Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Konstantinopel, den 10ten Oktober. [1]

Die Verheerungen der Pest sowohl, als die gewöhnliche Unthätigkeit der Türken während ihres Fastenmonats, vereinigt mit dem häufigen Ceremoniel zwischen den Ministern und Großen des Reichs mehrere Tage vor und nach dem Eintritte des am 6ten d. M. begangenen Bairams, haben in den letzten 24 Tage eine in den öffentlichen Verhandlungen nicht minder als in den Privatgeschäften und in dem gewöhnlichen Handelsverkehr höchst fühlbare Art von Stockung hervorgebracht. Man schlägt die Zahl der in dieser Hauptstadt und ihren Umgebungen bis jetzt gefallenen Opfer der Pest auf ungefähr 70,000 an. Es ist jedoch zu hoffen, daß in eben dem Verhältnisse, in welchem die während des Ramazans und der Bairamsferien unvermeidliche große Vermischung des Volks aufzuhören anfängt, auch die Fortschritte des Uebels wieder abnehmen werden.

Die Flotte, welche bereits in der Mitte des Septembers nach dem Arsenal zurückgekehrt war, hat eine beträchtliche Anzahl ihrer Mannschaft, welche seit ihrer Einquartirung in der gewöhnlichen Kalondschikaserne von der Pest ergriffen wurde, verloren. Hingegen erhält sich der gute Gesundheitszustand ununterbrochen auf den in der Bucht von Bujukdere auf Station zurückgeblieben zwey Fregatten.

Briefe aus Smirna vom 2ten d. M. bringen die Nachricht, daß auch in dieser Stadt die Pestseuche wieder ausgebrochen sey, und sich nach Scala Nuova verbreitet habe. Auch haben sich dem Vernehmen nach in Adrianopel Spuren der Seuche gezeigt, und ausser Odessa auch in der Krimm.


Aus Oesterreich, vom 29sten Oktober. [2]

Die Erzählung von den Verheerungen, welche die Pest zu Konstantinopel und an den Ufern des schwarzen Meeres anrichten sollten, war sehr übertrieben. Man weiß jetzt, daß die Krankheit mehr den Charakter eines sehr verbreiteten Nervenfiebers, als den einer Epedemie hatte. Auch hat die österreichische Regierung beruhigende Bekanntmachungen erlassen, und die authentischen Bericht befohlen, daß die Anfangs auf 36 Tage festgesetzte Quarantaine auf 20 Tage herabgesetzt werde.


Quellen.[]

  1. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 286 Donnerstag, den 28. November/10. December 1812.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 289 Montag, den 2/14. December 1812.
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