Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Das Großherzogthum Würzburg.[]

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I. Land.[]

1. Bestandtheile. Nebst dem Fürstenthume Würzburg, nach dem Umfange, worin es Baiern zuvor besessen hatte, besaß der Großherzog seit seinem Beitritte zur rheinischen Conföderation auch alle inclavirte Güter des Maltheser Ritterordens mit Eigenthum und Souverainetät, ferner die Souverainetät über die im Würzburgischen eingeschlossenen, oder an dasselbe gränzende Besitzungen des Grafen von Ortenburg, und der Reichsritterschaft, wie auch über die Baronien Tann und Weyhers. Durch Vertrag mit Frankreich und Baiern vom 8. und 26 Mai 1810 erwarb endlich Würzburg noch die ehemalige Reichsstadt Schweinfurt mit Gebiet, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, von Fürstenthume Bamberg 49 Oerter und Höfe, vom Fürstenthum Ansbach die Stadt Mainbernheim nebst 5 andern Ortschaften, von der ehemaligen Abtei Ebrach 13 unvermischte, und 20 mit würzburgischen oder andern Unterthanen vermischte Oerter und Höfe, und endlich die Souverainetät über einen Theil der Grafschaften Schwarzenberg und Kastell, über die 3 Limburg-Rechterischen Orte, über die gräflich Schönbornische Herrschaft Wiesentheid, und über 34 zum Theile vermischte reichsritterschaftliche Orte. Dafür trat aber Würzburg an Baiern ab das Landgericht Schlüsselfeld, die Stadt Seßlach, das Amt Gunzendorf, seinen Antheil an 11 kleinen Orten, und die Hoheit über die gräflich Ortenburgischen Besitzungen links der Rodach, und über seinen Antheil an 8 reichsritterschaftlichen Orten.
2. Größe und Gränzen. Mit Einschluße der im J. 1810 erworbenen Bezirke mag sich der Flächenraum dieses Großherzogthums höchstens auf 110 Quadratmeilen erstrecken. Begränzt ist es gegen Norden vom Großherzogthume Frankfurt und von Henneberg, gegen Osten vom Königreiche Baiern, gegen Süden vom Königreiche Würtemberg, und gegen Westen von Baden (Werthheim), und dem Großherzogthume Frankfurt.
3. Boden, Gewässer und Klima. Größten Theils ist dieses Großherzogthum ein ebenes Land. Nur an der nördlichsten Spitze erhebt sich das ziemlich rauhe, waldige Rhöngebirge, auf der Nordostseite der Haßberg, und auf der Ostseite der Steigerwald. Innerhalb dieser Gebirge ziehen sich, abwechselnd mit anmuthigen Hügeln und Weinbergen, große, fruchtbare Ebenen fort. Einen besonders guten, fetten Boden haben die Thäler an der Itz und Jagst, der Schüpfergrund, das Grabfeld, und die neu erworbenen Striche Landes am Main: Mainbernheim, Marktsteft, Marktbreit, Rödelsee xc.
Seen sind in diesem Lande nur von mittleren Größe vorhanden: der große und kleine Sennfeldersee, der Riedenheimer, der Haubacher, der Herlheimer, der Strecksee, der Reichmannshäuser, der neue See, und mehrere große Teiche. Der Hauptfluß ist der Main; kleinere Flüsse sind die Itz, die Baunach, die Tauber, die zum Holzflössen dienliche fränkische Saale xc. -- Das Klima ist fast durchgängig warm; nur gegen die Gebirge hin etwas rauh und kalt.
4. Producte. Würzburg gehört zu den fruchtbarsten Ländern in Teutschland. a. Aus dem Pflanzenreiche bringt dieses Land alle 4 Gattungen von Getreide, auch Dinkel, Haidekorn, Hirse, Erbsen, Linsen und Wicken, die meisten dieser Gattungen in hinlänglicher Menge, hervor. Doch ist nicht das Getreide, sondern der Wein das Hauptproduct, welches dem Lande einen ansehnlichen Zufluß an Geld von außen herein verschafft. Die besten Weine wachsen an den Bergen um Würzburg. Unter allen ist der Leistenwein am meisten geschätzt; noch feueriger, aber nicht so lieblich ist der so genannte Steinwein. In den gebirgigen Gegenden sieht man auch viel Flachs, und die Plätze an den Ufern sind mit guten Grasarten und Wiesenpflanzen, die Waldgründe mit Holz von verschiedenen Gattungen bedeckt; die herrschenden Holzarten sind jedoch Laubholz.
b. Unter den Producten aus dem Thierreiche nimt das zahlreiche Hornvieh, worunter sich hier und da auch Schweizerarten befinden, den ersten Platz ein. Im Südlichen hat man einen stärken und höhern Schlag Viehes, als im Nördlichen. Ochsen zu 12 bis 15 Centnern sind keine Seltenheit. Die Zahl der Pferde ist in diesem Lande nicht beträchtlich. Schaafe hält man in großer Zahl, jedoch nur die gemeine Gattung. In bergischen Gegenden halten Landleute, die keine Kühe ernähren können, Ziegen. Die Zahl der Schweine ist beträchtlich. In den Wäldern hält sich nicht viel Wildprät, aber viel wildes Geflügel auf. Auch an Fischen ist kein Ueberfluß vorhanden. Die vornehmsten sind Karpfen, Aale, Hechten und Schleien.
c. An Producten aus dem Mineralreiche ist das Großherzogthum ziemlich arm. Es hat zwar einige Erd- und Steinarten aufzuweisen, aber kein Metall, nicht einmal Eisen, welches beinahe in allen andern Ländern vorkömmt. Von Erdarten gräbt man Thon in mehrern Gegenden, eine besonders gute Gattung bei Ebern, Ocher bei Sendershausen, und besonders zu Oberebersbach, und Trippel bei Uchtelhausen. Die in diesem Lande vorkommenden Steinarten sind Kalk- und Gipssteine, Sandsteine an verschiedenen Orten, worunter diejenigen, die zu Egenhausen brechen, zu geschätzten Schleifsteinen verarbeitet werden, und die röthlichen von Zeil ihrer Feinheit und Härte wegen sich auszeichnen. Steinkohlen und Torf sind zwar, erstere auf dem Brauersberge, letztere auf der Rhön, vorhanden; sie werden aber nicht gegraben, da die Fracht über Land sie zu kostspielig macht. Das Salz, welches man aus der Salzquelle bei Kissingen erhält, ist bei weitem nicht hinreichend.
Dafür hat Würzburg einige andere mineralische Quellen. Die erheblichsten sind diejenigen zu Boklet und Kissingen. Unter denjenigen, welche zu Boklet vorhanden sind, unterscheiden sich besonders die Schwefelquelle, und die Ludwigsquelle, welche letztere ein Stahlwasser ist. Unter den Quellen von Kissingen hat besonders der Sauerbrunnen den Vorzug, wovon jährlich mehrere tausend Krüge in das Ausland versendet werden.


II. Bewohner.[]

1. Nach ihrer Anzahl, Abkunft, ihren Sitten, ihrer litterarischen Bildung und Religion. Genaue, auf eine Zählung gegründete Angaben der Bevölkerung sind nicht vorhanden; aber nach einer sehr wahrscheinlichen Schätzung beläuft sie sich auf 290,000 Seelen. Die Quadratmeile im Durchschnitte begreift daher 2625 Menschen und etwas darüber. Die Einwohner sind Teutsche, fränkischen Stammes, und ein geschicktes und thätiges Volk, nicht ohne Nationalstolz. Im Lande sind viele Stadt- und Landschulen für den ersten Unterricht der Jugend zerstreut. Zur Bildung angehender Gelehrter bestehen Gymnasien, und zu Würzburg eine Universität. Die Religion der Einwohner ist theils die katholische, theils die evangelisch-lutherische. Auch einige Juden leben in diesem Lande.
2. Nach ihrer Industrie und ihrem Wohlstande. a. Der Ackerbau wird zwar in denjenigen Strichen Landes, welches fetten Boden haben, so sehr betrieben, daß an Rocken und Weizen von der Aerndte gewöhnlich ein Drittheil an minder getreidereiche Gegenden des Großherzogthums, theils an das Ausland abgegeben werden kann, obwohl hier die Brache noch üblich ist. An der Rhön erzeugt man auch Flachs in Menge, und der Bau der Küchengewächse beschäftigt sehr vieler Menschen Hände, besonders in den Maingegenden, und um Gochsheim und Sennfeld. Kissingen zieht für Gartengewächse auch fremdes Geld an sich. Die Obstbaumzucht ist fast überall ausgebreitet. Ins Besondere werden Zwetschgen, frisch und gedörrt, und süsse und sauere Kirschen, die man besonders am linken Mainufer häufig zieht, in großer Quantität ausgeführt. Mergetshöheim allein gewinnt an verkauften Sauerkirschen jährlich über 4000 fl. *) Aber der wichtigste Zweig der ländlichen Industrie ist der Weinbau, der bei weitem den größten Theil des Großherzogthums ausgebreitet ist. Die Ausfuhre des Weins soll jährlich gegen 500,000 fl. ins Land bringen. b. Die Viehzucht aber hat noch keinen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht, wenn man gleich hier und da den Abgang einer hinreichenden Quantität natürlicher Grasarten und Futterkräuter durch den Kleebau und durch künstliche Wiesen zu ersetzen sucht.
c. Als Manufacturstaat nimmt das Großherzogthum keinen Platz von großer Bedeutung ein. Die natürlichen Producte geben zwar Anlaß zur Verarbeitung; aber weder die Gegenstände derselben sind sehr mannigfaltig, noch die Zahl der Fabriken sehr beträchtlich. Auf und vor der Rhön, wo Mann und Weib, Söhne und Töchter spinnen, sind viele Leinewebereien in Thätigkeit. In der Gegend von Fladungen allein sind 350 Webermeister. Zu Kissingen und Neuhaus webt man auch Damastleinwand. Auf der Rhön ernähren sich viele Menschen durch Körbeflechten aus Weiden, und auf dem Steigerwalde durch Verfertigung hölzerner Waaren. Etwas beträchtliche Wollentuch- und Flanellwebereien sind in der Gegend von Bischofsheim, und eine starke Wollen-Spinnerei und Weberei unterhält man in Arbeitshause zu Würzburg; auch werden hier und da viele Strümpfe aus inländischer Wolle gestrickt und gewebt. Außer diesen befinden sich im Lande mehrere Oelschlägereien aus den Früchten der Schwarzbuche, Pech- und Theerschwelereien, Wagenschmier- Potasche- Salpeter- und Obstessigsiedereien, Weinsteinraffinerien zu Würzburg und Kissingen, Branntweinbrennereien aus Weinhefe, und Kupferdruckerschwärze-Manufacturen aus dem todten Körper, der aus einer nochmaligen Pressung der Weinhefe zurückbleibt. Die Hofmannische Manufactur dieser Art machte einst Versendungen selbst nach Paris und London. Zu Würzburg sind Puder- Stärke- und Siegellackmanufacturen, wie auch eine Fabrike chemischer Präparate, und chirurgischer Apparate und Instrumente, und in der Gegend von Bischofsheim bei Oberbach eine Krugbäckerei.
d. Indessen bringt doch der Handel, obwohl er auf eine überwiegende Art passiv, und das Fabrikwesen nicht sehr ausgebreitet ist, vielen Menschen Brod. Der Hauptartikel des Ausfuhrhandels ist der Wein. Außer diesem führt man nach Obst, Gartengewächse, Weinstein, Kupferdruckerschwärze, und verarbeitete Steine aus, welche nach Holland gehen. Der Main verschafft eine gute Gelegenheit zum Speditionshandel. Jährlich werden viele Kaufmannsgüter von der Oberpfalz, von Nürnberg und Schwaben nach Würzburg, Ochsenfurt und Kissingen gebracht, um den Main und Rhein abwärts zu gehen. Die Fuhrleute bekommen sogleich Rückfracht von den Gütern, die von Straßburg, Cölln und Holland kommen.
Zur Beförderung des Handels dienen die guten Strassen, die zu Würzburg und Kissingen am Main errichteten Krahnen und Niederlagshäuser, die Messen und Jahrmärkte.
Obwohl der Weinbau viel Geld einbringt, ist doch der Winzer gewöhnlich weit weniger wohlhabend, als der Bauer, welcher in den fetten Fruchtländern Getreide baut. Jener muß seine Einnahme mit zu vielen gut bezahlten Arbeitern theilen, welche der Weinbau nöthig macht. Einen weit reinern Gewinn ziehen die Weinhändler, und die vermöglichern Bürger, die ein für mittelmäßige Preise angekauftes Weinlager halten, und, wenn diese steigen, ihre Weine losschlagen. Uebrigens ist fast kein Theil des Volkes wirklich arm zu nennen. Im Ganzen ißt und trinkt und lebt man gut. Die gesammte Staatseinnahme mag etwa 21/2 Millionen betragen. Die Staatsschuld ist über 4 Millionen angewachsen.
3. Nach ihren Vertheidigungsmitteln. Die Conscription und Aushebung der zum Kriegsdienste nöthigen Mannschaft ist auch hier, wie in andern Staaten, gewöhnlich. Wie hoch sich aber die Kriegsmacht, welche der Großherzog wirklich hält, belaufe, ist nicht bekannt.


III. Staatsverfassung.[]

1. Innere Verhältnisse. Würzburg ist ein souveränes, in männlicher Linie erbliches Großherzogthum. Die Rechte und Verhältnisse des Großherzogs sind hier größten Theils dieselben wie in den übrigen teutschen Großherzogthümern. Der Titel des erstern ist: Von Gottes Gnaden kaiserlicher Prinz von Oestreich, königlicher Prinz von Ungarn und Böhmen, Erzherzog von Oestreich, Großherzog zu Würzburg, und in Franken Herzog xc. Das Wappen besteht aus einem in die Länge getheilten Schilde, wovon die eine Hälfte durch einen Spitzenschnitt im rothen Felde schräge gespalten ist, auf der andern aber ein von Roth und Silber quadrirtes Fähnchen an einem goldenen Speer im blauen Felde schräg liegt. In der Mitte befindet sich der östreichische Herzschild. Den Hauptschild bedeckt der großherzogliche Hut.
In Hinsicht auf die Verhältnisse der Staatsbürger unterscheidet sich die würzburgische Staatsverfassung von der Verfassung anderer Bundesstaaten hauptsächlich darin, daß hier der Adel ohne Unterschied in allen bürgerlichen und peinlichen Fällen einen privilegirten Gerichtsstand hat, daß er auch noch fürs Künftige mit Bestättigung des Hofgerichts Familienstatuten, Successionsordnungen, und Fideicommisse errichten kann, und überhaupt nur unter den höhern Administrativstellen steht, daß er ferner die unbeschränkte Fähigkeit hat, bürgerliche Güter zu erwerben, daß er für sich und seine Kinder von der Militärconscription frei, und den Auswanderungsgesetzen nicht unterworfen ist, doch mit der Einschränkung, daß er zur Auswanderung in nicht conföderirte Staaten die landesherrliche Einwilligung erholen muß, daß er auf seinen Gütern seine eigene Gerichtsbarkeit, und die Ausübung der niedern Polizei hat xc. Doch ist die Steuerfreiheit der adelichen Gutsbesitzer aufgehoben.
2. Das auswärtige Verhältniß des Großherzogs, als Mitglied der rheinischen Conföderation, ist das Verhältniß aller übrigen, diesem Bunde einverleibten Großherzoge. Das Bundescontingent, welches er in Bundeskriegen zu stellen verpflichtet ist, besteht in 2000 Mann.


IV. Staatsverwaltung.[]

1. Die Centralverwaltung beruht auch hier auf dem Ministerium und dem geheimen Staatsrathe. Das Organ derselben ist die Landesdirection, welche in die Regierungs- und in die Section der Rentkammer zerfällt. Das Justizwesen besorgt in erster Instanz das oberste Justizcollegium, und in zweiter Instanz das Hofgericht.
2. Die Provinzialverwaltung geschieht durch die Landgerichte, in welche das Großherzogthum getheilt ist. Ihre Zahl beläuft sich bisher auf 30 mit Ausnahme des an Baiern abgetretenen Landesgerichts Schlüsselfeld, im Gegentheile aber mit Hinzusetzung der neu erworbenen Landgerichte Schweinfurt und Zeil. Sie ist aber noch nicht definitiv bestimmt, und der Bezirk von Prölsdorf und die neu hinzugekommenen Souverainetätslande xc. sind noch nicht eingetheilt. In jedem Landgerichte besorgt der Landrichter die Justiz in erster Instanz, die Polizei und die übrigen Regierungssachen; dem Rentbeamten liegt die Einnahme, Auszahlung und Verrechnung der öffentlichen Gelder ob.


Geschichte.[]

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Würzburg, das Großherzogthum, seit dem Jahre 1813 ein Theil des Königreichs Bayern, hat in den neuern Zeiten mancherlei Veränderungen erfahren. Das ehemalige Bisthum Würzburg wurde im Jahre 741 gestiftet, Burchard als erster Bischof daselbst von dem heil. Bonifaz bestellt und geweiht, und seine Kirche von den fränkischen Könige mit einigen Besitzungen dotirt, welche die fromme Milde der deutschen Kaiser und Könige in der Folge vermehrte. Die Bischöfe selbst erwarben von den benachbarten fränkischen Grafen und Herren mehrere Besitzungen, aus welchen zusammen der nachherige große Territorialumfang des Fürstenthums Würzburg sich bildete. Der Zufall, daß ein Fürst, ein geborner Herzog von Sachsen, Bischof Würzburg wurde, gab Veranlassung, daß seine Nachfolger, von der Mitte des 15. Jahrh. an, den Titel als Herzoge von Franken annahmen. In geistlichen Angelegenheiten stand der Bischof zu Würzburg unter dem Erzbischofe zu Mainz, selbst nachdem Papst Benedict XIV. i. J. 1752 dem Bischofe zu Würzburg das erzbischöfliche Pallium und das Kreuz ertheilt hatte. Sein Titel war: des heiligen römischen Reichs Fürst und Bischof zu Würzburg, Herzog von Franken. Ihm zur Seite stand ein zahlreiches Domcapitul, das viel eigenthümliche Besitzungen hatte; angesehne adelige Familien bekleideten seit langer Zeit die Erbämter des bischöflichen Hofes. Der ganze Flächeninhalt des Hochstifts wurde auf 87 Quadratmeilen mit 250,000 Einwohnern, und die jährlichen Einkünfte des Fürst-Bischofs wurden auf 500,000 Gulden angegeben. In Folge des Friedens zu Luneville wurde das Hochstift Würzburg, so wie die andern unmittelbaren geistlichen Besitzungen in Deutschland, durch den Reichs-Deputations-Hauptschluß vom Jahre 1803 mit Ausnahme einiger andern fürstlichen Häusern zugetheilt, ungefähr 7 Quadratmeilen betragenden Aemter an Bayern, zur Entschädigung für seine verlornen Rheinprovinzen, als ein weltliches Erbfürstenthum überlassen. Der letzte Fürst-Bischof, aus dem freiherrlichen Hause Fechenbach, erhielt für den Verlust von Würzburg eine jährliche Pension von 60,000 Fl. und überdieß 30,000 Fl. als Coadjutor des Fürst-Bischofs von Bamberg. Durch den Frieden zu Preßburg (den 26. Dec. 1805) wurde Würzburg dem ehemaligen Großherzog von Toscana, der sein im J. 1803 mit dem churfürstlichen Titel, als Entschädigung erhaltenes, Herzogthum Salzburg nebst Zubehör an Oesterreich abtrat, zugetheilt, und der churfürstliche Titel wurde von Salzburg auf Würzburg übertragen. Als dieser Fürst am 30. Sept. 1806 den rheinischen Bünde beitrat, nahm er den Titel als Großherzog von Würzburg an. Die bekannten Ereignisse des Jahres 1813 und die Verhandlungen des Wiener Congresses veränderten diese Verhältnisse aufs neue. Der Großherzog erhielt seinen Erbstaat Toscana wieder, und Würzburg wurde an Bayern überlassen. Das Großherzogthum Würzburg, so wie es gegenwärtig einen Theil des Königreichs Bayern ausmacht, hat auf 91½ QM. 290,000 Einw., die größtentheils cathol. Religion sind. Das Land ist meistentheils eben, aber auf drei Seiten von hohen oder waldigen Gebirgen, dem Rhöngebirge, dem Haftberge und Steigerwald, umgeben. Außer andern kleinen Flüssen durchströmt der Main einen großen Theil des Landes, und nimmt die fränkische Saale auf. Der Boden ist sehr fruchtbar und bringt viele Getraide, in einigen Gegenden mehr als der eigne Bedarf erfordert, hervor; vorzüglich wichtig aber ist der Weinbau, der besonders auf den Anhöhen des Mainthales, doch aber auch in andern Districten, betrieben wird. Die edelsten Sorten, der Stein- und Leistenwein, wachsen nur in der Nähe der Hauptstadt. Der Handel mit diesem Producte ist der beträchtlichste und einträglichste für das Land, das übrigens nicht reich an Mineralien ist und, ungeachtet der starken Bevölkerung, wenig Manufacturen und Fabriken hat. Das Großherzogthum ist in politischer Hinsicht gegenwärtig in 35 Landgerichte eingetheilt.


Quellen.[]

  1. Handbuch der Statistik der europäischen Staaten, zum Gebrauche bei Vorlesungen und zur Selbstbelehrung von D. Joseph Milbiller. Landshut, 1811. Bei Philipp Krüll, Universitäts-Buchhändler.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
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