Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Cartheuser, französisch Chartreux, ein geistlicher Orden bey den Katholiken, haben ihren Namen von dem Ort Chartreuse oder Carthause, drey Meilen von Grenoble, in dem rauhen Gebirge in Dauphine, wo sich dessen Stifter Bruno, Canonicus zu Rheims, von Cölln am Rhein gebürtig, mit sechs seiner Mitgenossen 1084 aufhielt. Sie sind weiß gekleidet, halten eine stetswährende Clausur, also daß sie niemals ausserhalb des Klosters gesehen werden, es sey denn der Prior und Procurator, oder wenn sie aus einem Kloster ins andere verschickt werden. Sie tragen das Cilicium oder härne Tuch stets auf dem blosen Leib, essen niemals Fleisch, fasten alle Freytage mit Wasser und Brod, und müssen fast ein immerwährendes Stillschweigen beobachten. Sie werden in vier Nationen, nemlich in die Deutsche, Spanische, Französische und Italienische eingetheilt, und halten alle Jahr am ersten May ihr Generalcapitel. Sie sind in 16 Provinzen eingetheilt, davon 7 in Frankreich waren. Die sämmtlichen Klöster machen eine Zahl von 173, worunter 5 für Nonnen sind. Die Mönche beliefen sich auf 2000, welche über 1 Million Gulden Einkünfte hatten. Die große Carthause bey Grenoble war das Haupt des Ordens, und wählte den General, der allda seine Wohnung hatte. Man zählt daselbst wenigstens 180 Cellen. In der Nachbarschaft der Hauptgebäude stehen viele Ställe, Scheunen, Spitäler und Werkstätte, die von Tischlern, Schlossern, Schmieden, Schuhstern, Stof- und Tuchfabrikanten bewohnt werden.


Quellen und Literatur.[]

  • Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
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