Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Pesth.[]


Pesth,[1] königl. Freystadt, in der von ihr benannten Gespanschaft, in Ungarn, liegt an dem östlichen Ufer der Donau, der Stadt Ofen gegenüber. Zu dieser führt, seit 1769 eine Schiffbrücke, die von beyden Städten gemeinschaftlich unterhalten wird. Die Einwohner der Stadt, die im J. 1792. 26,684 betrugen sind Ungarn und Deutsche, mit einige Raitzen, und treiben Handlung, Künste und Handwerke. Die Pesther Jahrmärkte sind von großer Wichtigkeit, und der Mittelpunkt des ganzen Ungarischen Handels. Auch hat die Stadt Manufakturen von Flor und Seidenzeugen, und eine große Oelfabrik. Die hiesige von Ofen hierher versetzte Universität hat nur 3 Facultäten (die theologische fehlt) 32 Professoren und gegen 300 Studenten, Die im schönen Universitätsgebäude befindliche Bibliothek enthält gegen 50000 Bände. Seit 1803 ist auch in dem ehemaligen Pauliner Kloster die ansehnliche Bibliothek von Schriftstellern über Ungarn und die angränzenden Gegenden, welche Graf Szechenyi der Nation geschenkt hat, aufgestellt, und der Fonds zur Erhaltung und Fortsetzung derselben angewiesen worden. Statt der theologischen Fakultät ist jezt ein Generalseminarium für Katholiken errichtet, welches unter der Aufsicht des Erzbischofs von Gran steht, die Altofner Probstey und an Einkünften gegen 18,000 Gulden besizt. Die Revenüen der Universität, welche aus Jesuitergütern entstanden sind, betragen jährlich 125,000 Gulden. Die Sternwarte der Universität befindet sich zu Ofen. Die Stadt, vorzüglich die Neustadt, ist eine der schönsten in Ungarn, hat verschiedene Paläste und fast lauter schöne Häuser. Unter den öffentlichen Gebäude ist die Pfarrkirche, verschiedene Klöster, das Collegium der Piaristen, welche auch das Gymnasium besorgen, vor allen aber das von Kaiser Carl VI errichtete Invalidenhaus zu bemerken; die Invaliden befinden sich aber jezt zu Tyrnau. Auch die Vorstädte verdienen wegen ihrer schönen Gärten Aufmerksamkeit. In dieser Stadt ist der Sitz zweyer Appellationsgerichte, nämlich der königl. Tafel und der Septemviral-Tafel. Auch ist allda eine Buchdruckerey und Buchhandlung. Nach dem unglücklichen Treffen bey Mohatsch, 1526 fiel Pesth in Türkische Hände, und wurde in der Folge wieder von den Kaiserlichen, und wieder von den Türken abwechselnd eingenommen und verlassen, und leztere besaßen diese Stadt ununterbrochen von 1604 - 84, seit welcher Zeit sie stets fort in der Gewalt der Könige von Ungarn verblieb.


Ansicht von Pesth, von der Ofner Festung.

Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
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