Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Fouché.[]

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Fouché.

Fouché, (von Nantes) Polizeyminister, Senator, und Graf.

Er trat den Grundsätzen der Revolution bey und wurde Deputirter der Nieder-Loire bey dem Nationalkonvent. Vor dem 9. Thermidor machte er sich wenig auf der Tribune bemerkt und war beynahe stets in Aufträgen des Konvents abwesend zu Nantes, Moulins und zu Lyon. 1794 bey dem Feste zu Ehren des höchsten Wesens, erlaubte er sich einige Scherze, die bald zu den Ohren Robespierres, des Stifters dieser neuen Religion, kamen; ungeachtet sie sich ehemals zu Arras gekannt hatten, beschloß der Diktator sich an ihm zu rächen, und fand Gelegenheit dazu drey Tage darnach in dem Jakobinerklub. Allein der 9. Thermidor endigte seine Gefahren, und er galt für einen Theilhaber an dem glücklichen Ausgange dieses Tages; und dieser Titel schützte ihn in der Folge gegen mehrere Anklagen.

Mehrere Jahre hindurch lebte er hierauf in der Zurückgezogenheit, bis er 1799 den Minister des Direktoriums Trouvé zu Mayland ablöste. Seine Bestimmung zum Gesandten bey der batavischen Republik rief ihn bald von diesem Posten zurück, und auch in Haag war er kaum erschienen, so erhielt er im July den Ruf zum Polizeyminister, als welcher er sich schleunigst als Feind der Anarchisten zeigte. In diesem Posten half er den glücklichen Ausgang des 18. Brümaire sichern.

Ausgezeichnet als ein Mann von geschmeidigem Kopf, erhabenem Charakter und der Gabe, sich mit Leichtigkeit auszudrücken, ist er von der kleinen Anzahl der Konventioner, welche unter der kaiserlichen Regierung in Thätigkeit geblieben sind, und diese Regierung hat es ihm stark zu danken, daß sie sich ohne alle Erschütterung und Sturm befestigt hat. Auch ist er auf einem Posten erhalten worden, den er in der Wahrheit ganz geeignet ist zu bekleiden. Ohne Leidenschaften, ein seiner ruhiger Beobachter, tief eingeweiht in die geheime Geschichte der Menschen und Begebenheiten der Revolution, besitzt er alles, was zu einem vortrefflichen Polizeyminister erfordert wird. In der Nothwendigkeit, zwey entgegengesetzte, gegen die jetzt bestehende Ordnung gleich feindlichgesinnte Partheyen, die Jakobiner und die Royalisten, zu beobachten, hat er mehrere Maaßregeln der Strenge ergreifen müssen.

Als 1802 das Ministerium der Polizey mit der höchsten Justiz, welches der Großrichter Regnier bekleidete, vereinigt wurde, trat Fouche den 15. September dieses Jahrs in den Erhaltungssenat und ward gewählt, den Conferenzen der helvetischen Consulta in Paris beyzuwohnen.

So wie im July 1804 das Polizeyministerium seine ehemalige Organisation wieder erhielt, trat er wieder in dasselbe ein, und den 1. Februar 1805 bekam er das rothe Band der Ehrenlegion.


Einige Nachrichten aus dem Leben des gewesenen Polizeiministers Fouché.[]

Auch diesen merkwürdigen Mann zog die französische Revolution, denn er war vor demselben ein Franziskanermönch, aus seiner verborgenen Klosterzelle auf den öffentlichen Schauplatz der Welt. Er ist von Nantes gebürtig, trat gleich Anfangs der Revolution bey und wurde Deputirter der Nieder-Loire bey dem Nationalconvent. Er war größtentheils in Aufträgen des Convents abwesend zu Nantes, Moulins und Lyon. Im Jahr 1794 erlaubte er sich bey dem Feste zu Ehren des höchsten Wesens einige Scherze, die Robespiere, dem Stifter dieser neuen Religion hinterbracht wurden. Ungeachtet sich beyde ehemals zu Arres gekannt hatten, beschloß doch der blutdürstige Tyrann augenbliklich, sich zu rächen, und fand die Gelegenheit dazu drei Tage darnach im Jacobiner Club. Allein der 9te Thermidor endigte diese Gefahren und Fouché galt einen Theilhaber an dem glüklichen Ausgang dieses Tages, der Frankreich von der zerfleischenden Geißel jenes Ungeheuers befreite. Der thätige Antheil, den er an dem Sturze desselben nahm, schützte ihn in der Folge gegen verschiedene Anklagen. Einige Jahre verlebte er hierauf in der Zurückgezogenheit, bis er 1799 den Minister des Directoriums zu Mailand ablöste. Er verließ diesen Posten bald wieder, um als Gesandter bei der batavischen Republik nach dem Haag zu gehen. Aber 'auch hier war er kaum erschienen, als der im Julius den Ruf zum Polizeiminister erhielt, in welchem Amte er sich augenbliklich als Feind der Anarchisten zeigte. Er half den glüklichen Ausgang des 9ten Novembers 1799 herbeyführen, an dem sich Bonaparte als erster Consul an die Spitze der Regierung stellte, und der Republik die vierte Constitution gab. Als ein Mann von gewandtem Geiste, großer Erfahrung und der Gabe sich mit Leichtigkeit auszudrücken, bleibt er auch unter der kaiserlichen Regierung in Thätigkeit, und nicht zu läugnen ist, daß er gleichsam als erster Spion des Reichs auf einem durchaus ihm angemessenen Posten stand. Ohne Leidenschaft, ein seiner ruhiger Beobachter; tief eingeweiht in alle Zeitbegebenheiten, besaß er alle Eigenschaften eines Ministers der Polizei. Was man von der geheimen Polizei und dem Spionenwesen, das er etablirte, erzählt, gränzt in der That an das Wunderbare, und scheint die Gränzen der menschlichen Umsicht zu übersteigen, und war ohne gehäßige, drückende und verabscheuungswürdige Maßregeln nicht zu erreichen. In diesem bösen Sinne wird das Andenken seiner Polizei immer berühmt bleiben. Als 1802 das Polizei- und Justitzministerium, welches letztere der Großrichter Regnier bekleidete, mit einander vereinigt wurden, trat Fouché den 15 September d. J. in den Erhaltungs-Senat und ward gewählt, den Conferenzen der Helvetischen Consulta in Paris beyzuwohnen, um auch hier seine Leute kennen zu lernen, und dem ersten Consul mit dem gehörigen Rath an die Hand zu gehen. Als aber im Julius 1804 das Polizeiministerium seine ehemalige Organisation wieder erhielt, trat er abermals in dasselbe ein; den 1. Februar 1805 bekam er das rothe Band der Ehrenlegion, und 1809 wurde er von Napoleon für treu geleistete Dienste beym Kundschafter-Wesen zum Herzog von Otranto erhoben. Im Juni 1810 wurde er in Folge einer Ungnade, in die er bey Napoleon gefallen, scheinbar zum Generalgouverneur ernannt, und General Savary trat an die Spitze des Polizeiministeriums und der geheimen Spionerie. Allein als späterhin Napoleon jene Ernenung zurücknahm, ging Fouché nach Florenz, und soll sich dann mit seiner Familie zu Aix in der Provence aufgehalten haben. Er war 1814 französischer Gouverneur von Illyrien. Nach dem Sturze Napoleons reiste er nach Frankreich zurück, bezeugte gegen Ludwig XVIII. Reue über die revolutionären Verbrechen, an denen er Theil genommen, und bekam dadurch Einfluß bey der neuen Regierung. Um denselben noch mehr zu befestigen und noch mehr zu erweitern, ertheilte er kräftige Vorstellungen und durch Erfahrung bewährte Vorschläge zu besserer Einrichtung der Polizei, spielte den Unbefangenen und erhielt dadurch das Zutrauen des Königs.

Auch er scheint dasselbe, wie so viele andere, mißbraucht zu haben, wußte ohne Zweifel um die Zurückberufung Napoleons, und ließ sichs mit Carnot, Abbe Sieyes, Vandamme und andern sehr angelegen seyn, Frankreich wieder eine constitutionelle Verfassung zu geben. Sie luden den König in ihre Mitte ein, und versprachen ihm Schutz und Sicherheit gegen den sich der Hauptstadt des Reiches herannahenden Thronräuber. Ludwig XVIII. dankte für denselben, und suchte sein Heil auf der Flucht. Indessen konnte sich auch Bonaparte bey seiner Ankunft zu Paris nicht sonderlich Fouches Freundschaft und Unterstützung rühmen. Er trat ihm mit den freysinnigen Republikanern allenthalben in den Weg, und nach der unglücklichen Schlacht bey Waterloo war es vorzüglich Fouché, der ihn stürzte, und den Engländern in die Hände spielte.

Ludwig XVIII. ernannte ihn nach seiner Ankunft zu Paris wieder zum Polizei-Minister. An der Spitze der Konstitutionellen stellte er sich öffentlich und im Stillen den Ultra-Royalisten entgegen, welche sie alte Ordnung der Dinge wieder scheinen herbeyführen zu wollen. Sein Bericht an den König über die gegenwärtige Lage Frankreichs ist ein Meisterstück von Scharfsinn und Beredsamkeit, und enthält ungemein viel Wahres und Beherzigungswerthes. Er soll seine Entfernung vom Polizei-Ministerium veranlaßt haben, und in dem Augenblik, do wir dieses niederschreiben, befindet er sich wahrscheinlich schon auf der Reise nach Dresden, um daselbst seinen Gesandtschaftsposten anzutreten.


Der Minister Fouché.[]

Der ehemalige Minister Fouché, Herzog von Otranto, ist von allen Männern, die in der Französischen Revolution gelebt und gewirkt haben, vielleicht ohne Ausnahme der scharfsinnigste, gewandteste und für das politische Leben fähigste. Die Welt weiß, wie dieser Mann unter jeder der ephemeren, täglich wechselnden Gewalten und Formen, die Frankreich länger als zwei Jahrzehnden beherrrschten, einen bedeutenden Einfluß zu behaupten und sich unentbehrlich zu machen wußte. Seine Lebensgeschichte, wenn sie einst bekannt werden wird, muß, vorausgesetzt, daß sie einer geschickten Feder anvertrauet werde, sicherlich eine der interessantesten und lehrreichsten Schriften werden, die wir besitzen. -- Unter andern waren die Mittel und Wege, durch die er die öffentliche Stimmung Frankreichs, ja in ganz Europa beherrschte und auf die einwirkte, so außerordentlich, daß sie das Erstaunen eines Jeden erregen, der in diese Machinerie einen Blick thut. Wir wollen hierüber beiläufig ein Beispiel erzählen. Etwa ein Jahr, ehe Bonaparte den Kaiserthron bestieg, ließ Fouché, vielleicht der Einzige, der in das Geheimniß eingeweihet war, -- durch die zehnte, zwanzigste Hand in die Hamburger Zeitung einen Artikel des Inhaltes einrücken: "Frankreich, müde der bisherigen revolutionären Stürme und furchtlosen republikanischen Versuche, werde zur monarchischen Regierungsform zurückkehren, und sich einen Mann zum Herrscher setzen, der im Stande wäre, die Revolution zu beendigen." -- Dieser Artikel wurde sogleich in mehrere Französische Blätter aufgenommen, jedoch zu gleicher Zeit als ungereimt und abgeschmackt dargestellt. Jedoch der erste Eindruck war gemacht und der Anstoß zum Hin- und Herdenken und Reden gegeben. Etwa ein viertel Jahr oder noch später äußerte ein öffentliches Blatt, das in Marseille erschien, "Frankreich sei durch langjährige Stürme und Verwirrungen überzeugt worden, daß nur in dem König oder Kaiserthum Ruhe für dasselbe zu finden sei; es stände daher im Begriff, demjenigen Scepter und Krone zu übertragen, in dem es seinen größten Wohlthäter, Europa seinen Friedensstifter verehre." -- Der Herausgeber dieser Zeitung wurde zur Rechenschaft gezogen und, wie es hieß, bestraft. Indessen war der Endzweck erreicht und alles Volk mit dem Gedanken eines solchen neuen Verfassungs-Wechsels vertraut geworden.

Während unseres vorjährigen Aufenthaltes zu Paris erzählte uns ein sehr unterrichteter Mann, der in den letzten Jahrzehnten mehrere wichtige Aemter bekleidet hatte, und der sehr vertraut war mit den Begebenheiten derselben und mit den oberirdischen, wie mit den unterirdischen Gängen, in welchen diese Begebenheiten vorbereitet wurden, folgenden Zug von Fouché aus der neuern Zeit, der dazu dienen kann, diesen wichtigen Mann näher kennen zu lernen, und der zugleich die jüngsten Schriften in ein helleres Licht stellen wird, die in Bezug auf Fouché, sei es unmittelbar unter seiner Leitung, oder nur unter dem Aushängeschilde seines Namens, erschienen sind.

Nach den angenommenen Grundsätzen konnte Ludwig der Achtzehnte, nach seinem Regierungsantritt Fouché nicht wieder anstellen, weil er in dem Convent für den Tod Ludwigs des Sechzehnten gestimmt hatte. Der Hof hielt es, und nicht mit Unrecht, für eine Verletzung der Schicklichkeit und jeden Gefühls, daß ein solcher, der Mitschuldiger war, an der Ermordung des unglücklichen legitimen Königs, von dem Nachfolger und Bruder desselben für den öffentlichen Dienst gebraucht werde. Ludwig der Achtzehnte verkannte jedoch keinesweges die außerordentlichen Fähigkeiten und Einsichten und die Brauchbarkeit Fouché's und es that ihm sehr leid, daß es ihm nicht erlaubt war, davon zu seinem Nutzen Gebrauch zu machen. Der König hatte, wie dieses auch schon zu jener Zeit durch die öffentlichen Blätter bekannt geworden ist, mehrere geheime Unterredungen mit Fouché, in welchen er von diesem sehr lehrreiche Mittheilungen und Darstellungen über die Verhältnisse annahm und ihn über sehr wichtige Sachen und Rath fragte. -- Als im Jahre 1815 Bonaparte von der Insel Elba zurückkehrte, so ganz unerwartet und rasche Fortschritte machte, und nirgend einigen Widerstand fand, da geriethen die Bourbonen und ihr Anhang in die größte Bestürzung und Verwirrung, und wußten nicht, was für Maaßregeln sie ergreifen sollten, und auf welche Weise sie ihrem Feinde Widerstand leisten könnten. -- In dieser Noth sandte der König den Grafen von Artois selbst zu Fouché, um ihm das Polizeiministerium anzutragen und ihm, im Weigerungsfalle, zu befehlen, dasselbe anzunehmen. Es geschah dieß etwa zehn Tage vor Bonapartes Ankunft in Paris. Fouché lehnte das ihm angetragene Polizeiministerium ab. Als ihm nun der Graf von Artois eröffnete, daß des Königs fester und unwiderruflicher Entschluß und Wille sei, daß er dasselbe annehmen solle, und als ihm kein anderer Weg mehr übrig blieb, mit seiner Weigerung durchzukommen, da machte er dem Prinzen folgende freimüthige Eröffnung. "Es ist zu spät, mein Prinz, den König und seine Dynastie zu retten. Hätte ich vor einigen Monaten das Ministerium überkommen, so würde mit dieses möglich gewesen seyn; jetzt nicht mehr. Bonaparte ist durch nichts mehr aufzuhalten und wird in einigen Wochen hier seyn. Auf diese Art könnte es Ihnen nicht nützlich, und mir müßte es höchst schädliche seyn, wenn ich auf irgend eine Weise compromittirt würde. Bonaparte, wie gesagt, wird sich der Regierung wieder bemächtigen. Allein er wird unvermögend seyn, sie zu behaupten und sich zu halten. Des Königs Majestät sende Morgen früh her, um mich verhaften zu lassen. Ich werde nicht verhaftet werden, dafür lassen Sie mich sorgen. Dann werde ich bei Bonaparten Polizeiminister. In vier oder sechs Monaten ist Ihre Familie wieder hier, dann bin ich Polizeiminister des Königs. Dieser ist der einzig mögliche und vernünftige Weg, auf dem ich Ihnen Dienste leisten kann." Der Prinz, durch diesen Vortrag überrascht und durch die Gründe halb und halb überzeugt, die ihm, seine Behauptungen zu beweisen, Fouché noch ausführte, willigte in dessen Plan ein, und übernahm es, auch des Königs Einwilligung zu bewerkstelligen. -- Am andern Morgen wollte der Herzog von Otranto ausfahren, um einen vornehmen Etiquettebesuch abzustatten. Sein Staatswagen war vorgefahren, er befand sich im Gallakleid und Orden. Indem er eben einsteigen will, tritt ihn ein Oberst der Gensdarmerie an, und wünscht, ihn allein zu sprechen. "Ich bedaure, gnädiger Herr! daß ich den Befehl habe, sie zu arretiren." Fouché ist überrascht, faßt sich jedoch augenblicklich und ladet den Obersten ein, sich mit ihm auf sein Zimmer zu verfügen, damit er sich anders anziehen und einen andern Wagen anspannen lassen könne, indem er in dem Aufzuge, in welchem er allgemein bekannt sei, als Arrestant zu viel Aufsehen erregen, und vielleicht einen Zusammenlauf von Menschen veranlassen werde. Der Oberst und noch ein Gensdarmerieoffizier, den er mitgebracht hatte, begleiten Fouché auf sein Zimmer. Dieser tritt in die unmittelbar daneben sich befindende Garderobe, um die Kleidung zu wechseln. Mit einem Mal hört der Oberst in der Garderobe ein Geräusch. Er eilt hinzu, Fouché ist nicht darin. Das ganze Haus wird durchsucht, Fouché ist nirgends zu finden. Alle Bewohner des Hauses, alle Anwesende werden zur Rede gestellt, niemand kann Auskunft geben, niemand hat Fouché seit seiner Rückkehr von dem Wagen in das Zimmer mit einem Auge gesehen. Es werden Baumeister, Zimmerleute und andere Werkverständige herbeigerufen, um den Bau und die Einrichtung der Garderobe zu untersuchen. Sie alle erklären, daß nirgends ein Fall- oder Seitenthüre, eine Oeffnung oder irgend ein möglicher Weg zu entdecken sei, wodurch ein Mensch habe entwischen können. Kurz Fouché war weg und blieb weg. -- In kurzer Zeit wurde durch ganz Paris bekannt, daß Fouché habe auf unmittelbaren Befehl des Hofes arretirt werden sollen, daß er aber entflohen sei. Dieser Vorfall machte einen tiefen Eindruck auf die in dumpfer Gährung begriffenen Gemüther der Hauptstadt. "Da sieht man, hieß es, wo die Bourbonen hinauswollen. Der Mann der Freiheit, der Freund des Volkes ist ihnen ein Stein des Anstoßes, ihn wollen sie bei Seite bringen." -- Fouché hatte einen doppelten Endzweck erreicht, er hatte sich den Augen Bonapartes, als einen den Bourbonen verdächtigen und von ihnen gehaßten Mann dargestellt, und er hatte zugleich das Interesse des Volks auf sich gelenkt. -- Kurz darauf hielt Bonaparte seinen Einzug in Paris. Fouché, der sich bisher verborgen gehalten hatte, stellte sich ihm vor, und wurde zum Polizeiminister ernannt. Indessen war Bonapartes Herrschaft von kurzer Dauer, die Folgen der Schlacht von Belle Alliance nöthigten ihn nach Verlauf von drei Monaten, Krone und Scepter niederzulegen. Fouché ward Präsident der einstweiligen Regentschaft, die Bourbonen zogen wieder heran, Fouché ging ihnen bis Compiegne entgegen, wurde sehr gnädig und mit Auszeichnung empfangen und alsbald zum Polizeiminister ernannt. Die Feinheit dieses Mannes hatte selbst Bonaparten getäuscht, er hatte im Dienste desselben für das Interesse und im Sinne der Bourbonen gewirkt, und sein Mischen der Karten hatte sehr viel dazu beigetragen, daß alles so kam, wie er wirkliche gekommen ist.

Einsichtsvolle, mit den Verhältnissen in Frankreich vertraute Männer behaupten, Fouché sei neuerdings bei dem Hofe in Ungnade gefallen, weil er habe in Ungnade fallen wollen. Es sei ihm ein Leichtes gewesen, sich in seinem Posten und in seinem Einflusse zu behaupten; allein da er es nicht habe so weit bringen können, daß die Regierung diejenigen Maaßregeln ergreife, die allein im Stande sind, deren Befestigung und Aufrechthaltung zu bewirken, so sähe er klar vorher, daß dieselbe in dem folgenden Gange der Begebenheiten über kurz oder lang fallen werde und müsse; -- und mit kluger Vorsicht diesen Fall berechnend, zöge er es vor, daß derselbe ihn, als mit der Regierung entzweit, denn als einen Anhänger der Regierung träfe.

Immerhin, wir mögen von dem moralischen Werthe dieses Mannes urtheilen, wie wir wollen, muß der Scharfblick und der eindringende Verstand desselben unser Erstaunen erregen. Wem die Begebenheiten so offen, wie eine Landkarte, vor Augen liegen, dem kann es auch nicht fehlen, daß er unter allen Umständen und unter jedem Zusammentreffen der Dinge einen mächtigen Einfluß übe.


Vermischte Nachrichten.[]

[1812]

Am 9ten Oct. ist die Frau Herzogin von Otranto, Gemahlin des Hrn. Senators, Herzog von Otranto, auf ihrem Landhause zu Ferieres im Seine- und Marnedepartement mit Tode angegangen.

Quellen und Literatur.[]

  • Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  • Merkwürdige Begebenheiten, Anekdoten, Charakterzüge und kurze Lebensbeschreibungen berühmter Männer aus der neuesten Zeitgeschichte. Memmingen, 1816. In der Christoph Müller'schen Kunst- und Buchhandlung.
  • Zeitgenossen. Biographieen und Charakteristiken. Erster Band. Leipzig und Altenburg: F. A. Brockhaus. 1816.
  • Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts. Für das Jahr 1817. Jena, bei August Schmid und Compagnie.
  • Leipziger Zeitung Nr. 207. Mittwochs den 21. October 1812.
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