Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Louis François Felix, Comte Musnier de la Conserverie.

General-Lieutenant, geboren zu Boulogne sur Mer 1766.

Musnier de la Conserverie stammte von einer altadeligen Familie, nahm Kriegsdienste, wurde 1782 Sous-Lieutenant im 3. Infanterieregimente und war beim Ausbruche der Revolution schon Capitän. Den ersten Feldzug machte er als Flügeladjutant des Obergenerals Lamortière bei der Rheinarmee mit, diente dann bei der Westarmee und wurde am 5. Sept. 1795 zum Obersten ernannt. Im Juli 1796 begab er sich als Generaladjutant zur Nordarmee nach Holland und ging von dort (1798) zur italienischen Armee ab. Weil er die Festung Novarra in Piemont überrumpelt, ernannte ihn das Directorium zum Brigadegeneral, und zwar, wie der Brief des Kriegsministers darüber sich ausdrückte: "Weil er dabei eben so viel Einsicht als Muth bewiesen habe." Er stand darauf mit größter Thätigkeit dem Generalstabe vor und wurde nach diesem Feldzuge, der so unheilvoll für die Franzosen endigte, nach Bordeaux geschickt, um die dort ausgebrochenen Unruhen zu dämpfen. Er vollführte diesen Auftrag einzig und allein durch gelinde Maßregeln, befehligte dann im folgenden Jahre eine Brigade der Reservearmee, ging über den St. Bernhard, und benahm sich auf eine solche Weise, daß der Divisionsgeneral Boudet in seinem Berichte über die Einnahme von Piacenza folgendermaßen über ihn sich ausdrückte: "Am 18. Prairial (7. Juni 1800) um 4 Uhr Morgens begann der Uebergang über den Po bei Nocetto, eine Stunde unterhalb Piacenza, vermittelst einiger schlechten Fahrzeuge, die man sich verschafft hatte. Die 9. leichte Brigade unter Musnier, nachdem sie den Uebergang vollführt, rückte nach Piacenza vor, ohne den übrigen Theil der Division zu erwarten, griff ein feindliches Regiment an, welches ihm entgegenrückte und besiegte es; auch setzte er einen hartnäckigen Widerstand mehrern Cavallerieangriffen entgegen, drang in die Stadt ein und machte daselbst 500 Gefangene, so wie noch außerdem 600 Kranke und große Magazine in unsere Hände fielen." Bei Marengo (14. Juni) befehligte Musnier eben diese Brigade, welche die Spitze der Reserve unter Desaix bildete, die den Ausgang dieses großen Tages herbeiführte. Im darauf folgenden Feldzuge ging er (25. Dec.) oberhalb Mozambano, zwischen dem Dorfe Pozzolo und Mühle von La Volta an der Spitze der Elitencompagnien des 6. leichten und des 28. Linienregiments über den Mincio und nahm, des feindlichen Widerstandes ungeachtet, eine Stellung auf dem entgegengesetzten Ufer.

Am 1. Febr. 1805 zum Divisionsgeneral ernannt, erhielt er den Oberbefehl über die 15. Militärdivision und vorzugsweise die Aufsicht über die Küsten, worauf die französische Regierung damals einen großen Werth legte, weil sich in allen Häfen eine Menge Schiffe befanden, die zu einem Angriffe gegen England bestimmt waren. Im Monat Nov. 1807 bekam er das Commando über die 1. Division des Beobachtungscorps an den Küsten des Oceans, welches nach Uebersteigung der Pyrenäen den Namen des dritten Corps der spanischen Armee und darauf den der Armee von Aragonien empfing. Diese Division zeichnete sich insbesondere bei Saragossa durch muthige Unerschrockenheit aus. Auch kämpfte Musnier (14. Juli 1809) mit in der Schlacht von Maria, vor Saragossa, wo die Spanier unter Blake eine gänzliche Niederlage erlitten, obgleich sie zuvor sich gerühmt hatten, Saragossa gewiß einzunehmen. Da sich jedoch die Feinde einige Stunden zurück, in der starken Stellung von Belchite wieder versammelten, warf Musnier ihre erste Linie über den Haufen und bemächtigte sich ihrer sämmtlichen Kanonen und ihres Gepäcks. Bei Margalef vor Lerida machte diese Division (23. April 1810) 6000 Gefangene, womit O'Donell Lerida glaubte entsetzen zu können. Im Juni belagerte und nahm Musnier das Fort Mequinenza, welches durch seine Lage in der Mitte von unübersteiglichen Felsen und an der Mündung des Segre in den Ebro, für die Franzosen von äußerster Wichtigkeit war, wenn sie anders die Belagerung von Tortosa vornehmen wollten. Der Kaiser belohnte ihn für so viele Siege durch das Großoffizierkreuz der Ehrenlegion. Der Obergeneral, Graf Suchet, unternahm darauf im Monat Octbr. die Belagerung von Tortosa; Musnier deckte die Belagerungsarbeiten und stellte sich deshalb zu Uldecona auf er Straße von Tortosa nach Valencia auf. Am 26. Novbr. wurde er das Nachts von 12,000 Spaniern, die deshalb einen 30stündigen Marsch unternommen hatten, unvermuthet überfallen. Obgleich er nur 2000 Mann Infanterie, 500 Kürassiere und 6 Kanonen bei sich hatte, schlug er doch den Feind zurück und verfolgte ihn bis unter die Mauern von Peniscola. Fünf Wochen darauf ergab sich Tortosa und Musnier wurde Gouverneur dieser wichtigen Festung. Im Nov. desselben Jahres berief ihn Suchet zu sich, um Valencia zu belagern und schon am 12. Jan. erfolgte die Uebergabe.

Im Dec. 1813 kehrte Musnier nach Frankreich zurück und erhielt sogleich Befehl, die östlichen Grenzfestungen in Vertheidigungszustand zu setzen, allein der Einfall der Alliirten nöthigte ihn, diesen Auftrag auf Besançon zu beschränken. Er ergab sich hierauf nach Lyon, wo er mit einer Handvoll Leute das östreichische Corps von Bubna, bis zur Ankunft Augereau's aufhielt, der daselbst ein Armeecorps von 3 Divisionen befehligte. General Musnier, an der Spitze der 1. Division, erfocht große Vortheile über die Oestreicher bei Meximieux, Bourg, Lons le Soulnier u. s. w. bis zu dem Augenblicke, wo die Ueberzahl der Feinde den Marschall Augereau zur Räumung Lyons und zum Rückzuge hinter die Isère nötigte. Nach der Abdankung Buonapartes ernannte ihn Ludwig XVIII. zum Generalinspecteur über die Truppen zu Boulogne, Calais, Dünkirchen und St. Omer und 1815 zum Generalinspecteur der 5. und 18. Militärdivision; doch schon am 1. Aug. wurde er, auf seine Bitte, in den Ruhestand versetzt, nachdem er 23. Feldzügen beigewohnt hatte.

Quellen und Literatur

  • Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.
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