Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Schlesische privilegirte Zeitung. No. 34. Sonnabends den 20. März 1813.

Se. Majestät der König haben mit Sr. Majestät dem Kaiser aller Reußen ein Off- und Defensiv-Bündniß abgeschlossen.

An Mein Volk.[]

So wenig für Mein treues Volk als für Deutsche, bedarf es einer Rechenschaft, über die Ursachen des Kriegs welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen.

Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs. Der Frieden, der die Hälfte Meiner Unterthanen Mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht; denn er schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt, und dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlstands verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung.

Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte Ich Meinem Volke Erleichterung zu bereiten und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein eigener Vortheil sey, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber Meine reinsten Absichten wurden durch Uebermuth Und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand aufhört.

Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Ihr wißt was Ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt, Ihr wißt was euer trauriges Loos ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Güter die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten der Russen, gedenkt der Spanier, der Portugiesen. Selbst kleinere Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert Euch an die heldenmüthigen Schweitzer und Niederländer.

Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden: denn, unser Beginnen ist groß, und nicht geringe die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen, für das Vaterland, für Euren angebornen König, als für einen fremden Herrscher, der wie so viele Beispiele lehren, Eure Söhne und Eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die Euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Muth, und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen, werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren.

Aber, welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu seyn.

Es ist der letzte entscheidende Kampf den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit unsern Wohlstand; keinen andern Ausweg giebt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet Ihr getrost entgegen gehen um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Willen werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.

Breslau den 17. März 1813.
Friedrich Wilhelm.


Der König von Preussen fordert sein Volk zum Kampf gegen die Franzosen auf.[]

Der siebenzehnte März 1813.

In dem unglücklichen Jahr 1806. sah jeder Freund Preussens die Monarchie mit Schmerzen am Rande des Verderbens. Er sah sie nach dem Frieden von Tilsit um die Hälfte verringert, den noch übrigen Theil des Landes durch Aussaugung verarmt, den Handel zerstört, die Hauptfestungen vom Feind besetzt, den Ackerbau und die Künste gelähmt und alle Quellen des ehemaligen Wohlstandes verstopft. Der König mußte den Krieg gegen Rußland unterstützen und seine erbitterten Soldaten mit den Franzosen verbinden, die ihm so viel Uebels zugefügt hatten. Aber mit inniger Theilnahme und Bewunderung sahen wir auf den am heutigen Tag ergangenen königlichen Aufruf die hochherzige Nation gleich dem gereitzten Löwen erwachen und dem ganzen Europa ein Beyspiel geben, was zusammengenommene Kraft, fester Wille und Ausdauerung vermögen. Erinnert an den großen Kurfürsten und den noch größern Friedrich, an die Güter, welche die Vorfahren muthvoll erkämpft hatten: Gewissensfreyheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft, an die Russen, Spanier und Portugiesen, die Schweitzer und Niederländer, durfte der König des besten Erfolgs gewiß seyn und seine Hofnung war gegründet, die er in folgender Stelle des Aufrufs ausdrückte:

"Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Muth und der mächtige Beystand unsrer Bundesgenossen, werden unsern redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. -- -- Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsre Existenz, unsre Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Es giebt keinen andern Ausweg, als einen ehrenvollen Frieden, oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem werdet ihr getrost entgegen gehen, um der Ehre willen, weil ehrlos der Preusse und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mir Zuversicht vertrauen, Gott und unser fester Wille werden unsrer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sichern glorreichen Frieden und die Wiederkehr eine glücklichern Zeit."

Der kräftigen Aufrufs an das Kriegsheer soll in Zukunft gebracht werden.



Quellen und Literatur.[]

  • Schlesische privilegirte Zeitung. No. 34. Sonnabends den 20. März 1813.
  • Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
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