Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Ludwig, Graf von Narbonne.[]

[1]
Narbonne (Ludwig, Graf von) vor der Revolution Oberst des Regiments von Piemont Infanterie, hierauf Kriegsminister. Von den Neuerungsideen hingerissen schlug er sich zu der Volksparthey. Er hatte sich zum Obersten der Nationalgarde von Besançon ernennen lassen und wurde bald zum Feldmarschall und endlich im Dezember 1791 zum Kriegsminister erhoben. Kaum hatte er das Portefeuille erhalten, so bereiste er, in Begleitung der Frau von Stäel, die festen Küstenplätze des Ozeans und die Grenzen von Deutschland; er überreichte den Generalen Luckner und Rochambeau, in Gegenwart der Garnison von Metz, feyerlich den Marschallstab, und bey seiner Zurückkunft legte er der Versammlung einen vollkommenen Bericht über den militärischen Zustand Frankreichs vor. Während seines Ministeriums, das er bis März 1792 bekleidete, sah er sich jeden Augenblick vor der Versammlung denunzirt; allein seine Freunde, namentlich der Abt Fauchet, vertheidigten ihn mit aller Wärme. Bald aber erklärte er sich als Gegner Bertrands von Molleville, und führte durch diese Entzweyung, und da er die Koalition des Ministeriums mit der konstitutionellen Parthey der Gesetzgebung entdeckte, die Auflösung des Ministeriums herbey. Der König, der den Marineminister liebte, genehmigte Narbonnes Entlassung, und überschickte ihm in sehr trocknen Ausdrücken den Befehl, das Portefeuille dem Herrn von Grave abzutreten. Später ward er denunzirt; er stellte sich vor den Schranken, wies alle Anschuldigungen zurück, erhielt den Beyfall der Mehrheit, welche dekretirte, daß ihn das Bedauern der Nation begleite, und ließ sich kurz darauf bey der Armee des Zentrums als Feldmarschall anstellen; da er aber hierauf nach Paris zurückkam, erließ man gegen ihn, nach dem 10. August, ein Anklage-Dekret, das Finanzfach seiner Verwaltung betreffend. Doch entging er nochmals diesem neuem Ungewitter, flüchtete sich nach London und schrieb, bey Ludwigs XVI. Prozeß, an den Konvent eine Rechtfertigung für den König. Nachdem er einen grossen Theil seines Exils in der Schweiz zugebracht hatte, rief ihn der 19. Brümaire nebst mehrern Mitgliedern der konstitutionellen Royalisten-Parthey, von der Narbonne allerdings als eines der Oberhäupter anzusehen ist, nach Frankreich zurück. 1802 ist er nach Paris zurückgekehrt, und als Divisionsgeneral angestellt worden. Im Jahre 1809 nach der Einnahme von Raab, wurde er Commandant dieser Festung und nach dem Frieden als Gesandter am bayrischen Hof angestellt.


Divisions-General Graf Louis de Narbonne, Bothschafter in Wien.[]

[2]
Graf Narbonne trat früh in Militär-Dienste. Zu einer Zeit, wo in Frankreich jeder Adelige Ansprüche auf eine Officiers-Stelle in der Armee hatte, konnte auch ihm, so bald er diesen Berufszweig wählte, solche nicht entgehen, daher finden wir ihn schon im Jahre 1780 als Obersten bey dem regulären Infanterie-Regiment von Piemont. Doch nicht allein sein Adel, noch mehr seine Kenntnisse und Talente machten ihn auszeichnend bemerkbar. Er ward darauf Kriegs-Minister, und manche Reform, die das Französische Militär vor der Revolution, dem Geiste der Zeitgemäß, traf, dankte dem neuen Kriegs-Minister die Entstehung.

Als die Revolution, wirklich ausbrach, trat er, hingerissen von den Neuerungs-Ideen, zur Volkspartey über. Im Jahre 1790 wurde er zum Obersten der National-Garde von Besançon ernannt, bald darauf Maréchal de Camp, und im December 1791 zum zweyten Mahle Kriegs-Minister. In dieser ihm so wohl bekannte Sphäre leistete er dem constitutionellen Könige, so wie der ganzen Nation, die wesentlichen Dienste. Er bereisete die Küste des Oceans, überzeugte sich von den getroffenen Vertheidigungsanstalten, und untersuchte die festen Küstenplätze, so wie die Gränzen Deutschlands. Auf dieser wichtigen Reise begleitete ihn die bekannte Frau von Stael.

Bey seiner Zurückkunft erstattete er einen Bericht in militärischer Hinsicht über diese Reise, mit dem man, da der militärische Zustand Frankreichs darin nicht umfassend genug dargestellt schien, sehr unzufrieden war. Es verging fast kein Tag, wo Narbonne nicht vor der National-Versammlung von seinen Feinden denuncirt und von seinen Freunden vertheidigt wurde. Er blieb bis Anfangs März 1792 Kriegs-Minister. Seine Entzweyung mit Bertrands von Moleville, und die Aufklärung, die er über die Coalition des Ministeriums mit der constitutionellen Partey der Gesetzgebung gab, wodurch er die Auflösung des Ministeriums herbey führte, bewogen den König, Narbonnes's Entlassung zu genehmigen. Neuerdings denuncirt, vertheidigte er sich mit so viel Kraft, Wärme und Ueberzeugung vor den Schranken der National-Versammlung, daß diese decretirte: es begleite ihn das Bedauern der Nation! Er wurde in der Folge als Maréchal de Camp bey der Armee des Centrums angestellt. Nach dem 10. August erließ man gegen ihn ein Anklage-Decret, in Betreff seiner Verwaltung des Finanz-Faches. Er vertheidigte sich, flüchtete sich jedoch bald darnach nach London. Von da aus schrieb er, bey Ludwigs des XVI. Prozeß, eine Rechtfertigung des Königs, die er an den Convent schickte.

Von London ging er nach Italien, von da in die Schweiz, und blieb da so lange, bis ihn der 9. Brumaire seinem Vaterlande wieder gab. Der erste Consul ernannte ihn 1802 zum Divisions-General, erwählte ihn in der Folge als Monarch zu einem seiner Adjutanten, und erhob ihn bey Creirung des neuen Französischen Adels in den Grafenstand, in dem er schon vor der Revolution glänzte.

In dem Feldzuge 1809 gegen Oesterreich folgte er seinem Monarchen nach Wien; als Raab fiel, wurde er Commandant dieser Festung. Der Frieden rief ihn als Gesandten an den Baierischen Hof.

Bey dem Ausbruche des gegenwärtigen Krieges begleitete er seinen Monarchen an den Niemen, und wurde von diesem vor dem Uebergange über diesen Strom an den Kaiser Alexander abgesendet; doch konnte Narbonne dieser Sendung nicht Genüge leisten, da, wie das zweyte Französische Armee-Bulletin sagt, jedes Mittel, sich zu verständigen, zwischen den beyden Reichen unmöglich war. Am Schlusse des Feldzuges 1812 ernannte ihn Kaiser Napoleon an Graf Otto's Stelle zum Französischen Bothschafter nach Wien, wo er auch am 17. März 1813 eintraf.


Zeitungsnachrichten.[]

1812.[]

Preussen. [3]

Am 20 Dez. kam der französische General und Adjutant des Kaisers Napoleon, Hr. Graf von Narbonne, von Wilna zu Berlin an.


Berlin, den 22sten December. [4]

Am 20sten dieses trafen . . .

Desselben Tages kamen der kaiserl. französische General und Adjutant Sr. Majestät, des Kaisers, Herr Graf von Narbonne, desgleichen die kaiserl. französische Legation, über Königsberg in Preussen hier an.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. A.F. Rittgräff. Die Helden des Tages, oder biographische Notizen über die hervorstechendsten Personen der gegenwärtigen Zeitverhältnisse. Berlin 1813.
  3. Summarium der neuesten Politischen Tagesereignisse. 1813 Nro.1
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 314. Dienstag, den 31. December 1812.
Advertisement