Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Petrikau.[]


Petrikau,[1] eine nach dem Brande 1731 wohlerbaute Stadt in Großpolen, zwischen Morästen, in der ehemaligen Woiwodschaft Siradien. Hier befand sich das hohe Tribunal oder Reichsgericht über Großpolen, eine Starostey und Piaristencollegium, nebst guter Handelschaft. Sonst sind die Könige da erwählt und Reichstäge gehalten worden. Jezt ist sie die Hauptstadt eines Kreises in Südpreussen, Kammerdepartement Kalisch, hat 272 meist antike aber gut gebaute Häuser, 108 unangebaute Stellen, viele Kirchen und Klöster, ein schönes Rathhaus und Jesuiterkollegium und 2,363 Einwohner, ohne das Militär. Sie ist zugleich der Sitz einer Kreis-Justizkommission. Die Juden wohnen in einer Vorstadt und treiben beträchtlichen Handel.


Von Reisende.[]

Friedrich Schulz. [2]

[1793]

Von Wolborz auf Petrikau (2 M.) ist der Weg anfangs offen und frey; bald aber kommt man durch kleine kurze Heyden, die sich allmählig in Wald umsetzen, welcher sodann bis nahe Petrikau fortdauert. Diese Stadt ist die erste nach Warschau, welche, auf diesem Wege, aus der Ferne beträchtlich ins Auge fällt. Die Kirchen und mehrere ansehnliche Häuser, die an Anhöhen gelehnt sind, nehmen sich von außem gut aus; kommt man aber näher, so erstarrt man über den Schmutz, die Verfallenheit und Aermlichkeit, die einem in der, fast ganz von Juden bewohnten, Vorstadt, in die Augen fallen. Leidlicher werden die Umgebungen, wenn man in den Ort selbst kommt, wo man, für eine polnische Stadt, ungewöhnlich viel steinerne Häuser antrifft, die jedoch stellenweise von Brandstätten und Schutt traurig unterbrochen werden. Die Bauart ist alt, die Häuser haben meist spitze, gothische Giebel, besonders die, welche den sonst ansehnlichen Marktplatz umgeben. Ihr Aeußeres hat überhaupt große Aehnlichkeit mit den westpreußischen Städten, Braunsberg, Bromberg xc. Uebrigens fand ich die Stadt ganz lebhaft und sie gehört wirklich zu den nahrhaftesten in diesem Landesstriche, kann es auch, unter ihrer neuen Herrschaft, noch mehr werden.

Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
  2. Reise eines Liefländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau, Dresden, Karlsbad, Bayreuth, Nürnberg, Regensburg, München, Salzburg, Linz, Wien und Klagenfurt, nach Botzen in Tyrol. Berlin, 1795. bei Friedrich Vieweg dem ältern.
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