Philipp Karl von Alvensleben

Philipp Carl Graf von Alvensleben.

264) Philipp Carl Graf von Alvensleben,

den 16ten December 1745 in Hannover geboren, ward den 1sten October 1770 Referendarius bei dem Kammergerichte. Sein Fleiß, so wie sein Bestreben, sich zu vervollkommnen, zeichneten ihn bald vor andern aus und erweckten die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf ihn, daher er bei mehrern Commissionen, wobei er nicht nur gut gebrauchet werden konnte, sondern die ihm auch nähere Gelegenheit zur Uebung und Ausbildung seiner Kenntnisse gaben, zugezogen wurde. So wohnte er besonders 1771 den Justizvisitationen bei dem Magistrat zu Prenzlow; 1772 bei den Regierungen zu Magdeburg und Halberstadt, der Stiftshauptmannei in Quedlinburg und dem Obergerichte zu Stendal, bei. Vom 3ten July 1773 bis 29sten November eben dieses Jahres begleitete er den Gross-Kanzler von Fürst bei der neuen Einrichtung der Justizverfassung in Westphalen und Lauenburg imgleichen bei den Justizvisitationen in Cüstrin und Königsberg, ihm selbst aber ward die Justiz-Visitation des Magistrats in Marienwerder übertragen. Bei seiner Rückkehr eröfnete sich ihm eine sein schnelleres Fortkommen mehr begünstigende Laufbahn. Er verließ das Justizfach und trat in die Dienste des Prinzen Ferdinand K. H. als Hofcavalier am 4ten Jan. 1774.

Den 22sten Februar desselben Jahres ernannten ihn die Altmärkischen Stände zum Deputirten bei Revision und Regulirung des Creditsystems. Den 4ten May übertrugen ihm die Herzogin Eugen von Würtemberg, die Prinzessin Ferdinand und die Frau Landgräfin von Hessen Cassel, die Revision der Verwaltung der ihnen zustehenden Schwedtschen Güter, demnächst aber die Oberaufsicht dieser Administration selbst. Den 24sten July 1775 suchte er um seine Entlassung an, und ward den 29sten September zum Königl. Kammerherrn und außerordentlichen Gesandten am Dresdner Hofe ernannt, wohin er den 16ten December abging. Den 18ten März 1778 schloß und unterzeichnete er mit dem Chursächs. Minister von Stutterheim, eine auf die Bayernsche Erbschaffts-Angelegenheit Bezug habende geheime Convention; wie er denn vom 3ten July 1778, wo die Preuss. Armee bei Dresden anlangte, bis zum 27sten May 1779, wo sie sich wieder zurückzog, verschiedene Conventionen: über den Werth der Münzen; über die Etablirung der Lazarethe; über die Magazin- und Lieferungspreise; über die Einrichtung einer reitenden Post von Dresden nach Berlin; über die Errichtung eines Sächsischen Jäger-Corps in Preuss. Sold, unter Commando des Majors von Bischoffswerder; über die Errichtung eines Uhlanencorps unter dem Obersten von Schill, und über die Erlassung der Consumtionsaccise für die Preußische Armee, abschloß.

Den 20sten May 1780 ward er zum Deputirten der Altmark bei Ausfertigung der Pfandbriefe ernannt. Den 10ten Juny 1784 wurden ihm, bei seiner Anwesenheit in Hannover, durch den Herzog von Yorck und Etats-Minister von Busch dort Dienste angetragen, unter der gewissen Aussicht, seines Onkels Posten, welcher Churhannöverscher Minister in London und schon ein bejahrter Mann war, nach dessen Tode dereinst zu bekleiden. Er lehnte aber diese Anträge ab. Am 27sten September 1785 ward er in Sonnenburg zum Johanniterritter geschlagen. Den 18ten März 1787 schickte ihn der König mit Geheimen Aufträgen nach Hannover, um durch den Herzog von Yorck eine Vereinigung mit Seiner Grosbrittannischen Majestät wegen der Maynzischen Coadjutorangelegenheiten zu Wege zu bringen; auch die Beilegung der in dieser Zwischenzeit eingetretenen Hessisch-Lippisch-Bückeburgschen Streitigkeiten zu bewirken. Den 20sten May, nach seiner Rückkunft in Berlin, ward er zum Ehrenmitgliede der Academie der Künste und Mechanischen Wissenschaften erwählt. Er ging zwar hiernächst auf seinen Gesandtenposten nach Dresden zurück, wurde aber bald darauf rappellirt, von dem Könige Friedrich II. nach Berlin berufen und von demselben mit Instructionen versehen, um dem in Nimwegen zu haltenden Congreß beizuwohnen. Da dieser Congreß aber hernach nicht statt hatte, so wurde er, zu Beförderung der Beilegung der holländischen Unruhen, den 3ten November nach Paris geschickt, und nachdem er hier seine Aufträge erfüllet hatte, gieng er im Januar 1788 nach dem Haag, um den dortigen Gesandtschaftsposten zu bekleiden. König Georg III. von England ernannte ihn den 29sten Februar gedachten Jahres zum Ritter des H. Georgs. Den 9ten Juny berief ihn der König Friedrich Wilhelm II. nach Wesel, von wo aus er Höchstdenselben über Cleve nach Loo begleitete und daselbst den 13ten July gemeinschaftlich mit Lord Malmesbury, eine Convention mit Grosbrittannien unterzeichnete; demnächst aber den Kronprinzen jetzigen Königs Majestät über Utrecht, Amsterdam, Harlem und Leyden nach dem Haag begleitete. Den 21sten August wurde er an den Churfürsten von Maynz nach Aschaffenburg geschickt, um mit diesem und dem Coadjutor von Dahlberg, über verschiedene, den Fürstenbund und die Nunciaturen in Deutschland, betreffende Angelegenheiten zu conferiren, in welcher Absicht er ebenfalls an den Herzog von Zweibrücken nach Carlsberg abging. Er legte hierauf seinen Posten im Haag nieder und gieng auf seinen neuen Gesandtschaftsposten nach London. Ob er gleich, wegen der immittelst eingetretenen Krankheit des Königs von England, erst den 24sten May 1789 sein Creditiv zu überreichen im Stande war, so ward er doch von dem dortigen Hofe mit vieler Auszeichnung sogleich angenommen und behandelt und erhielt von Sr. Großbrittannischen Majestät die Erlaubniß, die Windsor-Uniform zu tragen. Am 4ten August gedachten Jahres hielt derselbe um seinen Rappel und völlige Diensterlassung an, welche ihm jedoch erst im July des Jahres 1790 ertheilt wurde, worauf er über Frankreich nach Berlin zurückkam, und von dieser Zeit an bis zum 20sten März 1791 außer aller Activität gesetzt war; jedoch eine angemessene Pension erhielt. Am 1sten May dieses Jahres ward er zum Wirklichen Geheimen Etats- Krieges- und Cabinetsminister ernannt, worauf er den 2ten ej. in der Cabinetsconferenz Sitz nahm, und den 16ten May in den Geh. Staatsrath introducirt wurde; 1792 den 8ten July erhielt er den Orden des rothen Adlers und ascendirte 1793 durch den Abgang des Grafen von Schulenburg, zur 2ten Stelle im Cabinetsministerio. Im May desselben Jahres ward er zum Mandatorio des Commandeurs von Gorgast im Capitel des St. Johanniterordens ernannt. 1798 erhielt er den schwarzen Adlerorden. Im Januar 1801 ward er, nach dem Ableben des Grafen von Finckenstein, Erster Cabinetsminister und in den Grafenstand erhoben.

Er war ein Mann von vielen vortrefflichen Kenntnissen und von großer Thätigkeit; rechtschaffen und von einem unübertrefbaren Patriotismus. Sein menschenfreundlicher Charakter verschaffte ihm viele Verehrer. Die Monarchen schätzten ihn und er genoß die Achtung des übrigen Königlichen Hauses auf eine ausgezeichnete Weise. Er starb den 21sten October 1802.