Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Metz.


Metz -- Mets,[1] eine alte Stadt in einem breiten Thale, welches von der Mosel durchströmt, und von den fruchtbarsten Fluren, besonders an der nördlichen Seite von zahlreichen Weinbergen, verschönert wird. Metz hat etwa 40,000 Einwohner, könnte aber seinem Umfange nach eine weit grösere Anzahl fassen. Einen ansehnlichen Theil derselben macht die Garnison aus, die sich selbst in Friedenszeiten auf 15.000 Mann belief. Auch die Ordensleute waren ehedam sehr zahlreich. *) Die hier geduldeten Juden, deren Anzahl auf 4000 ausmachte, bewohnten eine schmuzige Gasse, die Judengasse benannt, und durften sonst an hohen Festen und bei Prozessionen der Katholiken oft zwei bis drei Tage nicht aus ihrer Gasse heraus. Jezt werden sie wohl mehr Freiheit geniessen, so wie die hiesigen Protestanten, denen ebenfalls ehedem keine freie Religionsübung gestattet war, und welche man so gering, und fast möchte ihr sagen unrein, achtete, daß selbst die Leichname ihrer Todten nicht neben den rechtgläubigen Katholiken ruhen durften, sondern drei Stunden weit geschaft werden mußten, so wie die protestantischen Soldaten nur an der Mauer des Regimentskirchhofs begraben wurden.

Metz ist gröser als Strasburg, aber schlechter gebauet, vorzüglich hat die Altstadt enge und kothige Strasen.

Schon zu den Zeiten der Römer war Metz eine berühmte Stadt. Attila, der Heerführer der Hunnen, zerstörte sie, nachher ward sie die Hauptstadt des austrasischen Königreichs, kam späterhin in Verbindung mit Deutschland, war eine freie Reichsstadt, verlor aber diese Freiheit 1552 als Heinrich II. von Frankreich sich ganz unvermuthet ihr näherte, und und durch Drohungen sowohl als durch List sie bald in seine Hände bekam. Karl V. damaliger römischer Kaiser machte zwar die größten Anstalten, um sich ihrer wieder zu bemächtigen, es gelang ihm aber doch nicht, sondern er mußte nach einer kostbaren vergeblichen Belagerung sich zurückziehen. **) Im westphälischen Frieden wurde sie mit ihrem Gebiete ganz an Frankreich abgetreten. Unter französischer Oberherrschaft ist sie nun in eine der stärksten Vestungen umgeschaffen worden. Auser der alten Citadelle hat sie noch mehrere beträchtliche Vestungswerke, von denen besonders das Fort eben so prächtig, als vest, gebaut ist. Man findet hier die schönsten, geräumigsten, und ganz symmetrischen Gebäude für einen zahlreiche Besatzung, Kasernen, Lazarethe, Magazine u. s.w. Metz hatte sonst gewöhnlich drei Kommandanten, von denen ieder iährlich vier Monate daselbst war. Der leztere derselben, der Herr von Bouillé, hat sich in der Revolutionsgeschichte Frankreichs bekannt gemacht. ***)

Ehedem war Metz der Sitz des Gouvernements von Messin und Verdünois, und eines Parlements. Lezteres wurde 1788 so wie alle Parlementer in Frankreich, aufgehoben, welche Aufhebung der General Bouillé ihm ankündigte. Jezt ist es die Hauptstadt des Mosel-Departements, und also auch eines Bischofs. Die hiesige Bischöffe, welche sich Fürsten des deutschen Reichs nannten, standen sonst unter dem Kurfürsten oder Erzbischof von Trier, und dieser verlor also auch dadurch, daß der Bischof von Metz dem Erzbischof von Rheims untergeordnet, und dem von Trier entzogen wurde, einen Suffragan. Der hiesige bischöfliche Sprengel hatte sonst 623 Pfarrer, und der Bischof 30,000 Thaler Einkünfte.

An Kirchen fehlt es nicht. In der Kathedralkirche bewundert man ein Taufbecken von reinem Porphyr, welches zehn Fuß lang ist.

Metz treibt viel Handlung, besonders mit Wein und Liqueurs. Auch viel Flanell und grobes Tuch wird hier gefertigt und verführt. Zwei iährliche Messen befördern den Handel.

Eine Stunde von der Stadt liegt Frescati, ein treflicher Landsitz des ehemaligen Bischofs, welcher wohl eine Stunde im Umfange hat. Ein schönes Hauptgebäude, Alleen, Orangerie, Blumen- und Gemüsgärten, ein Park, mehrere Teiche, ein breiter Kanal, geben diesem Orte vielen Reiz, und er wird daher fleisig von Metz aus besucht.

Eine Erinnerung an die Zeiten, da römische Soldaten in Metz und in den umliegenden Gegenden standen, sind drei und zwanzig Joche, als Reste einer Wasserleitung, welche die Römer hier angelegt hatten. man findet sie zu Jovy, ****) eine Meile von Metz. Sie sind von ungleicher Höhe, an manchen Orten sechzig Fuß hoch, aber alle von ansehnlicher Stärke, und ganz von Quadersteinen erbaut. Das Wasser wurde über die Mosel weg, geleitet, in welchem Flusse auch ähnliche aber noch höhere und stärkere Bogen gestanden haben müssen. Auf dem nahen Berge hat man nur vor einigen Jahren noch beim Umackern des Feldes Wasserbehälter gefunden, welche bei dieser Wasserleitung gebraucht worden waren. *****)

*) Es gab hier drei Kapitel, sechs Abteien, zwei und zwanzig Klöster.
**) Im Oktober rückten die Kaiserlichen, unter des berüchtigten Herzogs von Alba Anführung, vor Metz. Der Kaiser Karl V. begab sich selbst zur Armee, welche gegen 100,000 Mann stark gewesen seyn soll. Vierzehntausend Schüsse sollen gegen die Stadt geschehen seyn, doch hielt sich der Kommandant Herzog von Guise, und nach einer Belagerung von 68 Tagen zogen sich die Belagerer mit einem ansehnlichen Verlust von Munition und Bagage zurück. Noch beträchtlicher aber war die Einbusse an Mannschaft, welche man auf 30,000 Mann berechnete, da die Jahreszeit nicht nur für eine Belagerung höchst unbequem war, sondern es, auch an Proviant fehlte, so daß der Hunger fast eben so viele als die Kälte wegrafte. Einen noch grösern Ruhm, als durch die standhafte Vertheidigung seines Postens, erwarb sich der Herzog von Guise durch sein menschenfreundliches und gütiges Betragen gegen die Gefangenen und Kranken der feindlichen Armee, für deren Heilung und Versorgung er eben so beschäftigt war, als wären es seine eigenen Leute.
***)Er war es, der sie Reise des Königs nach Montmedy decken sollte, und als dieser Plan nicht gelang, mit mehrern Offiziers und Soldaten auswanderte, eine Zeitlang im Gefolge des Grafen von Artois war, dann nach England, und von da mit nach Westindien gieng, um die ehemals seinem Vaterland gehörigen Inseln für Grosbritanien erobern zu helfen.
****) Hat den Zunamen: Aux arches, den diesen Resten erhalten.
*****) Es war gewiß eine sehr vortheilhafte Einrichtung bei den Römern, daß sie ihre Soldaten in Friedenszeiten nützlich beschäftigten, sie zum Bauen von Heerstrasen, Dämmen, Wasserleitungen, Gräben, Vestungswerken u. s. w. gebrauchten, wodurch der Soldat seine körperlichen Kräfte ausarbeitete, und also stärker und munterer wurde und blieb, als er beim Müssiggang und ohne Beschäftigung seyn kann. Man findet in Lothringen noch hin und wieder Reste von römischen Heerstrasen, Lägern, (oder vielmehr Lagerverschanzungen) und ähnlichen Arbeiten der römischen Soldaten, welche in diesen Gegenden standen.


Metz..


Metz,[2] eine große, volkreiche Stadt am Einfluß der Seille in die Mosel, die Hauptstadt des Moseldepartements. Sonst war sie eine freie Reichsstadt, wurde aber 1552 von französischen Truppen besetzt und 1648 völlig an Frankreich abgetreten. Ehemals war die Stadt der Sitz eines Parlaments, eines Generalgouverneurs und mehrerer Collegien und hatte daher viel Wohlhabenheit. Der Bischof von Metz stand unter dem Erzbischof von Trier, jetzt von Besançon. Zu den sehenswerthen Gebäuden gehört der Dom, das Schauspielhaus und die Intendantur. Die Zahl der Einwohner beträgt ohne das Militär 32,000. Metz hat wichtige Manufacturen von Baumwollenzeugen, Gärbereien und einen lebhaften Handel mit Getraide, Wein, Weinessig, Pelzwerk, Branntwein u. s. w.; ist auch der Sitz einer großen Artillerie- und Ingenieurschule. - Die umliegende Gegend heißt la Pais Messin.


Von Reisende.

Franz Xaver Rigel. [3]

Metz. Diese Stadt muß ich der guten Quartiere wegen die wir hier fanden, ganz besonders rühmen. Ich wohnte in einem Gasthause, dessen Lage mir eine herrliche Aussicht auf die Mosel gewährte, die sich hier mit der Seille vereinigt. Auch diese Stadt, denen Einwohner sich, ohne die zahlreiche Besatzung, auf 32,000 belaufen, vormals unter dem Namen Divodurum durch die Mediomatriker berühmt, genoß früher des Teutschen Reichsschutzes, bis durch den Westphälischen Frieden 1648 diese starke Festung an Frankreich abgetreten wurde, welches sich in dem Besitze derselben schon seit 1552 befunden hatte. Wir machten hier einen Rasttag, den ich dazu benutzte, das Zeughaus und die Stückgießerei, das prachtvolle Militärhospital, die Ingenieurschule, die Bibliothek (die 60,000 Bände und viele vortreffliche Handschriften enthält), die Intendantur und das artige Theater zu sehen. Die im Zeughause in Menge aufgeschichteten Feuerschlünde bezeugten die Macht dieses kriegsgewaltigen Staates, und tausend Hände waren fortwährend beschäftigt, die Zahl der Kanonen und Mörser noch zu vermehren oder das von fremden Mächten eroberte Geschütz umzugießen. Als Denkmal der Französischen Siege in der Revolutionszeit dräuet am innern Eingange des Arsenals der gewaltige Greif, der ehemals von Ehrenbreitstein ungewöhnlich großen Massen verheerend in die Flächen des Rheines schleuderte.

Die Straßen von Metz sind enge, das Pflaster ist schlecht und die Beleuchtung sehr dürftig, weil Kaiser Napoleon den hierzu bestimmten Fonds der Kriegscasse zugewiesen hatte. Die Einrichtung der Moselbäder hat wenig Empfehlendes, da die Wannen ziemlich enge und, wie die Aufwärter, sehr schmutzig sind. Nirgends traf ich mehr Sittenlosigkeit, Unverschämtheit und Bettelei an, als in dieser alten, ziemlich großen Stadt. Bettler aller Art stellen sich uns in den Weg, und bald waren unsere Taschen leer von aller Scheidemünze. Konnten oder wollten wir nichts mehr geben, so verfolgten sie uns durch mehrere Straßen mit einem gehaltvollen Sermon in provinzialen, unartigen Ausdrücken. Vorzüglich setzten uns die schmutzigen Schuhputzer zu. Diese kaum zwölfjährigen Knaben verstehen sich besonders gut auf das Kuppeln und verschaffen sich meistens ihren Unterhalt! Ueberaus geschwätzig nennen sie eine große Menge von schönen Nymphen und führen den Lüsternen um einige Sols zur Stelle: zu einer belle Lionaise, zu einer kürzlich angekommenen Pariserinn u. s. f.

In Metz tauschten wir unsere nicht calibermäßigen Feuergewehre gegen Französische um und setzten dann unsern Marsch fort. Ungefähr eine Meile Wegs von dieser Stadt, auf der Straße nach Pont a Mousson, bemerkt man eine, großen Theils in Trümmern liegende, Römische Wasserleitung, die zu den berühmtesten in Europa gehört. Sie versorgte ehemals Metz mit dem nöthigen Trinkwasser mittelst eines, durch ein weites Thal führenden, 12,000 Schritte langen Canals.


Quellen.

  1. Geschichte und Beschreibung der französischen Niederlande des Elsasses und Lothringens. Leipzig bei J. A. Barth. 1794
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  3. Der siebenjährige Kampf auf der Pyrenäischen Halbinsel vom Jahre 1807 bis 1814; besonders meine eigenen Erfahrungen in diesem Kriege nebst Bemerkungen über das Spanische Volk und Land. Von Fr. Xav. Rigel, Großherzoglich-Badischem Hauptmann, des Carl-Friederich-Militär-Verdienst- und des Kaiserlich-Russischen St. Wladimir-Ordens Ritter. Rastatt 1819. Auf Kosten des Verfassers und bei ihm selbst.
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