Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Warschau, den 20sten Juny. [1]

Der Kaiser Napoleon hat von dem Staatsrathe des Herzogthums Warschau sechs aufgeklärte, in Ansehen stehende Edelleute verlangt, welche sowohl im Herzogthume als in dem russischen Antheile der vormaligen Republik Polen Besitzungen haben, um stets der Person Sr. Majestät zu folgen. Unter den Personen, welche durch den Staatsrath zu dieser Sendung bestimmt worden, und sogleich in das kaiserliche Hauptquartier abgegangen sind, nennt man den Fürsten Eustach Sangusko und die Herren Chodkiewicz, Jos. Sierakowski und Sulistrowski.


Warschau, den 29sten Juny.

Eine neue merkwürdige Epoche beginnt jetzt für Polen. Es erhält seinen alten Glanz und Größe wieder. Der jetzige Reichstag wird in den Annalen desselben auf immer merkwürdig bleiben. Folgendes sind die nähern Nachrichten:

"Am 26sten dieses ward hier der ausserordentliche Reichstag mit allen Ceremonien eröffnet, und die Ernennung des Generalfeldmarschalls, Fürsten Adam Czartoryski, zum Reichstagsmarschall bekannt gemacht. Hernach ward eine Petition der Einwohner und reichsten Güterbesitzer in Russisch-Polen vorgelegt, in welcher sie um Befreyung von der russischen Herrschaft ersuchen. In der gestrigen denkwürdigen Reichstagssitzungen ist das Königreich Polen mit allen polnischen Provinzen, die in Besitz Rußlands sind, proklamirt worden, folglich hat nun das Herzogthum Warschau aufgehört, nach seiner bisherigen Benennung zu existiren. Bey Bekanntmachung dieser Staatsveränderung ertönte in dem Reichstagssaal der Ausruf: Es lebe Napoleon der Große! Die Damen und die übrigen Anwesenden legten sogleich die Nationalkokarden von blauer und rother Farbe mit lauter Freude an. Auf dem Platze des Regierungspallastes wurden Kanonen gelöset, und es entstand ein Enthusiasmus bey den Einwohnern und in der Reichstagssitzung, der nicht zu beschreiben ist.

In der Stadt ist nun wieder die alte polnische Flagge zu sehen, nämlich der weisse Adler mit dem Wappen von Lithauen, einen geharnischten Ritter zu Pferde vorstellend.

Es ist auch von dem Reichstage ein Konföderationsakt unterschrieben und eine Deklaration erlassen, wodurch alle Polen, die sich in russischen Militär- und Civildiensten befinden, in polnische Diensten zu treten aufgefordert, und von dem dem russischen Kaiser geleisteten Eide befreyet werden.

Gestern war die ganze Stadt aufs Prächtigste illuminirt. Der ganze Regierungsgarten, von vielen tausend Lampen erleuchtet, bot eine prächtige Aussicht dar. Am Triumphbogen war das polnische und lithauische Wappen in Transparent mit zwey polnischen Versen: Za sprawo Bohatyra, dzielem Wspolney broni; pawraca Orzel bialy i bratnia pogoni. (Mit Macht des Helden und Beyhülfe der vereinigten Waffen kommt der weisse Adler mit dessen Gefährten, dem lithauischen Ritter, wieder zurück.)


Brzesc, den 3ten July.

Die Russen haben am 2ten unsere Stadt verlassen. Die Einwohner versammelten sich am 3ten; sie setzten sogleich ihre Beytrittsakte zur Konföderation auf und erwählten Deputirte, die nach Warschau auf dem Wege sind. Der Enthusiasmus, womit die großen Begebenheiten vom 28sten aufgenommen worden, läßt sich gar nicht beschreiben.


Posen, den 13ten July. [2]

Der protestantische Konsistorialpräsident und Reichstagsdeputirte, Herr Diehl zu Warschau, hat an die protestantische Geistlichkeit in Polen einen Hirtenbrief erlassen, worin er sie auffordert, schleunigst der Generalkonföderation beyzutreten, ihre Gemeinden mit dem Geiste der Generalkonföderation bekannt zu machen, und sie für den heiligen Zweck derselben zu begeistern.


Wilna, den 15ten July. [3]

Fortdauernd erfreuen wir und hier der Anwesenheit des Kaisers, und täglich sehen wir ihn zu Pferde und nur von einem kleinen Gefolge begleitet. Am 11ten wurden die Deputirten der Generalkonföderation Polens zur Audienz vorgelassen, nebst noch andern gutdenkenden Söhnen des Vaterlandes, welche herbeyeilten, ihre tiefe Ehrfurcht zu bezeigen. Se. Majestät unterhielten sich mit ihnen über die besondern Angelegenheiten ihres Landes.


Dresden, den 16ten July. [4]

Am verwichenen Sonntage wurden die von der polnischen Generalkonföderation hierher angeordneten Deputirten bey unserm Könige zur Audienz gelassen. Se. Majestät erschienen in der polnischen blauen Uniform, und beantworteten den an Sie gerichteten Antrag "Sich an die Spitze der Generalkonföderation von Polen zu stellen" mündlich, in polnischer Sprache, bejahend.


Warschau, den 18ten July. [5]

Auszug aus dem Tagebuche des Generalkonföderationsraths.

Am 20sten d. M. sind einige der an Se. Majestät, den Kaiser der Franzosen, abgeschickten Deputirten wieder in hiesiger Hauptstadt eingetroffen. Sie überbringen die erwünschte Antwort unsers großen Wiederherstellers und Erretters, so wie auch die feyerliche Zusicherung seines mächtigen Schutzes. Sobald sämmtliche Deputirten hier wieder zurück seyn werden, wird der Generalkonföderationsrath eilen, in seiner öffentlichen Sitzung die wichtigen Ausdrücke und huldreichen Gesinnungen dessen, dem wir Alles verdanken, dem Publiko bekannt zu machen.


Am 18ten d. hat der Generalkonföderationsrath Folgendes durch den Druck öffentlich bekannt gemacht:

"Gestern traf ein aus Dresden abgeschickter Kabinetskourier hier ein, und überbrachte die Ausfertigung des Beytrittsakts Sr. Majestät, der Königs und Herzogs, zur Generalkonföderation.

Unaufhörlich kommen noch bey dem Generalkonföderationsrathe zahllose Beytrittsakte zum Konföderationsverein aus allen Gegenden des Königreichs ein."


Warschau, den 20sten July. [6]

Die Tataren, die seit mehreren Jahrhunderten in Lithauen ansässig sind, haben ihren Beytritt zu der Konföderationsakte eingeschickt und errichten ein Tatarenregiment.


Warschau, den 23sten July. [7]

Die nach Dresden und Wilna abgeordneten polnischen Deputationen sind hier wieder eingetroffen. Morgen wird eine ausserordentliche Sitzung der Generalkonföderation gehalten, in welcher die Antwort verlesen werden wird, die der Kaiser Napoleon geruht hat, gedachter Deputation zu ertheilen. Nach beendigter Sitzung wird ein Te Deum in der Kathedralkirche gehalten und der Tag sehr feyerlich begangen werden.


Warschau, den 4ten August. [8]

Gestern hielt der Generalrath der Generalkonföderation eine öffentliche Sitzung, um den Rapport von den Deputirten, welche die Generalkonföderation an Se. Majestät abgesendet hatte, zu empfangen, und den allergnädigsten Beytritt des Monarchen zur Generalkonföderation öffentlich bekannt zu machen. Die Antwort des Königs, gegeben den Deputirten auf der öffentlichen Audienz am 12ten July 1812 zu Dresden, lautet:

Meine Herren Deputirten der Generalkonföderation Polens!

Mit gleichem Antheile und Vergnügen habe ich gesehen, auf welche Art sich der Nationalgeist auf dem Reichstage offenbarte, und mit welchem schönen Enthusiasmus sich die Konföderation bildete.

Sehr gern trete ich der unter dem Schutze meines großen Bundesgenossen vorgenommenen Verbindung zu einer so gerechten Sache bey, und werde dazu mit aller Anstrengung, welche mir das Vaterland erregt, mitwirken.

Leben wird Polen. . . . und sein neues Leben wird ein Werk Napoleons seyn.

Die Beweise der Gefühle der Nation für meine Person sind meinem Herzen theuer; die, welche ihr mir ausdrückt, nehme ich liebreich an. --


Rede des Herrn Grafen Woywoden Wybicki.[]


Antwort Sr. Majestät auf die Rede des Herrn Grafen Woywoden Wybicki, Präsidenten der polnischen Deputation. [9]

Herren Deputirte der polnischen Konföderation!

"Ich habe mit Theilnahme dasjenige gehört, was Ihr Mir gesagt habt.

Polen! Ich würde so denken und handeln wie Ihr. Ich hätte so wie Ihr in der Versammlung zu Warschau votirt. Die Liebe des Vaterlandes ist die erste Tugend des civilisirten Mannes. In Meiner Lage habe Ich viele Interessen zu vereinbaren und viele Pflichten zu erfüllen. Hätte Ich zur Zeit der ersten, der zweyten oder der dritten Theilung regiert, so würde Ich Mein ganzes Volk zu Eurem Beystande bewaffnet haben. Sobald der Sieg Mir erlaubt hat, Eure alten Gesetze Eurer Hauptstadt und einen Theil Eurer Provinzen wieder zu geben, habe Ich es sehr gerne gethan, ohne jedoch einen Krieg zu verlängern, in welchem noch das Blut Meiner Unterthanen geflossen wäre.

Ich liebe Eure Nation. Seit 16 Jahren habe Ich Eure Soldaten Mit zur Seite in den Schlachtfeldern Italiens und Spaniens gesehen.

Ich gebe allen demjenigen, was Ihr gethan habt, Meinen Beyfall; Ich autorisire die Anstrengungen, die Ihr machen wollt; Ihr werde Alles thun, was von Mir abhängt, um Eure Beschlüsse zu unterstützen.

Sind Eure Anstrengungen einstimmig, so könnt Ihr die Hoffnung hegen, daß Eure Feinde dahin gebracht werden, Eure Rechte anzuerkennen; allein in so entfernten und ausgedehnten Gegenden müßt Ihr Eure Hoffnung des Erfolgs besonders auf die Einstimmigkeit der Anstrengungen der Einwohner gründen.

Bey Meiner ersten Erscheinung in Polen habe Ich dieselbe Sprache gegen Euch geführt; Ich muß hier noch hinzufügen, daß Ich dem Kaiser von Oesterreich die Integrität Seiner Staaten garantirt habe, und daß Ich kein Manöuvre, keine Bewegung autorisen kann, wodurch derselbe in den friedlichen Besitze dessen, was ihm von den polnischen Provinzen verblieben ist, gestört werden könnte. Mögen Lithauen, Samogitien, Witepsk, Polotzk, Mohilew, Volhynien, die Ukraine und Podolien von demselben Geiste beseelt seyn, den Ich in Großpolen angetroffen habe, und die Vorsehung wird die Heiligkeit Eurer Sache mit Erfolg krönen; sie wird jene Ergebenheit gegen Euer Vaterland belohnen, die Euch so interessant gemacht, und Euch so viele Ansprüche auf Meine Achtung und Meinen Schutz erworben hat, auf den Ihr unter allen Umständen rechnen könnt."


Quellen.[]

  1. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 177. Mittewoch, den 24. July /5. August 1812.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 189. Mittewoch, den 7/19. August 1812.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 188. Dienstag, den 6/18. August 1812.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 189. Mittewoch, den 7/19. August 1812.
  5. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 188. Dienstag, den 6/18. August 1812.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 188. Dienstag, den 6/18. August 1812.
  7. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 190. Donnerstag, den 8/20. August 1812.
  8. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 198. Sonnabend, den 17/29. August 1812.
  9. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 189. Mittewoch, den 7/19. August 1812.
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