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Biographien.[]

(1811) Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard.

(1815) Neuer Plutarch, oder Kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer und Frauen aller Nationen von den ältesten bis auf unsere Zeiten.

(1816) Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände.


Don Manuel de Godoi, Herzog von Alcudia.[]

[1]

PortretFriedensfürst240

Friedensfürst.

PortretGodoi240

Godoï, Prince de la Paix.

Alcudia (Don Manuel de Godoi, Herzog von) Friedensfürst, Staatsminister des Königs von Spanien, stieg vom bloßen Offizier der Walloner Garden bis zum Minister, ward zum Grande von Spanien der ersten Klasse, zum Ritter des goldenen Vließes, zum Großkreuz des Carls- und Maltheserordens, zum Generalkapitain der königlichen Armee und Major der königlichen Leibgarden xc. ernannt. Gebohren aus einer fast unbekannten Familie, erhob ihn die Gunst der Königin von Spanien, mehr als seine persönlichen Talente, zur höchsten Stufe der Macht und des Reichthums. Den 15ten November 1792 erhielt er des Grafen Aranda Stelle, als Staatssekretair des Königs. Als erster Minister widersetzte er sich noch zu Ende des Jahres 1794, Trotz den Niederlagen der Spanier, der Idee eines Friedensschlußes. Endlich schloß er im Monath July 1795 den Frieden ab und ward, zur Belohnung seiner bey dieser Unterhandlung bewiesenen Sorgfalt und Thätigkeit, vom Könige zum Friedensfürsten ernannt und noch überdem mit einer Domaine bey Grenada beschenkt, die ihm auf 50,000 große Piaster trägt. In Gemäßheit der Vollmacht, die er von seinem Könige empfangen, unterzeichnete er den 19ten August 1796 zu St. Ildephonse eine Offensiv- und Defensivallianz mit der französischen Republik. Spanien verdankt ihm die Errichtung eines neuen Korps unter den Nahmen Ingenieur-Kosmographen, das er zu Ende 1796 unter seinen Befehlen bildete. Im September 1797 wurde seine Vermählung mit der Tochter des Infanten Don Louis bekannt gemacht. Im laufe des Jahres 1798 legte er das Ministerium nieder, und man glaubte ihn in Ungnade; allein er behielt alle seine Stellen, seine Würden, sein Vermögen und seinen Kredit; der König und die Königin bezeigten ihm fortwährend ihre Gunst, und er ward noch im selben Jahre zum Generalkapitain ernannt; in der Folge kommandirte er 1801 die Armee gegen Portugal und unterzeichnete für den König von Spanien, in Uebereinkunft mit dem französischen Bothschafter Lucian Bonaparte, den Vertrag von Badajoz. Ein eigen erschienenes königliches Dekret vom 1. Okt. 1804 ernannte ihn zum Generalissimus der spanischen Land- und Seemacht. Im Besitz dieses Charakters befand er sich bis zu Anfange des Jahres 1807, wo ihn ein neues königliches Dekret vom 13ten Januar nicht nur in diesen Würden bestätigte, sondern ihm ferner den Titel Durchlaucht beylegte und ihm die unumschränkteste Gewalt ertheilte: "Schließlich befehle ich, heißt es in diesem Dekrete, allen Meinen Conseils, Meinen Vizekönigen, General-Kapitainen xc., daß Sie Ihren Verfügungen in Allem, was auf Meinen Dienst Bezug hat, Folge leisten, Sie wie Meine eigne Person ehren." xc. Von dieser Höhe hat ihn indeß plötzlich die 1808 erfolgte Thronrevolution in Spanien gestürzt, und er wurde arretirt. Der damahlige Großherzog von Berg rettete ihn, und er lebt gegenwärtig bey seinem Könige in Frankreich.


Don Manuel Godoy de Alvarez.[]

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Don Manuel Godoy de Alvarez, Friedensfürst, spanischer Grand und Minister.

Geboren 1768.

Don Manuel Godoy wurde 1768 zu Badajoz in Estremadura von einer adeligen aber wenig bekannten und unbemittelten Familie geboren. Seine Ältern brachten ihn, nebst seinem älteren Bruder, in Dienste bei der königlichen Leibwache, wo seine Umstände so beschränkt waren, daß er oft der Beihülfe seiner Kameraden bedurfte, um auf der Parade mit Anstand erscheinen zu können. Kurz vor dem Tode König Karls III. hatte er das Glück, der damaligen Prinzessin von Asturien bekannt zu werden. Sein Bruder hatte vor ihm dieses Glück genossen, war aber von dem Könige entfernt, ja auf fünf und zwanzig Meilen von Madrid verwiesen worden. Der jüngere Godoy wurde der Prinzessin als ein trefflicher Guitarrenspieler aufgeführt, und empfahl sich durch eine schöne männliche Gestalt, durch ein einnehmendes Wesen, durch gesellschaftliche Talente und durch Wohlredenheit.

Nach dem Tode Karls III. wurde sein Bruder nicht nur begnadiget, sondern auch zum Obersten der Leibwache erhoben, und unverzüglich nach Madrid zurückberufen. Seit dieser Zeit fing Don Manuel Godoy sich zu erheben an. Er erhielt zuerst die für ihn ganz neu gestiftete Stelle eines Generaladjutanten bei der Leibwache, womit Generalsrang verbunden war. Durch eine günstige Verkettung von Umständen, und ein glückliches Ergreifen derselben, bald durch bescheidenes Benehmen und heuchlerische Gefälligkeit, bald durch Anmaßung und rauhe Beherrschung seiner Gegner, suchte er nun sich den Weg zu den höchsten Ehrenstellen zu bahnen. Bei dem Stutze des Grafen von Florida Blanka am 28. Februar 1792 wurde er Finanzminister, und es verging kein Tag, der ihn nicht mit Beweisen der königlichen Gnade überhäufte. Sein Vater und seine Brüder bekamen ausgezeichnete Stellen in der Administration, seine Schwester wurde zur Ordensdame des Marien Luisen-Ordens, er selbst im April 1792 zum Generallieutenant und zum Grand von Spanien in der ersten Klasse, unter dem Titel eines Herzogs von Alcudia, Vikomte von Altkastilien erhoben, auch wurden ihm die Krongüter von Alcudia und die Einkünfte des einträglichsten der vier militärischen Orden ertheilt. Karl IV. hing ihm selbst die Ordenskette des goldnen Vließes um. Er erhielt eine Pension von viertausend Piastern, der König schenkte ihm einen Degen, einhundert fünfzigtausend Piaster an Werth, und die Königin ein silbernes Tafelservice, das noch weit mehr werth war.

Sein Ansehen stieg so mächtig, daß die angesehendsten Grands es für nöthig hielten, um sein Fürwort zu bitten, wenn sie nur eine gewöhnliche Hofgunst erlangen wollten. Selbst der große Rath von Kastilien mit dem trefflichen berühmten Grafen Aranda an der Spitze, vermochte nichts gegen ihn auszurichten. Beim Anfange des Krieges mit der französischen Republik ging die Meinung des Rathes dahin, nur vertheidigungsweise vorzugehen, doch der Herzog von Alcudia war ganz anderer Meinung, und kein Gegengewicht hielt seine Macht in Schranken. Der Rath von Kastilien wurde aufgelöset und Graf Aranda nach Saragossa verwiesen. An seine Stelle trat der Herzog am 18. November 1792 als erster Staatssekretär oder Premierminister. Sein schnelles Emporsteigen aus der Dunkelheit erregte allgemeines Aufsehen und nicht weniger Neider, die ihm jedoch nichts das Geringste anhaben konnten. Im Juni 1793 wurde er Generalkapitän, und erhielt von der Königin ein goldenes Tafelservice. Als er am 22. Juli 1795 zu Basel zwischen Frankreich und Spanien Friede schloß, erhielt er eine neue in ihrer Art einzige Auszeichnung, nämlich den Titel: Prinzipe de la Paz (Friedensfürst) und ein bei Grenada liegendes Landgut von fünfzigtausend Piastern jährlicher Einkünfte.

Die Großen wurden endlich seiner Herrschaft müde, und mehrere Grands entwarfen den Plan, den Günstling zu stürzen. Allein Godoy entdeckte denselben, ließ seine Gegner verhaften, und durch ein bei Madrid versammeltes Armeekorps die Ruhe wieder herstellen. Gleich darauf empfing er aus Lebenszeit die Würde eines Redigors der Stadt Burgos, und auf ausdrücklichen Befehl des Königs selbst an den orten, wo die königliche Familie sich aufhielt, mit dieser ganz gleiche Ehrenbezeigungen. Endlich wurde er selbst Mitglied der königlichen Familie, indem er sich mit der Tochter des verstorbenen Infanten Don Ludwig, Vaters-Bruder des regierenden Königs, vermählte. Mit glänzendem Pompe wurde am 2. Oktober 1797 im königlichen Pallaste von Escurial die Vermählung vollzogen. Dadurch wurde er auch zu Lissabon als Cousin der Königin von Portugall anerkannt, und erhielt das Fürstenthum Evora al Monte zum Geschenke.

Durch Dankbarkeit und Interesse zum Vortheile Portugalls gestimmt, widersetzte er sich 1798 dem französischen Direktorium, als dieses eine Armee unter Augereau durch Spanien gegen Portugall senden wollte. Im April desselben Jahres legte er selbst das Ministerium nieder, in welchem ihn Don Francesco Saavedra folgte. Indessen blieb der Friedensfürst zu Aranjuez, wo er von dem Könige und der Königin fortwährend Beweise der Zuneigung erhielt. Er wirkte aber noch immer thätigste auf den Staat, und setzte seinen Willen durch. Im Anfange des Jahrs 1799 erhob ihn sein Monarch zu der wieder nur für ihn allen geschaffenen Würde eines Großadmirals. Der Günstling strebte aber immer noch höher, und vorzüglich aus diesem Grunde übernahm er das Kommando in dem kurzen Kriege zwischen Spanien und Portugall, welcher durch den am 8. Juni 1801 zu Badajoz geschlossenen Frieden geendigt wurde. Er wußte sich auch einen mehreren Einfluß durch die Attribute eines Reichscunsultadors zu erwerben. Dieser ganz neue Titel gab dem Oberbefehlshaber der Armee auch die Civilregierung in die Hände. Die letzte Erhöhung enthielt endlich das königliche Dekret vom 13. Jänner 1807, wodurch ihn Karl IV. als Generalissimus der spanischen Landmacht bestätigte, ihn zum Generaladmiral des spanischen Indien und der ganzen königlichen Seemacht ernannte, ihm den Titel: Beschützer des Seehandels der Spanier, nebst dem Prädikate: Durchlaucht, beilegte, und befahl, den Friedensfürsten wie des Königs eigene Person zu ehren.

Die Großen des Reiches wurden über Godoy's gränzenloses Glück höchst entrüstet. Nicht die scheinbare Begünstigung der Wissenschaften, nicht die angekündigte Einführung der pestalozzischen Lehrmethode und der tachygraphischen Schulen, welche der Friedensfürst mit großem Gepränge betrieb, konnte die besseren Köpfe mit einem Menschen versöhnen, dessen Untauglichkeit zur Regierung Spaniens in so schweren Zeiten sich erprobt hatte. Die Kränkungen, deren sich Godoy im thörigten Vertrauen auf seine unerschütterliche Macht selbst gegen die mächtigsten schuldig machte, beschleunigten den Ausbruch des Ungewitters. Die Feinde Godoy's suchten an dem Prinzen von Asturien einen Schild, und arbeiteten zum Sturze des Günstlings. Allein er erhielt Anzeigen, und wußte es dahin zu bringen, daß der Prinz, unter dem Titel eines Anschlags auf den Thron, gefänglich eingezogen wurde. Doch bald erhielt der Prinz Verzeihung, und leise nahte dem mächtigen Fürsten die Rache. Er ahndete von dem ihm bereiteten Schicksale nicht das Geringste, als in der Nacht vom 18. auf den 19. März 1808 zugleich in Aranjuez und in Madrid ein förmlich organisirte furchtbarer Aufstand losbrach. Der stärkste Auflauf war in Aranjuez, wo sich der Friedensfürst nebst dem Hofe befand. Seine Leibwache konnte ihm keinen Schutz gewähren, und die königlichen Garden vereinigten sich mit dem erbitterten Volke, das laut und wüthend seinen Tod forderte. Er hatte nun keine Wahl, als sich unter dem Dache seines Pallastes unter Matten zu verbergen. Hier schmachtete er, dem sonst nichts unerreichbar blieb, durstend, und fand nicht einmal Wasser. Er trat daher aus seinem Schlupfwinkel und forderte von einem Soldaten ein Glas Wasser, wodurch er entdeckt wurde. Seine Verfolger bekamen ihn in ihre Gewalt, er wurde mißhandelt, mit Steinen geworfen, und erhielt einen Stich in die Hüfte; vom Blute triefend mußte er vor der Volkswuth in die Wache der Garde zu Aranjuez gerettet werden, wo er sich auf Stroh warf, und den Prinzen von Asturien um Gnade für sein Leben bat. Nur mit Mühe hatte der Prinz, auf die Aufforderung der Königin, ihn aus den Händen der wüthenden Aufrührer befreien können, die sich allein durch das Versprechen einer strengen Untersuchung wider den verhaßten Günstling beruhigen ließen. In Madrid wurden seine Wohnung, so wie die Häuser seiner Anverwandten und Favoriten geplündert, und die darin gefundenen Mobilien verbrannt. Vier Tage lang herrschte eine vollkommene Anarchie, doch war kein Blut, außer jenem des gestürzten Günstlings, geflossen.

Don Manuel Godoy blieb einige Zeit im Gefängnisse; doch inzwischen rückten französische Truppen in Madrid ein, und der König so wie der Prinz von Asturien gingen nach Bayonne ab, wo Napoleon über das Schicksal Spaniens entschied; auch Godoy wurde nach Bayonne gebracht. Er hatte eine Unterredung mit dem französischen Herrscher, deren Resultat unbekannt ist. Seit jener Zeit lebt er außer seinem Vaterlande als Privatmann in unbemerkter Ruhe, ein seltenes Beispiel eines gestürzten Großen, dem nach seinem Falle das Glück einer ungetrübten Zurückgezogenheit ward.


Don Manuel de Godoi, Herzog von Alcudia..[]

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Alcudia (Don Manuel de Godoi, Herzog von), Friedensfürst, Staatsminister des ehemaligen Königs von Spanien.

Er stieg vom bloßen Offizier der walloner Garden bis zum Minister, und ward zum Granden von Spanien der ersten Classe, zum Ritter des goldenen Vließes, zum Großkreuz des Carls- und Malteserordens, zum Generalcapitain der königlichen Armee und Major der königlichen Leibgarden xc. ernannt. Geboren aus einer fast unbekannten Familie, stieg er zu dieser hohen Stufe der Macht und des Reichthums nicht durch große Talente oder Verdienste, sondern durch die Gunst der Königin. Den 15ten Nov. 1792 erhielt er des Grafen Arando Stelle, und ward Staatssekretär des Königs. Als erster Minister widersetzte er sich noch zu Ende des Jahres 1794, trotz der Niederlagen der Spanier, der Idee eines Friedens, schloß ihn aber im Monat Juli 1795 ab, und ward, zur Belohnung seiner bei dieser Unterhandlung vermeintlich bewiesenen Sorgfalt und Thätigkeit, vom Könige zum Friedensfürsten ernannt, und noch überdies mit einer Domaine bei Grenada beschenkt, die ihm auf 50,000 große Piaster trug. In Gemäßheit der Vollmacht, die er von seinem Könige empfangen, unterzeichnete er den 19ten August zu St. Ildephonso eine Offensiv- und Defensiv-Allianz mit der französischen Republik. Spanien verdankt ihm die Errichtung eines neuen Corps unter dem Namen Ingenieur-Cosmographen, das er zu Ende 1796 unter seinen Befehlen bildete. Im September 1797 wurde seine Vermählung mit der Tochter des Infanten, Don Luis, bekannt gemacht. Im Laufe des Jahres 1798 legte er das Ministerium nieder, und man glaubte ihn in Ungnade; allein er behielt alle seine Würden, sein Vermögen und seinen Credit; der König und die Königin bezeigten ihm fortwährend ihre Gunst, und er ward noch in demselben Jahre zum Generalcapitain ernannt. Im J. 1801 commandirte er die Armee gegen Portugal und unterzeichnete für den König von Spanien, in Uebereinkunft mit dem französischen Botschafter, Lucian Bonaparte, den Vertrag von Badajoz. Ein eigenes königliches Decret vom 1sten October 1804 ernannte ihn zum Generalissimus der spanischen Land- und Seemacht. Im Besitz dieses Charakters befand er sich bis zu Anfange des Jahres 1807, wo ihn ein neues königliches Decret vom 13ten Januar nicht nur in diesen Würden bestätigte, sondern ihm ferner den Titel: Durchlaucht, beilegte und ihm die unumschränkteste Gewalt ertheilte. "Schließlich befehle ich," heißt es in diesem Decrete, "allen Meinen Conseils, Meinen Vicekönigen, General-Capitainen xc., daß sie Ihren Verfügungen in Allem, was auf meinen Dienst Bezug hat, Folge leisten, Sie wie Meine eigne Person ehren xc." Von dieser Höhe stürzte ihn plötzlich die 1808 erfolgte Thronrevolution in Spanien; er wurde vom Volke gemißhandelt und arretirt. Der damalige Großherzog von Berg rettete ihn, da er dann mit seinem Könige, der ohne diesen verächtlichen Günstling nicht leben zu können glaubt, sich erst nach Frankreich und später nach Rom begab. Als Ferdinand VII. den spanischen Thron wieder bestiegen hatte, verlangte er von dem römischen Hofe, daß ihm der Friedensfürst, den er als einem Rebellen und Verräther bezeichnete, ausgeliefert werden möchte, damit er in Spanien gerichtet werden könnte. Die Protestationen des Königes Carls IV. bewirkten aber, daß der Papst sich darauf beschränkte, den Beschuldigten nach Pesaro zu verweisen, und unter Aufsicht zu setzen, wo er auch seitdem stille und einsam lebt. (Vergl. Ferdinand, Prinz von Asturien, und spanische Revolution.)


Genealogische Anzeigen.[]

1797.[]

[4]

Vermählt.

Am 2ten October, im Pallast von Escurial, der Fürst de la Paz, Herzog von Alcudia, Don Manuel de Godoi, mit der Prinzeßin, Tochter des verstorbnen Infanten von Spanien, Don Ludwig Anton Jacob, Vatersbruders des Königs, und der Gräfin von Vallabriga-Roses.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Spanien. [5]

Eine am 31. März erschienene ausserordentliche Hofzeitung enthält Folgendes: "Da das Resultat der im Eskurial Statt gehabten Prozeduren nicht, so wie es in einer Benachrichtigung vom 30. Oktober v. J. angekündigt worden war, bekannt gemacht worden ist, so hat der König, unser Herr, der wünschet, daß alle seine Unterthanen das damahlige Verfahren gegen seine königl. Person, und gegen mehrere seiner Hofbeamten und andere in seinen Diensten stehende Personen kennen lernen möchten, befohlen, eine kurze Darstellung dieser Sache zu entwerfen, die seitdem in den Papieren des Friedensfürsten gemachten Entdeckungen sich um vieles aufgeklärt hat, und wovon Folgendes die näheren Umständen sind: Am 28. Okt. v. J. übersandte der König, Vater, dem Marquis von Caballero, Staatssekretär in Gnaden- und Justizsachen, mehrere Papieren, die, wie es hieß, unter denen des durchlauchtigsten Prinzen von Asturien, unseres dermahligen Königs und Herrn, gefunden worden waren. Diese Papiere bestanden: 1) in einem kleinen Hefte von 12 Blättern, oder etwas mehr, von der Hand Sr. Maj. geschrieben; 2) in 5 anderen Blättern, gleichfalls von der Hand Sr. Maj.; 3) in einem Schreiben, aus Talavera, vom 28. May datirt, mit einer verstellten Handschrift, und ohne Unterschrift; 4) in einer Anweisung zu einer Geheimschrift, und einem beschriebenen Blatt ohne Handschrift. Das Heft von 12 Blättern ist ein Aufsatz, dessen Zweck war, den König, Vater, in eine vollständige Kenntniß des Lebens und der Ungerechtigkeit des D. Emanuel Godoi, Friedensfürsten, zu setzen; er enthielt Nachrichten über die Geburt, die Handlungen, das Vermögen, den Stolz und des Despotismus dieses Mannes. Der Prinz von Asturien warf sich zu den Füssen seines erhabenen Vaters, um ihn zu bitten, eine Untersuchung über die Wahrheit der in diesem Aufsatz enthaltenen Thatsachen durch diejenigen seiner Unterthanen, die er seines Vertrauens am würdigsten hielte, oder auch durch die ersten Beßten, die sich darbieten würden, anzuordnen, und in Folge dieser Untersuchung, den Friedensfürsten von sich zu entfernen, und ihn mit seiner ganzen Familie an den ihm am angemessensten dünkenden Ort zu verbannen, wobey er die Versicherung hinzufügte, daß diese Maßregel der blossen Vorsicht Zufriedenheit und Freude unter allen seinen Unterthanen verbreiten würde. Dieser Aufsatz enthielt noch viele andere, den nehmlichen Zweck und das Glück der Nazion bezielende Ideen, die man hier mit Stillschweigen übergeht, weil das besagte zur Kenntniß desselben hinreicht; nur dies darf nicht vergessen werden, daß der Prinz von Asturien mit der Bitte endigte, daß sein Vater, wenn er seine Vorschläge nicht billigte, die Güte haben möchte, wegen der für ihn (Sohn) daraus entspringen könnenden Gefahren, das Geheimniß davon zu bewahren. Der Hauptgegenstand der Schrift von 5 Blättern war, die Nothwendigkeit, geheime Kundschafter zur Entdeckung und Vereitlung der Plane des Friedensfürsten zu halten, vorzustellen, und die dazu dienlichen Mittel an Hand zu geben. Das Schreiben von Talavera rührt von D. Juan Escoiquitz, Kanonikus und Dignitär der Kirche von Toledo, ehemahligem Lehrer Sr. Majestät her; es ist eine Antwort auf verschiedene an ihn ergangene Fragen. Die Anweisung zur Geheimschrift gehört unter die Korrespondenzmittel, deren Gebrauch in vielen Gelegenheiten über sehr verschiedene Gegenstände erlaubt ist. Das Blatt ohne Unterschrift ist endlich von einem der Diener des Prinzen, unseres dermahligen Königs, den er von sich entfernt hatte, und steht in keiner Verbindung mit vorliegender Sache. Am folgenden Tag (29. Okt.) wurden am Mitternacht ins Zimmer des Königs (Vater) die Gen. Sekretäre der Depeschen und der Interimspräsident des Konseils zusammen berufen, welche dahin stimmten, daß Se. gegenwärtig regierende Majestät über den Inhalt dieser Papiere befragt wurde. Se. Majestät wurde ins Zimmer Ihres erlauchten Vaters gerufen, in welchem Sie verhaftet wurden, ohne daß Sie mit Jemanden, ausser mit neuen Edelleuten und Kammerdienern, sich mittheilen durften. In der nämlichen Nacht wurden alle Diener Sr. Majestät eingezogen. Am 30. sendete der König (Vater) dem Marquis von Caballero einen vom nämlichen Tage datirten Befehl zu, der im ganzen Königreiche publizirt werden sollte, und worin unser Herr und König, so wie seine Diener, als Verräther geschildert wurden. Dieser Befehl war nach dem Zeugnisse Sr. Majestät und der 4 Sekretaire der Gnaden, der Justiz und des Kriegs, ganz von der Hand des Don Emanuel Godoi, Friedensfürsten, geschrieben, der sich in diesem Augenblick zu Madrid befand. Die Urschrift dieses Schreibens konnte nicht zu den Prozeßakten gelegt werden, weil in dergleichen Angelegenheiten due Urschrift dem Souverain zugesendet, und die Abschrift allein ausgefertigt und publizirt wird. Am nämlichen Tag (30.) hielten Se. Maj., die sich im Verhaft und ohne Mittheilung sahen, für angemessen, das zu erkennen zu geben, was Sie für das Wohl des Vaterlandes gethan hatten, und endlich aus dem Unterdrückungszustand zu treten, in dem Sie sich befanden. Sie erklärten dem Marquis de Caballero am 30., daß, um die Wohlfahrt von Spanien zu erhöhen, Sie wünschten, sich mit einer Prinzessin von Französischen Geblüte zu verbinden, und daß die Schritte, die sie deßwegen gethan hatten, freywillig geschahen. Sie fügten hinzu, daß Ihr Thun nur zum Zwecke hatte, Ihren erlauchten Eltern das unumschränkte Vertrauen zu benehmen, das Sie auf Don Emanuel Godoi setzten; daß, da Se. Maj. fürchteten, er möchte seine Gewalt und Macht im Königreiche mißbrauchen, Sie für nöthig und den Staatsinteressen für angemessen hielten, dem Herzog von Infantado eine Handschrift von Ihren, mit weiß gelassenem Datum und mit schwarzem Siegel versiegelt, zu geben, um das Kommando der Truppen in Neukastilien zu übernehmen, im Falle Ihr erlauchter Vater sterben sollte. Um diese Zeit kam der Friedensfürst in den Pallast des Eskurial, und nachdem er sich in das Zimmer Sr. regierenden Maj. begeben hatte, überreichte er Ihnen ein Schreiben, wodurch Se. Maj. Ihren erlauchten Vater um Verzeihung baten; da Se. Maj. diesen neuen Beweis Ihrer kindlichen Achtung gegen Ihre erlauchten Eltern nicht verweigern wollten, so unterzeichneten Sie diesen Brief, der in das Dekret vom 5. Nov. eingeschaltet wurde. Se. regierende Maj. überzeugt, daß der Herzog von Infantado, Don Juan Escoiquitz xc., kein Verbrechen begangen, befahlen, daß ein neues Konseil sich bilden soll, um die Anklage des Hochverraths gegen den Herzog von Infantado, Don Escoiquitz, den Marquis von Ayerbe, den Grafen von Orgas xc. zu revidiren, damit sich zeige, daß es nie gegen sie einen Beweis eines so schwarzen Verbrechens, wie in dem Dekret vom 30. Okt. und vom 5. Nov. gemeldet wird, gab, und daß auch nicht der leichteste Verdacht gegen die Treue dieser Unterthanen vorhanden ist.


1812.[]

London, den 2ten Oktober. [6]

Nach Nachrichten aus Kadix wird der vormalige Friedensfürst, Godoi, auf Befehl Napoleons, nach Turin gebracht werden, wo er sich als Gefangener befinden wird. Der ehemalige König von Spanien und dessen Familie werden ihren Aufenthalt zu Avignon haben.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Neuer Plutarch, oder Kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer und Frauen aller Nationen von den ältesten bis auf unsere Zeiten. Nach dem Französischen des Peter Blanchard neu herausgegeben, vermehrt und fortgesetzt von Friedrich Kraft. Pesth 1815, bei C. A. Hartleben.
  3. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  4. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1797.
  5. Wiener-Zeitung. Nro 34. Mittwoch, den 27. April 1808.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 305. Freytag, den 20. December 1812.
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