Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Von Reisende.

Friedrich Schulz. [1]

[1793]

Von Regensburg wandte ich mich auf München. Der Weg führt durch eine weite Fläche, die zur Linken von den Hügeln begränzt wird, an deren Wurzeln die Donau hinfließt. Der Boden ist so fruchtbar, als ich ihn noch irgendwo auf meiner Reise gefunden habe. Er trug meist lauter Weitzen, der ausserordentlich reich und üppig stand. Eben so der Roggen. Der Weg ist vortrefflich gemacht und sorgfältig unterhalten. Die Postknechte sind eilfertig, billig, die Posthalter thätig, schnell und höflich. So legt man die Posten Eglofsheim, (2 M.) Buchhausen (2 M.) und Erwoldsbach (2 M.) im Fluge zurück. Von Erwoldsbach kömmt man auf Landshut, (3 M.) eine der ansehnlichsten Städte in Bayern. Ihre Lage ist schön. Sie breitet sich in einem Thale aus, um welches her sich theils Bergrücken, theils einzelne Anhöhen erheben, und das mit den schönsten Wiesen überzogen ist. Die Iser fließt, schon in ansehnlicher Gestalt, zwischen Stadt und Vorstadt hin. Wenn man die Hauptstraße hinauffährt, glaubt man sich auf dem schönsten Platze von Breslau zu befinden, denn die Häuser sind in demselben Geschmacke gebauet, und nicht weniger hoch, als dort.

Von Landshut bis Mosburg, (2 M.) einem unbedeutenden Städtchen, dauert der Weg fort, wie vorher, und wie nachher von dieser Stadt auf Freysingen. (2 M.) Das Land war immer noch überaus lachend und fruchtbar, aber dennoch waren die Dörfer weniger reinlich und die Einwohner weniger wohlhabend, als kurz vorher. Die Menschengattung fand ich hier sehr häßlich, besonders das andere Geschlecht. Freysingen selbst sieht man erst kurz zuvor, ehe man hinein kömmt. Der Theil davon, der, mit dem Dom und dem Schlosse, auf einem Hügel liegt, gewährt eine gute Aussicht. Gebauet ist diese Stadt übrigens wie alle Städte, durch die ich bis jetzt noch in Bayern gekommen bin: im Geschmack von Breslau; die Giebel größestentheils vorn heraus und lange hölzerne Dachrinnen dazwischen. Das Pflaster ist gut und, wie zu Landshut, aus lauter sehr kleinen Feldsteinen zusammengesetzt.

Von Freysingen aus bis München (3½ M.) wird die Gegend immer flächer, und nur noch aus der Ferne erblickt man zur Seite und hinter sich mäßige Anhöhen, die meist mit Wald besetzt sind. Der Fruchttrieb um einen her ist zwar nicht mehr so stark und reich, als in der Nachbarschaft von Regensburg, aber darum doch noch nicht schlecht; besonders trifft man stellenweise auf vortreffliche Wiesen, die aber, je mehr man sich München nähert, destomehr abnehmen und sich allmählig in saure Aenger verwandeln. Der Boden setzt sich endlich ganz um, und besteht aus Kalk- und andern Steingeschieben, die höchstens mit einem halben Schuh Dammerde bedeckt sind. Dies, und die sehr einförmige Fläche der Gegend selbst, gewährt den Umgebungen von München, von dieser Seite her, nicht den mindesten Reitz, so wie die Stadt selbst, weil ihre Grundlage ganz flach ist, sich nur zum Theil und nicht anlockend zeigt. Die beyden Thürme des Doms haben eine zu plumpe Form, bey zu großer Kürze, und die daran herumstehenden Thürme leiden an eben dem Fehler, fernen also eben so wenig. Erst, wenn man sich der Stadt auf ein paar hundert Schritte genähert hat, erhöhet und breitet sie sich mehr aus, und einige ansehnliche Palläste und Häuser, die voran stehen, kommen ihr zu Hülfe, um ihr einen neuen und heitern Anblick zu geben, der beym Eintritt in das Innere verstärkt und sehr vortheilhaft unterhalten wird.


Quellen.

  1. Reise eines Liefländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau, Dresden, Karlsbad, Bayreuth, Nürnberg, Regensburg, München, Salzburg, Linz, Wien und Klagenfurt, nach Botzen in Tyrol. Berlin, 1795. bei Friedrich Vieweg dem ältern.
Advertisement