Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Paderborn, Hauptstadt des Fürstenthums mit etwas mehr als 1,000 Häusern und 6,000 Einwohnern. Sie ist wohlgebaut, nach alter Art feste, und prangt mit schönen Kirchen und Klöstern. Des Dom zeichnet sich vorzüglich gut aus; es befanden sich ehemals kostbare Kirchengeräthe und bischöfliche Kleider in derselben. Sonst haben die Bildnisse der 12 Apostel von Gold hier gestanden, welche aber Herzog Christian von Braunschweig 1622 nebst dem silbernen Sarge des Liborii wegnehmen und aus letztern Thaler mit der Ueberschrift: Gottes Freund, der Pfaffen Feind schlagen lassen. Doch hat Liborius einen silbernen und ganz vergoldeten Sarg 1635 wieder erhalten. Seine Gebeine, die im Jahr 836 aus Frankreich hergebracht wurden, nebst dem im hohen Altar befindlichen Zahne Petri, sind die vorzüglichsten Reliquien. Die Collegiatkirche zum Bustorf enthält die Gebeine Blasii. Unter den 6 Klöstern ist das ehemalige Jesuitencollegium mit seiner regulairen Kirche und römischen Marienbilde am sehenswürdigsten. Es befindet sich ausser dem Gymnasium auch eine Universität hier, welche 1592 von dem Fürsten und Bischof Theodor von Fürstenberg gestiftet, vom Pabst Paul V. und Kaiser Matthia bestätigt, und 1623 feyerlich eingeweiht worden. Sie heißt von ihrem Stifter Theodorina, und lehrt blos Theologie und Philosophie. Ihr künftiges Schicksal ist noch nicht entschieden. Unter dem Dom und den dabey stehenden Häusern entspringt der Paderfluß, der sich so stark ergießt, daß er noch innerhalb der Stadtmauern 9 Mühlen treibt, von dessen Wasser und seiner Beschaffenheit s. Art. Pader. Sonst war Paderborn eine Hansestadt und hatte reichsstädtische Freyheiten; in der Folge aber wurde sie dem Bischöfe und Domcapitel unterworfen; und die 9 Compagnien Soldaten; die in Friedenszeiten in der Stadt einquartiert waren, stunden unter deren gemeinschaftlichen Befehl. Eine halbe Meile von der Stadt ist das ordentliche Residenzschloß des Bischofs, welches in dem angenehmen Flecken Neuhaus liegt. Die fast einzige Nahrung der Bürger besteht aus dem Feldbau und der Viehzucht. Im Jahr 1802 kam mit dem Lande auch die Stadt an Preussen, und wurde im Jahr 1803 der Sitz einer Regierungsdeputation für das Fürstenthum Paderborn, welche unter dem Ministerium steht.


Quellen und Literatur.[]

  • Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
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