Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Georg der Dritte, König von Großbrittanien.[]

[1]

Geboren 1738.
His most Gracious Majesty, George-William-Frederick, the Third.

Der gegenwärtig noch lebende König von Großbrittanien, Georg, dieses Namens der Dritte, war ein Sohn Georg Augusts Herzogs von Braunschweig, Königs von Großbrittanien und Irrland, Kurfürsten von Hannover, und trat am 4. Juny 1738 an das Licht der Welt. Mit glücklichen Anlagen von der Natur, und mit schätzenswerthen Kenntnissen durch eine Erziehung ausgestattet, bestieg er am 25. Oktober 1760 nach seines Vaters Tode den englischen Thron, nur erst zweiundzwanzig Jahre alt. England hatte eben damals Theil an dem Continentalkriege; Georg setzte ihn mit Vortheil fort, und seine Flotten machten in der neuen Welt ansehnliche Eroberungen. Der Friede vom Jahre 1763 sicherte England den Besitz von Canada, auf seine Kosten einen englischen Kommissär zu Dünkirchen zu unterhalten, welcher Acht haben mußte, daß der Hafen dieser Stadt nicht hergestellt werde. Alle errungenen Vortheile gewährten jedoch keine hinlängliche Schadloshaltung für den ungeheuren Aufwand, den England zu machen genöthigt war. Daher die bedeutende Schuldenlast entsprang, mit welcher das Reich so angestrengt zu kämpfen hatte.

Inzwischen verbreitete die Administration des Lord Chatam über die ersten Regierungsjahre Georg III. einen großen Glanz; weniger glücklich war er aber in dem amerikanischen Kriege, welche im Jahre 1778 begann. England verlor durch denselben nicht nur einen Theil seiner schönsten Kolonien, sondern erlitt durch die Siege von Süffren, von Estaing und Lamoth-Piquet einen beträchtlichen Verlust in seiner Marine. Die empfindlichsten Schläge, die jedoch England unter diesem Regenten trafen, führte die französische Revolution herbei. Im Jahre 1803 verlor es das Kurfürstenthum Hannover und im Jahre 1805 durch die französischen Unternehmungen zur See, besonders durch jene des Admirals Missiessi gegen die Insel Dominico und Mehrere andere westindisch-brittischen Inseln, bei zweihundert fünfzig kauffahrtheischiffe, und gegen fünf Millionen Livres. Am empfindlichsten aber war für England das Dekret der Franzosen vom 21. November 1806, durch welches die brittischen Inseln für blokirt erklärt wurden, und ein weiteres vom 7. Dezember 1807, durch welches die brittischen Länder und alle Kolonien in den Blokadezustand zu Wasser und zu Lande erklärt; jedes Schiff, von welcher Nation es sey, das aus den englischen Häfen kommt, oder in dieselben bestimmt ist, als eine gute Prise frei gegeben, jedes Schiff aber, das sich einer Reise nach England unterwirft, oder an die englische Regierung irgend eine Abgabe bezahlt, als konfiskazionsfähig proklamirt wurde.

Allein ungeachtet dieser Widerwärtigkeiten hat England unter Georg dem III. seine Eroberungen und seine Seemacht beträchtlich vermehrt, ja diese ist noch immer im Steigen, während die Seemacht der Feinde Großbrittanniens beträchtlich vermindert wurde. Durch die glücklichen Ereignisse des allgemeinen Krieges vom Jahre 1813 ist England auch wieder in den Besitz von Hannover gelangt, welches durch ein Dekret des Prinzen von Wallis, als Prinz Regent, unter dem Titel eines Königreichs unter den übrigen englischen Besitzungen ausgeführt erscheint.

Die königliche Gewalt hat sich unter Georg III. durch die Fremdenbill, nach welcher jeder Ausländer bei seiner Ankunft in England der genauesten Untersuchung unterworfen wird, und von dem Staatssekretär auf jeden Argwohn ohne weiters wieder aus England fortgewiesen werden kann, dann durch die aus Anlaß der französischen Revolution zur schnellen Unterdrückung jedes möglichen Aufruhrs in Jahre 1794, ungeachtet der heftigen Gegenvorstellungen des berühmten Redners Sheridan erfolgte zeitliche Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte um ein Ansehnliches erweitert. Eben so hat sich das Ansehen des Königs im Parlament dadurch verstärkt, daß im Unterhause die Spaltung der Oppositionsparthei eintrat, die Zahl der Mitglieder im Hause der Pairs aber eine ungemeine Vermehrung erhielt. Diese Zahl, welche im Jahr 1760 nur 181 Mitglieder betrug, belief sich im Jahre 1800 auf 491, und alle Pairs der neuen Wahl sichern der Regierung ein ungeheures Übergewicht zu.

Bei Georgs Thronbesteigung war die Civilliste für seine Lebenszeit auf achtmalhunderttausend Pfund Sterling festgesetzt; mit dem Jahre 1769 bezahlte das Parlament mehr als eine Million Schulden. Im Jahr 1777 wendete er sich nochmals an das Parlament wegen Tilgung einer Schuld von sechshundert achtzehntausend Pfund. Der erste Lord der Schatzkammer that den Vorschlag, die Civilliste um hunderttausend Pfund Sterling zu erhöhen, und der Vorschlag ging durch; dennoch beliefen sich die Schulden im Jahr 1780 auf sechzigtausend, und im Jahre 1784 auf dreißigtausend Pfund. Dabei ist der Hofstaat weder glänzend noch prächtig; aber die geheimen Auslagen im Inlande und Auslande sind außerordentlich, und die königliche Familie ist zahlreich, denn Georg hat von seiner Gemahlin, einer Prinzessin von Meklenburg-Strelitz, mit welcher er sich im Jahr 1761 vermählte, fünf Prinzen und acht Prinzessinnen.

Georg hatte vom Anfange seiner Regierung dem Lord Bute, seinem ehemaligen Erzieher, der ihm Liebe zur unumschränkten Gewalt einzuflößen gesucht hatte, viele Macht zugestanden, in welcher dieser sich auch bis an seinen Tod erhielt. Auf Lord Butes Empfehlung erhielt in der Folge Fekinson, der dermalige Lord Liverpool, einen vorzüglichen Einfluß, da er ihn dem Könige als einen Mann schilderte, der unbeschränktes Vertrauen verdient. Georg genehmigte immer leicht die Plane, die den Grundsätzen anpaßten, in welchen er erzogen wurde, und verfolgte sie mit einer außerordentlichen Beharrlichkeit. Man wollte ihm aber zum Vorwurfe machen, daß er alles, was sich von seinen gewohnten Grundsätzen entfernte, mit Hartnäckigkeit immer zurückgewiesen habe. Kein Souverän von Europa hat eine so große Abneigung gegen die Maximen der französischen Revolution gezeigt als er, selbst da die herrschende Parthei der konstituirenden Assemblee die Vorzüge der brittischen Konstitution laut erhob. Eben so hat er sich beharrlich geweigert, den irrländischen Katholiken die Aufhebung des Test zuzugestehen, welche ihnen Pitt versprochen hatte.

Mehreremale war Georg dem III. nach dem Leben gestrebt worden. Im Jahre 1780, als der Andächtler Gordon gegen die Katholiken das Volk reizte, und der Pöbel ausschweifend in London wüthete, wurde der König einzig noch durch den Schutz seiner Leibwache gerettet. Im Jahre 1794, während einer Spazierfahrt fiel ein Schuß gegen ihn; und ein gewisser Athfield, der seitdem für wahnsinnig erklärt worden ist, drückte mitten im Theater eine Flinte gegen die Loge ab, wo sich die ganze königliche Familie befand, doch glücklicher Weise ohne alle Folgen.

Im Jahre 1787 hatte Georg zum Erstenmale den Anfall der Krankheit, an der er gegenwärtig leidet, und welche die Kraft seines Verstandes lähmt. Damals wurde er augenblicklich durch den Doktor Willis wieder hergestellt. Im Jahre 1792 überfiel ihn diese Krankheit ernstlicher, und gab den Anlaß zu der großen Frage wegen der Regentschaft, die im Parlament zur Sprache kam. Die Oppositionsparthei, an deren Spitze der Prinz von Wallis stand, wollte diesen zum Regenten erklären, allein die Parthei des Ministeriums, unter Pitts Anführung, fürchtete durch diesen Prinzen gestürzt zu werden, und behauptete, daß die Regentschaft kein mit der Person verbundenes Recht seye, sondern ihm nur von dem Parlament zugestanden werden könne. Die Bill, welche Pitt vorschlug, und das Unterhaus annahm, blieb indessen durch die Wiederherstellung des Königs ohne Erfolg. Man behauptet, daß der König Pitt nicht geliebt habe, daß man ihn aber, so oft der Kredit des Ministers bei ihm zu sinken begann, an die wesentlichen Dienste erinnert habe, die dieser ihm bei jener Gelegenheit erwies, und Pitt sogleich wieder in seine Gunst getreten sey. Im Jahre 1804 hatte der König neue Krankheitsanfälle; erhielt aber auch damals eine baldige Genesung, nur nahm sein Gesicht so bedeutend ab, daß er in seinen Verrichtungen gehemmt, und außer Stand gesetzt wurde, viele Audienzen zu geben. Im Jahre 1811 wurden jedoch die Anfälle heftiger als jemals, und diese dauern mit verschiedenen Abwechslungen noch immer fort. Der Prinz von Wallis hat seither wirklich die Regentschaft im Namen des Königs übernommen.

Georg III. liebte immer die Künste und Wissenschaften, und beschützte sie mehr als seine Vorgänger aus dem Hause Braunschweig gethan haben. Doch hatten fast alle seine Schenkungen und Pensionen einen politischen Zweck; auch hätten sich noch bedeutendere Aufmunterungen von einem so erhabenen Monarchen erwarten lassen. Georg ist sanft, und äußerst leutselig; er sprach mit jedermann mehr mit der Miene der Gutmüthigkeit als der Theilnahme. Als Gatte und Vater zeigte er sich von der schönsten Seite, und sein ganzes Leben bezeichnen Mäßigkeit, und ein weiser Ernst. Ausschweifungen sind ihm immer fremd geblieben. Er lebte immer wie ein einfacher Privatmann, im Schooße seiner Familie, und brachte gewöhnlich die Hälfte des Jahres zu Windsor zu, wo er selbst seine Minister nicht empfing, sondern jedesmal, so wie es die Staatsangelegenheiten erforderten, selbst nach London zurückkehrte. Die neuesten Nachrichten über sein Befinden sind ziemlich beruhigender; doch dürfte er nicht sobald die Last der öffentlichen Angelegenheiten wieder übernehmen können.


Georg III.[]

[2]
Georg III. (Wilhelm Friedrich) geb. den 4. Juni 1738, Sohn von dem, 9 Jahre vor Georg II.verstorbenen, Friedrich Ludwig, Prinzen von Wallis und Auguste, Tochter Herzogs Friedrich II. von Sachsen-Gotha. Seine Gemahlin ist die Prinzessin Sophie Charlotte, Tochter Herzogs Carl zu Mecklenburg-Strelitz, geb. den 19. Mai 1744, vermählt den 8. Sept. 1761. Er, der sein fünfzigjähriges Jubiläum auf Großbritanniens Throne schon gefeiert hat, bestieg mitten im Kriege den Thron, und setzte ihn mit Vortheil und Nachdruck fort. Seine Flotten machten in der neuen Welt ansehnliche Eroberungen, und der Friede von 1763 sicherte England den Besitz von Canada und unterwarf Frankreich der schimpflichen Clausel, auf seine Kosten einen englischen Commissär zu Dünkirchen zu unterhalten, welcher Acht haben mußte, daß der Hafen dieser Stadt nicht hergestellt werde. Die glorreiche Administration des Lord Chatham verbreitete über die ersten Regierungsjahre Georgs III. einen heitern Glanz; weniger glücklich aber war er in dem nordamerikanischen Kriege, der 1778 ausbrach, und England einen Theil seiner schönsten Colonien kostete. Im J. 1787 hatte der König den ersten Anfall jener Krankheit, die in der Folge mehrere Mal wiedergekehrt ist, und hauptsächlich in einer Geisteszerrüttung sich äußerte. Damals wurde er von dem Doctor Willis fast augenblicklich wieder hergestellt. Allein 1792 war eine so schnelle Heilung des Uebels nicht möglich, und es wurde damals zum ersten Mal die wichtige Frage wegen einer Regentschaft in dem Parlement zur Sprache gebracht. Die Oppositionspartei, an deren Spitze der Prinz von Wallis stand, wollte diesen zum Regenten erklärt wissen, allein die Ministerialen unter Pitts Anführung, welche durch den Prinzen gestürzt zu werden fürchteten, behaupteten, daß die Regentschaft kein mit der Person verbundenes Recht sey, sondern willkührlich von dem Parlement ertheilt werden könne. Die Bill, welche Pitt in diesem Sinne vorschlug und das Unterhaus annahm, blieb indeß ohne Wirkung, da der König inzwischen genaß. Man behauptet, daß die wesentlichen Dienste, welche Pitt bei dieser Gelegenheit dem Könige erwiesen, hauptsächlich ihm die unwandelbare Gunst desselben für die Folge gesichert hätten. Mehr als einmal haben sich Attentate gegen das Leben des Königs geäußert, namentlich bei dem von Gordon angestifteten Aufruhr im J. 1780, dann 1794, wo auf einer Spazierfahrt eine Flinte auf ihn abgedrückt ward, und zuletzt im Theater, wo ein gewisser Athfield, der nachher für wahnsinnig erklärt wurde, eine Pistole gegen die königliche Loge abschoß, ohne jedoch jemand zu verwunden. Die königliche Gewalt hat sich unter der Regierung Georgs III. besonders durch die Fremdenbill und die Suspension der Habeas-Corpusacte (s. beide Art.) ansehnlich erweitert. Sein Einfluß im Parlement war entschiedener als je, theils durch die Spaltungen der Oppositionspartei, theils durch die Vermehrung der Mitglieder im Oberhause, deren Anzahl im J. 1760 nur 181, im J. 1800 aber gegen 500 betrug. Bei Georgs Thronbesteigung war die Civilliste auf 800000 Pfund festgesetzt; allein 1769 bezahlte das Parlement mehr als eine Million Schulden, und 1777 wurde dasselbe aufs neue wegen einer Schuld von 618000 Pfund in Anspruch genommen. Damals erhöhte man auf den Antrag des ersten Lords der Schatzkammer die Civilliste um 100000 Pfund, aber dennoch waren 1780 auf 60000 und 1784 auf 30000 Pfund Schulden vorhanden. Die Hofhaltung des Königs war dabei keineswegs glänzend und prächtig, allein die königliche Familie war zahlreich, und die geheimen Ausgaben im In- und Auslande sehr bedeutend. Als Georg zu seinem 22sten Jahre den Thron bestieg, besaß Lord Bute, sein ehemalige Erzieher, sein unbeschränktes Vertrauen, welches in den von diesem empfohlenen Lords Ankesbury und Liverpool gewissermaßen fortgelebt hat. Der König genehmigte leicht die Plane, die seinen Grundsätzen entsprachen, und verfolgte sie mit größter Beharrlichkeit, aber eben so unbeugsam war er auch in seiner Abneigung; kein Souverain verabscheute so sehr wie er, die Grundsätze der französischen Revolution, selbst als die herrschende Partei der constitutionirenden Versammlung die brittische Verfassung laut erhob. Eben so hat er sich beharrlich geweigert, den irländischen Katholiken die Aufhebung der Test zuzugestehen, welche ihnen Pitt versprochen hatte. Er liebte die Künste und Wissenschaften und beschützte sie mehr als seine Vorgänger aus dem Hause Braunschweig gethan haben; doch hat er sie eigentlich nicht in dem Grabe aufgemuntert, wie von einem so großen Monarchen hätte erwartet können. Fast alle seine Schenkungen und Pensionen hatten mehr einen politischen Zweck. Uebrigens war sein Charakter stets sanft und leutselig; sein Gesicht hat das Gepräge der Gutmüthigkeit und des Wohlwollens. Als Gatte und Vater war er musterhaft; er lebte stets wie ein einfacher Privatmann in dem Schoße seiner Familie, vornehmlich zu Windsor, wo er selbst seine Minister nicht empfing. Als er 1804 einen abermaligen Anfall seiner Krankheit hatte, beschäftigte man sich aufs neue mit den Maßregeln zu Einsezzung einer Regentschaft; aber auch diesmal wurde sie durch seine Genesung überflüssig gemacht. Seitdem litt er besonders an der Abnahme des Gesichts, wodurch er verhindert ward, das Parlement persönlich zu eröffnen und häufige Audienzen zu geben. Im J. 1810 kehrte Geisteskrankheit heftiger als je und mit Symptomen zurück, welche das Ende seines Lebens anzukündigen schienen. Dennoch gelang es der Kunst seiner Aerzte, sein Leben zu erhalten, wiewohl zur Heilung seiner Geisteszerrüttung die Hoffnung verschwunden ist. Die Regentschaft wurde daher nun wirklich am 6. Febr. 1811 in die Hände des Prinzen von Wallis, Georg Friedrich August, gelegt. Dies gnüge von ihm selbst; eine Darstellung seiner so merkwürdigen Regierung werden wir unter Großbritannien liefern.


Die Hauptereignisse unter der Regierung des Königs von England.[]

[3]

[Juli.]

Im gegenwärtigen Augenblick, wo jedes Deutschen Blick nur auf Frankreich und England gerichtet ist, muß es sehr interessant seyn, die vornehmsten Ereignisse zu bemerken, die such unter Georg des Dritten Regierung zugetragen haben. Er bestieg den Thron 1760 in einem Alter von 22 Jahren. Durch den Frieden mit Frankreich und Spanien 1762 vermehrte er die Amerikanischen Krondomainen mit Canada, mit den größten Theil von Louisiana, mit Florida, mit den Inseln Granada, St. Vincent, Dominico und Tabago, wie auch mit Senegal in Afrika, wozu noch seit 1765 das große Reich der Britten am Ganges kam. Durch die Unruhen in den Nordamerikanischen Provinzen, die 1773 in offenbaren Krieg ausbrachen, erlitt Großbrittanien einen sehr wichtigen Verlust, denn es bekam nicht nur Krieg mit Frankreich, Spanien und Holland, sondern dieser zog auch den gänzlichen Verlust der 13 Provinzen nach sich, imgleichen giengen Florida, Senegal und Minorka durch den Frieden 1783 verloren.

Nach der Hinrichtung des Französischen Königs Ludwig XVI äusserte England manche feindliche Gesinnungen und besonders seine Empfindlichkeit gegen die Handlung der Franzosen, daher diese im Jahr 1793 den Krieg gegen England ankündigten. Zur See war Frankreich, wie sich die Leser noch erinnern, sehr unglücklich, denn es verlor den größten Theil seiner Flotte, seine West- und Ostindischen Besitzungen und fast seinen ganzen Handel, aber auf dem festen Lande erhielt es ein bedeutendes Uebergewicht, und dieses veranlaßte England 1802 den Frieden von Amiens zu schliessen, durch welchen es alle den Franzosen abgenommene Besitzungen zurück gab, von den Holländern aber die wichtige Insel Ceylon, nebst der während des Krieges eroberten Staaten des Sultans von Maisur in Ostindien, und von Spanen die Insel Trinidad in Westindien behalten durfte. Dieser Friede war von sehr kurzer Dauer, denn England das ihn wie es selbst gestand, nur in der Absicht geschlossen hatte, um ihn wieder zu brechen, entschloß sich 1803 zu einen neuen Krieg, und dieser dauert noch gegenwärtig fort, ohne daß der einsichtsvollste Politicker im Stande ist, einzusehen, wenn und wie solcher endigen wird. --


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Miszellen. [4]

Das zu Amsterdam verbreitete Gerücht von dem vorgeblich am 27. May erfolgten Tode des Königs von England wurde sogleich durch mehrere Estaffetten nach Hamburg gemeldet, und machte während der Feyertage ziemliche Sensazion. Allein durch die Amsterdamer Post vom 7. Juny hat es sich wieder ganz zerstreut, da die neuesten Nachrichten aus London, die bis zum 28. May gehen, nichts dergleichen erwähnen. Indessen hat die Kauflust, die in den letzten Tagen keine Gränze kannte, dadurch etwas nachgelassen.

Schwäbische Blätter melden gleichwohl aus Stuttgarder-Privatbriefen vom 9. Juny, daß an diesem Tage der königl. Würtembergische Hof die Anzeige von dem Tode des Königs von Großbrittanien erhalten haben solle.

Politische Notizen. [5] [Juni.]

In Französischen Blättern befand sich die Nachricht vom Tode des Königs von England, die man über Amsterdam erhalten hatte. Einige Deutsche Zeitungen haben nicht unterlassen, diese Neuigkeit treulich aufzunehmen; sie scheint aber nicht ächt zu seyn und wird wahrscheinlich von Englischen Spekulanten herrühren, so wie das schon öfterer der Fall war.

Großbrittanien. [6]

London den 7. Jun. Der König war gestern in London, und ist darauf wieder nach Windsor abgereiset. (Als über Holland ausgestreuten Nachrichten von dessen Tod und einer dadurch erfolgten Veränderung im Ministerio, zerfallen also in ihr Nichts.) --


1810.[]

Politische Neuigkeiten. [7]

Wegen des Zustandes des Königs war man in den letzten Tagen äußerst besorgt. Folgendes ward darüber bekannt gemacht:

Den 24sten: Se. Majestät hatten eine schlimme Nacht, und befinden sich am Morgen nicht wohl. -- Den 25sten: Kein Bulletin. -- Den 26sten: Der Zustand des Königs verursachte gestern Abend große Besorgnisse, und diesen Morgen um fünf Uhr erregte das Hin- und Herschicken vieler Couriere in Windsor große Unruhe. -- Folgende Bulletins erschienen am 26sten: Den 25sten: Se. Majestät haben gestern Abend einen heftigen Anfall vom Fieber gehabt; allein sie hatten Nachts einige Stunden Schlaf, und die Symptome haben diesen Morgen größtentheils abgenommen. -- Den 26sten: Seit der Verminderung des Fiebers hat sich das Befinden des Königs nicht sehr verändert. -- Den 29sten: Se. Majestät haben eine gute Nacht gehabt, und befinden sich heute früh eben so gut als gestern. -- Den 30sten und 31sten: Das Befinden Sr. Majestät bleibt sich gleich.

Die Angelegenheiten der Regentschaft waren nach eben diesen Nachrichten am Ende des Decembers noch nicht völlig in Ordnung gebracht. Erst am 25. hatte das Oberhaus die bereits am 21. im Unterhause durchgegangenen Beschlüsse in Berathung genommen, und solche nach einigen Debatten ebenfalls adoptirt.


1811.[]

Vermischte Nachrichten. [8]

Das Befinden des Königs hatte sich, den letzten Bulletins zufolge die bis zum 7. Januar gehen, nicht viel verändert; doch war die letzte Woche günstig gewesen.


1812.[]

London, den 7ten Januar. [9]

Den Aerzten des Königs sind folgende 6 Fragen vorgelegt worden:

1) Ist der König im Stande, die Ausübung seiner königl. Funktionen wieder anzutreten?
2) Wie ist sein jetziger Zustand in Rücksicht sowohl seiner körperlichen als geistigen Gesundheit, verglichen mit dem Zustande der ersten Woche jedes Quartals, im Januar, April, July und Oktober 1811?
3) Ist die Wahrscheinlichkeit seiner Herstellung jetzt grösser oder geringer, wie zur Zeit des Berichts vom 5ten Oktober?
4) Giebt es deutliche Beweise von der Existenz der Denkkraft und des Gedächtnisses?
5) Verzweifeln sie wirklich an der Herstellung Sr. Majestät?
6) Muß die Krankheit des Königs als eine bestimmte Geisteszerrüttung oder als Wahnsinn angesehen werden?


London, den 9ten Juny. [10]

Der König ist fortdauernd in demselben Zustande, wie im vorigen Monate.


London, den 19ten Juny. [11]

Die Krankheit Sr. Majestät hat so zugenommen, daß man die Hoffnung Ihrer Genesung beynahe aufgegeben hat.


London, den 14ten July. [12]

Während der letzten 14 Tage des Juny haben sich Se. Brittische Majestät in einer beständigen heftigen Unruhe befunden. Am Sonnabend litt der König heftigen Angriffe, wie alle diejenigen, die er noch seit einem Jahre ausgestanden. Der letzte Paroxysmus dauerte 50 bis 60 Stunden ohne Unterlaß, und Se. Majestät hatten am Montage einige Minuten lang die Sprache verloren.


London, den 7ten August. [13]

(Aus dem Alfred.)

Des Königs letzter Paroxysmus hat funfzig Stunden gedauert. Während dieser ganzen Zeit hörte er nicht auf zu sprechen; nach deren Verlauf aber sank er wie leblos nieder; sein Puls hörte sogar einige Minuten auf zu schlagen. Hierauf fiel der König in einen tiefen Schlaf, der fünf Stunden dauerte. Beym Erwachen forderte er zu essen, und aß wie gewöhnlich mit gutem Appetit.


London, den 16ten September. [14]

Se. Majestät haben seit dem letzten Bericht des Konseils der Königin einen neuen Anfall von Paroxismus gehabt, welcher über 36 Stunden dauerte.


London, den 10ten November. [15]

Folgendes Bülletin vom Zustande des Königs ist gestern im Pallaste St. James angeschlagen worden: "Der König hatte kürzlich einen neuen Anfall seiner Krankheit, welcher hierauf gänzlich aufhörte.


Quellen.[]

  1. Neuer Plutarch, oder Kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer und Frauen aller Nationen von den ältesten bis auf unsere Zeiten. Nach dem Französischen des Peter Blanchard neu herausgegeben, vermehrt und fortgesetzt von Friedrich Kraft. Pesth 1815, bei C. A. Hartleben.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  3. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  4. Wiener-Zeitung. Nro. 52. Mittwoch, den 29. Juny 1808.
  5. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  6. Wiener-Zeitung. Nro 55. Sonnabend, den 9. July 1808.
  7. Nordische Miszellen. Funfzehnter Band. Hamburg, auf Kosten der Herausgebers und in Commission bei B. G. Hoffmann, 1811.
  8. Nordische Miszellen. Funfzehnter Band. Hamburg, auf Kosten der Herausgebers und in Commission bei B. G. Hoffmann, 1811.
  9. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 21. Mittewoch, den 24. Januar 1812.
  10. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 168. Sonnabend, den 13/25. July 1812.
  11. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 188. Dienstag, den 6/18. August 1812.
  12. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 186. Sonnabend, den 3/15. August 1812.
  13. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 228. Sonnabend, den 21. September/3. Oktober 1812.
  14. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 240. Sonnabend, den 5/17. Oktober 1812.
  15. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 285 Mittewoch, den 27. November/9. December 1812.

Porträten.[]

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