Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Proklamation des Generals Miranda.[]


In nordamerikanischen Zeitungen las man folgende Proklamation des Generals Miranda: [1]

"Einwohner, Bürger und Freunde! Ein Theil der Einwohner von Karakkas, verführt durch übelgesinnte Menschen, worunter sich vorzüglich Personen von den Inseln befinden, hat sich von seinen Brüdern getrennt, die Blumenketten, die seine Schläfe umwanden, abgestreift, und die Hände den eisernen Ketten der Sklaverey hingestreckt. Das Vaterland, durch diese Beleidigung gereizt, hat einige Hundert seiner getreuen Kinder zu sich berufen, und ihnen die Sorge seiner Rache übertragen, die darin bestehen wird, daß man die Strafbaren zwingt, frey und glücklich zu werden. Schon eilt eine große Menge Bürger auf die Stimme des Vaterlandes herbey, hingegen wollen Andre ruhige Zuschauer des Ruhms ihrer Brüder oder der Unfälle des Kriegs werden, der den betrübten Charakter eines Bürgerkriegs annimmt. Bürger, die Unthätigkeit ist ein Verbrechen; sie trägt die Züge unsers alten Systems, und wir müssen sie aus einer Gesellschaft von Menschen, die frey zu leben oder zu sterben geschworen haben, auf immer verbannen. Niemand, Niemand darf einem Andern das geheiligte Recht überlassen, sein Leben, sein Eigenthum und die Freyheit, die er selbst befestigen half, zu vertheidigen. Die Greise, die Weiber, die Kinder, sind durch die Natur von diesem Dienste befreyt; das Gesetz schließt Niemand aus. Eilt also, Bürger von allen Ständen, von allen Beschäftigungen, stellt Euch mit Euren Waffen bey der Armee der Republik; verschafft euch deren, wenn ihr keine habt. Vertraut der Regierung Eure Leitung im Laufe der gegenwärtigen wichtigen Verhältnisse, macht das Unglück wieder gut, das Fanatismus und Unwissenheit anstifteten, vergeßt auf einen Augenblick Eure väterlichen Heerde, wenn ihr für den Ueberrest Eures Lebens in deren Besitz bleiben wollt. Ich spreche zu Euch, Bürger, mit der Zuversicht, die mir Euer Vertrauen gewährt. Ich athmete bey meiner Geburt die Luft von Karakkas; ich floh in entfernte Gegenden, um Euch zu dienen; ich führte Viele von Euch zum Siege, und ich glaube, von Euch dieses augenblickliche Opfer eurer Bequemlichkeit fordern zu können. Laßt uns, Kameraden, nach Koro, nach Marekaibo und Guiana marschiren; laßt uns diese Banditenhöhlen zerstören, die das Vaterland der ersten Kinder von Amerika's Freyheit entehren! Nachher wollen wir ruhig bleiben; wir wollen uns einander umarmen; der Vater, der Sohn, der Gatte, mögen sich dann den Trieben der Natur und der Liebe überlassen, die sie jetzt für einen Augenblick den Bedürfnissen des Vaterlandes aufopfern müssen. Es nennt Euch Bürger, und seine Stimme, gebieterischer als die gezwungenen Aushebungen, die das Gesetz ausspricht, hallt in Euren Herzen wieder. Hört sie, und folgt ihr; ergreift die Waffen; marschirt zur Eroberung der Freyheit, und kehrt nicht zu Eurem Heerde zurück, bevor sie nicht sicher befestigt ist. Im Hauptquartier Marecay, den 28sten May 1812."


Quellen.[]

  1. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 239. Freytag, den 4/16. Oktober 1812.
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