Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Ausbruch des Kriegs gegen Schweden, von Seiten Rußlands, Dännemarks und dessen Alliirten.

[1]
Nachdem auf die Russische Kaiserl. Declaration (S. oben) vom 10ten Febr. von dem Könige von Schweden keine, oder keine befriedigende Antwort ertheilt war, rückte eine Russische Armee unter dem General, Grafen von Buxhöfden bei Nyslott, Abborforts xc. am 20sten Febr. über den Kymmene-Fluß in Schwedisch-Finnland ein. Die kleinen Schwedischen Posten und Besatzungen, zogen sich vor der andringenden Uebermacht einer Armee von 50000 Mann theils zurück, oder wurden nach einer tapfern aber fruchtlosen Gegenwehr zu Gefangenen gemacht. Nach Bestürmung der Verschanzungen bei Abborfors besetzten die Russen, in den ersten 6 Tagen, die Städte Lovisa, Borgo und St. Helsingfors, und marschirten in der heftigsten Winterjahrszeit gegen die Hauptstadt Abo, wo die Schweden den dasigen Theil der Scheeren Flotte in Brand steckten, damit sie den Russen nicht in die Hände fiele. Der Chef der Schwedischen Truppen in Finnland, General Klingsporr, hatte einstweilen sein Hauptquartier zu Tawastehuus genommen. Bei dem Vordringen des Generals Buxhöfden war eine Proclamation erschienen, worin den Finnländern angezeigt wurde, daß die Russen nicht als Feinde, sondern als Freunde kamen. Auf die Nachricht von dem Ausbruch der Feindseligkeiten hatte inzwischen der König von Schweden den Russischen Gesandten zu Stockholm, Hrn. von Alopeus arretiren lassen.

In Verbindung mit Rußland wurden zugleich von einer andern Seite alle Anstalten zum Kriege gegen Schweden getroffen. Am 8ten März brach der Prinz von Ponte-Corvo, Oberbefehlshaber der in Verbindung mit Dänischen Truppen gegen Schweden bestimmten Französisch-Spanisch-Holländischen Armee, die einstweilen aus 32000 Mann bestand, nach Seeland auf, wo er am 16ten auf einige Tage zu Friedrichsberg eintraf. Auf Schwedisches Eigenthum ward im Dänischen Beschlag gelegt, und außer andern Verfügungen wurden auch Kaperbriefe gegen Schwedische Schiffe ertheilt. Im Belte und im Sunde hatten sich einige Englische Kriegsschiffe gezeigt. Die weitre Entwickelung steht bevor.


Russisch-Kaiserl. Hofberichte über die Operationen der Armee in Finnland.

[2]
Die Eroberung des Schwedischen Finnlands, welches über eine halbe Million Einwohner enthält, ist, was die südlichen Haupttheile dieser weitläuftigen Provinz betrift, bis auf das Finnländische Gibraltar, die wichtige Seefestung Sweaborg, (auch dieses hat nach den neuesten Berichten schon capitulirt) von den Russen diesmal schneller als je vorher, nemlich: binnen einem Monat vollendet worden. Die Schweden waren unvorbereitet und zu schwach zum nachdrücklichen Widerstande.

Eine Beilage zu der St. Petersburger Hofzeitung vom 17ten März a. St. enthält nachstehende erste Relation über den Feldzug in Finnland: ---Vom Kriegsminister sind folgende Nachrichten über die Operationen der Finnländischen Armee unter dem Oberbefehle des Generals von der Infanterie, Grafen Buxhövden eingesandt worden.

In der am 10ten Februar dieses Jahrs erlassenen Declaration, waren die Grundlagen unserer lezten Relation mit dem Stockholmer Hofe, und die Unumgänglichkeit der in Folge dessen zu nehmenden Maaßregeln dargestellt. Kraft der Definitiv-Tractate, die zwischen Rußland und Schweden bestanden, wurde Se. Majestät, der König von Schweden, eingeladen, sich mit Rußland und Dännemark zu vereinigen, um England, bis zur Erreichung des Seefriedens, das Baltische Meer zu verschließen Die Antwort des Stockholmer Hofes entsprach weder den festgesetzten Verpflichtungen desselben, noch den Bewegungsgründen, welche diese Einladung veranlaßt hatten. Die lezte Verneinung desselben wurde endlich in der am 9ten Januar erhaltenen Note bestätigt. Nachdem alle Ueberzeugungsmittel erschöpft waren, blieb von dieser Zeit an nichts weiter übrig, als zu kriegerischen Maaßregeln die Zuflucht zu nehmen; es wurde beschlossen, ein besonderes Truppencorps anzustellen, und der Oberbefehl über dasselbe wurde dem General von der Infanterie, Grafen Buxhövden übertragen.

Schon war dieses Corps bereit, auf den ersten Befehl zu operiren, als Se. Kaiserliche Majestät noch immer erwarteten, daß Se. Majestät, der König von Schweden, nach genauer Prüfung aller Umstände dieser gemessenen, Grundsätzen zurückkehren und dem System beitreten werde, zu dem Er eingeladen wurde. Allein diese Erwartung war umsonst. Das Schweigen und die Zögerung des Stockholmer Hofes entschieden endlich für den Bruch Rußlands mit Schweden, und das Truppencorps unter dem Oberbefehle des Generals, Grafen Buxhövden, erhielt Ordre, gegen den Feind zu operiren. Bei Ergreifung der Waffen aus gerechten, und auf das wahre Interesse des Reichs gegründeten Rücksichten, wünschten jedoch Se. Kaiserliche Majestät nicht, die Ruhe der friedlichen Bewohner Finnlands zu stören, deren Wohlfahrt Ihnen eben so theuer, als die Ihrer eignen Unterthanen ist. In dieser Hinsicht wurde dem General, Grafen Buxhövden, der Befehl ertheilt, dieselben vor jeder Bedrückung zu schützen, und im Falle etwaniger Beleidigungen beim Durchmarsche unsrer Truppen, die Schuldigen ausfündig zu machen und sie hart zu bestrafen, den Beleidigten aber Genugthuung zu geben.

In Folge dieser Befehle rückte der General, Graf Buxhövden, nachdem er den Marsch der Truppen geordnet und die Verfolgung derselben so eingerichtet hatte, daß die Regimenter auf 10 Tage Proviant mit sich führten, auch dieselben, da gleich darauf noch eine gleiche Quantität Proviant ankam, bei ihrer ersten Bewegung versorgt waren, am 9ten Februar a St. auf folgende Art über die Gränze in Schwedisch-Finnland ein:

Den 9ten Februar. Unter dem Commando des Generallieutenants Fürsten Gortschakow rückte die 2te Abtheilung der 17ten Division gegen Aberfors vor. Es wurde ein Trompeter mit dem Antrage abgeschickt, unsere Truppen frei, und nicht als im Kriege begriffen, hinüber marschiren zu lassen. Da man keine befriedigende Antwort hierauf erhielt, so machte diese Abtheilung gegen über Aberfors Halt, und im Rücken der dort befindlichen Batterie wurde auf einem verdeckten Wege von dem Finnländischen Dragoner-Regiment der Staabscapitän Rjäsanow mit einer Escadron detaschirt. Dieser rückte muthig gegen die Batterie an und zwang den Feind, nachdem er mehrere Salven standhaft ausgehalten hatte, zu retiriren und 4 Kanonen zu hinterlassen. Bei dieser Gelegenheit ist der Staabs-Capitän Rjäsamow verwundet, zwei Dragoner sind getödtet und zwei blessirt worden. Auch auf der feindlichen Seite war der Verlust nicht grösser.

Hiernach marschirte sogleich unsere ganze Colonne, nach der erhaltenen Marschordre, über die Gränze.

Wegen des engen Weges und des tiefen Schnees konnte der General, Graf Buxhövden, die Stadt Lovisa nur erst gegen 6 Ihr Abends erreichen. Hier hatte der Feind an vortheilhaften Orten Piquets aufgestellt. Der Generalmajor Berg wurde mit einem Trompeter in die Stadt gesandt, um dem Stadtmagistrat und den Einwohnern zu erklären, daß unsere Truppen bei ihnen einrückten, ohne die geringsten feindlichen Absichten gegen die friedlichen Einwohner derselben zu haben, und daß, wenn die feindlichen Truppen die Stadt nicht räumten, sie sich die unglücklichen Folgen, welche entstehen könnten, wenn man von der Stadt mit gewaffneter Hand Besitz nehme, einzig selbst zuschreiben müßten. Wäre dieser Antrag nicht angenommen, so war der Plan, auf die zwei vor der Stadt befindlichen, von Stein erbauten Batterien eine falsche Attake zu machen, zugleich aber von der Seeseite diese Befestigungen zu umgehen und von der Stadt Besitz zu nehmen. Allein die Einwohner und der Magistrat drangen in den Befehlshaber des Schwedischen Detaschements, Obristlieutenant Munck, und baten ihn, daß er die Stadt räumen mögte, welcher er auch that Der General, Graf Buxhövden, rückte nun mit der Avantgarde in die Stadt ein, und wurde von dem Magistrat und den Einwohnern mit aller möglichen Freudensbezeugungen empfangen.

Das feindliche Detaschement machte, nach seinem Ausmarsch aus der Stadt, auf dem Felsen, auf dem Wege nach Borgö hin, Halt, worauf sogleich ein Detaschement Kosaken, Dragoner und Jäger beordert wurde, den Feind bis in die dunkle Nacht nach der Dorfschaft Pernau zu verfolgen. Hierbei wurden zwei unserer Kosaken verwundet; auf Schwedischer Seite wurde 1 Offizier getödtet und mehrere Gemeine verwundet, auch wurden 3 Mann zu Gefangnen gemacht. Der Generalmajor Tuschkow ging mit der unter seinem Befehl stehenden ersten Abtheilung der 17ten Division bei Strömfors, ohne die geringste Gegenwehr, über die Gränze. Denselben Abend gegen 8 Uhr kam die ganze Division auf den für sie bestimmten Plätzen an. In der Stadt Lovisa ist eine geringe Quantität von Fourage und Lebensmitteln, und im Hafen sind 8 Kauffahrteischiffe, und auf dem Werft ein noch im Bau begriffenes Schiff vorgefunden worden.

Den 10ten Februar. Die 1ste Abrheilung der 21sten Division, welche bei Rotzolo die Gränze zu passiren hatte, war beordert, den Feind aus Nuby zu verdrängen, und bloß ein Detaschement zur Beobachtung der Straße nach Tawasthus nachzulassen; die 17te Division hingegen hatte, weil an dem vorigen Tage der größte Theil der Regimenter über 50 Werst marschirt war, Rasttag. An diesem Tage wurde auch die Festung Schwartholm, die 8 Werst von der Küste liegt, recognoscirt.

Am 12ten Febr. kam es, (wie es in der umständlichen Relation im wesentlichen weiter heißt,) bei dem Dorfe Forsby mit dem Feinde zu einem Gefecht, der sich sehr tapfer und hartnäckig wehrte. Er ward indeß aus seiner Position vertrieben, und der Generalmajor Graf Orlow-Denissow besezte Forsby. Der Verlust von beiden Seiten war nicht bedeutend. Der ausgezeichnete Schwedische Oberst Stjernwall geriet in Russische Gefangenschaft.

Am 13ten Febr. ward das Hauptquartier nach Borgo verlegt.

Durch die Besitznahme dieser Stadt ist fast das ganze Kümenogradsche Gouvernement in unserm Besitz. Der Feind hatte, nach den zu dem General, Grafen Buxhövden, gelangten Nachrichten, seine ganze Macht in den befestigten Plätzen bei Helsingen zusammengezogen, und erwartete unsere Ankunft. Der General, Graf Buxhövden, berichtet, daß die heftigsten Fröste und der tiefe Schnee, durch den unsere Truppen haben marschiren und und sich einen Weg bahnen müssen, ihnen auf jedem Schritte neue Schwierigkeiten entgegen gestellt haben, daß sie aber, durch Eifer geleitet, alle Hindernisse überwunden, und den Feind überall geworfen und vertrieben haben, wo er sich nur ihrem raschen Vordringen entgegen setzen wollte, und dies an solchen Orten, die bei der jetzigen Jahrszeit für ganz unwegsam gehalten worden sind.

Am 14ten griff der Generalmajor Müller 2, 4 feindliche Bataillons und eine Escadron in dem Dorfe Orimatilo an. Ungeachtet des heftigen Angriffs, (heißt es in einem 2ten Hofbericht) hielt sich der Feind hartnäckig und unterhielt aus den Fenstern der von ihm besetzten Häuser und andrer Gebäude ein starkes Gewehrfeuer bis zum Anbruch des Tages. Dieser Widerstand nebst der damals anhaltenden strengen Kälte erbitterten unsere Soldaten so sehr, daß sie mit Wuth in das Dorf und selbst in die Bauerhäuser eindrangen, und sich mit dem Bajonnet auf den Feind warfen, der sich noch vertheidigte und sich hernach zurückzog. Am 17ten kam es bei dem Dorfe Okerais zu einem scharfen Gefecht, welches von 4 Uhr Nachmittags bis 12 Uhr des Nachts dauerte. Die Schweden hatten 58 Getödtete und 40 Verwundete, die sie alle mit fortnahmen. Gefangen genommen wurden, der schwer verwundete Major Essen, 4 Oberofficiers und 10 Gemeine. Unsrer Seits sind 4 Mann geblieben, und verwundet sind der Oberst Erickson, 5 andere Officiers und 52 Gemeine; vermißt sind 3 Jäger. In Helsingfors haben wir vorgefunden 18 Kanonen, 20000 Kanonenkugeln, 4000 Bomben und Granaten, 4550 Flinten xc. Jeder Gemeine, welcher den Feind mit aus Forsby vertrieben, hat ein Rubel Silber bekommen. Es sind 3 Linien von Russischen Hospitälern in Finnland für 1300, 2000 und 2500 Mann angelegt. -- In der Festung Schwartholm ergaben sich 800 Schweden mit einer zahlreichen Artillerie. General Klingspor sah sich genöthigt, Tawastehuus zu verlassen und sich nach Wasa zu ziehen, nachdem die Schwedischen Truppen nach einem Verlust von einigen hundert Mann, vergebens gesucht hatten, die Stadt Biörneborg zu vertheidigen.

Am 11ten März a. St. hielt der General, Graf von Buxhövden seinen feierlichen Einzug in die Hauptstadt des bisherigen Schwedischen Finnlands, in Abo, wo am folgenden Tage das Thronbesteigungs-Fest, des Russischen Monarchen gefeiert wurde. Diese Stadt, die zugleich der nördlichste Musensitz in Europa ist, enthält gegen 9000, Helsingfors gegen 3000, Louisa, Biorneborg xc. jedes gegen 2000 Einwohner.


Quellen.

  1. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
  2. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
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