Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Thurn und Taxis.[]

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Thurn und Taxis, fürstliche Familie, welche schon seit Jahrhunderten die Oberaufsicht über das Reichspostwesen in Deutschland als Regale besaß, davon über 1 Mill. Gulden Einkünfte bezieht, und wegen dieses Thronlehens eine Stimme im Fürstenrathe hatte. Der Fürst besizt in Schwaben die freyen Reichsherrschaften Friedberg-Scheer, Dürmentingen, Grunzheim, Heudorf, Göffingen, Busseu, Tischingen und Eglingen, welche auf 9 QM. 19000 Einw. enthalten und 80000 fl. Einkünfte brachten. Er enthielt aber im J. 1802 als Entschädigung für den beträchtlichen Verlust der Reichsposten am linken Rheinufer ausser der Zusicherung des gegenwärtigen Zustands der Reichspost, noch Stadt und Stift Buchau, die Abteyen Marchthal und Neresheim, die vormals zu Salmannsweiler gehörige Herrschaft Ostrach, nebst Schemmerberg und mehrere einzelne Dörfer. Das Ganze der Entschädigung beträgt ungefähr 9 QM., 23000 Einwohner und 220000 Gulden Einkünfte. Der Reichsmatrikular-Anschlag für die alten Besitzungen betrug 105 fl., ein Kammerziel 122 Thlr. 76 Kr. Die neuen Erwerbungen liegen sehr vortheilhaft, theils an der Grafschaft Scheer, theils an der Herrschaft Eglingen. Da der Fürst von Thurn und Taxis viele Jahre die Würde des kaiserl. Principal-Commissarius bey dem Reichstage hatte, so ist seine gewöhnliche Residenz zu Regensburg; zur Residenz in dem Schwäbischen Fürstenthume sind aber die ehemaligen Stiftsgebäude der Abtey Marchthal eingerichtet worden. Der Fürst erhielt auch wegen Buchau noch eine zweyte Stimme im Reichsfürstenrath. Durch die Verfügungen des Rheinbundes 1806. 12 Jul. verlor er aber nicht nur viel in Rücksicht auf die Reichspost, sondern er erkennt auch wegen seiner Besitzungen nördlich vom Fürstenthum Neuburg den König von Baiern, und wegen der übrigen in Schwaben den König von Würtemberg als Souverain. Die leztern hatten im J. 1807. 22701 Einwohner. Im J. 1810 wurde die Souveränetät auch über die nördlichen Besizungen, Tischingen, Neresheim xc. an Würtemberg abgetreten. Ueber den Ursprung der Familie s. Tassis. Der Titel des Fürsten war: Fürst von Thurn und Taxis, Fürst zu Buchau, gefürsteter Graf zu Friedberg-Scheer, Graf zu Valsasina, auch zu Marchthal und Neresheim, Herr der freyen Herrschaft Eglingen, Herr zu Ostrach und Schermerberg, Herr der freyen Herrschaften Denningen, Tischingen, Balmertshofen, auch zu Bussen xc. Ritter des goldenen Vließes, Sr. Röm. Kais. Majestät wirklicher Geheimer Rath, auch Erb-General-Postmeister im heil. Röm. Reich xc. Wegen der Besizungen in Belgien s. noch Tour et Tassis.


Taxis.[]

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Tassis, Taxis, von Tour und Tassis, Thurn und Taxis, fürstl. Haus, in Deutschland, das aus dem Mayländischen entsprossen ist. Roger von Thurn und Taxis, der im Jahr 1450 von Kaiser Friedrich III. zum Ritter geschlagen wurde, legte das Postwesen zuerst in Tyrol an. Sein Sohn, Franz, ward von Maximilian I. zum General-Postmeister erstlich in den Niederlanden, und sodann auch in den österreichischen Erblanden ernennet. Leonhard von Thurn und Taxis erhielt von K. Rudolph II. den Freyherrn-Stand, und dessen Sohn, Lamoral, ward 1615 von K. Matthias, für sich und seine männliche Erben, mit dem General-Postmeister-Amt im deutschen Reiche belehnt und erhielt den Grafen-Charakter. Der Urenkel dieses Lamorals, Eugenius Alexander, gelangte 1681 zum Fürstenstande, da K. Carl II. von Spanien die Herrschaft Braine le Chateau, in Hennegau, die dem Tassischen Hause gehörte, zum Fürstenthum erklärte; (s. den Art. Tour;) und bald nachher, nämlich 1686, wurde er von K. Leopold, zum Reichsfürsten erhoben. Nachdem das General-Postmeister-Amt zu einem fürstl. Thronlehn erhoben worden, so erfolgte für den Fürsten, Alexander Ferdinand, am 30 May, 1747 zum erstenmal die Belehnung vom kaiserlichen Throne, und den 20. May 1754 die Einführung in das Reichsfürstl. Collegium auf dem Reichstage. (Es ist übrigens bekannt, daß das Taxische Reichs-Post-Generalat sich nicht auf alle Länder des deutschen Reichs erstreckte, sondern daß Oesterreich, Kur Sachsen, Kur Brandenburg, Kur Braunschweig, Hessen xc. ihr eigenes Postwesen und Landespostmeister haben, und seit dem Presburger Frieden 1795 haben auch Berg, Westphalen, Baiern, Würtemberg und Baden die Post innerhalb ihrer Länder von sich abhängig gemacht. Ueber die Besitzungen und Einkünfte dieses Hauses s. Thurn und Taxis. Das fürstl. Wappen ist ein quadrirter Schild, mit einem Mittelschilde. Im 1. und 4. Quartier stehet, im silbernen Felde, ein rother Thurm, hinter welchem 2 in Form eines Andreaskreuzes liegende blaue Linienzepter schweben. (Wegen Thurn, Torre, Tour.) Das 2. und 3. Quartier hat einen rothen, blaugekrönten Löwen, im goldnen Felde, (wegen Valsassina.) Der Mittelschild hat einen silbernen Dachs, (im Ital. Tasso,) in blauem Felde, als das Wappen von Tassis oder Taxis. Oben auf dem Schilde ist der Fürstenhut. Die Schildhalter sind Löwen.


Tour et Tassis.[]

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Tour et Tassis, ehemaliges Fürstenth. im Hennegau, auf der Spitze, die sich in das brabantische Quartier von Brüssel hinein zieht, in der Gegend Halle. Vor diesem hieß es Schloß, Stadt, Herrschaft und Castellaney Braine le Chateau, und ward 1681 den 19. Febr. von Carl II. König von Spanien, Eugenio Alexandro, Grafen von Tour und Tassis, zum Besten zum Fürstenthum erhoben. s. Tassis. Jezt gehört es zum Französ. Departem. der Dyle. Im J. 1806 ist der Sequester zu Gunsten des Fürsten von Thurn und Taxis als Gutsbesitzer aufgehoben worden. Die jährlichen Einkünfte von diesen Gütern schätzt man auf 40000 Gulden.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. id.
  3. id.
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