Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Jetziges Schicksal.

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Süchet, Generallieutenant der italienischen Armee, unter Massena, und Brüne, ist gegenwärtig Inspektor der Infanterie der franz. Truppen in Batavien.


Graf von Suchet, Französischer Reichsmarschall.[]

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PortretSuchet

Suchet.

Die furchtbare Staatsumwälzung Frankreichs lieferte durch das plötzliche Hervortreten zahlreicher, ausgezeichneter Personen den Beweis, welch eine nie geahnte Masse von intellectuellen Kräften im Schooße der Nationen vorhanden sey.

Zu den vorzüglichen Kriegern, welche dem Gemälde der Zeitwelt einen höheren Grad von Glanz und Interesse verliehen, gehört auch Ludwig Gabriel Graf von Suchet, kais. französischer Reichsmarschall und Großadler der Ehrenlegion. Er wurde im J. 1759 zu Lyon geboren, wo sein Vater, einer der geachtesten Mercantilisten, mit großem Aufwande für die Ausbildung seiner Talente und für die Erhöhung ihres Werthes durch Kenntnisse mit treuer Liebe vorsorgte. Wissenschaftlich vorbereitet für die militärische Laufbahne betrat indeß Suchet dieselbe erst mit dem Ausbruche der Revolution, jedoch sogleich als Anführer des ersten, Einigen wollen des vierten Bataillons von Ardeche.

An der Spitze dieser Truppen zeichnete er sich im Jahre 1793 bey der Belagerung von Toulon aus, und nahm den Brittischen Obergeneral O'Hara gefangen. Im folgenden Jahre bemeisterte sich sein Bataillon in Italien bey Loano dreyer Fahnen. Am 24. August 1796 wurde er gefährlich verwundet, nach seiner spät erst erfolgten Herstellung aber begab er sich zur 18. Halbbrigade, bey der er mit muthiger Ausdauer kämpfte, und nachdem er bey Tarvis und wieder bey Unzmark in Steyermark neue Wunden erhalten hatte, ernannte ihn der damalige Obergeneral Napoleon Bonaparte auf dem Schlachtfelde zum Brigadechef. In dieser Eigenschaft diente er 1798, unter General Brune in der Helvetischen Armee, erhielt den Auftrag dem Directorium die eroberten Fahnen zu überbringen, und wenige Tage nach dieser Feyerlichkeit wurde er zum Brigadegeneral befördert. Nunmehr erhielt Brune den Oberbefehl über die Italienische Armee, sogleich ernannte er seinen vorigen Waffengefährten zum Chef seines Generalstabes, eine Stelle die Suchet auch unter Joubert beybehielte. Piemont ließ im Rücken der Armee eine gefährliche Division befürchten. Suchet mußte deßhalb dieses Gebiet besetzen, und hatte hier über die Organisirung einer provisorischen Regierung zu wachen.

Indeß geschah es, das das Directorium ihm auf eine Zeitlänge seine Gunst entzog, und ihn von seinen Functionen suspendirte, doch bald verschwand das ungerechte Vorurtheil und er wurde zur Armee nach Mainz geschickt. Auch diese Bestimmung erlitt eine Abänderung, weil man von seiner Verwendung bey der Armee in Italien sich noch größere Früchte versprach, und sogleich erwirkte Joubert für ihn den Rang eines Divisionsgenerals, worauf er wieder die Leitung des Generalstabes übernahm. Auf diesem Posten blieb er auch, als nach Jouberts Tode in der Schlacht von Novi, Moreau und Championnet sich im Oberbefehle folgten. Nachdem der französische Staat mit der Veränderung von 9. November 1799, die Revolution vom 18. Brumaire genannt, durch Errichtung eines wenig beschränkten Consulats jenen grossen Schritt zur Monarchie gethan hatte, wurde Massena nach Italien geschickt, und der erste Consul hegte gegen Suchet das Zutrauen, daß er ihm demselben beygab und zu seinem Generallieutenant ernannte.

Detaschirt von Massena mit einem besondern Corps hatte er den Auftrag, Frankreichs Grenzen zu vertheidigen und die Operationen des Obergenerals zu unterstützen. Die von ihm angeführten Truppen nahmen den Thurm und die Verschanzungen von Melogno, dann die Redouten von Settepani hinweg. Während er aber mit dem Generalen Oudinot, jetzt Herzog von Reggio vergebliche Anstrengungen zur Erzwingung eines Sieges über die Oesterreicher übernahm, wurde Massena nach Genua zurückgedrängt, und daselbst von dem Fürsten von Hohenzollern eingeschlossen. Nun mußte auch Suchet sich auf die Defensive beschränken, jedoch durch seine Vertheidigung des Brückenkopfes von Var gelang es ihm, das südliche Frankreich von einem Einfalle zu retten, und er bereitete die Möglichkeit vor, daß nachmahls die grosse Reservearmee von Dijon die Alpen übersteigen konnte. Obgleich Genua sich an die Oesterreicher ergeben mußte, blieb dennoch Suchet nicht ohne Hoffnung; er wendete seine ganze Vorsicht auf die Herstellung der Ordnung und die Verstärkung seiner Macht, um jene großen Erfolge vorzubereiten, mit welchem die neue nachdrucksvolle Regierung die schon abhold gewordene Göttin des Sieges wieder an sich zu fesseln dachte.

Während das Heer des ersten Consuls in nie geglaubter Stärke gegen Mailand vordrang, benützte Suchet die neue Wendung der Begebenheiten, ging über den Var, zog triumphirend in Nizza ein und glaubte schon mit Massena's Truppen sich vereinigen zu können. Unvermuthet stößt er aber auf eine Truppenabtheilung unter General Elsniz, läßt sich mit ihr in ein Gefecht ein, umgeht sie sodann auf ihrem Rückzug bringt ihr in der Position des Col de Brans einen fühlbaren Verlust bey. Bald nachher erschien Suchet vor Genua, und es war eine Folge des Tages von Marengo, daß die Oesterreicher diesen wichtigen Platz durch Capitulation ihm einräumen mußten.

Bey Eröffnung des folgenden Feldzugs erschien Suchet als Generallieutenant an der Seite Brune's bey der Italienischen Armee. Mit einem besonderen Corps, welches jetzt unter seinen Befehl gestellt wurde, nahm er das verschanzte Lager von Volta, bemächtigte sich an der Etsch der Posten Porona und St. Rocco und erwirkte die Vereinigung seiner Operationen mit jenen des Generals Moncey. Im Jahre 1802 belohnte Napoleon Bonaparte seine Verdienste, indem er ihn zum Generalinspector der Infanterie ernannte, und als der erste Consul sich mit dem kaiserlichen Mantel bekleidete, erhielt Suchet die Würde eines Großofficiers der Ehrenlegion und den Grafentitel, wozu noch die Ernennung zum Gouverneur des kais. Pallastes Laeken, bey Brüssel, kam. Nachdem er den Befehl über eine Division im Lager von Boulogne geführt hatte, nahm er, 1805, heil an dem Kampfe gegen die Oesterreichisch-russischen Heere, und commandirte in der Schlacht vom 2. December bey Austerlitz eine Abtheilung des linken Flügels der Französischen Armee. Auch auf Preußens Schicksal wirkte er in der Schlacht von Jena, und er entschied insonderheit in jener von Pultusk.

Doch bald sollte der Kriegsschauplatz von dem Gestade der Weichsel in die Gegenden jenseits der Pyrenäen verlegt werden. Kaiser Napoleon übertrug an ihn den Oberbefehl über die Armee von Arragonien. Die ersten Plätze Lerida, Mequinenza, und Tortosa geriethen in seine Hände, nun traf die Reihe das alte Tarragona, das schon zur Zeit der Scipione blühete. Die Vertheidiger dieser Stadt setzten ihm jene furchtbare Hartnäckigkeit entgegen, welche die Spanier im gegenwärtigen Kriege mehr in Festungen als im freyen Felde zu beweisen gewohnt sind. Schon waren vier heftige Stürme abgeschlagen, als Suchet mit gänzlicher Vernichtung drohte, wenn die Stadt noch einen fünften Sturm erwarten wollte. Die Aufforderung war vergeblich; es mußte also zum neuen Sturm geschritten werden und dieser gelang. War nun auch der Soldat nicht müde die Opfer seiner Wuth zu mehren, um die grosse Zahl seiner gefallenen Mitbrüder zu rächen, so vermochte doch Suchet's Menschlichkeit nicht, seine Drohung zu verwirklichen. -- Napoleon ernannte ihn zur Belohnung für die, bey dieser Belagerung bewiesene, Thätigkeit zum französischen Reichsmarschall.


L. G. Suchet.[]

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Suchet (L. G.) französischer Divisionsgeneral, Graf und Großoffizier der Ehrenlegion, geboren zu Lyon, war anfangs Chef des vierten Bataillons von Ardeche und zeichnete sich an der Spitze dieses Korps 1793 bey der Belagerung von Toulon aus. Den 20. September machte er den englischen Obergeneral O-Hara kriegsgefangen. In den folgenden Jahre nahm sein Bataillon bey Loano den Oesterreichern 3 Fahnen. Nachdem er den 24. August 1796 gefährlich verwundet worden war, mußte er mehrere Monate hindurch das Bett hüten; nach diesem ging er wieder zur 18. Halbbrigade und machte mit derselben den glänzenden Feldzug, der den Vertrag von Campo Formio herbeyführte. Er wurde abermals bey Tarvis verwundet, und zum drittenmahl bey Unzmark in Steyermark, wo ihn der General Bonaparte auf dem Schlachtfelde zum Brigadechef ernannte. 1798 diente er bey der Armee, welche das Direktorium unter dem Befehle des General Brüne in die Schweiz einrücken ließ, und bekam den Auftrag, die dem Feinde genommenen Fahnen der Regierung zu überbringen. Er wurde damals Brigadegeneral und ging in dieser Eigenschaft zu der Armee in Italien, deren Kommando dem General Brüne übergeben worden war. Dieser ernannte ihn zum Chef seines Generalstaabes, eine Stelle, die er unter Joubert beybehielt. Piemont ließ Unruhen im Rücken der Armee befürchten; Joubert entschloß sich deßhalb, es zu besetzen und der General Suchet führte diese Expedition. Einige Zeit darauf erhielt der General Suchet Befehl, sich zu der Armee in Helvetien zu begeben und wurde in das Graubündtner Land detaschirt, wo er such 6 ganzer Tage lang von der Armee getrennt befand; dessen ungeachtet vertheidigte er seine Stellungen von Davos, Bergen und Spugen, zog sich längs der Rheinquellen über den St. Gotthard zurück, und stieß wieder, ohne sich abschneiden zu lassen, zur Hauptarmee. Als Joubert, nach Scherers unglücklichem Feldzuge, das Kommando der Armee in Italien übernahm, erhielt er für den General Suchet den Rang des Divisionsgenerals und berief ihn zu sich, um ihm seinen Generalstaab anzuvertrauen. Nach Jouberts Tode in der Schlacht von Novi behielt Suchet die Leitung des Generalstaabes unter Moreau und Championnet, die sich im Kommando folgten, bey. Nach den 18. Brümaire wurde Massena nach Italien geschickt, und Suchet von dem ersten Konsul zu dessen Generallieutenant ernannt. Er bekam das Kommando des Zentrums, und es war an der Spitze dieses schwachen Korps, daß er den Brückenkopf von Var gegen die Anstrengungen des General Melas vertheidigte. Durch diese Vertheidigung rettete er das südliche Frankreich von einem Einfalle und seine Diversion war für die Reserve-Armee von großem Nutzen, mit der der erste Konsul über die Alpen stieg. 1801 eröffnete der General Brüne den Feldzug in Italien und der Generallieutenant Suchet kommandirte das Zentrum. Er ging mit der Armee des General Düpont über den Mincio. Nach dem Frieden von Lüneville wurde er zum General-Inspektor der Infanterie ernannt. Im Oktober 1804 gab ihm der Kaiser das Kommando einer Division im Lager von Boulogne. Er wurde Großoffizier der Ehrenlegion und kurz darauf zum Gouverneur des kaiserlichen Pallastes Lacken, bey Brüssel, ernannt. Gegen Ende 1805 kommandirte er bey der grossen Armee in Deutschland, und seine Division zeichnete sich in den Tagen von Ulm, Hollabrun, und vornehmlich bey Austerlitz aus, wo sie einen Theil des linken Flügels ausmachte, der den Feind abschnitt. Den 8. Februar 1806 erhielt er das rothe Band. Neue Lorber sammelte er sich in dem französischen Feldzug 1806 in der Schlacht von Jena und vornehmlich in dem Gefechte von Pultusk am 26. Dezember gegen die Russen, wo er mit seiner Division den Sieg des Marschalls Lasnes entschied. Später wurde er nach Spanien gesandt, wo er sich noch immer befindet und in Arragonien ein eigenes Korps kommandirt, mit dem er schon öfters die bedeutendsten Vortheile erfochten hat.


Süchet, Herzog von Albufera.[]

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Süchet, Herzog von Albufera, franz. Marschall, ist 1772 in Lyon geboren. Er widmete sich früh dem Kriegsdienste, durchlief schnell die untern Grade, und zeichnete sich, wie Napoleon und andere berühmt gewordene franz. Generale, zuerst vorzüglich bei der Belagerung von Toulon aus, wo das Bataillon, welches Süchet commandirte, den General Ohara zum Gefangenen machte. Er wurde 1796 zur italienischen Armee versetzt, wo er Gelegenheit fand, sich in dem ersten Feldzuge Napoleons durch Muth, Kühnheit und Umsicht bemerkbar zu machen. Seine Beförderung zu höheren Graden blieb nicht aus, und er wurde bald als einer der talentvollsten Offiziere des Generalstabs betrachtet, wie er denn bei Massena und bei Joubert auch als Divisionsgeneral den wichtigen Posten eines Chef de l'etat major bekleidete. In den Feldzügen von 1805 und 1806 war er einer der thätigsten und glücklichsten Feldherrn Napoleons. In dem letztern hatte er das erste Zusammentreffen mit den Preußen bei Saalfeld zu bestehen. Sein Corps begann nicht minder den ersten Angriff bei Jena. Bei dem Ausbruche des Krieges in Spanien wurde er dorthin geschickt, und verweilte daselbst fast immer siegreich bis nach der Schlacht von Vittoria. Von seinen Waffenthaten in Spanien führen wir nur an, daß er zur Einnahme von Saragossa beitrug, Tortosa, Taragona und Valencia bezwang und die spanischen Armeen überall, wo er mit ihnen zusammentraf, aus dem Felde schlug. Erst nach der Schlacht von Vittoria zog er sich nach den Pyrenäen zurück. Er erhielt den ehrenvollen Auftrag, den heimkehrenden Ferdinand VII. zu empfangen und zur spanischen Armee zu begleiten. Nach der ersten Restauration wurde er von Ludwig XVIII. zum Pair von Frankreich und zum Militärgouverneur vom Elsaß ernannt. Während der 100 Tage commandirte er in Lyon die Armee des Südens. Da er unter Napoleon die Pairswürde angenommen hatte, wurde er bei der zweiten Restauration aus der Kammer der Pairs entfernt, aber 1819 wieder in dieselbe aufgenommen.


Quellen.[]

  1. Das jetzige Schicksal der vielen französischen und gallobatavischen Generäle die sich bei so manchen Gelegenheiten ausgezeichnet, und den Krieg überlebt haben. 1802.
  2. Neue historische und geographische Gemählde oder Charakteristiken merkwürdiger Personen und Darstellungen wichtiger Begebenheiten unserer Zeit; nebst Schilderungen der durch die neuesten Schicksale ausgezeichneten, neu entdeckten oder näher untersuchten Länder und Völker. Bearbeitet von J. B. Schütz. Wien, 1811. Im Verlage bey Anton Doll.
  3. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  4. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
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