Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Menou, (Jakob Franz Boussay), -- Freiwilliger in dem Regiment der Karabinier im J. 1766; ist alle Grade durchgegangen; Divisions-General den 15ten Mai 1793.

Guter Offizier, er hat in der Vendee gute Dienste geleistet.


Jetziges Schicksal.

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Menon, Kommandant eines Truppenkorps gegen die Vendee im Jahr 1793, Anführer der Armee im Innern im Jahr 1797, Divisionsgeneral und, nach Klebers Ermordung, Obergeneral der Armee vom Orient, befindet sich noch, ohne weitere Anstellung, zu Marseille.


Biographien.[]

(1810) Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. Hamburg in der Hoffmannschen Buchhandlung. Jahrgang 1810.

(1816) Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.


Ueber den kürzlich verstorbenen Französischen General, Grafen Abdallah Menou.[]

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Neopolem

Jakob Franz Menou wurde zu Boncey, bey Preuilly im Departement der Indre und Loire im Jahre 1751 geboren. Da er zu einer altadlichen Familie gehörte, so stieg er schnell in der militairischen Laufbahn, zu welcher er sich in wissenschaftlichen Instituten mit Eifer vorbereitet hatte. Am 5ten December 1781 ward er von Ludwig XVI. zum Marechal de Camp (Generalmajor oder Brigadegeneral) ernannt. Als im Jahre 1789 die Etats Generaux zusammenberufen wurden, ward Menou von den Vogteien von Touraine zum Deputirten des Adels erwählt. Er war einer der ersten, die sich mit der konstituirenden Versammlung vereinigten, und mit Enthusiasmus ihre Privilegien zum Opfer brachten. Auch brauchte man ihn beständig in den militairischen, gesetzgebenden und diplomatischen Ausschüssen, welches ihn veranlaßte, mehrere wichtige Berichte zu erstatten, die bewiesen, daß er schreiben und denken konnte. Er gehörte zur konstitutionellen Partei, und hatte eigenthümliche Ideen, unter denen seine Tendenz bemerkenswerth ist, den Repräsentanten der Nation das Recht des Friedens und des Kriegs zu übertragen. Durch seine Bemühungen und Reden wurden vornehmlich die Vereinigung von Avignon und Venaissin mit Frankreich bewürkt.

Nach der Auflösung der konstituirenden Versammlung blieb Menou unbekannt in Paris. Er wurde nach dem 10ten August auf die Liste der Candidaten des Kriegsministerium gestellt. Chabot, ließ ihn ausstreichen, indem er daran erinnerte, daß derselbe in der Nacht vom 9ten auf den 10ten August im Schloß kommandirt habe. Menou glaubte sich gegen diese Beschuldigung vertheidigen zu müssen. Er schrieb an die gesetzgebende Versammlung: "Ich habe nie gesucht Minister zu werden. -- Den Hof habe ich in der Nähe gesehen, er hat meinen Abscheu erregt. Mehrere Jahre vor der Revolution habe ich laut meine Meinung für die Freyheit ausgesprochen; in der konstituirenden Versammlung behauptete ich den Lehrsatz der Insurrektion. Die Aufhebung des Adels hat mit zahllose Feinde gemacht. Mein Betragen vom 10ten August war folgendes: Ich kannte die Entwürfe des Hofes nicht, und wurde ungern von ihm gesehen. Meine militairischen Posten als Befehlshaber der Division war bei den Tuilerien, und sonst nirgends; indeß habe ich an nichts Antheil genommen. Die Linienregimenter waren wegmarschirt, die Nationalgarden und die Schweizer waren mir nicht untergeordnet. Am Morgen des 10ten Augusts begab ich mich nach der Nationalversammlung, zu gleicher Zeit mit dem vormaligen König. Erst durch den Kanonendonner erfuhr ich, was in den Tuilerien vorging. Ich glaubte eine Bewegung machen zu müssen, die man vielleicht falsch ausgelegt hat. Ich erschien an einer Thüre des Saals, wendete mich an den Bürger Chabot, und erklärte ihm, daß ich käme, um die Versammlung zu bitten, eine Maaßregel zu ergreifen, welche dem Blutvergiessen Einhalt thäte. Der Ausschuß der Oberaufsicht, der mich zu sich beschied, nahm mich gut auf. Vollkommen von der Treulosigkeit des Hofes überzeugt, hielt ich darum an, meinen Eyd vor den Schranken zu leisten. Ich habe ihn am 17ten abgelegt, und würde ihn ohne meine innige Ueberzeugung nicht geleistet haben." Auf diesen Brief ging die Versammlung zur Tagesordnung über."

Einige Zeit nachher denunciirte Robespierre Menou. Da dieser Volksrepräsentant damals aber noch keinen großen Einfluß hatte, so konnte er es nicht verhindern, daß dieser General, wie er es verlangt hatte, in seinem Grade bey der westlichen Armee angestellt wurde. Indessen lastete die Robespierresche Denunciation auf ihm, und gab zu neuen Anklagen Anlaß. So warf ihm der Deputirte Charles vor, daß er mit zu vieler Pracht bey der Armee erschiene. Gougilleard behauptete, daß er in der Division Berruyer, wobei er sich befand, oft gesagt habe, daß nie Disciplin in der Armee seyn würde, wenn die Officiere nicht von den höhern Chefs ernannt würden. Menou antwortete nicht. In den Angriff bey Saumur warf er die Vendeer zurück, bei der Einnahme dieser Stadt kämpfte er mit Unerschrockenheit, indem er die bey der Armee befindlichen Volksrepräsentanten retten wollte. Er verlor das Pferd unter sich, und kehrte mit Wunden bedeckt aus dem Kampf zurück.

Am 18ten Junius 1793 trug Marat im Konvente auf die Absetzung des Generals Menou an. Hebert unterstützte bei den Jakobinern diese Motion. Allein Marat fiel durch den Dolch einen kühnen Schwärmerin, Hebert kam selbst aufs Blutgerüst, und am 10ten Thermidor unterlag Robespierre. Menou befand sich zu Paris, wo er der Ruhe genoß. Nach dem 3ten Prairial erließ der Convent ein Dekret, welcher des Eifers ehrenvoll erwähnte, den der General Menou an dem Tage bewiesen habe, wo eine Faktion eine Bewegung versuchte, um sich der Gewalt zu bemachtigen. Bald nachher erschien dieser General vor den Schranken der Versammlung, und betheuerte im Namen der 17ten Militairdivision, daß er und die von ihm befehligten Soldaten nur von Vaterlandsliebe geleitet würden. Dies zog ihm zwei ehrenvolle Dekrete zu. Die Versammlung ließ ihm eine vollkommene Rüstung geben, bestätigte ihn im Kommando der 17ten Division, und ernannte ihn nachher zum Obergeneral der Armee des Innern. Inzwischen brachen nicht lange darauf neue Unruhen in Paris aus, und der General Menou erhielt den Auftrag, in der Nacht vom 12ten auf den 13ten Vendemiaire, die rebellische Sektion Le Pelletier zu entwaffnen. Sei es, daß die von ihm veranstaltete Bewegung schlecht kombinirt war, oder daß er sich scheuete, das Signal eines Bürgerkriegs zu geben, Menou ließ sich in Unterredungen mit einigen Mitgliedern der insurgirten Sektion ein; er wich zurück, und setzte durch die Nichtbefolgung der erhaltenen Befehle sein Betragen dem Verdachte aus. Man denunciirte ihn auf der Tribüne des Konvents, maaß ihm Einverständnisse mit den Sektionairen bei, und verlangte seine Verhaftung. Er wurde abgesetzt, arretirt und dem Tribunal überliefert, welches über die Urheber des Aufstandes urtheilen sollte, der am 12ten und 13ten Vendemiaire gegen den Konvent Statt gehabt hatte. Nachdem sein Prozeß instruirt, und die Zeugen abgehört waren, erklärte das Gericht, daß die dem General Menou Schuld gegebenen Thatsachen ihm nicht zum Verbrechen zugerechnet werden könnten, daß er nicht auf die Langsamkeit der Operationen wider die Sektionen des Französischen Theaters und Le Pelletier Einfluß gehabt habe, daß kein Grund zur Anklage gegen ihn gewesen sey, und er daher sogleich wieder in Freyheit gesetzt werden würde.

Der General Menou war ausser Thätigkeit, als der jetzige Französische Kayser die merkwürdige Unternehmung wider Aegypten beschloß. Er wurde seinem Wunsch gemäß in seinem Militairgrad bey der Armee des Orients angestellt. Zehn Tage nach dem Absegeln der Flotte kam er in Toulon an, wo er das Kriegsschiff Herkules bestieg. Mit diesem langte er vor der Rhede van Abukir in dem Augenblick an, wo die Truppen die Landung vorbereiteten. Menou landete zuerst bei Manabuk, anderthalb Stunden von Alexandrien, führte den linken Flügel der Armee, welche diesen Platz angriff, schloß mit einem Theile seiner Division das dreieckigte Schloß ein, und bemächtigte sich desselben mit dem andern Theile. Beim Eindringen in diesen Platz, erhielt er 7 Wunden, von denen indeß keine gefährlich war, und die durch den Einsturz loser Steine an der Mauer des Forts verursacht waren. Der Obergeneral vertraute ihm nach seiner Herstellung das Kommando zu Rosette an, während seine Division, mit der übrigen Armee gegen Kairo vorrückte, und sich mit den Mammelucken schlug. Von Rosette aus machte der General Menou Reisen durch das Land, dessen Sitten und Gewohnheiten er studierte. Einige Zeit nachher heirathete er die Tochter des Meisters der Brüder von Rosette. Er glaubte sich bei dieser Gelegenheit den Landesgebräuchen in Ansehung der Heiraths-Ceremonien unterwerfen zu müssen, und nahm den Namen Abdallah Menou an.

Im Jahr 1799 begab sich der Kommandant von Rosette mit einer beweglichen Kolonne nach dem See Neitron, dann stieß er bei Rhamanie zur Armee, die er wieder verließ, um mit einer Truppenverstärkung nach Rosette zurückzukehren, und den Feind von da zu beobachten. Den erhaltenen Befehlen gemäß wendete er sich von Rosette nach dem See Madié, beunruhigte die Türken auf ihrer linken Flanke, und nahm so an dem bekannten Gefechte von Abukir Antheil, worin die Osmannen den Franzosen unterlagen. Der General Menou ließ an den Festungswerken von Rosette arbeiten. Beim Graben fand man unter dem alten Fort Rachid einen Stein von sehr schönen, schwarzen Granit. Menou ließ die Griechische Inschrift übersetzen; sie enthielt, das Ptolomäus Philopater alle Kanäle Aegyptens habe öffnen lassen, und daß dieser Fürst auf diese unermeßliche Arbeit eine sehr große Anzahl von Arbeitern, ungeheure Summen und acht Jahre seiner Regierung verwandt habe. Dieser Stein wurde nach Cairo gebracht.

Als der Obergeneral Bonaparte Aegypten verließ, übertrug er das Kommando dem General Kleber, der einige Monate nachher ermordet wurde. Als der älteste Divisionsgeneral, übernahm Menou den Oberbefehl der Armee, worin ihn ein nachheriger Beschluß des ersten Konsuls bestätigte. Sein Bestreben ging dahin, dem Französischen Reiche Bonaparte's wichtige Eroberung zu erhalten, und wenn gleich die Anzahl der Franzosen beträchtlich vermindert war, so hielt er die Vertheidigung doch für möglich, wenn sie nur die Türken, die Araber und die wenigen übrig gebliebenen Mammelucken zu bekämpfen hatten. Er rächte Kleber's Manen, stellte in Cairo alles her, wie es vor dem Traktat von El Arisch gewesen war, erneuerte mit Murat Bey den während der Belagerung von Cairo geschlossenen Friedenstractat, und traf nachdrückliche Vorkehrungen, um sich dem mit 8000 Mann bei Jaffa stehenden Großvezier, dem Kapitän-Pascha und den im Mittelländischen Meere kreuzenden, Englischen Kriegsschiffen zu widersetzen. Indessen erhoben sich Europa, Afrika und Asien wider Frankreich. Der Großvezier erhielt ansehnliche Verstärkungen, 24,000 Türken umgaben die Fahne des Propheten, die Araber der Wüste vereinigten sich, und eine Englischen Flotte mit 20,000 Mann Truppen am Bord bedrohten die Küsten von Aegypten. Als dies neue Heer landete, und die Gefahr wuchs, theilte Menou seine Armee. Dem General Belliard übertrug er das Geschäft, Cairo's unermeßliche Volksmenge in Ordnung zu halten, während er selbst zur Unterstützung der Französischen Generale eilte, welche mit wenigen Bataillons den Engländern Widerstand leisteten. Er vereinigte sich mit den Divisionen der Generale Friant und Lanusse, welche ihre Stellung mehr in der Nähe von Alexandrien genommen hatten. Das Schloß von Abukir war bereits in die Gewalt der Britten gefallen. Mit Erbitterung stießen die beiden Heere auf einander, und bald war der Kampf auf der ganzen Schlachtlinie allgemein. Der Französische General Roye fiel an der Spitze der Cavallerie, mit welcher er einen nachdrücklichen Angriff besonders auf die Schotten machte. Jetzt mußte die Französische Reuterei weichen. Die Wuth der Streiter war so groß, daß sie sich bei den Kragen faßten, daß man nur mit dem Bayonnet mordete. Der General Menou war überall wo die Gefahr am größten war, er ermunterte die Truppen und führte die Kavallerie ins Feuer. Endlich unterlag er der Zahl seiner Gegner, deren Anführer, der General Abercrombie eine tödtliche Schußwunde erhielt. Der Französische Obergeneral blieb einige Zeit in seiner Stellung, den rechten Flügel an den Kanal von Rahmanie gelehnt.

Inzwischen sah sich der General Belliard, der zu Cairo kommandirte, genöthigt, zu kapituliren. Auch konnte sich der Obergeneral der Armee des Orients nicht in der gewählten Stellung behaupten. Die Französische Armee zog sich nach Alexandrien zurück, wo Menou entschlossen war, sich auf das ausserste zu vertheidigen. Nach dreimonatlicher beständiger Einschließung, nach vielen Kämpfen war die Französische Armee endlich auf 2 bis 3000 Mann disponibler Truppen zusammengeschmolzen, und die Soldaten erlagen unter den Beschwerden eines Dienstes, der ihnen nie Ruhe ließ. Da mußte sich Menou zu einer Kapitulation bestimmen. Sie wurde von ihm und dem Englischen General Hutchinson, Abercrombie's Nachfolger, unterzeichnet, und erhielt ehrenvolle Bedingungen. Die Französische Armee wurde im Hafen von Alexandrien eingeschifft. Der General Menou nahm nach Frankreich interessante und kostbare Sammlungen von Kunstschätzen und Alterthümern mit, welche die Mitglieder des Instituts in Aegypten zusammengebracht hatten. Napoleon, damals noch erster Konsul, nahm den General Menou als er in Paris ankam, mit Auszeichnung auf. Dieser brach bei der ersten Vorstellung in die Worte aus: "Konsul, indem ich vor Ihnen erscheine, erneuert sich lebhaft der Schmerz, daß ich Ihre schönste Eroberung verloren gehen sah." "Das Schicksal der Schlachten ist ungewiß, erwiederte Bonaparte, Sie haben alles gethan, was man nach dem unglücklichen Tage des 30. Floreal von einem Mann von Herz und Erfahrung erwarten konnte. Ihre gute und weise Administration hat Ihnen die Achtung aller derjenigen erworben, die den Einfluß derselben auf das öffentliche Wohl zu schätzen wissen. Ich kenne alles, was bei Ihrer Armee vorgegangen ist. Ihre Unfälle sind ohne Zweifel groß gewesen, aber Sie haben dadurch nichts von meiner Achtung eingebüßt, und ich werde mich bemühen, es öffentlich zu bezeigen, damit keine Verläumdung Ihr Betragen beflecke."

Auch wurde der General Menou bald darauf durch ein Dekret des Senats zum Mitgliede des nun aufgehobenen Tribunats ernannt. Einige Tage nachher übertrug ihm ein Beschluß der Konsular-Regierung den wichtigen Posten eines Generaladministrators der 27sten Militär-Division (Piemont). Im Jahr 1804, als Frankreich in ein Kaiserreich verwandelt ward, wurde der General Menou Großofficier der Ehrenlegion, und 1807 General-Kommandant in den fünf Departements jenseits der Alpen, deren General-Gouverneur Napoleons Schwager, der Prinz Borghese ist. Von Florenz wurde er im vorigen Jahre nach Venedig versetzt, wohin ihm der Kaiser von Paris das Diplom eines Grafen des Französ. Reichs zusenden ließ. Und als Gouverneur von Venedig, und Graf Abdallah Menou starb am 13ten August dieses Jahrs dieser General, dessen Name in die Geschichte von Frankreich verwebt ist, nachdem er sein Alter auf 59 Jahre gebracht hatte.


Baron Jean Menou.[]

[4]

Neopolem

Menou (Jean, Baron), durch die französische Revolution bekannt. Menou trat als Deputirter das Adels von Touraine in die General-Ständeversammlung, und war einer der ersten, welche zum dritten Stande überging. Im Jan. 1790 ward er Mitglied des Pensionsausschusses und nahm hierauf an der Bekanntmachung des rothen Buchs Theil. Im März präsidirte er der Versammlung, zeigte sich als erklärten Feind der Geistlichkeit und war einer der Commissäre, denen die Veräußerung der Aemter dieses Standes übertragen war. Im Laufe des J. 1791 legte er mehrere Berichte über die Organisation der Armeen vor. In der Angelegenheit Avignons griff er den Papst an, und bewirkte die Vereinigung der Grafschaft Venaisin, so beredt auch Maury ihn bestritt. Nach dem Schlusse der constituirenden Versammlung wurde er als Maréchal de camp in Paris angestellt, und commandirte den 10. Aug. 1792 zu Zweit die Linientruppen. Da sein Benehmen an diesem Tage ihn des Royalismus verdächtig gemacht hatte, erschien er einige Tage darauf vor den Schranken der Gesetzgebung, rechtfertigte sich und leistete den Gleichheitseid; dennoch wurde er von der Canditatenliste für das Kriegsministerium gestrichen, auf die er sich selbst gesetzt hatte. Im J. 1793 wurde er gegen die Vendée angestellt und den 8ten Juni zum General en Chef ernannt. Er ließ aber von den Vendéern die Stadt Saumur nehmen, die ihnen den Uebergang über die Loire eröffnete, und wurde den 17ten und 19ten Juli von Laroche-Jacquelin geschlagen, der ihn persönlich anderthalb Stunden weit ganz nahe verfolgte. Menou wurde abgesetzt und bis zum 9ten Thermidor wiederholt angeklagt und losgesprochen. Da er zufällig im Mai 1795 eine Division commandirte, vertheidigte er den Convent gegen die Jacobiner und erhielt dafür das Obercommando der Armee im Innern. Allein in October legte er weniger Festigkeit gegen die Sectionen an der Tag, parlementirte, statt thätig zu handeln, und wurde sogar für einen Augenblick von den Insurgenten zum General ausgerufen; der Convent decretirte seine Anklage, doch wurde er einige Tage darauf wieder freigesprochen.. Im J. 1798 ging er als Divisionsgeneral mit Bonaparte nach Aegypten und zeigte daselbst mehr persönliche Tapferkeit als Talent. Er ging zum Mahometanismus über, nahm den Turban und den Namen Abdallah an, besuchte die Moscheen und heirathete eine junge reiche Aegyptierin, die Tochter des Aufsehers der Bäder in Alexandrien. Nach Bonaparte's Rückkehr blieb er mit Kleber in Aegypten und übernahm nach Klebers Ermordung den Oberbefehl. Er traf manche unglückliche Einrichtungen, die bei der Armee Mißvergnügen erregten. Indeß landete der General Abercrombey in der ersten Tagen des März 1801 mit einer bedeutenden Macht bei Alexandrien, bemächtigte sich der Festung Abukir und zwang endlich die Ueberreste der französischen Armee in Aegypten zu capituliren. (S. Aegypten, Landung und Feldzug der Franzosen in). Menou kehrte nach Frankreich zurück, erschien den 8ten Mai 1802 vor dem ersten Consul, um sich zu rechtfertigen. Acht Tage darnach wurde er in das Tribunat berufen, und den folgenden 7ten December nach Piemont an Jourdans Stelle gesandt, um die Verwaltung dieser Provinz zu leiten. Im Juli 1804 wurde er zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt. Er blieb als Generalgouverneur zu Turin, bis ihn 1808 der Prinz Borghese ablöste, worauf er in derselben Eigenschaft nach Toscana ging. Er starb 1810 zu Venedig als Generalgouverneur.


Von Reisende.[]

[5]
Johann Heinrich Karl Menu


Da es beinahe Ein Uhr war, so begab ich mich nach meinem Gasthofe. Wie gross war meine Verwunderung, als ich hier folgendes gedruckte Einladungsbillet vom General Menou vorfand:


Au quartier Général à Turin le 25 Messidor
an 11 de la république française,
Le Gènèral Menou
Administrateur Gènèral et Commandant en
Chef de la 27me Division Militaire, prie le
-- N. N. de lui faire l'honneur de venir
diner chez lui, aujourd'hui 25 Messidor.
à cinq heures prècises.
R. S. V. P.
Ich begab mich also der Einladung gemäss um fünf Uhr nach dem ehemaligen königlichen Schlosse, woselbst ich in einen schönen Salon eingeführt wurde, in dem viele Tabourets im Kreise umher gesetzt waren. Ausser dem Adjutanten des Generals traf ich nur Einen Herrn daselbst, die anderen Gäste fanden sich, mit dem Hauspersonale gegen dreissig an der Zahl, erst in Zeit von einer halben Stunde ein. Als der grössere Theil versammelt war, erschien der General Menou im Saale, und bewillkommte mich äusserst artig. Gegen sechs Uhr gingen wir zur Tafel: ein General führte mich zuerst nach dem Speisesaale, und General Menou wiess mir den Platz neben sich an. Der Tisch war sehr gut servirt, und von einer hinlänglichen Anzahl Attachès bedient. General Menou unterhielt sich besonders mit mir über die preussischen Länder und das dasige Militär, welches ihm um so mehr interessirte, da er selbst in Berlin gewesen war. Er sprach auch über Egypten. Ich hatte mit Fleiss diese Seite nicht berühren wollen, er leitete aber von selbst das Gespräch auf dieses Land, und sagte mir, dass nun ein Prachtwerk im Drucke sey, welches aus vier Foliobänden Text und zwei ähnlichen Bänden Kupfern bestehen würde. Dies sey der Reichhaltigkeit der verschiedenen Materien wegen als ein Encyclopädie der Merkwürdigkeiten jenes Landes zu betrachten, und enthalte auch seine militärischen Operationen. Auf meine Aeusserung, dass das militärische Publikum sich besonders zu letztern sehr freuen würde, gab er mir zur Antwort: Es sey gut, dass endlich die Wahrheit an den Tag komme. Er schien mir für dies Land sehr eingenommen zu seyn, und äusserte den Wunsch, wieder dahin zurückkehren zu dürfen. -- Die Differenz des Wasserstandes zwischen dem mittelländischen und rothen Meere gab er nur zu vierzehn Zoll, also nicht so gross an, als man sie bisher in Europa gewöhnlich annahm. Die Mamelucken setzte er über alle ihm bekannte Reuterei. -- Seine Gemahlinn, eine Muselmännin, erscheint nicht in Gesellschaft, und wenn sie ausfährt, hat sie nach orientalischer Sitte das Gesicht verschleiert. Sie hat ihre eigene Dienerschaft, und Menou hat ihr in dem einen Theile des Schlossgartens, den er abhegen liess, eine eigene Moschee einrichten lassen. Man behauptet hier, er soll bald die Moschee, bald die Messe besuchen, und man sagte mir, dass seine Verwandten die Taufe seines ihm kürzlich gebornen Kindes nicht hätten erlauben wollen. Er soll jährlich neunzigtausend preussische Thaler zu verzehren haben, dennoch aber mehr gebrauchen. Gegen auch Uhr standen wir vom Tische auf, er wurde Caffee und Liqueur präsentirt, und einige Zeit nachher begab sich der General, nachdem ich mich nebst noch einigen andern empfohlen hatte, auf die Promenade. Ich begleitete ihn längs dem Platze bis in die Gegend meines Gasthofes und ging alsdann nach Hause.


Quellen.[]

  1. Vollständige Rangliste aller Generale und General-Adjutanten in den Armeen der französischen Republik. 1796.
  2. Das jetzige Schicksal der vielen französischen und gallobatavischen Generäle die sich bei so manchen Gelegenheiten ausgezeichnet, und den Krieg überlebt haben. 1802.
  3. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. Hamburg in der Hoffmannschen Buchhandlung. Jahrgang 1810.
  4. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  5. Reise durch einen Theil von Teutschland, Helvetien und Ober-Italien im Sommer 1803. Berlin, in der Himburgischen Buchhandlung, 1804.
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