Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Der zwar ungewöhnlich gelinde, aber mit außerordentlichen und häufigen Sturmen begleitete, Winter hat in Ansehung der See-Operationen in den Europäischen Gewäßern dasjenige bewirkt, was auf dem festen Lande durch den verabredeten Waffenstillstand in Betref des bisherigen Hauptschauplatzes des Kriegs beschlossen worden, nämlich vorläufige Einstellung der Feindseligkeiten, wozu in Ansehung des See-Krieges noch kam, daß sich schon seit einigen Monaten weder aus [[Brest]], noch aus [[Lorient|l'Orient]], noch aus [[Toulon]], und eben so wenig aus [[Texel]], ein Französisches oder Holländisches Kriegsschif in See zeigte, welches zu befechten gewesen wäre. Einige der kleinen bloß auf Raub ausgehenden Kaper-Schiffe und Corvetten verdienen hier keine Erwähnung. Es befindet sich also seit Ende [[1795#Dezember.|Decembers]] die ungeheure Brittische Seemacht, die nach der neuesten Admiralitäts-Liste aus 170 [[Linienschiff]]en (von welchen 114 in Commißion stehen) 192 [[Fregatte]]n, 208 Schaluppen, und überhaupt aus 600 Seegeln besteht, größtentheils in den Häfen. [[Admiral Cornwallis]] kam schon am 20sten December mit 6 Linienschiffen nach [[Portsmouth]] zurück, und diesen folgte am [[1796#Januar.|2ten Januar]], Admiral Hervey, mit 9 Linienschiffen, mit welchen er bis dahin an der Französischen Küste gekreuzt hatte. Er brachte die ganze Transport-Flotte mit den Truppen und Munitionen, die noch auf der Insel Dieu geblieben waren, wieder nach [[England]] zurück, und es waren an der Französischen Küste und zwar bey der Insel Marceau blos die Kanonen-Schiffe unter dem [[Sir Sidney Smith]] zurück geblieben.
 
Der zwar ungewöhnlich gelinde, aber mit außerordentlichen und häufigen Sturmen begleitete, Winter hat in Ansehung der See-Operationen in den Europäischen Gewäßern dasjenige bewirkt, was auf dem festen Lande durch den verabredeten Waffenstillstand in Betref des bisherigen Hauptschauplatzes des Kriegs beschlossen worden, nämlich vorläufige Einstellung der Feindseligkeiten, wozu in Ansehung des See-Krieges noch kam, daß sich schon seit einigen Monaten weder aus [[Brest]], noch aus [[Lorient|l'Orient]], noch aus [[Toulon]], und eben so wenig aus [[Texel]], ein Französisches oder Holländisches Kriegsschif in See zeigte, welches zu befechten gewesen wäre. Einige der kleinen bloß auf Raub ausgehenden Kaper-Schiffe und Corvetten verdienen hier keine Erwähnung. Es befindet sich also seit Ende [[1795#Dezember.|Decembers]] die ungeheure Brittische Seemacht, die nach der neuesten Admiralitäts-Liste aus 170 [[Linienschiff]]en (von welchen 114 in Commißion stehen) 192 [[Fregatte]]n, 208 Schaluppen, und überhaupt aus 600 Seegeln besteht, größtentheils in den Häfen. [[Admiral Cornwallis]] kam schon am 20sten December mit 6 Linienschiffen nach [[Portsmouth]] zurück, und diesen folgte am [[1796#Januar.|2ten Januar]], Admiral Hervey, mit 9 Linienschiffen, mit welchen er bis dahin an der Französischen Küste gekreuzt hatte. Er brachte die ganze Transport-Flotte mit den Truppen und Munitionen, die noch auf der Insel Dieu geblieben waren, wieder nach [[England]] zurück, und es waren an der Französischen Küste und zwar bey der Insel Marceau blos die Kanonen-Schiffe unter dem [[Sir Sidney Smith]] zurück geblieben.
   
Aus der [[Nordsee|Nord-See]] war die Rußisch-Englische Division nach Deal zurückgekommen, und hatte bloß Fregatten an den Holländischen und Flandrischen Küsten zurückgelassen. Die ältesten Seeleute erinnerten sich nicht in der Nordsee jemals so stürmische Witterung gehabt zu haben, als die des abgewichenen Decembers gewesen. Die 23 Linien-Schiffe im [[Mittelmeer|Mittelländischen Meer]] hatten sich die Bucht von St. Fiorenzo auf [[Korsika|Corsica]] zu ihrem Winter-Aufenthalte gewählt. Es wurde zu [[Portsmouth]] unter dem [[Admiral Gardner]] zwar eine neue Division von 12 Linien-Schiffen in Bereitschaft gesetzt, um bey der [[Insel Quessant]] zu kreuzen, die Vereinigung der zu [[Brest]] und [[Lorient|l'Orient]] liegenden Flotten zu verhindern, und überhaupt der [[Brester Flotte]], von welcher ein Theil mit Truppen nach [[Westindien]] bestimmt seyn soll, daß Auslaufen zu wehren, aber diese Flotte war bis zum 15 Januar noch nicht von [[Portsmouth]] ausgelaufen, sollte aber nächstens absegeln.
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Aus der [[Nordsee|Nord-See]] war die Rußisch-Englische Division nach [[Deal]] zurückgekommen, und hatte bloß Fregatten an den Holländischen und Flandrischen Küsten zurückgelassen. Die ältesten Seeleute erinnerten sich nicht in der Nordsee jemals so stürmische Witterung gehabt zu haben, als die des abgewichenen Decembers gewesen. Die 23 Linien-Schiffe im [[Mittelmeer|Mittelländischen Meer]] hatten sich die Bucht von St. Fiorenzo auf [[Korsika|Corsica]] zu ihrem Winter-Aufenthalte gewählt. Es wurde zu [[Portsmouth]] unter dem [[Admiral Gardner]] zwar eine neue Division von 12 Linien-Schiffen in Bereitschaft gesetzt, um bey der [[Insel Quessant]] zu kreuzen, die Vereinigung der zu [[Brest]] und [[Lorient|l'Orient]] liegenden Flotten zu verhindern, und überhaupt der [[Brester Flotte]], von welcher ein Theil mit Truppen nach [[Westindien]] bestimmt seyn soll, daß Auslaufen zu wehren, aber diese Flotte war bis zum 15 Januar noch nicht von [[Portsmouth]] ausgelaufen, sollte aber nächstens absegeln.
   
Von allen See-Expeditionen, welche in dem Verlauf dieses Krieges veranstaltet worden, hat keine mehrere Verzögerungen und Mißgeschick erfahren, als die welche jetzt unter dem [[Hugh Cloberry Christian|Admiral Christian]] nach [[Westindien]] unter Wegs ist. Sie sollte schon vor Ende [[1795#August.|Augusts]] unter Segel gehn, und überhaupt 30,000 Mann dahin bringen, aber man hat bey weitem nicht die Hälfte dieser Zahl zusammengebracht, und als endlich ein Theil derselben im November auslief, wurde er von einem zerstöhrenden Sturme heimgesucht, und nach [[Portsmouth]] zurückgeworfen. Am 9ten December lief die ganze Flotte, über 200 Transportschiffe stark, mit einer Division von Kriegs-schiffen unter [[Hugh Cloberry Christian|Admiral Christian]] aufs neue aus, hatte aber vom 14 bis 18 December wieder fortdauernd sehr stürmisches Wetter, während welchem der Admiral von 218 Transportschiffen nur 183 beysammen behielt, und 35 Schiffe verschlagen wurden, die sich größtentheils nach [[Irland]] gerettet haben, aber für diese Expedition doch verloren sind. Man hat nachher noch ungünstigere Nachrichten von dieser Flotte, daß noch mehrere Schiffe von ihr getrennt worden wären, verbreitet, allein das Sichere ist, daß sie am 27 December mit ungefähr 180 Transportschiffen die weitere Reise nach [[Westindien]] fortgesetzt hat.
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Von allen See-Expeditionen, welche in dem Verlauf dieses Krieges veranstaltet worden, hat keine mehrere Verzögerungen und Mißgeschick erfahren, als die welche jetzt unter dem [[Hugh Cloberry Christian|Admiral Christian]] nach [[Westindien]] unter Wegs ist. Sie sollte schon vor Ende [[1795#August.|Augusts]] unter Segel gehn, und überhaupt 30,000 Mann dahin bringen, aber man hat bey weitem nicht die Hälfte dieser Zahl zusammengebracht, und als endlich ein Theil derselben im November auslief, wurde er von einem zerstöhrenden Sturme heimgesucht, und nach [[Portsmouth]] zurückgeworfen. Am 9ten December lief die ganze Flotte, über 200 Transportschiffe stark, mit einer Division von Kriegs-schiffen unter [[Hugh Cloberry Christian|Admiral Christian]] aufs neue aus, hatte aber vom 14 bis 18 December wieder fortdauernd sehr stürmisches Wetter, während welchem der Admiral von 218 Transportschiffen nur 183 beysammen behielt, und 35 Schiffe verschlagen wurden, die sich größtentheils nach [[Irland]] gerettet haben, aber für diese Expedition doch verloren sind. Man hat nachher noch ungünstigere Nachrichten von dieser Flotte, daß noch mehrere Schiffe von ihr getrennt worden wären, verbreitet, allein das Sichere ist, daß sie am 27 December mit ungefähr 180 Transportschiffen die weitere Reise nach [[Westindien]] fortgesetzt hat. </blockquote>
   
   
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<blockquote> <ref>Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1796.</ref>
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Die Geschichte des Seekriegs, und der Schiffart überhaupt, liefert aus dem Verlaufe der letzten vier Wochen folgendes. Die nach der [[Nordsee]] beorderten Escadern, der Admirale Duncan und Pringle kamen am 10ten April, wieder nach Deal zurück, und man weiß nun sicher, daß die, am 23sten Februar aus dem [[Texel]] gesegelte Holländische Flotte des Admirals Braak, nicht nach der Nordsee, sondern nach Ostindien gegangen ist. Von den an der Französischen Küste kreuzenden 3 kleinen Escadern der Commodore Warren, Sidney Smyth, und Pelew, weiß man aus Official-Berichten, daß die erste von einem aus [[Brest]] nach [[Lorient|l'Orient]] bestimmten Convoy eine große Fregatte von 36 Kanonen und 4 beladene Transportschiffe erbeutet hat, die übrigen retteten sich nach der nahen Küste. Zu gleicher Zeit trieb [[Commodore Smyth]] 9 bewafnete Französische Schiffe in die Bucht von Herqui, und verbrannte sie dort sämmtlich; trotz des Feuers welches die feindlichen Land-Batterien auf ihn machten. [[Sir Sydney]], unter dessen Befehlen der Prinz von Bouillon eine Anzahl bewafneter Schiffe an der Französischen Küste commandirt, hat auf der, der [[Insel Jersey]] gegen über gelegenen Französischen Küste, 150 [[Emigranten]] ausgesetzt, den [[Chouans]] auch vieles Pulver und Munition überbracht. Aehnliche Munitions-Zufuhren wurden den [[Chouans]] durch den [[Commodore Pelew]] überbracht. Die Flotten der [[Admirale Gardner]] und Harvey, deren erstere eine große Kauffarthey-Flotte bis zu einer sichern Höhe begleitet, letztere einen Kreuzzug bis in [[Quiberon-Bay]] und bey Belle-Isle gemacht hatte, kamen beyde zu Anfang Aprils nach [[Portsmouth]] zurück.
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Die Geschichte des Seekriegs, und der Schiffart überhaupt, liefert aus dem Verlaufe der letzten vier Wochen folgendes. Die nach der [[Nordsee]] beorderten Escadern, der Admirale Duncan und Pringle kamen am 10ten April, wieder nach [[Deal]] zurück, und man weiß nun sicher, daß die, am 23sten Februar aus dem [[Texel]] gesegelte Holländische Flotte des Admirals Braak, nicht nach der Nordsee, sondern nach Ostindien gegangen ist. Von den an der Französischen Küste kreuzenden 3 kleinen Escadern der Commodore Warren, Sidney Smyth, und Pelew, weiß man aus Official-Berichten, daß die erste von einem aus [[Brest]] nach [[Lorient|l'Orient]] bestimmten Convoy eine große Fregatte von 36 Kanonen und 4 beladene Transportschiffe erbeutet hat, die übrigen retteten sich nach der nahen Küste. Zu gleicher Zeit trieb [[Commodore Smyth]] 9 bewafnete Französische Schiffe in die Bucht von Herqui, und verbrannte sie dort sämmtlich; trotz des Feuers welches die feindlichen Land-Batterien auf ihn machten. [[Sir Sydney]], unter dessen Befehlen der Prinz von Bouillon eine Anzahl bewafneter Schiffe an der Französischen Küste commandirt, hat auf der, der [[Insel Jersey]] gegen über gelegenen Französischen Küste, 150 [[Emigranten]] ausgesetzt, den [[Chouans]] auch vieles Pulver und Munition überbracht. Aehnliche Munitions-Zufuhren wurden den [[Chouans]] durch den [[Commodore Pelew]] überbracht. Die Flotten der [[Admirale Gardner]] und Harvey, deren erstere eine große Kauffarthey-Flotte bis zu einer sichern Höhe begleitet, letztere einen Kreuzzug bis in [[Quiberon-Bay]] und bey Belle-Isle gemacht hatte, kamen beyde zu Anfang Aprils nach [[Portsmouth]] zurück.
   
 
Im [[Mittelmeer|Mittelländischen Meere]] hatte die Flotte unter Admiral Jarvis ihren Kreuzzug vor Toulon geendigt, und war am 23sten März wieder zu Livorno eingelaufen, nachdem sie einige ihrer beschädigten Schiffe nach Corsica geschickt hatte. Admiral Waldegrave, welcher daselbst eine besondere Division commandirt, hatte unterdeßen von der Rhede von Tunis, wegen einer, von dem dasigen Dey, für die Franzosen gezeigten Partheylichkeit, einige Französische Fregatten weggeholt, und solche als gute Prisen nach [[Korsika|Corsica]] geschickt. Der nach der Station an der Portugiesischen Küste schon vor 3 Monaten beorderte Admiral van de Put war endlich, in der Mitte Aprils, mit seiner Escadre segelfertig. Aus [[Lissabon|Lißabon]], [[Jamaica]], und den übrigen Westindischen Inseln waren Handlungs-Flotten in den Englischen Häfen angelangt. Durch den Tod des Ersten auf der brittischen Seeliste, des Admirals Forbes, wurde die ausgezeichnete Stelle eines Admirals der Flotte erledigt, und dem [[Lord Howe]] verliehen: Die von demselben bisher bekleidete Stelle eines Viceadmirals der Flotte, dagegen dem [[Lord Bridport]] ertheilt. Beyde sind als Sieger, der Französischen Seemacht, im gegenwärtigen Kriege bekannt. </blockquote>
 
Im [[Mittelmeer|Mittelländischen Meere]] hatte die Flotte unter Admiral Jarvis ihren Kreuzzug vor Toulon geendigt, und war am 23sten März wieder zu Livorno eingelaufen, nachdem sie einige ihrer beschädigten Schiffe nach Corsica geschickt hatte. Admiral Waldegrave, welcher daselbst eine besondere Division commandirt, hatte unterdeßen von der Rhede von Tunis, wegen einer, von dem dasigen Dey, für die Franzosen gezeigten Partheylichkeit, einige Französische Fregatten weggeholt, und solche als gute Prisen nach [[Korsika|Corsica]] geschickt. Der nach der Station an der Portugiesischen Küste schon vor 3 Monaten beorderte Admiral van de Put war endlich, in der Mitte Aprils, mit seiner Escadre segelfertig. Aus [[Lissabon|Lißabon]], [[Jamaica]], und den übrigen Westindischen Inseln waren Handlungs-Flotten in den Englischen Häfen angelangt. Durch den Tod des Ersten auf der brittischen Seeliste, des Admirals Forbes, wurde die ausgezeichnete Stelle eines Admirals der Flotte erledigt, und dem [[Lord Howe]] verliehen: Die von demselben bisher bekleidete Stelle eines Viceadmirals der Flotte, dagegen dem [[Lord Bridport]] ertheilt. Beyde sind als Sieger, der Französischen Seemacht, im gegenwärtigen Kriege bekannt. </blockquote>

Version vom 26. Oktober 2020, 10:13 Uhr


Nachrichten von Großbrittannien.

[Januar]

Der zwar ungewöhnlich gelinde, aber mit außerordentlichen und häufigen Sturmen begleitete, Winter hat in Ansehung der See-Operationen in den Europäischen Gewäßern dasjenige bewirkt, was auf dem festen Lande durch den verabredeten Waffenstillstand in Betref des bisherigen Hauptschauplatzes des Kriegs beschlossen worden, nämlich vorläufige Einstellung der Feindseligkeiten, wozu in Ansehung des See-Krieges noch kam, daß sich schon seit einigen Monaten weder aus Brest, noch aus l'Orient, noch aus Toulon, und eben so wenig aus Texel, ein Französisches oder Holländisches Kriegsschif in See zeigte, welches zu befechten gewesen wäre. Einige der kleinen bloß auf Raub ausgehenden Kaper-Schiffe und Corvetten verdienen hier keine Erwähnung. Es befindet sich also seit Ende Decembers die ungeheure Brittische Seemacht, die nach der neuesten Admiralitäts-Liste aus 170 Linienschiffen (von welchen 114 in Commißion stehen) 192 Fregatten, 208 Schaluppen, und überhaupt aus 600 Seegeln besteht, größtentheils in den Häfen. Admiral Cornwallis kam schon am 20sten December mit 6 Linienschiffen nach Portsmouth zurück, und diesen folgte am 2ten Januar, Admiral Hervey, mit 9 Linienschiffen, mit welchen er bis dahin an der Französischen Küste gekreuzt hatte. Er brachte die ganze Transport-Flotte mit den Truppen und Munitionen, die noch auf der Insel Dieu geblieben waren, wieder nach England zurück, und es waren an der Französischen Küste und zwar bey der Insel Marceau blos die Kanonen-Schiffe unter dem Sir Sidney Smith zurück geblieben.

Aus der Nord-See war die Rußisch-Englische Division nach Deal zurückgekommen, und hatte bloß Fregatten an den Holländischen und Flandrischen Küsten zurückgelassen. Die ältesten Seeleute erinnerten sich nicht in der Nordsee jemals so stürmische Witterung gehabt zu haben, als die des abgewichenen Decembers gewesen. Die 23 Linien-Schiffe im Mittelländischen Meer hatten sich die Bucht von St. Fiorenzo auf Corsica zu ihrem Winter-Aufenthalte gewählt. Es wurde zu Portsmouth unter dem Admiral Gardner zwar eine neue Division von 12 Linien-Schiffen in Bereitschaft gesetzt, um bey der Insel Quessant zu kreuzen, die Vereinigung der zu Brest und l'Orient liegenden Flotten zu verhindern, und überhaupt der Brester Flotte, von welcher ein Theil mit Truppen nach Westindien bestimmt seyn soll, daß Auslaufen zu wehren, aber diese Flotte war bis zum 15 Januar noch nicht von Portsmouth ausgelaufen, sollte aber nächstens absegeln.

Von allen See-Expeditionen, welche in dem Verlauf dieses Krieges veranstaltet worden, hat keine mehrere Verzögerungen und Mißgeschick erfahren, als die welche jetzt unter dem Admiral Christian nach Westindien unter Wegs ist. Sie sollte schon vor Ende Augusts unter Segel gehn, und überhaupt 30,000 Mann dahin bringen, aber man hat bey weitem nicht die Hälfte dieser Zahl zusammengebracht, und als endlich ein Theil derselben im November auslief, wurde er von einem zerstöhrenden Sturme heimgesucht, und nach Portsmouth zurückgeworfen. Am 9ten December lief die ganze Flotte, über 200 Transportschiffe stark, mit einer Division von Kriegs-schiffen unter Admiral Christian aufs neue aus, hatte aber vom 14 bis 18 December wieder fortdauernd sehr stürmisches Wetter, während welchem der Admiral von 218 Transportschiffen nur 183 beysammen behielt, und 35 Schiffe verschlagen wurden, die sich größtentheils nach Irland gerettet haben, aber für diese Expedition doch verloren sind. Man hat nachher noch ungünstigere Nachrichten von dieser Flotte, daß noch mehrere Schiffe von ihr getrennt worden wären, verbreitet, allein das Sichere ist, daß sie am 27 December mit ungefähr 180 Transportschiffen die weitere Reise nach Westindien fortgesetzt hat.



[April]

[1]

Die Geschichte des Seekriegs, und der Schiffart überhaupt, liefert aus dem Verlaufe der letzten vier Wochen folgendes. Die nach der Nordsee beorderten Escadern, der Admirale Duncan und Pringle kamen am 10ten April, wieder nach Deal zurück, und man weiß nun sicher, daß die, am 23sten Februar aus dem Texel gesegelte Holländische Flotte des Admirals Braak, nicht nach der Nordsee, sondern nach Ostindien gegangen ist. Von den an der Französischen Küste kreuzenden 3 kleinen Escadern der Commodore Warren, Sidney Smyth, und Pelew, weiß man aus Official-Berichten, daß die erste von einem aus Brest nach l'Orient bestimmten Convoy eine große Fregatte von 36 Kanonen und 4 beladene Transportschiffe erbeutet hat, die übrigen retteten sich nach der nahen Küste. Zu gleicher Zeit trieb Commodore Smyth 9 bewafnete Französische Schiffe in die Bucht von Herqui, und verbrannte sie dort sämmtlich; trotz des Feuers welches die feindlichen Land-Batterien auf ihn machten. Sir Sydney, unter dessen Befehlen der Prinz von Bouillon eine Anzahl bewafneter Schiffe an der Französischen Küste commandirt, hat auf der, der Insel Jersey gegen über gelegenen Französischen Küste, 150 Emigranten ausgesetzt, den Chouans auch vieles Pulver und Munition überbracht. Aehnliche Munitions-Zufuhren wurden den Chouans durch den Commodore Pelew überbracht. Die Flotten der Admirale Gardner und Harvey, deren erstere eine große Kauffarthey-Flotte bis zu einer sichern Höhe begleitet, letztere einen Kreuzzug bis in Quiberon-Bay und bey Belle-Isle gemacht hatte, kamen beyde zu Anfang Aprils nach Portsmouth zurück.

Im Mittelländischen Meere hatte die Flotte unter Admiral Jarvis ihren Kreuzzug vor Toulon geendigt, und war am 23sten März wieder zu Livorno eingelaufen, nachdem sie einige ihrer beschädigten Schiffe nach Corsica geschickt hatte. Admiral Waldegrave, welcher daselbst eine besondere Division commandirt, hatte unterdeßen von der Rhede von Tunis, wegen einer, von dem dasigen Dey, für die Franzosen gezeigten Partheylichkeit, einige Französische Fregatten weggeholt, und solche als gute Prisen nach Corsica geschickt. Der nach der Station an der Portugiesischen Küste schon vor 3 Monaten beorderte Admiral van de Put war endlich, in der Mitte Aprils, mit seiner Escadre segelfertig. Aus Lißabon, Jamaica, und den übrigen Westindischen Inseln waren Handlungs-Flotten in den Englischen Häfen angelangt. Durch den Tod des Ersten auf der brittischen Seeliste, des Admirals Forbes, wurde die ausgezeichnete Stelle eines Admirals der Flotte erledigt, und dem Lord Howe verliehen: Die von demselben bisher bekleidete Stelle eines Viceadmirals der Flotte, dagegen dem Lord Bridport ertheilt. Beyde sind als Sieger, der Französischen Seemacht, im gegenwärtigen Kriege bekannt.



Quellen.

  1. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1796.