Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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'''Guerillas''' hiessen die leicht bewaffneten undisciplinirten Haufen, welche in dem [[spanisch-französischen Kriege]] den Spanischen und Englischen Armeen meistens als [[Tirailleur|Tirailleurs]] dienten, zuweilen aber auch eigene kleine [[Korps|Corps]] bildeten. Sie wurden zuerst in [[Königreich Portugal|Portugal]] von [[Robert Thomas Wilson|Wilson]] organisirt.
 
'''Guerillas''' hiessen die leicht bewaffneten undisciplinirten Haufen, welche in dem [[spanisch-französischen Kriege]] den Spanischen und Englischen Armeen meistens als [[Tirailleur|Tirailleurs]] dienten, zuweilen aber auch eigene kleine [[Korps|Corps]] bildeten. Sie wurden zuerst in [[Königreich Portugal|Portugal]] von [[Robert Thomas Wilson|Wilson]] organisirt.
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Da diese Truppen unabhängig waren und keine Kriegszucht kannten, ob sie schon jederzeit bereit waren, die Befehle eines Anführers auszuführen, so konnte man ihre Anzahl nie genau erfahren; indessen schätzte man sie allgemein auf 15000 Mann. Sie lebten von der Beute und kosteten dem Staate nichts. Jeder kleidete sich, wie er konnte; ihre Waffen waren solche, wie sie sich verschaffen konnten. Die Einen waren zu Fuß, die Andern zu Pferde. Alle aber waren gleich wild und muthig. Diese Truppen haben der spanischen Armee geschickte Offiziere und treffliche Soldaten geliefert.
 
Da diese Truppen unabhängig waren und keine Kriegszucht kannten, ob sie schon jederzeit bereit waren, die Befehle eines Anführers auszuführen, so konnte man ihre Anzahl nie genau erfahren; indessen schätzte man sie allgemein auf 15000 Mann. Sie lebten von der Beute und kosteten dem Staate nichts. Jeder kleidete sich, wie er konnte; ihre Waffen waren solche, wie sie sich verschaffen konnten. Die Einen waren zu Fuß, die Andern zu Pferde. Alle aber waren gleich wild und muthig. Diese Truppen haben der spanischen Armee geschickte Offiziere und treffliche Soldaten geliefert.
   
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==Quellen und Literatur==
 
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==Von einem englischen Offizier.==
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Ein Officier von der 7ten Division von Lord Wellingtons Armee schreibt: Ehe wir nach Spanien kamen, haben wir und keinen Begriff von dessen gegenwärtigem Zustande und von der Geschicklichkeit, mit welcher jeder französische Officier sich in allen kleinen Städten festzusetzen und zu sichern wußte, machen können. Alle Orte, wo Posthäuser sind, finden wir verschanzt, und vor einem plötzlichen Ueberfalle gesichert. Die Mauern der Kirchen und Glockenthürme sind mit Schießscharten versehen. Diese Anstalten waren gegen die Guerillas nöthig, und wurden an vielen Orten von den Einwohnern in Gemeinschaft mit den französischen Officieren getroffen. Denn nach eigner Aussage dieser Einwohner, welche ihrer traurigen Lage überdrüssig sind, fürchteten sie sich vor den Guerillas mehr, als vor der Anwesenheit eines französischen Detaschements. Hatten sich die Franzosen einmal eingerichtet, so bildeten sie bald ein gutes Verständniß mit den Einwohnern, und beschränkten im Allgemeinen ihre Forderungen auf die nöthigsten Lebensbedürfnisse; dagegen erhoben die wilden und undisciplinirten Banden der Guerillas Brandschatzungen in ihren eigenen Dörfern und plünderten sie dann ohne Barmherzigkeit aus. Als Bundsgenossen haben uns diese Guerillas wenig oder nichts genutzt; wir können uns auf sie durchaus nicht verlassen, wenn sie mit unserer Cavallerie oder Infanterie zusammen agiren sollen; sie sind blos für die Einwohner ein Schrecken, und ich habe bemerkt, daß, wenn wir nach dem Rückzuge der Franzosen in den verlassenen Ortschaften gut empfangen wurden, dies nicht geschah, weil wir Engländer, sondern weil wir regulirte Truppen sind, und jetzt gegen die Erpressungen der Guerillas das thun, was die Franzosen vor wenig Tagen thaten.
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==Quellen und Literatur.==
 
*Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
 
*Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
 
*Das Echo aus den Sälen europäischer Höfe und vornehmer Zirkel oder merkwürdige Erzählungen und unbekannte Anekdoten von den Ereignissen der neuesten Zeit. 1823. Erstes Stück. oder 53ste Sammlung von der Ameise. Leipzig, im Magazin für Industrie und Literatur.
 
*Das Echo aus den Sälen europäischer Höfe und vornehmer Zirkel oder merkwürdige Erzählungen und unbekannte Anekdoten von den Ereignissen der neuesten Zeit. 1823. Erstes Stück. oder 53ste Sammlung von der Ameise. Leipzig, im Magazin für Industrie und Literatur.
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*Leipziger Zeitung Nr. 206. Dienstags den 20. October 1812.
 
 
[[Kategorie: Kriegskunst]]
 
[[Kategorie: Kriegskunst]]

Version vom 13. Dezember 2013, 09:48 Uhr

VorpostengefechtVernet 512

Vorpostengefecht von Vernet.

Guerillas.

Guerillas hiessen die leicht bewaffneten undisciplinirten Haufen, welche in dem spanisch-französischen Kriege den Spanischen und Englischen Armeen meistens als Tirailleurs dienten, zuweilen aber auch eigene kleine Corps bildeten. Sie wurden zuerst in Portugal von Wilson organisirt.

Ursprung der spanischen Guerillas.

Die Guerilla's, welche sich in dem spanischen Kriege so vielen Ruhm erworben haben, waren leichte und unregelmäßige Truppen, die den Franzosen Tag und Nacht keine Ruhe ließen. Sie waren von allem unterrichtet, indem sie mit den Einwohnern in steter Verbindung lebten und fingen die Munition und die Lebensmittel auf, welche man aus Frankreich über die Pyrenäen nach Spanien schickte. Einer ihrer Anführer, Mina, hatte 3000 Mann unter seinen Befehlen, welche in Banden eingetheilt waren; sie waren mit dem Lande so genau bekannt, daß sie bloß einige Stunden brauchten, um sich zu zerstreuen, oder zu versammeln. Mina war Mitglied einer spanischen Universität; Einer seiner Neffen nebst einigen seiner Freunde, die größtentheils sehr unterrichtete Leute waren, ersannen diese verheerende Methode, den Feind zu schwächen. Der Neffe wurde in einem Scharmützel getödtet und der Onkel trat im Commando an seine Stelle. In den Augen der Franzosen hatte er eine solche Wichtigkeit erlangt, daß vier französische Generale den Plan faßten, ihn und seine Anhänger in einem Augenblicke in eine Schlinge zu locken, wo man von Bayonne eine beträchtliche Sendung von Lebensmitteln erwartete, von denen man besorgte, sie möchten diesem verwegenen Anführer und seinen kühnen Gefährten in die Hände fallen. Sie glaubten, daß, wenn sie vier verschiedene Wege einschlügen, um sich alsdann auf einem Punkte zu vereinigen, es ihnen gelingen werde, ihn mit seiner ganzen Truppe zu umringen. Der schlaue Mina wußte indessen nicht bloß diesem Anschlage zu entgehen, sondern erwartete auch die Sendung, welche von 2000 Mann begleitet wurde, um sie anzugreifen. Durch die Art, wie er seine Truppen in kleine Abtheilungen vertheilte, entging er leicht den Franzosen. Hierauf vereinigte er seine ganze Macht an einem bestimmten Orte in den Pyrenäen, griff die Sendung an, tödtete 900 Mann von der Bedeckung, macht 600 Gefangene und bemächtigte sich aller Lebensmittel. Der Secretär des Königs Josephs, der als Bauer verkleidet war, kam bei diesem Gefechte um.

So sicherten also die Talente, der Muth und die Geschicklichkeit Minas an der Spitze einer handvoll undisciplinirter Leute ihm den Sieg über ein Corps von 2000 Franzosen und machten ihn Meister einer ansehnlichen Beute. Ihre unermüdete Thätigkeit sieht man auch daraus, daß die Franzosen kein Briefpaquet ohne eine Bedeckung von 250 Mann, sowohl Fußvolk, als Reiterei, abschicken konnten. Diese Guerilla's waren unvernichtbar; denn sie kannten die Schluchten in den Bergen und die Wege im Lande so gut, daß sie sich auf einem bestimmten Punkte vereinigten und sich wieder zerstreueten, ohne daß man sie einholen konnte.

Da diese Truppen unabhängig waren und keine Kriegszucht kannten, ob sie schon jederzeit bereit waren, die Befehle eines Anführers auszuführen, so konnte man ihre Anzahl nie genau erfahren; indessen schätzte man sie allgemein auf 15000 Mann. Sie lebten von der Beute und kosteten dem Staate nichts. Jeder kleidete sich, wie er konnte; ihre Waffen waren solche, wie sie sich verschaffen konnten. Die Einen waren zu Fuß, die Andern zu Pferde. Alle aber waren gleich wild und muthig. Diese Truppen haben der spanischen Armee geschickte Offiziere und treffliche Soldaten geliefert.


Von einem englischen Offizier.

Ein Officier von der 7ten Division von Lord Wellingtons Armee schreibt: Ehe wir nach Spanien kamen, haben wir und keinen Begriff von dessen gegenwärtigem Zustande und von der Geschicklichkeit, mit welcher jeder französische Officier sich in allen kleinen Städten festzusetzen und zu sichern wußte, machen können. Alle Orte, wo Posthäuser sind, finden wir verschanzt, und vor einem plötzlichen Ueberfalle gesichert. Die Mauern der Kirchen und Glockenthürme sind mit Schießscharten versehen. Diese Anstalten waren gegen die Guerillas nöthig, und wurden an vielen Orten von den Einwohnern in Gemeinschaft mit den französischen Officieren getroffen. Denn nach eigner Aussage dieser Einwohner, welche ihrer traurigen Lage überdrüssig sind, fürchteten sie sich vor den Guerillas mehr, als vor der Anwesenheit eines französischen Detaschements. Hatten sich die Franzosen einmal eingerichtet, so bildeten sie bald ein gutes Verständniß mit den Einwohnern, und beschränkten im Allgemeinen ihre Forderungen auf die nöthigsten Lebensbedürfnisse; dagegen erhoben die wilden und undisciplinirten Banden der Guerillas Brandschatzungen in ihren eigenen Dörfern und plünderten sie dann ohne Barmherzigkeit aus. Als Bundsgenossen haben uns diese Guerillas wenig oder nichts genutzt; wir können uns auf sie durchaus nicht verlassen, wenn sie mit unserer Cavallerie oder Infanterie zusammen agiren sollen; sie sind blos für die Einwohner ein Schrecken, und ich habe bemerkt, daß, wenn wir nach dem Rückzuge der Franzosen in den verlassenen Ortschaften gut empfangen wurden, dies nicht geschah, weil wir Engländer, sondern weil wir regulirte Truppen sind, und jetzt gegen die Erpressungen der Guerillas das thun, was die Franzosen vor wenig Tagen thaten.


Quellen und Literatur.

  • Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  • Das Echo aus den Sälen europäischer Höfe und vornehmer Zirkel oder merkwürdige Erzählungen und unbekannte Anekdoten von den Ereignissen der neuesten Zeit. 1823. Erstes Stück. oder 53ste Sammlung von der Ameise. Leipzig, im Magazin für Industrie und Literatur.
  • Leipziger Zeitung Nr. 206. Dienstags den 20. October 1812.