Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Marienwerder.[]

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Marienwerder, wohlgebaute Kreisstadt an der kleinen Nogat, ¾ Meilen von der Weichsel in Westpreussen. Sie hat mit ihren Vorstädten 529 Häuser und im Jahr 1801. 3,726 Einwohner, welche größtentheils von den vortrefflichen Getreide- und Obstbaue auf dem angränzenden Werder leben. Auf dem weitläufigen Schlosse der Stadt ist der Sitz der Landesregierung von Westpreussen und der Kriegs- und Domänenkammer. Das Schloß und die Hauptkirche sind große Gebäude. Der Kreis gleiches Namens hatte im Jahr 1787. 38,719 Menschen.


Zeitungsnachrichten.[]

1812.[]

Marienwerder, den 6ten Juny. [2]

Seit 4 Tagen schon sind alle Anstalten zum Empfange Sr. Majestät, des Kaisers Napoleon, allhier getroffen, und erwarten wir dessen Ankunft nunmehr stündlich. Se. Majestät werden sich, dem Vernehmen nach, aber nur kurze Zeit bey uns aufhalten, und, wie es heißt, Allerhöchst Ihr Hauptquartier vorläufig zu Finkenstein nehmen.


Marienwerder, den 7ten Juny.

Schon seit dem 3ten d. M. wurde der Kaiser Napoleon in unsrer Stadt erwartet. Es waren daher bereits von diesem Tage ab die erforderlichen Anstalten zu seinem Empfange getroffen. Der Magistrat nebst der Geistlichkeit der Stadt sollte ihn vor dem Thore empfangen; bey seinem Eintritt in die Stadt sollte mit allen Glocken geläutet werden; auch waren die Mitglieder der beyden königlichen Landeskollegien, der Regierung und des Oberlandesgerichts, versammelt, um Sr. Majestät ihre Ehrerbietung zu bezeigen. Aber erst heute Morgen um 6 Uhr traf der Kaiser, von Thorn kommend, bey dem eine halbe Meile von hier an der Weichsel angelegten Brückenkopfe ein, besah die daselbst vollendeten Arbeiten und fuhr alsdann in Begleitung des Fürsten von Neufchatel und der Herzöge von Vicenza und von Friaul gegen 8 Uhr nach der Stadt, nachdem vorher durch einen an den hiesigen Magistrat geschickten kaiserl. französischen Officier alle Ehrenbezeigungen abgelehnt worden waren, weil der Kaiser inkognito die Stadt passiren wolle. Se. Majestät blieben, während bey dem Posthause die Pferde gewechselt wurden, im Wagen, und setzten unmittelbar darauf ihre Reise weiter nach Marienburg fort.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 140. Dienstag, den 11. Juny 1812.
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