Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Das Herzogthum Mecklenburg.[]

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I. Land.[]

1. Bestandtheile. Dieses Herzogthum theilt sich in die Länder zweier Linien. Der Herzog von Mecklenburg-Schwerin besitzt 1. das Fürstenthum Schwerin. 2. etwas mehr als die Hälfte des Fürstenthums Güstrow, mit den Aemtern von Rostock, 3. als Entschädigungsländer 7 ehemals der Reichsstadt Lübek zugehörige Dörfer nebst einer auf die Schiffahrtsoctroi am Rhein angewiesenen jährlichen Rente von 10,000 fl. und 4. die von Schweden erkaufte Herrschaft Wismar. Die Besitzungen des Herzoges von Mecklenburg-Strelitz bestehen aus 1. in dem stargardischen Kreise vom Fürstenthum Güstrow, 2. in dem Amte Mirow, und 3. in dem Fürstenthume Ratzenburg.
2. Größe und Gränzen. Der Flächenraum des ganzen Herzogthums begreift 3551/2 Quadratmeilen. Davon gehören dem Herzoge von Schwerin 3192/5, und der Linie Strelitz 361/10. Diese Länder haben gegen Aufgang Pommern, im Norden die Ostsee, im Süden Brandenburg, und gegen Abend Lüneburg, Lauenburg und Lübek zu Gränzen.
3. Boden, Gewässer, Klima, Producte. Im Ganzen ist Mecklenburg ein fruchtbares und ebenes Land, nur hier und da mit sandigen Strichen und mit Waldungen untermischt. Der Berge giebt es nicht viele. Die vornehmsten sind der Hamburger Berg, und das Vorgebirge Kreideberg. Mit Wasser ist das Land gut versehen; Schwerin hat den Müritz- den Kölpiner- den Petersdorfer- den plauischen, den schwerinischen, den kumerowischen und andern Seen, Strelitz den Zirker- den Tollensee, und andere Seen und Teiche. Die vornehmsten Flüsse sind die Elbe: der Hauptfluß, dann die Peene, Havel, Elde, Stör, Reckenitz, Warnow und Nebel. Das Klima ist ziemlich milde. Außer einer beträchtlichen Quantität Getreide und Kartoffel wächst hier auch ziemlich viel Hopfen und Hanf, etwas Flachs und Rübsaamen. Gartengewächse und Obst gedeihen gut. Die Wiesen prangen mit vortrefflichen Pflanzen; aber das Holz vermindert sich immer mehr. Unter den Producten aus dem Thierreiche stehen die überall geschätzten mecklenburgischen Pferde, und das schöne Hornvieh, welches man hier in großer Zahl antrifft, oben an. Der Schweine hält man weniger, als der Schaafe. An Wildprät fehlt es nicht; noch weniger an Federvieh, und an verschiedenen Gattungen von Fischen, auch Häringen und andern Seefischen. Bienen sind in diesem Lande in beträchtlicher Zahl angesiedelt. Aus dem Mineralreiche hat das Fürstenthum nur einige gute Thonarten, Walkererde, Mergel, Sand- und Kalksteine, Torf, Alaun, Kochsalz in bei weitem nicht hinreichender Quantität, und außer etwas Rasenerz kein Metall aufzuweisen.


II. Bewohner.[]

1. Nach ihrer Anzahl, Abkunft, Bildung, Religion. In den Angaben der Bevölkerung findet eine auffallende Verschiedenheit statt. Einige Statistiker nehmen für Mecklenburg-Schwerin 288,853, andere 376,000, wieder andere 398,636 Einwohner an. Vielleicht ist unter letzterer Zahl die Bevölkerung von Mecklenburg-Strelitz mit begriffen. Diese wird so ziemlich einhellig zu 66,000 Seelen angegeben. Im Verhältnisse zur Größe des Landes ist wohl die Volkszahl sehr geringe. Der Grund liegt in den großen Strecken, welche Seen und Waldungen einnehmen, in der großen Zahl von Landgütern, und in dem Mangel an Manufacturen uud Fabriken. Eine stärkere Bevölkerung würde die Kräfte des Landes übersteigen, und Handelsbilanz und Nationalvermögen in ungünstige Verhältnisse stellen. Ohne Wismar hat Mecklenburg-Schwerin 41 Städte, 7 Flecken, 621 Dörfer, 43 Domainengüter, und 1112 ritterschaftliche Güter; in Strelitz zählt man 9 Städte, 2 Flecken, 220 Dörfer und 7 Rittergüter.
Die Einwohner sind Teutsche und Wenden. Für Unterricht und Bildung der Jugend ist durch Stadt- und Landschulen gesorgt. Zu Neustrelitz sind Bürgerschulen angelegt, und zu Woldeck besteht eine Bildungsanstalt für Schullehrer auf dem Lande. Neu-Brandenburg und Rostock haben lateinische Schulen, und letztere Stadt ist der Sitz einer Universität. Daselbst befinden sich auch in der Jakobs- und Johanniskirche Bibliotheken. Die größere Zahl der Einwohner huldigt dem evangelisch-lutherischen Lehrbegriffe; doch leben auch Mitglieder anderer christlicher Religionspartheien, wie auch Juden im Mecklenburgischen. Die Katholiken hatten schon lange zu Schwerin eine Kirche.
2. Nach ihrer Industrie und ihrem Wohlstande xc. Der größte Theil der Nation erwirbt sich seinen Unterhalt durch die Landwirthschaft, in den Städten theils durch Landwirthschaft und Handwerksgewerbe zugleich, theils durch letztere allein. Die Manufacturen und Fabriken des Landes sind unbedeutend. Außer einigen Pech- und Theersiedereien, Essigbrauereien, vielen Branntweinbrennereien, einigen Ziegel- und Glashütten, Stärke- Grütze- Karten- Siegellack- und Tabaksfabriken hat das Fürstenthum wenig Erhebliches dieser Art aufzuweisen. Was es an Tuch, Boi, Fries und andern Wollenarbeiten iefert, ist meist nur die Arbeit einzelner Handwerker. Zu Rostock wird starker Schiffbau unterhalten. Zu Parchim wird in ordentlichen Fabriken Salmiak, Glaubersalz, und Braunschweiger Grün bereitet. Zu Sülz ist ein Salzwerk, welches den innern Bedarf nicht ganz liefert.
Von weit größerer Wichtigkeit ist der Handel der Mecklenburger, der meist mit natürlichen Producten: mit Getreide, Obst, Flachs, Hanf, Brettern, Butter, Käse, Häuten, Leder, Wolle, Honig, Wachs xc. geführt wird. Der Handel mit Butter und Käse allein bringt in beide Fürstenthümer jährlich 300,000 Thaler fremden Geldes. Besonders treiben die Städte Wismar, Güstrow und Rostock einen starken Seehandel. Letztere Stadt unterhält 150 eigene Fahrzeuge. Jährlich laufen daselbst wohl an 600 Schiffe ein, und die Ausfuhre beläuft sich auf mehr als 2 Millionen Thaler. Diese Lebhaftigkeit des Handels ist Ursache, daß nicht nur der Handelsstand, und die Inhaber von Schiffen, sondern auch einige Handwerker, und selbst diejenigen Landleute, welche jährlich einen hübschen Ueberschuß natürlicher Producte an sie abgeben können, in guter Wohlhabenheit leben. Die Einkünfte von Mecklenburg-Schwerin werden auf 1'800,000, diejenigen von Mecklenburg-Strelitz auf 525,000 fl. geschätzt.


III. Staatsverfassung.[]

Die Verfassung, welche ständisch ist, gründet sich hauptsächlich auf einen Erdvergleich des Landesherrn mit der Ritter- und Landschaft vom Jahre 1755. Noch immer genießen die zahlreiche Ritterschaft und die Städte große Rechte. Sie allein haben nebst dem Landesherrn das Grundeigenthum des Landes. Der Bauer ist nicht Eigenthümer, sondern bloß Pächter des Grundstückes. Die Stadt Rostock ins besondere hat das Münzrecht und das Bewaffnungsrecht, und ihr muß die darin liegende herzogliche Besatzung eben so gut Treue geloben, als dem Landesherrn. -- Beider Herzoge sind dem rheinischen Bunde einverleibt. In Bundeskriegen erscheint der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit einem Contingent von 1900 Mann; der Herzog von Strelitz aber liefert 400 Mann Infanterie.


IV. Staatsverwaltung.[]

Ueber die Staatsverwaltung hat man keine umständliche Nachrichten. Nur so viel ist bekannt, daß der Herzog von Mecklenburg-Schwerin eine Justizkanzlei, ein Kammer- und Forstcollegium, ein Hofmarschallamt und ein Consistorium zu Schwerin, der Herzog von Mecklenburg-Strelitz aber ähnliche Landescollegien zu Stargard hat. Die Verwaltung der einzelnen Theile des Landes liegt mehrern Aemtern ob.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Rheinischer Bund [2]

Der Herzog von Mecklenburg-Schwerin hat durch eine Proklamazion vom 24. März seine Unterthanen aufgeferdert, alle Gewehre und Armaturstücke, die noch von der Französischen Okkupazionszeit her, und seitdem im Lande zerstreut seyn möchten, gegen Bezahlung an die nächsten Militärkommandanten abzuliefern, indem eine schleunige Mobilmachung der Mecklenburgischen Truppen nothwendig werde, um nach den ergangenen Verboten alle Kommunikazionen, und den Handel mit England und Schweden in den Mecklenburgischen Seehäfen und Küsten gehörig abhalten zu können.


Quellen.[]

  1. Handbuch der Statistik der europäischen Staaten, zum Gebrauche bei Vorlesungen und zur Selbstbelehrung von D. Joseph Milbiller. Landshut, 1811. Bei Philipp Krüll, Universitäts-Buchhändler.
  2. Wiener-Zeitung. Nro 32. Mittwoch, den 20. April 1808.

Literatur.[]

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