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Clemens Wenceslaus Nepomuk Lotharius Metternich.[]

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Metternich (Clemens Wenceslaus Nepomuk Lotharius) Fürst von Metternich-Winneburg-Ochsenhausen, Ritter des Ordens vom goldnen Vließe, kaiserl. königl. Kämmerer, wirklicher geheimer Rath, Staats- und Conferenzminister, wie auch Minister der auswärtigen Angelegenheiten, geboren den 18ten Mai 1773, und vermählt mit Marie Eleonore, Tochter des Fürsten Ernst Christoph von Kaunitz-Rittberg, Enkelin des großen Kaunitz, den 27sten September 1795, ein Mann, der unter den jetzt lebenden Staatsmännern Europens einen ausgezeichneten Rang bekleidet, stammt aus einem alten bekannten rheinländischen Dynastiengeschlechte, das dem deutschen Reiche im 16ten und 17ten Jahrhunderte drei Churfürsten, zwei von Maynz, und einen von Cöln, gegeben, und schon im Freiherrnstande vor der Erhebung zur reichsgräflichen Würde das Sitz- und Stimmrecht auf den deutschen Reichstagen ausgeübt hatte. Von den ehemaligen sechs Linien, worein sich diese Familie in frühern Zeiten theilte, ist jetzt nur noch die jüngere, oder die Linie zu Winneburg und Beilstein, vorhanden, welche seit 1697 die reichsgräfliche und seit dem 30sten Juni 1803 die reichsfürstliche Würde führte. Winneberg und Beilstein, in dem ehemaligen Churfürstenthum Trier, zwischen der Mosel und dem Hundsrück gelegen, erwarb die Familie Metternich nach dem Abgang des Hauses Winneburg und Beilstein, welches im Anfange des 17ten Jahrhunderts ausstarb, durch die Begünstigung des Churfürsten von Trier, Lothar, aus dem Hause Metternich, der mit demselben einen Herrn von dieser Familie belehnte. Diese Reichsgrafschaften Winneburg und Beilstein blieben, nebst mehrern andern unmittelbaren reichsritterschaftlichen Herrschaften und Gütern jenseits des Rheins im ungestörten Besitze des Hauses Metternich, bis solche im Jahre 1803 bei Beendigung der Reichsfriedens-Entschädigungs-Angelegenheiten an Frankreich kamen. Das gräflich-metternichsche Haus wurde für diese verloren gegangnen reichsständischen Besitzungen durch die ehemalige Reichsabtei Ochsenhausen in Schwaben, die außer dem Kloster Ochsenhausen und dem gleichnamigen am Flüßchen Rottam gelegenen Marktflecken aus den Aemtern Umendorf, Horn, Fischbach, Tannheim, Ober-Sulmentingen und Unter-Sulmentingen besteht, in dem Maße entschädigt, daß es diese gedachte Abtei, jedoch mit Ausnahme des Amts Tannheim und des Dorfes Unterrieden und der Verbindlichkeit, eine jährliche Rente von 850 Gulden an den Grafen Aspremont, von 11,000 an den Grafen von Quadt und 8150 Gulden an den Grafen von Wartenberg zu zahlen, erhielt. Wirklich trat es auch im März des Jahres 1803 in Besitz dieser Entschädigung, doch verlor es durch die Formation des rheinischen Bundes im Juli des Jahres 1806 seine Souverainetätsrechte gleich den andern mediatirten Fürsten. Der Vater des Fürsten, Fürst George Franz Carl, hat nach einander die wichtigsten Staatsbedienungen der österreichischen Monarchie, unter andern die eines dirigirenden Ministers in den österreichischen Niederlanden, und eines k. Plenipotentiarius zu Rastadt bekleidet. Der Fürst Clemens Wenzel Lothar eröffnete seine Laufbahn als Staatsmann mit Gesandtschaftsposten, die er auf eine ruhmwürdige Weise zu Dresden 1801, zu Berlin 1803 bekleidete. Da seit der Annahme des erobernden Systems der französischen Regierung die Stelle eines Ambassadeurs zu Paris von noch größrer Wichtigkeit als in früheren Zeiten geworden, so war die Ernennung des Grafen von Metternich nach dem presburger Frieden zu diesem schwierigen Posten der redendste Beweis des ausgezeichneten Zutrauens seines Vaterlandes und seiner Regierung in seine Talente und Einsichten. Durch den Krieg zwischen Oesterreich und Frankreich im Jahre 1809 wurde diese Mission beendigt. Bald darauf trat der Fürst von Metternich in das Ministerium, und ward zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Wenn Europa den Umsturz des französischen Kaiserreichs segnet, wenn es die Namen der Halden preist, die ihr Blut auf dem Schlachtfelde verspritzten, so darf es dem leitenden Geiste, der diese Helden und Heere zur rechten Zeit in Bewegung setzen und wirken ließ, seine Bewundrung nicht versagen, und wie der Name Axel Oxenstiern vor und neben den großen Helden seines Jahrhunderts prangt, so wird der Name Clemens Wenceslaus von Metternich einst auf die bewundernde und richtende Nachwelt übergehen. Es wird ihr nicht entgehen, wie weise sein benehmen vor und während des prager Congresses und bei den Unterhandlungen zu Chatillon, wie richtig sein Blick, wie berechnet seine Staatskunst gewesen. Von den ersten Souveränen mit Ehren überhäuft, erhielt der Fürst von Metternich von seinem erhabnen und dankbaren Souverän den seltensten und ausgezeichnetsten Beweis seiner Huld, die ein Staatsdiener je von seinem Souverän empfangen, indem er ihm durch ein Handschreiben vom 13ten April 1814 nicht allein den Besitz einer erblichen Herrschaft im Königreich Ungarn zutheilte, sondern diesem die Vergünstigung hinzufügte, daß alle Nachkommen des Fürsten in directer Linie das österreichische lotharingische Wappen in dem ersten Felde ihres angebornen Familienwappens auf ewige Zeiten aufnehmen könnten. Der politische Charakter dieses berühmten Staatsmannes kann in seinem eigenthümlichen Lichte nicht deutlicher, als durch eine Vergleichung mit seinem erhabenen Vorgänger und Freunde, dem dermaligen kaiserl. königl. Finanzminister Grafen von Stadion, erkannt werden. Selten haben zwei große Staatsmänner, bei der größten Verschiedenheit der Charaktere wie des eigenthümlichen Talentes, nach und nebeneinander so glücklich in einander gegriffen. Die Befreiung von Europa, inwiefern ein überwiegender Antheil Oesterreichs an diesem erhabenen Werke nicht zu verkennen ist, wurde im Jahre 1809 durch Graf Stadion begonnen, und im Jahre 1813 durch Fürst Metternich vollendet. Jener gab den Kriegen gegen Frankreich die nationale und, wir möchten sagen, europäische Richtung; dieser theilte der von seinem Vorgänger entzündeten Begeisterung die ihm eigenthümliche Besonnenheit und das völkerrechtliche Maß mit, die Bedingungen eines glücklichen Erfolges. Fürst Metternich hob die österreichische Monarchie auf den Gipfel der äußern politischen Größe, während Graf Stadion in der Stille das große Unternehmen für die innere Befestigung des Staats, welches nach hergestelltem Frieden ans Licht trat, vorbereitete. So, im erhabnen Wetteifer, sich einander an Verdiensten um die Monarchie überbietend, werden ihre Namen auf die Nachwelt übergehn. Das Hervorstechende in Graf Stadion ist die brennende Begeisterung für alle großen, fruchtbaren und menschenfreundlichen Ideen, eine Hingebung in die Sache und den Zweck, die ihrer selbst vergißt, und eine um so rastlosere Thätigkeit, als der Gegenstand diese Selbstvergessenheit erfodert. Bei der höchsten sinnlichen Reizbarkeit ist er, sobald sein umfassender Geist sich erregt, der Verläugnung bis zur Austerität fähig; liebevoll und innig gegen seine Untergebnen, weiß er dem kältesten ein Gefühl für die Sache mitzutheilen, und der umgebenden Welt, wie durch den Charakter des Krieges von 1809, der größtentheils der seinige war, gleichsam den Stempel seines Geistes einzuprägen. In dem politischen Betragen des Fürsten Metternich hingegen, wie in seiner äußeren Erscheinung ist alles besonnene, zurückhaltende, aber auch natürliche Grazie. Für die Ideen empfänglich aber kalt, für die politische Berechnung zu edel, zu warm und zu lebensvoll, vermögen ihn nur jene großen Augenblicke in der Geschichte begeistern, wo die Begebenheiten den Absichten und Entwürfen der Menschen sich deutlich und ergreiflich gegenüberstellen, und wo der Staatsmann überzeugt wird, nicht bloß daß er will, sondern auch daß er kann. Außerdem ist sein Leben ein ruhiges, von keinem Sturm der Zeit zu störendes, aber auch von keinem Glücksfall zu befangendes Abwägen, Behorchen und Betasten der politischen Verhältnisse von Europa, das nur dann von lebhafter Thätigkeit unterbrochen wird, wenn irgend eine Frucht dieser Verhältnisse sich der Reise nähert, oder wenn die große Verstandessache der politischen Gerechtigkeit, die Sache, mit der Oesterreich steht und fällt, in Gefahr oder im Vortheil ist. Kein österreichischer Staatsmann, selbst der große Kaunitz nicht, hat diesen Grundgedanken der Monarchie so tief aufgefaßt, als der Fürst Metternich. Die Absicht der Territorialerweiterung und des Umsichgreifens ist ihm nicht bloß durch Princip, sondern durch Naturell, durch Geschmack, wir möchten sagen, durch einen seltenen Sinn für Kunst und Bildung fremd. Auch ohne den Adel seines Gemüths würde er durch Tact und Maß und durch die Grazie seines Geistes, auf seinem erhabenen Standpunkte, eine der zuverlässigsten Stützen des Rechts und der Ordnung seyn. Wenn man im 43sten Jahre seines Lebens alle Auszeichnungen und Ehren, welche der Heer von Oesterreich und die europäischen Höfe gewähren können, in seiner Person vereinigt, und überall, wo dem Zeitalter etwas Großes gelungen ist, mit Ruhm genannt wird, so wird die Welt von dem Glücke eines solchen Staatsmannes viel zu sagen wissen. Die Begünstigung des Himmels für den Fürsten von Metternich liegt aber offenbar vielmehr in dem ebenbeschriebenen Talent zum Glück, als in der Gunst der Glücksfälle, die ihn betrafen. Wie Graf Stadion die ganze Größe Oesterreichs im Unglück repräsentirt, so stellt sich im Leben des Fürsten Metternich eben jener gelassene Gleichmuth und jenes oftgerühmte Glück dar, dessen Treue bei allem Wechsel und Wandel der Welt nunmehr seit einem halben Jahrtausende in diesem Hause und in diesem Staate anerkannt wird. Beide sind die gebornen Minister von Oesterreich. Und wenn Graf Stadion an den Wagenführer erinnert, der auf einer kühnen und großen Bahn nach einem selbstgewählten erhabenen Ziele alle Kräfte seines Gespannes richtet und drängt, so werden wir in Fürst Metternich vielmehr das Bild des Schiffers erkennen, der dem Antrieb der Elemente ruhig hingegeben, im entscheidenden Augenblicke mit leiser Klugheit und seltner Unerschrockenheit das Steuer führt, dann aber wieder das Wollen der Begebenheiten ruhig verfolgt, und nur "gelind am Segel ruckt, das sich für alle bemüht."


Zeitungsnachrichten.[]

[1806]

[2]

Frankreich.

Der Kaiserl. Oester eichische Bothschafter, Graf v. Metternich-Winneburg, ist am 3 August Abends in Paris eingetroffen.


[1812]

Wien, den 20sten May. [3]

Dem hiesigen diplomatischen Korps ist angezeigt worden, sich während der Abwesenheit des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten an die Herren Räthe Rademacher und von Hudelist zu wenden.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Wiener Zeitung. Nro. 68. Sonnabend, den 23. August 1806.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 133. Montag, den 3. Juny 1812.
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