Lord Baron von Melville.[]
Melville, (Lord Baron von), anfänglich bekannt unter dem Namen Heinrich Dundas, trat im May 1791 ins Departement des Innern, an Lord Grenvilles Stelle, und wurde im July 1794 zum Chef des Departements der Kolonien ernannt. Vermöge seines Amtes dem Unterhause die Maaßregeln der Regierung vorzulegen, bekämpfte er mit Talent die Mitglieder der Oppositionsparthey in allen Streitigkeiten, den Krieg gegen Frankreich betreffend. 1799 trug er zur Vereinigung des Irländischen und Grosbrittanischen Parlaments bey, und drang auf strenge Maaßregeln gegen die verbündeten Irländer. Nachdem er im April 1800 zum Lord des Staatssiegels von Schottland ernannt worden war, nahm er seine Entlassung als Schatzmeister der Marine. Im Dezember bestand er auf die Aufrechthaltung der Allianz mit Oesterreich; im folgenden Jahre widerlegte er die Einwendungen der Oppositionsparthey gegen die Expedition von Ferrol und Cadix. Bald darauf wurde er zur Würde des Lord Baron von Melville erhoben und im April 1803 zum Gouverneur des schottischen Bank gewählt. Der Fall Addingtons rief ihn zu Anfange 1804 ins Ministerium der Marine zurück, das er seit Pitts Abgange verlassen hatte. Er wurde damals des Unterschleifes in Verwendung der Staatsgelder angeklagt, und eine Bill des Parlaments forderte ihn vor das Haus der Pairs; er verlor alle seine Aemter, wurde von der Liste der königlichen Räthe gestrichen und von dem größten Theile seiner Freunde verlassen, deren Einfluß sich darauf beschränkte, daß sie seinen Prozeß nicht den Tribunalen übergeben ließen. Es wurde derselbe in ein minder nachtheiliges und ehrenvolleres Anklage-Verfahren vor den Schranken des Oberhauses (Impeachment) verwandelt. Am 29. April 1806 wurde der denkwürdige Act eröffnet, und am 12. Juny erfolgte die Freysprechung des angeklagten Pairs. Er wurde in die Liste der geheimen Räthe wieder aufgenommen, und die Nation trug die Kosten seines Prozesses.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1806]
Großbrittanien.
Am 12. Jun. hat sich endlich Viscount Melvilles Proceß so geendigt, wie es sich voraussehen ließ. Das Oberhaus stimmte über jeden der zehn durch das Unterhaus gegen selbigen aufgestellten Anklagsartikel einzeln ab, und der Lord war bey einem Artikel (dem 4.) einstimmig, bey allen übrigen mit einer zwischen 23 und 127 abwechselnden Stimmenmehrheit für unschuldig erklärt. Ueberhaupt waren 135 Votanten zugegen. Zu Gunsten des Lords stimmten unter andern die Herzoge von York, Cumberland, Cambridge und Glocester, für seine Verurtheilung hingegen (ausser bey dem 4. Artikel) die Herzoge von Clarence, Kent und Sussex. Mit den letztern stimmte meistentheils auch der Lordkanzler. Sonst zeichneten sich bey ihren Abstimmungen gegen den Angeklagten besonders der Graf Stanhope, und die Lord Lauderdale und Holland aus. Als das Urtheil gesprochen war, gab das Publikum grosse Zeichen von Theilnahme, und eine Menge von Grossen drängte sich um Lord Melville, um ihn zu beglückwünschen. Schon während der Abstimmung hatte man aus seinem gesunden und vergnügten Aussehen geschlossen, daß er des Ausgangs gewiß sey. -- Folgendes ist die Liste der Abstimmungen über jeden Klagpunct: über den 1. Schuldig 16. Nichtschuldig 119 Majorität. 103. -- 2. 56, 79, 23. -- 3. 52, 83, 31. 4. keine. alle. -- 5. 4, 131, 127. -- 6. 48, 87, 39. -- 7. 50, 85, 35. -- 8. 14, 121, 107. -- 9. 16, 119, 103. -- 10. 12, 123, 111.
[3]
Großbrittanien.Einige Lords des Oberhauses haben eine förmliche Protestation gegen die Lossprechung des Lords Melville in die Register des Hauses eintragen lassen. Sie richten ihre Einwendungen hauptsächlich gegen die Form des Processes, und gegen die Lossprechung von dem 2., 6. und 7. Anklagepunct. Die Nahmen dieser Protestirenden sind: Herzog von Sussex, die Lords Roßlyn, Clinton, Dawnay, Holland, Lauderdale, Suffolk, Oxford, Dundas, St. John, Dunstanville, Aukland, Carysford.
- [1808]
Großbrittanien. [4]
London den 17. July. Man versichert, daß Lord Melville wieder in das Ministerium kommen soll. Man sagt, daß er durch einen ausserordentlichen Kourier aus Schottland hieher berufen worden ist. Sogleich nach seiner Ankunft ist er nach Windsor zum Könige gereist.
- [1812]
London, den 8ten April. [5]
Die Wünsche des Lord Melville sind erfüllt; er gehört zu dem neuen Ministerio, welches der Prinz formirt hat. Folgendes ist eine Uebersicht der Stellen, Pensionen und Emolumente, welche Lord Melville Mittel gefunden hatte, sich und seine Familie seit 1783 bis zu dem Augenblicke seines Abgangs ertheilen zu lassen:
An Lord Melville als geheimer Siegelbewahrer von Schottland, altes Gehalt und Honorar, 3500 Pf. St.; neues Gehalt, 1500 Pf. St.; als erster Lord der Admiralität, 3000 Pf. St.; an Lady Melville, als Hofdame, 900 Pf. St.; an Interessen der von Herrn Craufurd erhaltenen Gelder, 250 Pf. St.; Pensionen der ostindischen Kompagnie, 2000 Pf. St.; zusammen 11150 Pf. St.
An Robert Dundas, Sohn des Lords Melville, 3800 Pf. St.; an Robert Dundas, Neveu des Lords Melville, 5000 Pf. St.; an William Dundas, Neveu des Lords Melville, 3600 Pf. St. xc.
Total der Gehalte, Pensionen xc. des Lords Melville und seiner Verwandten und Angehörigen, 61,830 Pf. St. (Ungefähr 1 Million 483,120 Fr.)
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Wiener Zeitung. Nro. 54. Sonnabend, den 5. Julius 1806.
- ↑ Wiener Zeitung. Nro. 62. Sonnabend, den 2. August 1806.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 74. Mittwoch, den 14. September 1808.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 101. Freytag, den 26. April 1812.
- Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 115. Montag, den 13ten May 1812.