Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Kaschin.[]


Kaschin,[1] Stadt am Fluß Kaschinka, in dem davon benannten Distrikt, im Russischen Gouvernement Twer. Sie hat 705 Häuser, 3.513 Einwohner und einigen Handel, vorzüglich mit Leder. Die hier gemachte weise Schminke wird überall gesucht.


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Kaschin, den 3ten Juny. [2]

Heute wurde auf dem hiesigen Sretenschen Todtenacker der Grundstein zu einer neuen Kirche, der Erhöhung des heilbringenden Kreuzes des Herrn gewidmet, gelegt. Den Bau derselben, welcher, nach dem gemachten Ueberschlage, im Groben über 10,000 Rubel zu stehen kommen wird, hat der hiesige Kaufmann Andrei Debrynin der ältere auf seine eigenen Kosten übernommen.


Kaschin, den 28. September. [3]

In diesen Tagen wurden durch unsere Stadt über 2000 französische Gefangene gebracht, von denen die mehresten vom Kopf bis zum Fuß so abgerissen waren, daß sie ihre Blöße blos mit Lumpen und Matten bedeckten: sie giengen barfuß, und ihr Kops war, statt des Hutes, mit Lumpen umwickelt. Die Einwohner unsrer Stadt, welche, der Menschheit wegen, Mitleiden mit ihnen hatten, und vergaßen, daß es unsere Feinde sind, reichten ihnen Wäsche, Fußbekleidung und Kleidungsstücke, so daß nicht ein einziger dieser Unglücklichen barfuß und nackend von hier weggieng. Liebt eure Feinde, und thut denen Gutes, die euch hassen. Die Russen, welche die Feinde durch ihre Großmuth besiegen, werden sie ohne Zweifel auch mit den Waffen besiegen.

Der Kreismarschall des hiesigen Adels hat aus Vorsicht auf der Gränze unsers Kreises eine Piketwache errichtet, die, unter der Aufsicht des verabschiedeten Sekondelieutenants Suworow, aus 50 Mann besteht. Da dieser Beamte hörte, daß der Feind unter Moskwa die Stadt Dmitrow besetzt habe, so benachrichtigte er sogleich davon die umliegenden Orte, und in kurzer Zeit erschienen bei ihm aus freiem Antriebe gegen 2000 eifrige Bauern mit Aexten und Sensen bewaffnet. Ueberhaupt brennen die hiesigen Bauern vor Verlangen, Mann für Mann zur Vertheidigung des Vaterlandes gegen den allgemeinen Feind aufzustehen.

(Sämmtlich a. d. St. Pet. Ztg.)


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 163. Montag, den 8. July 1812.
  3. Rigasche Zeitung. Nr. 85. Freitag, den 18ten Oktober, 1812.
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