Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Ueber den Aufenthalt des Kaisers Napoleon in München.[]

[1]
Merkwürdigkeiten von dem Französischen und Baierschen Hofe.

Ein Schreiben aus München vom 8ten Febr.

Der Jänner 1806 wird in den Annalen von München ewig denkwürdig seyn. In der neuen Königsstadt drängten sich mehrere politische und Hof-Familien-Ereignisse zusammen, mit welchen in der Weltgeschichte eine neue Epoche beginnt, und der Zufluß der Sollicitanten und Neugierigen aus allen Ständen war außerordentlich. Vieles wurde in öffentlichen Blättern und Journalen gar nicht berührt oder unrichtig dargestellt; den zum Niederschreiben während der Feste und Ereignisse, hätte selbst ein Geschwindschreiber keine Zeit gehabt. Es war ein unaufhaltsames Gedränge von neuer Augenweide, und für Herz und Sinne der Rausch zu groß, um sich gehörig zu sammeln.

Von der Ankunft der Kaiserin von Frankreich und des Kaisers bis zu der Proclamation der Königswürde am Neujahrstage, ist das Merkwürdigste in einem gewissen Journal ziemlich detaillirt; auch das Fest auf dem Lustschlosse Schleißheim. Aber der König von Würtemberg, den selbst die Augsburger Zeitung ankündigte und zu dessen Empfange schon Kanonen aufgepflanzt und Hof-Chargen auf die nächste Post entgegen geschickt waren, kam wider Erwartungen gar nicht.

Nach der Ankunft des Prinzen Eugen Napoleon verdoppelte sich die Feste. Dieser liebenswürdige Vicekönig trug eine rothe Uniform mit Silber gestickt, und nur am Hochzeitsfeste, gleich der Königlichen Braut, die weiße Farbe. Die Neuvermählte trug den Collier und das Diadem, auch die übrigen Brillanten und Perlen, welche ihr der Prinz geschenkt hatte. Das schöne Kleid des Vermählungsfestes kam erst an demselben Morgen durch einen Courier von Paris an. Ueber den Geschmack, die Pracht und die Abwechselung von der Garderobe der Kaiserin von Frankreich könnten die Modenjournale ganze Abhandlungen liefern. Die verwittwete Herzogin von Pfalz-Zweibrücken war oft als Aebtissin ihres Münchner St. Annen-Stifts gekleidet.

Einen sonderbaren Effect machte es dagegen, daß im geistlichen Gefolge des Churerzkanzlers sich ein Cammerherr in Husaren-Uniform befand. Die den Hof besuchenden Damen mußten sich an einem Tage oft dreimal umkleiden. Schon altväterisch war die Tracht der drei Wittelsbacher. Sie war ein Geschenk unsers Königs, der ihnen auch eine lebenslängliche Pension gab. Wie man in der Oper, den Neuvermählten zu Ehren, ein Vivant rief, standen beide Neuvermählte auf und verneigten sich tief gegen das Publicum. Die Landständische, bis auf 200,000 Gulden diesesmal freiwillig erhöhete Prinzessinnen-Steuer, läßt die Erhabene würklich zur Mitgift von funfzig armen Mädchen, und zur Pensionirung von 2 Invaliden aus jedem Baierschen Regiment vertheilen.

Ueber das Privatleben des Kaisers Napoleon wirft der hiesige Aufenthalt mehr Licht, als alle bisherigen Pariser Berichte. Am Sylvesterabend spielte Er in den Apartements der Kaiserin mit der Königin, der Kronprinzessin und dem Marschall Duroc Reversie. Plötzlich sagte Er: man möge Musik holen lassen, und tanzte dann lustig mit. Er hat einen schönen Fuß und tanzt würklich gut.

Mit der Kaiserin lebt er auf dem vertraulichsten schönsten Fuß. Am Neujahrstag Morgen zeigte Er sich dem Publikum zuerst auf einem Spazierritt. Auf Bällen und Concerten sprach Er viel mit den Fräuleins. Auf der Musterung erscholl bei Seinem Erscheinen ein allgemeines Vivat. Daß der Monarch nachlässig zu Pferde sitzt und einen abgetragenen Hut des Morgens trägt, hat Er mit dem großen Friedrich gemein. Für den Abend kleidet Er sich desto besser, mit Escarpins und seidenen Strümpfen. Sogar auf die Toiletten der Damen versteht Er sich und beweist Aufmerksamkeit darauf.

Wie er durch die Messe ritt, fragte Er die Kaufleute nach ihren Abgaben, nach Beziehung ihrer Waaren u. s. w., und erkannte sogleich die Englischen Waaren. Ungeachtet der blassen Gesichtsfarbe sah Er immer gut aus, und ist seit zwei Jahren viel fetter geworden. Man hatte Ihn noch nie so fröhlich gesehen, wie hier.

Was der Kaiser sagte, war kurz und im Gepräge der Naivetät. Davon zeugen vorzüglich die Aeusserungen bei den täglichen zahlreichen Deputationen. Wie der Minister nach dem ersten Artikel der Ehe-Pakten auch den zweiten vorlesen wollte, rief Er: C'est assez!

Am Vermählungstage war Er durch seine Kleidung ganz verjüngt. Er trug das Kaiserliche Kleid, aber ohne Mantel, und mit ausserordentlich vielen Brillanten. So wie Er der Kaiserin so gerne Artigkeiten sagt, so rief Er Ihr zu, wie Sie ausdem Apartement trat: Vous êtes belle, comme ce jour. Auf dem Ball des Vermählungstages legte der Kaiser, ehe Er zu tanzen anfing, die zum Ornat gehörige Brillantkette an den Hals Seiner Gemahlin, und nahm sie erst am Ende des Balls wieder.

Die hier vertheilten Geschenke machen Millionen aus. Alle Königl. Baiersche Hof Chargen bekamen Dosen mit Brillanten und dem Portrait -- Cammerherren, Stallmeister, Hofdamen, erhielten Dosen Ringe, Hemdnadeln, Ohrringe, goldene Uhren mit Ketten u. s. w. Die Dienerschaft und Capelle 100,000 Livres. Auch von Paris ist noch vieles hieher nachgeschickt worden. Der Churerzkanzler bekam einen Ring von 50,000 Livres an Werth und noch das Versprechen von sechs Oelgemählden; nemlich des Kaiserlichen -- des Königlichen und des Viceköniglichen Paares. Den Metzgern gab auch der Prinz Eugen 50 Louisd'or, und an die Dienerschaft 20,000 Livres u. s. w.

Eine der rührendsten Familienscenen waren die Trennungen am 17. und 19. Jänner. Die Kaiserin sagte: Je n'oublierai jamais le séjour de Munic. Unser König ließ sich aber das Versprechen geben, daß Sie im Sommer des nächsten Jahres wieder nach München kommen wollen.


Der Französische Senat decretirt Napoleon den Beinamen des Großen.[]

[2]
Nachdem der Französische Kaiser am 26. Jan. nach Paris zurückgekommen war, war der Senat der erste, der ihm seine Huldigung darbrachte. Der Redner desselben, François de Neufchateau, sagte unter andern zu dem Kaiser:

"Alle unsre Besorgnisse sind dahin, unsre Hoffnungen erheben sich. Sire, alle Franzosen fühlen, was sie Ihnen verdanken. Sie alle sind durchdrungen von jenem Enthusiasm für Ew. Maj., den Ihre große Seele ausströmt und der alle Herzen hinreißt. Geruhen Sie, Sire, unsre Glückwünsche, unsre Gefühle, unsre Huldigungen im Namen des großen Volks zu empfangen! Geruhen Sie, bester, erlauchtester Fürst, diese Ergüsse der Bewunderung, der Ergebenheit, der Hochachtung, die der volle Senat Ew. Maj. darbring, anzunehmen! Und obgleich Ihre Bescheidenheit von den unzähligen Wundern, durch die sich Ihr Genius selbst übertraf, so einfach spricht, so erlauben Sie doch, daß wir den Senatsbeschluß ausführen, indem wir feierlich dem Retter Frankreichs den Namen des Großen geben. Wir schließen mit den Worten, die in Frankreich allenthalben ertönen, aus allen Herzen, von allen Lippen strömen: Es lebe Napoleon der Große!"

Se. Maj. antworteten mit Wenigem und sagten: "Sie danken dem Senat für die Gesinnungen, die der Präsident so eben ausgesprochen hätte; und fügte hinzu, Sie setzten Ihren Ruhm einzig darein, das Schicksal Frankreichs zu befestigen, daß es auch in den entferntesten Zeiten den Namen des großen Volkes führen sollte."


Aus einem Schreiben von Berlin, im November 1806.[]

[3]

-- -- -- -- Was mir meinen Aufenthalt in Berlin diesmal unvergeßlich machte, das war die wirkliche Besitznahme der Preussischen Residenzstadt durch die Franzosen nach der Schlacht bey Auerstädt und Jena. Schon in Leipzig hörten wir den Donner der Kanonen, sagen den ganzen Tag Flüchtlinge theils an der Stadt vorüber theils durch die Stadt ziehen. Das Annäheren der französischen Armee erinnerte uns, unsre Meßgeschäfte kurz abzuschließen und auf unsern Rückzug zu denken. Wir eilten nach Berlin, konnten bey der allgemeinen Verwirrung weder Postpferde noch andre Fuhrgelegenheit bekommen, und waren wohl oder übel zu bleiben genöthiget. Gleich darauf traf die franz. Armee und d. 14. Oktbr. Bonaparte selbst mit seinem Hauptquartier in Berlin ein. Der Einzug war glänzend und feyerlich. Napoleon ritt an der Spitze seiner Garden, in einer schlichten Nationaluniform, darüber einen grauen Ueberrock, zugemachte Weste, und einen kleinen Huth, den er tief in die Stirn setzte. Er saß auf einem Schimmel, dessen stolzirender Gang und unaufhörliches Schäumen es gleichsam zu verkündigen schienen, er trage den Weltstürmer Bonaparte. Von hier aus versandte er seine Kolonnen nach Magdeburg, Stettin, Küstrin u. s. w., und vernichtete Schlag auf Schlag, wie er voraus verkündigt hatte, die ganze preussische Armee innerhalb vierzehn Tagen, meist bey dem abscheulichsten Regen und Sturmwetter. Dies alles, was einen ganzen Feldzug einschließt, geschah während meiner kurzen Anwesenheit in hiesiger Stadt, und wird mir diese Zeit ewig denkwürdig machen.

In dieser kurzen Zeit erließ er mehrere Proklamationen an seine Armeen, die zwar alle eine altrömischen Geist athmen, die aller größtentheils in einem überspannten, allzuhochfahrenden Geiste verfaßt sind. Freylich sind sie für die Soldaten in Momenten der Entscheidung berechnet, weil Napoleons Vorhersagungen ihnen bisher Orakelsprüche waren; allein das benimmt ihnen das Beleidigende und Lächerliche nicht, womit der Mann von Sachkenntniß sie beurtheilt.

Ich übergehe alle kriegerischen Vorfälle, die die französischen Adler in dem kurzen Zeitraum von kaum drey Monaten von den Ufern der Donau und des Rheins bis an die Ufer der Weichsel und in die Nähe der russischen Grenzen führte. Was ich hier zu leisten gedenke, ist eine einfache, unpartheiische Schilderung des Mannes selbst, der fast ganz Europa in Bewegung setzt. Wahr ist es, Frankreich hat gegenwärtig den unternehmendsten und glücklichsten Mann an seiner Spitze, den die Welt seit Jahrhunderten sah -- aber sein Ehrgeiz kennt auch gar keine Grenzen! Er hat den äussersten Punkt erreicht, den ihm die Hoffnung, die kühnste Möglichkeit nur zeigen konnte; zwey mächtige Armeen hat er binnen einer Jahresfrist vernichtet, Könige aus ihren Erbreichen vertrieben und kleinere Individuen zu Königen und Fürsten erhoben; und nachdem das Glück der Waffen alle seine Wünsche und Unternehmungen mit einem glücklichen Erfolg gekrönt -- will er nach der Alleinherrschaft des festen Landes greifen!! Ob ihm diese Kühnheit glücken wird, das muß und wird sich in kurzem entscheiden. Ich erhalte mich jeder Bemerkung darüber, und eile zur nähern Karakteristik Napoleons selbst.

Ich sah ihn einige Male auf der Parade und bey einem kleinen Manoeuver, das er in der Gegend Berlins hielt. Der erste Eindruck der Physiognomie des Kaisers hat etwas wildfremdes, und sein Gesicht weicht eben so sehr vom gewöhnlichen ab wie seine Lebensart, sein Anzug, seine Thaten. Die Farbe des Gesichts ist blaßgelb, die Stirn eisern, der Blick spähend und durchforschend, der Mund gepreßt, das Kinn stark, die Augen wild umher rollend. Die letztern sind fast immer in Bewegung und verkünden die glühende Thätigkeit, aber auch die stete Unruhe seines Geistes. Ein eignes Lächeln umschwebt oft seinen Mund, das aber zu dem übrigen Ernste seines Gesichts nur wenig paßt, und wobey einem eben nicht so ganz wohl werden will. Hier in Berlin war er mehr streng als milde, und sein Betragen daselbst unterschied sich auffallend von dem was er in Wien beobachtete. Den Fürsten Hazfeld wollte er füsilliren lassen, hätte ihn nicht seine Gattin noch zu rechter Zeit gerettet. Einige Beamte in Südpreussen sollen dieses Schicksal gehabt haben. Wenn er mit preussischen Civilbeamten sprach, waren es nur wenige aber bedeutende Worte, und meist in lapidarischer Kürze. Aber seine Befehle mußten strenge befolgt werden, oder schwere Ahndung kam auf die Köpfe derer, die sie nicht pünktlich befolgten. Er soll durchaus jene Regelmäßigkeit in seiner Lebensart nicht beobachten, die man sonst bey den Menschen findet: nicht im Essen, nicht im Trinken, nicht im Schlaf, nicht in der Arbeit. Ueberall folgt er nur dem Impuls des Moments, der Nothwendigkeit des Bedürfnisses. So lange sich Napoleon in Berlin aufhielt, schlief er gewöhnlich nicht über vier, fünf Stunden; fuhr öfters aus dem Schlafe auf oder wurde auch durch Kourirs geweckt, diktirte Ordres oder notirte sich etwas, und legte sich sodann wieder halb angezogen auf sein Feldbette. Nie entkleidet er sich ganz, wenn er sich zur Ruhe legt. In seinem Kabinet hingen oder lagen auf den Tischen Charten herum zerstreut, worin er den jedesmaligen Stand seiner Armeen mit Zeichen und Nadeln genau bemerkt hatte. Diese Zeichen soll er nach den jedesmaligen Berichten und Rapporten, die fast jede Stunde bey ihm einliefen, verändert haben, wodurch er täglich und stündlich den jedesmaligen Stand seiner gesammten Streitkräfte intuitiv vor Augen hatte. So konnte er mit einem Blick das ungeheure Ganze übersehen, und gegen einander abwägen. Man begreift kaum, wie eine menschliche Organisation unter dem Berggewicht solcher nie aufhörenden Geschäfte ausdauern kann.


Zeitungsnachrichten.[]

[1806]

Kriegsnachrichten.

[4]
Berlin vom 22. Nov. Am 19. hatte die aus Paris angekommene Senatsdeputation Audienz bey Sr. Majestät dem Kaiser, welcher derselben 340 Fahnen und Standarten, die in diesem Kriege erobert worden sind, desgleichen die Schärpe, den Ringkragen und den Degen Friedrichs des Zweyten, übergeben ließ, um solche bey ihrer Rückkehr nach Paris zu bringen.

Berlin, vom 27. Nov. Am 23. und 24. Vormittags ließ Kaiser Napoleon das am Abend zuvor hier eingerückte Corps d'Armee des Marschalls Soult im Lustgarten die Revüe passiren, und reiste hierauf in der Nacht zum 25. mit allem, was zum Hauptquartier gehört, von hier ab; dem Vernehmen nach haben Se. Majestät den Weg nach Cüstrin genommen. Die Kaiserl. Garde, sowohl Infanterie als Cavallerie, desgleichen das Corps des Marschalls Soult, sind am 25. dieses ebenfalls von hier aufgebrochen und vorwärts marschirt. Da hierauf am 27. der Churfürst von Sachsen in Berlin eintraf, sah man der baldigen Rückkehr des Kaisers, wenigstens auf kurze Zeit, zuversichtlich entgegen.

[5]
Frankreich.

Der Kaiser befand sich am 21. Aug. noch zu Rambouillet, und er schien sich dort länger, als man anfangs geglaubt hatte, aufhalten zu wollen. Er beschäftigte sich daselbst wie zu St. Cloud, und die Minister fuhren täglich zu ihm, um mit ihm zu arbeiten.

[6]
Frankreich.

Am 26. Aug. kam der Kaiser von Rambouillet nach St. Cloud zurück, nachdem er einer Wolfsjagd in den Waldungen von Dourdon beygewohnt hatte, auf welcher in anderthalb Stunden 4 Wölfe getödtet wurden. Als er bey diesem Anlaß durch ein Dorf fuhr, worin die Wittwe des bey Trafalgar gebliebenen Schiffscapitains, Hubert, mit einer Pension von 600 Fr. wohnte, suchte diese sich mit einer Bittschrift an die Kutsche zu drängen, fiel aber bey der Fruchtlosigkeit ihrer Bemühung, ohnmächtig nieder. Der Kaiser ließ still halten, und bewilligte ihre, nach eingezogener Erkundigung eine Erhöhung der Pension auf 1500 Fr., mit dem Versprechen, für ihre Kinder zu sorgen.

[7]
Frankreich.

Am 7. Sept. gaben Se. Majestät der Kaiser und König Sr. Excellenz dem ausserordentlichen Abgesandten und bevollmächtigten Minister Sr. Majestät des Königs von Preussen, Hrn. Marquis v. Luchesini, eine besondere Audienz im Palais zu St. Cloud, wobey derselbe seine Recreditivbriefe überreichte. Nach der Audienz wurde der General v. Knobelsdorf in das Cabinet des Kaisers eingeführt, und überreichte sein Creditiv als ausserordentlicher Abgesandter und bevollmächtigter Minister Sr. Majestät des Königs von Preussen bey Sr. Majestät dem Kaiser und König.

Der Kaiser hat das Lager am 12. September bey Meudon besucht, er wurde von den Soldaten mit grossem Jubel empfangen.

[8]
Frankreich.

Am 16. Sept. besuchte der Kaiser die diesjährige Gemäldeausstellung, welche so reich ist, daß nicht bloß der gewöhnliche und der Apollo's-Saal von oben bis unten angefüllt sind, sondern daß man noch 35 grosse Stücke, meist Land- und Seeschlachten, auf die Treppe hat verweisen müssen. Während der Anwesenheit des Kaisers war dem Publicum der Zutritt untersagt.

[9]
Frankreich.

Nach dem Moniteur vom 22. Sept. hatte der Kaiser Tags vorher zu St. Cloud dem Bothschafter der Pforte, Muhamed-Sayd-Haled-Effendi, eine Audienz ertheilt, worin derselbe sein Abberufungsschreiben übergab.

Nach Berichten aus Mannheim war ein Theil der Kaiserl. Garde am 26. Sept. über Lautern und Türkheim zu Worms angekommen, von wo der Marsch den Rhein abwärts weiter gieng. Am 28. kam der Kaiser und die Kaiserin in Worms, und Abends in Maynz an.


Rheinischer Bund.

Den 29. und 30. Sept. brachten Se. Majestät der Kaiser Napoleon in Frankfurt am Mayn, der neuen Rheinischen Bundesstadt, zu. Am 2. Oct. Abends traf er bereits mit einem Theile der Garden und mit 37 Generalen in Würzburg ein, von da aus er sich nach Nürnberg begeben wird, wo das Hauptquartier des Kriegsministers, Prinzen Berthier, aufgeschlagen ist. Der Großherzog Murat ist schon vorher in Würzburg angekommen, und im Hotel des Fürstbischofs abgestiegen.

[10]
Rheinischer Bund.

Aus Aschaffenburg wird unterm 2. October geschrieben: "Se. K. K. Majestät Napoleon und Se. Kaiserl Hoheit der Prinz Jerome, Bruder des Kaisers, sind heute Morgens um 7 Uhr unter Glockengeläute, Paradirung der Bürgerschaft und des Militärs, von Maynz durch das Darmstädtische in der hiesigen Residenz angekommen. Se. Hoheit, unser durchlauchtigster Fürst, Höchstwelche in der Nacht von Frankfurt hier eingetroffen, waren in Gesellschaft ihrer Excellenzien des Hrn. Staatsministers, Freyherrn v. Albini, des K. K. Französischen Gesandten, Hrn. v. Hedouville, und des Hrn. Generals und Schloßhauptmanns, Freyherrn v. Pfirdt, Sr. Majestät bis an die Brücke des schönen Busch entgegengefahren. Nach eingenommenem Frühstücke setzte der Kaiser vor 10 Uhr seine Reise nach Würzburg fort. In dem Gefolge Sr. K. K. Majestät befanden sich die HH. Generale, Oberhofmarschall Düroc, Oberstallmeister Caulincourt, Cabinetssecretär und Staatsrath Clarke, Savary, Commandant der Kaiserl. Garde-Gensd'armerie, und andere. -- Verflossene Nacht waren wieder 2 Bataillone Kaiserliche Garde-Chasseurs und Dragoner zu Fuß, sodann eine Compagnie Bootsleute und Bäcker in unserer Stadt einquartiert."

Am 5. October Abends befand sich Kaiser Napoleon mit seinem Bruder Prinzen Jerome, dem Prinzen Mürat, Großherzog von Cleve und Berg, dem König von Würtemberg und dessen Prinzessin Tochter Catharina, Braut des Prinzen Jerome, noch in Würzburg. Am 6. Oct. nach 11 Uhr Mittags traf der Kaiser mit dem obenbenannten Prinzen, den Marschälle Berthier und Davoust, den Divisionsgeneralen Belliard, Chef des Generalstabs, Fririon, Dauthanne, Sanson, Songis, Pernety, Fenarmont, Villemanzy und Düpont, den Commissärs-Ordonnateurs Mathieu, Favier und Düfour, unter dem Geläute aller Glocken, und dem freudigen Zuruf der aufmarschirten Truppen in Bamberg ein.


Kronach, 8. Oktober. [11]

Das 10te Husaren-Regim. hat gestern Nachts Koburg besetzt. Die Preussen hatten daselbst 2000 Mann leichte Truppen angesagt, welche aus Gräfenthal im Anzuge waren. Der Fürst Hohenlohe befindet sich mit einem Theile der schlesischen Truppen bei Saalfeld. Baireuth ist von franz. Truppen besetzt. Der Prinz von Ponte Corvo, Marschall Bernadotte, hatte gestern sein Hauptquartier zu Nordhalben; er kommt heute oder morgen nach Lobenstein. Den nämlichen Weg nimmt das ganze Armeekorps des Marschalls Davoust; der Herr Marschall hat heute sein Hauptquartier von Lichtenfells nach Kronach verlegt. Mehrere aufeinander folgende Couriere kündigten heute früh die nahe Ankunft des Kaisers und Königs an; Seine Majestät sind wirklich gegen 8 Uhr des Morgens, mit einem Gefolge von 6 Wagen, unter starker Bedeckung, bei den herausziehenden Colonnen, bei Zedlitz, angekommen. Ein jedes Regiment stellte sich in Parade, so wie der Kaiser ankam. Die schöne Musik, die Haltung der Truppen, ihre sichtbare Freude über die Ankunft ihres sieggewohnten Anführers, die erstaunliche Menge der Truppen; alles dies gewährte ein Schauspiel, welches kaum sein gleiches haben kann. Der Kaiser ist am hiesigen Pfarrhofe abgestiegen. Der Minister Talleyrand, Prinz von Benevent, befinden sich auch hier. Die hiesigen öffentlichen Gewalten haben dem Kaiser ihre Aufwartung gemacht und sind von ihm aufs huldreichste aufgenommen worden. Heute sind mehr als 10 oder 12 Regimenter hier durchgezogen.


Quellen.[]

  1. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1806.
  2. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1806.
  3. Nordisches Archiv. Riga, in der Expedition des nordischen Archiv's.
  4. Wiener Zeitung Nro. 100 Sonnabend, den 13. December 1806.
  5. Wiener Zeitung. Nro 72. Sonnabend, den 6. September 1806.
  6. Wiener Zeitung. Nro 74. Sonnabend, den 13. September 1806.
  7. Wiener Zeitung. Nro 77. Mittewoche, den 24. September 1806.
  8. Wiener Zeitung. Nro 80. Sonnabend, den 4. October 1806.
  9. Wiener Zeitung. Nro 82. Sonnabend, den 11. October 1806.
  10. Wiener Zeitung. Nro 84. Sonnabend, den 18. October 1806.
  11. Bamberger Zeitung Nro. 284. Samstag, 11. Oktober 1806.
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