Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
London, den 18ten May. [1]
Bellingham, der Mörder des Herrn Perceval, stand den 15ten in Gegenwart einer unglaublichen Menge vor dem Gericht der Old-Ballei. Der Gefangene beklagte sich an den Schranken, daß man ihm gewisse Papiere vorenthalten habe. Der Generalprokurator erklärte: sie wären bloß zur Aufklärung der Sache deponirt, und er könne fordern, was er begehre. Bellinghams Advokat entschuldigte sich, daß er wegen Mangel dieser Papiere auf die Vertheidigung sich nicht gehörig anzuschicken vermocht, brachte zugleich ein Attest darüber vor, daß sein Klient mehrere Jahre wahnsinnig gewesen sey; die Zeugen aber hätten wegen ihrer Entfernung noch nicht einberufen werden können. Einige waren jedoch zugegen, und bestätigten wirklich Bellinghams Geistesverwirrung. Nachdem die Geschwornen nun die Vertheidigung des Menschen angehört hatten, der schon lange den Ministern Ungerechtigkeit und Grausamkeit öffentlich Schuld gegeben, entfernten sie sich, und erklärten nach 10 Minuten ihn, den Gefangenen: einer überlegten Mordthat schuldig. Das Gericht erkannte ihm darauf den Strang zu, und die Strafe ward heute vollzogen.
London, den 12ten May.
- (Aus dem Times.)
Bald nach dem Verhöre sollte Bellingham nach Newgate geschickt werden. Man ließ eine Miethkutsche vorfahren; aber der Volkshaufen, der Anfangs aus rechtlichen Leuten bestand, wuchs nach und nach durch den Zulauf einer Menge Spitzbuben und Leute vom niedrigsten Pöbel an; sie stiegen auf den Wagen und wurden so lästig und selbst gefährlich, daß man es nicht für rathsam hielt, den Gefangenen auf die erwähnte Art nach Newgate zu schikken. Wir hörten mit Bedauern, wie der unwissende oder verderbte Theil des Haufens dem Gefangenen wiederholt Beyfall zurufte, gleich als wäre er ein unschuldiges Schlachtopfer der Unterdrückung. Einige Schreyer ruften auch mitunter: "Burdett für immer!" und suchten die Kutschenthüre gegenüber zu öffnen, gleichsam um dem Mörder Gelegenheit zum Entkommen zu geben. Eine mittlerweile herbeygekommene Abtheilung Leibgarden bildete einen Halbzirkel im Hofe des Pallasts, und hielt dadurch den Pöbel in größerer Entfernung. Inzwischen hielt man es für klüger, den Gefangenen auf einem andern Wege zu transportiren, und dadurch alle Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Man führte ihn also durch die Thüre des Sprechers hinaus, und brachte ihn von da nach Newgate. Dieser Mensch hatte die Kammer der Gemeinen häufig besucht, und mehreremale im Kaffeesale gegessen. Beynahe während seines ganzen Verhörs behielt er ein völlig ruhiges Aussehen; er schien im Voraus über die entworfene Gräuelthat und deren mögliche Folgen vollkommen seine Partie ergriffen zu haben. Dem Vernehmen nach hat er eine Frau und drey Kinder. Man erzählt verschiedene Ausdrücke, deren er sich neuerlich bedient haben soll; besonders einen auf Veranlassung einiger Anspielungen, die Herr Perceval kürzlich auf die geheimen Mordthaten machte. Hierbey hat er angeblich geäussert: "Das solle Herr Perceval nicht umsonst gesagt haben." Uebrigens spricht man auch Mancherley von häufigen Beweisen einer temporären Gemüthsverwirrung. Um allen Unordnungen zuvorzukommen, hat man eine große Menge Konstabler aufgestellt, und der Lordmayor hat die nämliche Vorsicht in der City gebraucht.
Biographische Notizen.[]
[2]
Das Journal Kentish Gazette enthält folgende biographische Notizen über den Mörder des Herrn Perceval:
"Bellingham war zu St. Neots in der Grafschaft Hungtington geboren. Sein Vater war ein herumziehender Maler. Da er starb, als Bellingham noch sehr jung war, so ließ dieser, von seiner Mutter verzärtelt, seinem unruhigen, ungestümen Charakter freyen Lauf, ward bey einem Goldschmidt zu London in die Lehre gegeben, lief aber davon, noch ehe er zur Hälfte ausgelernt hatte. Drey Jahre hindurch erfuhr man nichts von ihm. Endlich erschien er wieder, und da er von seiner Mutter 400 Pf. St., als den Rest seines Vermögens, erhalten, so ließ er sich als Zinngießer in der Straße Oxford nieder. Während er diese Bude bewohnte, brach in dem Hause ein Feuer aus, dessen Ursprung und Umstände den Beamten der Assekuranzkompagnie sehr verdächtig schienen. Bald darauf machte Bellingham einen Bankrott von 2000 Pf. St. und flüchtete nach Irland. In diesem Lande machte er Bekanntschaft mit der Person, die durch seine gerechte Bestrafung zur Wittwen geworden; sie war von einer sehr respektablen Familie. Durch die Konnexion seiner Frau ward er in ein Handelshaus zu Hull zugelassen, wo er, ohne irgend ein Kapital, Spekulationen anfing."