Stadt vor, allein die unerschütterliche Standhaftigkeit der alliirten Truppen machte alle seine Anstrengungen zu nicht. Ein wohlgerichtetes Kartätschenfeuer brachte Verheerung in seine Glieder, und er wurde gezwungen, nachdem er die ganze Nacht hindurch diese unglückliche Stadt bombardirt hatte, auf sein Unternehmen Verzicht zu leisten. Am 7. beschloß der Obergeneral, Se. Durchl. der souveraine Herzog von Sachsen-Weimar, einen allgemeinen Angriff zu machen, um Courtray von dem Feinde zu befreien.

Das Corps unter den Befehlen des preußischen General v. Borstell rückte auf der Straße von Tournay nach Courtray vor. Die feindlichen, hinter Verhauen postirten Vorposten wurden mit den Bajonette vertreiben, und bei einbrechender Nacht waren das Dorf Beleghem und die Höhen von Courtray in unserer Gewalt. Während dem hatte sich der sächsische Oberst v. Ziegler mit einem aus preußischen und sächsischen Truppen bestehenden Detaschement nach dem, von dem Feinde mit dreimal überlegenen Streitkräften und 6 Kanonen besetzten Dorfe Suevelghem begeben; diese tapferen Truppen stürzten sich, ohne auf diese Überlegenheit Rücksicht zu nehmen, mit gefälltem Bajonette in das Dorf, und zwangen den Feind zu einer schleunigen Flucht.

Der andere Morgen war zu dem allgemeinen Angriffe festgesetzt, der Feind hatte aber, durch seinen Verlust am vorhergehenden Tage abgeschreckt, während der Nacht den wichtigen Posten von Courtray und am folgenden Morgen jenen von Menin verlassen.

Am 8. zogen Se. Durchl. der Herzog von Sachsen-Weimar und der General v. Borstell daselbst ein, die braven alliirten Truppen machten Spalier und wurden von den Einwohnern, welche die Franzosen aufs äußerste mißhandelt hatte, mit lautem Zujauchzen empfangen.

Der Verlust, welchen der Feind in den verschiedenen Gefechten erlitten hat, kann auf wenigstens 2000 Mann angegeben werden, worunter sich mehrere Stabsoffiziere befinden.

Zur nämlichen Zeit hatte General Carnot an der Spitze von ungefähr 4000 Mann einen Ausfall aus Antwerpen gemacht und St. Nicolas weggenommen; als er aber erfuhr, daß des General Maison Manöver zur Bewirkung einer Vereinigung gänzlich gescheitert sei, begnügte er sich damit, die Gegend umher ausplündern zu lassen, und zog sich nach Antwerpen zurück.

Auf diese Weise vereitelte die Tapferkeit der alliirten Truppen die letzten Anstrengungen des Feindes, die Ruhe in Brabant zu stören; die nachtheiligen Folgen, welche sich die Franzosen durch diese Operationen zugezogen haben, werden sie ganz zuverlässig abhalten, dergleichen Versuche in Zukunft zu wiederholen.

Gestern wurde in der St. Gudulakirche ein feierliches Te Deum zur Danksagung für die neuen, von den alliirten Armeen erfochtenen Siege abgesungen. Se. Excell. der Graf v. Lottum wohnte mit seinem ganzen Generalstabe und den vornehmsten Civil- und Militär-Autoritäten dieser erhabenen Ceremonie bei, die um so rührender war, da eine ungeheure Menge Volks an der allgemeinen Fröhlichkeit Antheil nahm. Die Truppen der Garnison waren in großer Parade auf dem Königsplatze versammelt, wo der Feldprediger, Hr. Mann, eine auf den Gegenstand passende Rede hielt, welche mit dem lebhaftesten Enthusiasmus angehört wurde, und wovon man eine französische Übersetzung verlangte. Aller Herzen waren von dieser hinreissenden Scene bewegt.


Ueber das glorreiche Gefecht bei Courtrai.[]

(Aus dem Briefe eines freiwilligen reitenden Jägers der Schaar von Sachsen-Weimar an einen Freund in Thüringen.)

Tournai, den 9ten März.

Ich war so glücklich, gleich den Tag nach meiner Ankunft im Hauptquartier allhier der Affaire von Courtrai beizuwohnen, welche Stadt unser Herzog den 8ten März nach einem bedeutenden Gefechte einnahm, und wo er an der Spitze von ungefähr 8000 Mann unter dem Jubel des Volks und der Truppen eingezogen ist. Mein Wunsch, bei einer solchen Gelegenheit mich an der Seite unsers geliebten Feldherrn zu befinden, ist nun erfüllt worden. Der französische General Maison befand sich mit einem bedeutenden Corps zu Courtrai, suchte die Communication zwischen den Festungen zu hindern, und auf alle Art die Alliirten zu beunruhigen, als ihn der Herzog zu verjagen beschloß, und wir den 7ten früh ihm entgegengingen.

Der Herzog commandirte, und unter ihm der General Borstel die Preußen, und Oberst Ziegler die Sachsen, Prinz Bernhard mit den Sachsen das Centrum und die Reserve; ein Theil der Truppen war schon früher rechts und links detachirt worden, und der Herzog ging à la tète des Centrums auf der breiten Chaussee vorwärts. Zwei Stunden vor Courtrai in einem Dorfe wurde Halt gemacht. Die fatale Kälte machte Alles, was von Holz nicht sehr befestigt war, locker, und man wärmte sich mit Roß und Leuten auf gute Kriegsmanier bis gegen 2 Uhr, wo der Herzog befahl aufzubrechen. Es wurde Marsch geschlagen, der Angriff geschah, und das Tirailleurfeuer ließ sich in der Nähe, und weiterhin der Kanonendonner hören. Bald näherten wir uns das Feuer, welches die Franzosen, uns gegenüber, auf einer Anhöhe hinter Windmühlen und Verhauen hartnäckig aushielten. Sächsische und preußische Regimenter defilirten jetzt vor dem Herzog vorüber, und brachten ihm ihr Hurrah! -- Die preußischen freiwilligen Jäger fangen ihre Kriegslieder, und der Augenblick war herrliche. Der Kanonendonner näherte sich, und bald standen wir einer französischen Batterie entgegen, die gegen eine preußische (beide standen auf der Chaussee) feuerte. Der Donner hallte in den entfernten Bergen fort, bis die feindlichen Kanonen schwiegen und retirirten. Indeß hielt sich der linke Flügel der Franzosen auf das hartnäckigste; der sächsische Oberst Ziegler stürmte mit größter Bravour das stark besetzte Dorf Snevelgem, und nahm es, wobei auch die sächsischen Husaren mitwirkten. Unser Centrum stand fest, und der Feind wurde auf der Chaussee verfolgt. Doch dauerte das heftige Feuer auf der linken Flanke bis Mitternacht fort, wo es endlich aufhörte. Unser guter Herzog lag in einer alten Bauernhütte, und wir bivouacquirten um ihn herum. Nach vollbrachter kalten Nacht brachen wir früh vorwärts auf. Die Vorposten brachten die Nachricht, daß die Franzosen mit Zurücklassung der Blessirten verschwunden wären, und somit rückten wir früh 10 Uhr in die Stadt Courtrai ein. Erhebend war der Anblick so vieler Tapfern; Preußen und Sachsen hatten gleich rühmlich gefochten. Manche Compagnie war bis zur Hälfte zusammengeschmolzen, Einzelne wurden hervorgerufen, und vom Herzog gelobt; worauf die Deputation der Stadt auf dem Markte ihre Huldigung brachte. Nach einigen Stunden kehrten wir hierher zurück, und Courtrai blieb stark besetzt. --


Quellen und Literatur.[]

  • Oesterreichischer Beobachter, Montag, den 21. März 1814 Nro.80
  • Oesterreichischer Beobachter, Sonntag, den 27. März 1814 Nro.86
  • Deutsche Blätter Herausgegeben von Friedr. Arn. Brockhaus. Dritter Band, Leipzig und Altenburg, 1814.
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